Donnerstag, 9. Juli 2020

Positionsbeschreibung: Bundesligatorwart

Wir unterbrechen die Quo Vadis Serie für eine andere, ebenfalls unwichtige Institution: Den Positionsbeschreibungen.
Also weil es sich ja schon in einen Quo Vadis Parts (Sollte Schalke 04 Geld für einen Torwart ausgeben?) hinein geschmuggelt hat und ich den Gedanken schon mehrfach hatte, wollte ich ihn mal festhalten: Wie wichtig sind eigentlich die meisten Bundesligatorhüter? Und dann wollte ich diese Frage mit ein paar "Fakten" hinterlegen.

Meiner Meinung nach ist es in 80% der Fälle ziemlich egal, wer wirklich im Tor steht. Also klar, man sollte keinen absoluten Vollpfosten zwischen den Pfosten stehen haben. Aber den wenigsten Bundesligisten geht es ja so. Das dichteste Beispiel für "Der ist halt nicht gut genug" war Tomas Koubek in Augsburg. Aber selbst da bleibt festzuhalten: Auch mit ihm stand Augsburg seit dem 10. Spieltag über den ominösen Strich. Obwohl man einen Torhüter auf der Linie hatte, der sehr viel Unruhe und Unsicherheit ausgestrahlt hat.
Genau diese Personalie zeigt aber, wie gefährlich es ist 7,5 Millionen Euro in einen Torwart zu investieren. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man hinterher nicht relevant besser da steht als vorher, ist verdammt hoch.

Und wenn man sich Torhüterleistungen über die Jahre anschaut, fällt einem auf, dass dieselben Spieler dann sehr unterschiedliche Leistungen bringen. Nehmen wir mal spaßeshalber Jiri Pavlenka. Die letzten 2 Jahre war das jemand, der an der internationalen Klasse gekratzt haben soll. Selbst in seinem schlechteren Jahr hatte er noch einen Notenschnitt von 2,85. Dieses Jahr kam er dann auf einen eher grausamen Schnitt von 3,17. Und es wurde darüber diskutiert, ob man den nicht "als Zeichen an die Mannschaft" auf die Bank setzen sollte.
Woran könnte das gelegen haben? Vielleicht daran, dass Niklas Moisander und Theodor Gebre Selassie mittlerweile halt alt geworden sind. Dass man sich mit Ömer Toprak ein eingeplanter Fixpunkt für die Defensive immer wieder verletzungsbedingt passen musste. Und das Davy Klaassen sich eine grausame Halbserie als Stabilisator im Mittelfeld gönnte. Als dies sorgte dafür, dass auch der vorher stabile Pavlenka von der allgemeinen Verunsicherung anstecken lies. Denn er ist halt doch kein Führungsspieler, sondern nur ein Mitläufer: Wenn es gut läuft, sieht er auch gut aus... sonst halt eher nicht so.
Ein anderes offensichtliches Beispiel hier für ist Alexander Nübel: Solange die Abwehr stabil stand, sah er aus wie der designierte Neuer-Nachfolger. Als um ihn herum alles zusammenbrach, ging auch er mit unter. Jetzt wird ihn auf Schalke niemand wirklich vermissen.

Genau so geht das halt bei fest allen Torhütern in unserer ersten Liga. Und das ist nicht mal was ungewöhnliches oder problematisches. Es ist nur etwas, dessen man sich bewusst sein muss. Nehmen wir als letztes Beispiel mal den Kader des SC Freiburgs: Dort teilten sich verletzungsbedingt Alexander Schwolow und Mark Flekken die Position zwischen den Pfosten. Und am Ende hat Flekken, also die eigentliche Nummer 2, sogar den etwas besseren Notenschnitt. Trotzdem wird über einen Wechsel von Schwolow für 8 Millionen Euro spekuliert.
Ich werfe hier mal folgende These in den Raum: Für Freiburg ist es vollkommen egal, wer von den beiden nächste Saison im Kasten steht. Wichtig ist, dass die defensiven Stabilisatoren Heintz, Günter und Koch bleiben. Nebenbei fällt einem dabei auf, wie fies die Notenverteilung im Kicker ist, denn das alle alle drei einen schlechteren Notenschnitt haben als alle Torhüter außer Kubek und Rune Jarstein, erscheint irgendwie unfair. Aber es gibt halt überhaupt nur 3 Verteidiger mit einem 2,X Notenschnitt. Vielleicht sollte man da mal als Kicker drüber nachdenken, ob man die falschen Ansprüche stellt. Gerade wenn man feststellen sollte, dass die Verteidiger am Ende wichtiger sind als die Torhüter.
Jedenfalls wird sowohl Schwolow als auch Flekken nächste Saison wesentlich schlechter aussehen, wenn die 3 erwähnten Verteidiger den Verein verlassen und der SC Freiburg sie nicht adäquat ersetzt bekommt. Denn sowohl Flekken als auch Schwolow sind ganz normale Bundesligatorhüter.

Dessen muss man sich halt bewusst sein, wenn sein Verein gerade einen neuen Torhüter suchen will oder muss: Es gibt da nur verdammt wenige, die wirklich einen Unterschied machen und solange man nicht komplett ins Klo greift, ist es ziemlich egal, wen man dann verpflichtet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen