Freitag, 13. November 2020

Das Problem an der Causa Moukoko

 Wie man es macht, macht man es falsch.

Also ja, es fühlt sich falsch an den Namen eines 15 jährigen Jungen zu kennen und in einem Blog über Fußball anzubringen. Vor allem, weil ich den Namen ja nicht erst seit gestern auf dem Radar hab. Auf Moukokos Bundesligadebüt wartet man schon seit 2019...

Andererseits kann man ihn halt auch nicht einfach ignorieren. Und die Debatte geht ja eigentlich um etwas Größeres.

Also wichtige Ankündigung: Die nun folgende Abhandlung ist eine Reaktion auf diese Sportschau Doku "Der Jugendtrend und seine Schattenseiten". Es dürfte also hilfreich sein, wenn man diese Doku vorher gesehen hat.

Das Problem dabei ist halt, dass diese Doku sehr einseitig auf potenzielle Probleme bei extrem jungen Fußballprofis hinweist. Und das ist ja auch vernünftig. Man könnte aber auch mal erwähnen, dass es für jeden "Freddy Adu", der als Riesentalent am Ende gnadenlos gescheitert ist, eine Lionel Messi gibt, dem es nicht geschadet hat mit 17 Jahren schon Champions League zu spielen. 

Das beginnt halt schon mit den "Erfahrungsberichten" von Michael Sternkopf. Der ist mit 18 Bundesligaprofi geworden und dann viel zu früh zu den Bayern gegangen. Zum einen stellt niemand die Frage, ob jetzt 18 jährige Bundesliga spielen dürfen, nur weil es auch da Menschen gab, denen das nicht gut getan hat.

Vor allem wäre es für eine Doku dann allerdings auch spannend einen Thomas Müller zu dem Thema zu befragen. Der ist ja auch jungen Jahren bei den Bayern Profi geworden. Wurde mit 20 Stammspieler beim Rekordmeister. Er schaffte also genau den Schritt, den Sternkopf nicht geschafft hat. Nur um zu erwähnen, dass es möglich ist.

Und das ist kein Vorwurf an Sternkopf, es geht nur darum darzustellen, wie komplex dieses Problem ist. Die Entscheidung, die bei ihm die komplett falsche war, war bei Müller die komplett richtige.

Dabei sind die Bayern natürlich ein Extrembeispiel, weil dort traditionell viele Talente zu früh hin wechseln und dann scheitern. Aber wenn man den Fokus etwas weiter stellt, fällt einem auf, dass es dieses Problem auch in der Gesamten Bundesliga gibt. Da tauchen immer wieder 18 jährige Talente auf, die dann später in der Versenkung verschwinden. Damit kann man wunderbare Bilderserien füllen. Und der Name Sternkopf beweist halt auch, dass dies kein "neues Phänomen im immer schnelllebigeren Fußballgeschäft ist".

Also ja, Moukoko kann scheitern und das nächste unvollendete Versprechen des Fußballs werden. Aber dies kann ihm passieren, wenn er nach der Länderspielpause mit 16 Jahren und 1 Tag einen uneinholbaren Rekord aufstellt... oder wenn die Liga beschließt, dass man ihn noch mindestens ein Jahr lang warten lässt. 

Allein schon weil die Entwicklung von jungen Menschen halt selten linear und noch seltener nach Plan verläuft. Und weil man sich immer verletzen kann. 

Was mich an der Doku aber am meisten stört, ist, dass es von allen so dargestellt wird, als wenn es zwingend eine schlechte Entscheidung sein muss, wenn diese eine Ausnahmeerscheinung diesen Weg geht. Und klar, dass man kritisch nachfragt ist vollkommen richtig und wichtig. Und es wäre auch schön, wenn ein Jugendkoordinator Lars Ricken (der ja selber wissen sollte, wie es sich auswirkt, wenn man zu früh zu viel Ruhm bekommt) sich zu dem Thema äußert und darlegt, wie der Plan mit Moukoko genau aussieht. Sei es mit einer Limitierung seiner Einsatzmöglichkeiten auf ein Spiel die Woche, damit er im übervollen Spielplan nicht gleich komplett durchdrehen muss. Oder sei es mit einer zwischenzeitlichen "Beförderung" in die Regionalliga...

Aber man könnte auch in der Doku mal darauf hinweisen, dass es für den Jungen vielleicht auch nicht das Beste ist, wenn er in der Jugend bleibt. Denn eines wird ja gerade deutlich: Unter Kindern ist dieser Spieler chronisch unterfordert. Der ist halt so überlegen, dass er dort alles platt macht. Wenn der nicht mindestens 3 Tore erzielt, hat er ein für seine Verhältnisse beschissenes Spiel abgeliefert. Deswegen kommt er auf 10 Tore nach 3 Spielen.

Diesen Jungen jetzt 2 Jahre in der U19 spielen zu lassen, damit er dann 500 Tore in der Bundesliga-West erzielt hat, kann nicht der Plan sein. Und auch das kann nicht gut für die Entwicklung von Moukoko sein. Und für die seiner Mitspieler auch nicht.

Auf diese Ausnahmesituation mit einer Sonderreglung zu reagieren, ist die einzige mögliche Entscheidung. Das einzige, was ich mir von Dortmunds Seite aus wünschen würde, ist da: Dass man ihn erst Mal für 2-3 Wochen in der Regionalliga testet... also den nächsten logischen Schritt in einer normalen Entwicklung machen lässt.

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