Als erster halbwegs seriöser Beitrag zu dem Thema, was in der Bundesliga passieren muss, damit die Bayern auch mal wieder gefordert werden. Oder damit es vielleicht mal wieder einen anderen Meister gibt. Und ja Bayer Leverkusen gehört zu genau den Mannschaften, die dies schaffen müssen. Dabei gibt es natürlich kurzfristige und langfristige Ansätze. Der kurzfristige ist einfach: Behaltet Kai Havertz. Also zumindest noch für die eine Saison. Und dann muss man sich entscheiden, ob, so hart das klingt, man den nicht lieber ins Ausland verkauft... was natürlich am Ende Havertz entscheidet, es ist ja ein Transfer und kein Menschenhandel...
Langfristig muss man halt Tom Bartels ignorieren. Ich habe ehrlicher Weise nur die letzten 10 Minuten gesehen, aber dass Bartels den Leverkusenern verkaufen wollte, sie könnten auf ihre Leistung "stolz" sein, hat mich schon wieder aufgeregt. Warum? Weil man sich gegen die Bayern, die einige Gänge runter geschaltet haben einige Torchancen erarbeitet hat? Von denen man jede hätte nutzen müssen um das Spiel zu gewinnen?
Und ja, Kevin Volland bekommt den Titel "Gomez der Woche"... Wobei, so ungeschickt der über den Ball getreten hat, wäre das eine Beleidigung für das Original. Denn den Ball hat Gomez beim Versemmeln von Großchancen schon meistens getroffen.
Aber selbst wenn Volland das 1:2 macht. Also auch nur den Anschluss und nicht den Ausgleich... dann kommt Bayer dadurch nur bedingt zurück ins Spiel. Denn die Bayern haben ja gerade nach dem Re-Start nachgewiesen, dass sie nach ihren eingelegten Ruhephasen durchaus sofort wieder das Tempo anziehen können. Also praktisch hat man das im Halbfinale gesehen, wo Eintracht Frankfurt den Ausgleich erzielt, die Bayern aber humorlos 5. Minuten später wieder in Führung gehen. Wer also glaubt, dass die Bayern wirklich ins schwitzen kommen, wenn der Anschlusstreffer fällt, hat sich in den letzten Monaten so gar nicht mit Fußball beschäftigt. Also ja, Tom Bartels glaubt dies natürlich.
Wobei das Problem ja ein anderes ist: Tom Bartels ist halt mehr Verkäufer als Journalist. Der will den "paar Hanseln, die sich noch für Bayern erdrückende Dominanz interessieren" einreden, dass sie gerade wieder was ganz tolles gesehen haben. Dass Bayer nach einem grandiosen und tapferem Kampf knapp gescheitert ist... und nicht, dass das Finale nach 24 Minuten praktisch entschieden war. Das ist so ein allgemeines Problem bei Sportreportern. Anstatt uns zu erklären, was da wirklich auf dem Rasen passiert, erschaffen sie Szenarien, wie das Spiel nochmal spannend werden könnte. Auch wenn diese Szenarien extrem unrealistisch sind. Denn sie wollen halt, dass wir nicht abschalten.
Nebenbei ist das immer bei den RAN NFL Übertragungen am aller schlimmsten. Da werden ständig "Ein Touchdown, eine 2 Point Conversion und dann ein erfolgreicher Onside Kick, und schon haben wir ein spannendes Spiel" Szenarien in den Raum geworfen. Also für diejenigen, die keine Ahnung vom Football Vokabular haben: Die beschriebene Kombination klappt ein mal in 10.000 Versuchen...
Genug Medienkompetenztraining. Wo waren wir? Ach ja, Quo Vadis Bayer Leverkusen? Bayer muss sich eingestehen, dass sie verdammt weit weg davon waren die Bayern wirklich zu fordern. Man hat am Finale nur teilgenommen... und das auch nur, weil man im Halbfinale gegen einen Regionalligisten antreten durfte. Vorher Paderborn, Stuttgart und Union Berlin. Also ja, der "stärkste" Gegner war eine Mannschaft, die gerade ihre erste Bundesligasaison gespielt hat. Bei all dem Losglück war es echt keine Leistung ins Pokalfinale einzuziehen. Es sollte als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Und im Finale hat man dann versagt.
Genau so wie man in der entscheidenden Saisonphase gegen Schalke und die Hertha versagt hat. Man ist buchstäblich in die Europa League abgestiegen. Und das könnte bei der Personalie Havertz richtig schmerzhaft werden.
Dabei muss man sich damit beschäftigen, warum man nach dem herausragenden Re-Start (11:3 Tore und unter anderem gegen den direkten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach) so viel Schwung verloren hat. Und ja, nach dem 28. Spieltag sah Bayer Leverkusen wie der Topkandidat auf Platz 4 aus. Danach kamen aber "nur" noch 3 eher zähe Siege. Jetzt könnte man sich einreden, dass 63 Punkte und ein Torverhältnis von +17 seit 2004 immer für Platz 4 gereicht haben. Und das man ja eine richtig überragende Saison gespielt hat. Aber genau diese Selbstzufriedenheit hilft halt weder Bayer noch der Bundesliga weiter.
Es ist viel wichtiger rauszukriegen, warum man am Ende so eingebrochen ist. Und das war ja nicht nur der "Meine Zukunft beschäftigt mich gerade so sehr, dass ich mich nicht auf die Gegenwart konzentrieren kann" Havertz, der deutlich nachgelassen hat. Es war der gesamte Kader. Und klar, andere Mannschaften haben das noch schlechter hinbekommen. Das bedeutet aber halt nicht, dass man selber gut war.
Genau da muss die kritische Analyse der Saison anfangen. Die guten Nachrichten aus Leverkusen lauten: Wenn man sich die Benders so anhört, haben die das definitiv vor.
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