Also sobald Länderspielreisen anstehen, fällt den Bundesliga-Managern auf, dass Reisen in Risikogebiete ein Problem sein werden. Und das die Nationalmannschaften dies auch machen werden. Ihr Grundslogan: "Wir stehen am Ende alleine da." Worauf ich doch sage: Selbst Schuld.
Hier gilt halt auch: Wenn die Bayern gesagt hätten: "Wir reisen nicht in ein Risikogebiet, um ein sinnloses Spiel auszutragen... entweder ihr verlegt das, oder sagt das ab." wäre das ein richtig heftiges Statement gewesen. Und wenn man dann noch auf den Deutschen Supercup verzichtet hätte. Aber da ging es ja um die eigenen Millionen. da kann man halt nichts machen.
Und hier ist das wirklich faszinierende: ein Jörg Schmadtke stimmt dann in den Klagegesang mit ein. Der Manager vom VfL Wolfsburg, der in den letzten Wochen mit seiner Truppe munter durch Europa getourt ist. Und klar, noch sind die Namen so unbekannt, dass keiner eine Ahnung hat, ob Tschernihiw
in einem Risikogebiet liegt, oder nicht. Aber es wird der Moment
kommen, wo unsere Europacup Mannschaften in einem Gebiet mit Reisewarnung antreten muss. Und dann wird es zu
keinem "Das ist zu riskant, das können wir nicht tun" geben. Aber immerhin muss man Schmadtke zu Gute halten, dass seine Mannschaft sich da am Ende raushält.
Dass Stefan Reuter und Michael Preetz sich kritisch dazu äußern, sehe ich ja noch ein. Die müssen halt nur innerhalb von Deutschland reisen. Aber ja, die Wahrscheinlichkeit, dass sich Xaver Schlager bei einem Länderspieleinsatz mit Corona infiziert, ist nicht wesentlich größer, als die Wahrscheinlichkeit, dass ihm das bei einem Europa League Einsatz passiert. Trotzdem wird sich nur über das eine beschwert, das andere ist alternativlos.
Das ist
ja das Dreiste an den Vereinen: Sobald es um ihre eigenen Millionen
geht, wird keinerlei Rücksicht genommen. Man bringt auch selber keine
relevanten Kompromissvorschläge ein. Also praktisches Beispiel: Wenn man
einfach ein Mal beschlossen hätte, auf jegliche Gruppenphasen zu
verzichten und wie früher komplett im K.O. Modus zu spielen um den Terminkalender
zu entspannen. Oder man verhindert zumindest, dass all die Champions League
Versager absteigen und streicht so die Zwischenrunde vorm
Achtelfinale... Stattdessen haben wir immer noch 15 Termine in 31 Wochen
für die Europa League reserviert. Also ohne die Qualifikation, die ja
schon munter lief. Dazu muss man bedenken, dass im Januar und über den
halben Februar keine internationalen Spiele angesetzt werden können,
weil man in gewissen Gebieten da einfach keine Jungen Männer in kurzen
Hosen über den Rasen jagen will. Also nicht wegen Covid, sondern wegen
den Temperaturen dort. Das haben unsere Großelten das letzte Mal
versucht und es ist bisher immer gescheitert... Und dann muss man noch 2 Wochen für die Länderspieltermine abziehen... Am Ende wird in jeder möglichen Woche Europacup gespielt. Und ja, wer sich den Rahmenterminkalender für 2021 anguckt, wird feststellen, dass die "englische Woche" da endgültig zur neuen Deutschen Norm wird...
Wir haben also 15 Termine, in denen haufenweise Mannschaften quer durch Europa geflogen werden. In der, weil man ja offensichtlich keine Ausweichtermine hat, es vollkommen egal ist, ob das Spiel in einem Risikogebiet stattfindet. Alles in dem "Hoffentlich geht das irgendwie gut." Modus.
Aber wenn sich Spieler, die ja wöchentlich getestet werden, das erste Mal seit 11 Monaten mit ihren Nationalmannschaften treffen, haben wir ein Problem. Das geht dann gar nicht. Da muss uns die Fifa schützen. Und dann wollen die auch noch nach Südamerika fliegen. Und die Vereine zahlen natürlich die Zeche.
Was nebenbei absoluter Bullshit ist. Also konkretes Beispiel Hertha und Matheus Cunha. Der junge Brasilianer wurde jetzt zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert wurde. Und die Hertha macht sich sorgen, dass sie davon nicht profitieren könnten.
Also klar, wenn Cunha hinterher für 8 Tage in Quarantäne muss, stimmt das kurzfristig sogar. Aber allein schon das der Angreifer nominiert worden ist, steigert doch seinen Marktwert um 5 Millionen Euro. Wenn der jetzt noch 4 Spiele macht, kann man ihn für 40 Millionen in die Permiere League verkaufen. Wenn er für Brasilien bei einer Weltmeisterschaft trifft, ist er 80 Millionen wert. Und selbst wenn die Summen Covid sei dank wirklich geringer ausfallen, steigert er immer noch seinen Marktwert.
Oh und er steigert die Reichweite der Hertha. Denn wenn er für Brasilien gut spielt, landet sein Verein auf ein Mal auf dem Radar der Brasilianischen Fußballfans. Die haben derzeit noch keinerlei Gründe Hertha zu folgen. Aber über Cunha kommt der Verein dort ins Gespräch. Und gegebenenfalls ins Fernsehen.
Hier ist das absurde: Fußballvereine verpflichten teilweise bewusst Spieler, um Märkte zu erschließen. Also hauptsächlich den "Quotenasiaten", weil China und Ostasien der größte Markt sind. Aber auch Südamerikaner steigern immer auch die Aufmerksamkeit eines Fußball verrückten Kontinents. Wenn diese Spieler dann aber als Markenbotschafter im patriotischen Dienst im Einsatz sind, soll das auf ein Mal ein Problem sein... Auch wenn sie indirekt Umsätze für ihre Klubmannschaft generieren.
All die Bundesliga-Manager sollten sich mal einer Sache bewusst werden: Dass Fußball weltweit der Sport Nummer 1 ist, hat verdammt viel mit den Nationalmannschaften zu tun. Mit der Pionierarbeit der Fifa damals vor fast 100 Jahren. Also praktisches Beispiel: Die erste Basketball-WM fand im Jahr 1950 statt. Da gab es schon die 4. Ausgabe des Fußballturniers. Und nur wegen des 2. Weltkrieges war man "erst" bei Nummer 4. Aber danach wurden die Welt- und Europameisterschaften dann zu unserem Kriegsersatz: Das eine Event, bei dem man seinen Nationalstolz mal so richtig ausleben und diese Franzosen in die Schranken weisen kann. Und solange man das bei solch harmlosen Spielen rauslässt, ist das wahrscheinlich sogar vernünftig.
Aber es waren immer die Nationalmannschaften, die die Grundlagen für den Boom legten. In Deutschland, weil man zu historisch geschickt gewählten Zeitpunkten Weltmeister wurde. Und weltweit, weil man durch dieses riesiger Turnier mit den Weltbesten Spielern neue Märkte erschlossen wurden. Also genau deswegen fand doch die WM 1994 in den USA und die 2002 in Südkorea und Japan statt. Und gerade wenn man sich anguckt, welche Märkte 2002 so erschlossen wurden. Da kann sich eigentlich keiner beschweren.
Die Fifa-Weltmeisterschaft ist das wichtigste Sportturnier nach den Olympischen Spielen.
Und im Gegensatz zu denen geht es bei Ersteren ausschließlich um
Fußball. Auf Platz 3 ist dann wahrscheinlich schon die
Europameisterschaft. Und das sind alles riesige Werbeplattformen, die
den Vereinsmannschaften quasi gratis zur Verfügung gestellt werden. Und
dann spielen sie noch in Stadien, die für solche Turniere gebaut und
entsprechend subventioniert wurden. Viele der schönen Stadien, in die die Fans heutzutage so zahlreich strömen, wurden doch für die WM Bewerbung 2006 gebaut oder renoviert. Mit zahlreichen Fördergeldern. Was auch gar kein Problem ist, man sollte es nur nicht vergessen. Vor allem, wenn demnächst wieder eine Europameisterschaft ansteht, in der dann die Stadien nochmal ein Update bekommen.
Wie kann man sich da beschweren,
wenn man auch im verfluchten 2020 2 Mal seine Spieler für diese
Werbemaßnahmen abstellen muss?
Und machen wir uns nichts vor: Ohne die Nationalmannschaften wäre die allgemeine Bedeutung des Fußballs wesentlich geringer. Und damit auch die Umsätze. Die könnte man, wie auch die Fernsehgelder, direkt mal halbieren. Denn ohne die erdrückenden Erfolge der deutschen Fußballnationalmannschaft gäbe es vielleicht sogar amerikanische Verhältnisse auf dem Deutschen Sportmarkt. Also das "es gibt mehrere große Sportarten nebeneinander und nicht nur die eine, die alles andere dominiert." Nur halt in einem wesentlich kleineren Markt.
Wenn sich Michael Preetz also fragt, was er und sein
Verein von den Abstellung seiner Starspieler hat, muss er einfach nur
mal auf die Gelder gucken, die ihm die Fernsehstationen aus In- und
Ausland überweisen. Oder die er vom Windhorst bekommt. Nur um das noch mal festzuhalten: Fußball ist in Deutschland der einzige Sport, in dem ein Investor 150 Millionen Euro pumpt, weil er davon ausgeht, dass er mehr Geld wieder rausbekommt. Ohne die Nationalmannschaften würde Hertha vielleicht 20 von ihm bekommen.
Aber anscheinend haben nicht nur Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß einen Horizont, der nicht über den eigenen Tellerrand hinaus geht. Anscheinend glauben wirklich alle Manager, dass sie sich dieses Milliardengeschäft Fußball ganz alleine und nur auf dem Rücken der Vereine aufgebaut haben.
Wobei man an der Stelle festhalten muss, dass die Bayern gerade tatsächlich die Füße stillhalten. Immerhin. Aber die haben wahrscheinlich auch schon auf den Spielplan geguckt und fest gestellt: Wir müssen jede Verschnaufpause, die wir kriegen können, mitnehmen... und praktisch sind Länderspiele Verschnaufpausen.
Im Wesentlichen gibt es 2 Varianten: Entweder man sagt alle internationalen Events ab, weil einem das während Corona zu riskant ist. Man spart sich die Reisen auf Vereins- und Nationalmannschafts-Ebene. Aber das ist natürlich keine Option, weil es ja um die Millionenverträge, die eingehalten werden müssen, geht.
Oder man sagt: Internationale Reisen für Fußballer sind zwar riskant, aber wir können halt gerade nicht drauf verzichten. Die Show muss halt weiter gehen. Beide Entscheidungen muss man dann halt in aller Konsequenz treffen. Und nicht nur den Teil akzeptieren, von dem man selber profitiert.
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