Dienstag, 14. März 2023

Das zeigt sich schon wieder die Verlogenheit der europäischen Vereine

 Damit muss man auch mal das Grundproblem von Gianni Infantino festhalten: Er richtet seine Politik nicht nach den europäischen Verbänden und Vereinen aus. Was für ein Arschloch! Wie kann der nur als Fifa den Fußball auf anderen Kontinenten in den Fokus nehmen! Das dürfen doch nur wir Europäer. WIR entscheiden, wann wir da hinfliegen und welche Brotkrümel die abbekommen.

Also kurz der Reihe nach: Die Fifa hat gerade etwas Unfassbares herausgefunden. Ein derart gut verstecktes Geheimnis, dass das eigentlich nur der CIA herausbekommen kann: Bei Dreiergruppen kann es zu Ergebnisabsprachen kommen. NO SHIT SHERLOCK! Das logische und eigentlich immer feststehende Ergebnis: Wir steigen doch wieder auf Vierergruppen und ein Sechzehntelfinale um. 

Also jetzt mal ganz ehrlich: Spätestens 2030 wäre das eh gekommen, weil alle gemerkt hätten, wie beschissen Dreiergruppen sind. Es ist gut, dass ihnen das jetzt schon aufgefallen ist. Es war immer klar, dass es wieder auf Vierergruppen hinauslaufen würde. Das ist einfach der praktikabelste und fairste Turniermodus.

Jetzt kommen aber schon die ersten und warnen vor der Zusatzbelastung. Diese eine furchtbare Spiel mehr, welches man jetzt absolvieren muss, um Weltmeister zu werden. Das betrifft jetzt sogar uns Deutsche, obwohl wir in der Vorrunde ausscheiden! Das geht gar nicht.

Ähm.. warum? Also, mit welchem Recht regen sich die europäischen Vereine, die gerade die Anzahl der Gruppenspiele in der Champions League von 6 auf 8 erhöht haben, über dieses eine Spiel auf? Mal eine ganz einfache Mathematik: Dies ist die erste Erweiterung des WM-Spielplanes seit 1998. Damals gab es zwar schon eine Vorrunde in der Champions League, aber kein Achtelfinale. Man brauchte als 11 Spiele, um das Finale dramatisch zu verlieren. Danach wurde eine (immerhin wieder abgeschaffte) Zwischenrunde eingeführt und es wurden 17 Spiele, die ohne großes Jammern ausgetragen wurden. Dann hatte man sich auf 13 Spiele geeinigt, aber die werden jetzt, obwohl das eigentlich ein wirklich gesundes Maß war, auf 15 erweitert. Einfach so und ohne, dass darüber groß gejammert wird. 

In der Champions League kamen also in diesem Zeitrahmen 4 Spiele dazu, bei der WM ist es ein Einziges. Was ist jetzt schlimmer? Nebenbei müsste man auch mal herauskriegen, ob die Erweiterung des Teilnehmerfeldes vielleicht sogar die Qualifikation verkürzt. Das ist nebenbei etwas, was ich als Fifa und UEFA immer als Kompromiss anbieten würde: Hey, wir vergrößern das Turnier im Sommer, dafür kürzen wir die Qualifikation auf 4er- anstatt den 6er-Gruppen und wir schaffen dadurch mehr Freiraum. Aber man muss ja auch fair sein, dass auch die Fifa nur bedingt kompromissbereit ist.

Der nächste "lustige" Fakt ist ja die "Zusatzbelastung". Aber hier muss die Frage gestellt werden: Stimmt das wirklich, wenn das Turnier auf 40 Tage gestreckt wird. Nur um das mal durchzurechnen: Die letzte WM wurde in 28 Tagen durchgeprügelt. Vom 20.11. bis 18.12.. In diesen 28 Tagen absolvierte Argentinien seine 7 Spiele. Genau genommen waren es sogar nur 26 Tage, weil man erst am dritten Turniertag einsteigen durfte. Man spielte also alle 3,7 Tage. Für den Gastgeber wären es alle 4 Tage gewesen. Wenn man das Turnier jetzt auf 40 Tage streckt. Dann bedeutet das, dass man im Durchschnitt alle 5 Tage ein Spiel hat. Oder, wenn man später einsteigt, alle 4,3 Tage. Also ja, man hat ein zusätzliches Spiel, aber man hat auch mehr Zeit zum Regenerieren. 

Nun muss man natürlich erst auf den finalen Spielplan warten, um wirklich durchzugehen, ob die Zeit zwischen den Spielen signifikant länger ist. Aber theoretisch wird es dadurch machbar, den Spielern längere Pausen zu geben. Praktisch sollte zwischen jedem Gruppenspiel ein Ruhetag mehr liegen. Das ist doch etwas Gutes.

Mal so als Einschub an der Stelle: Der Plan der neuen Champions League ist es ja, die zusätzlichen Termine in den Dezember und Januar zu legen. Was auch nur bedeutet: Deren Plan ist es (hoffentlich sehr sehr bald, Fuck Putin) unsere jungen Männer im Januar und Februar nach Russland zu schicken. Oder nach Skandinavien. Ihr wisst schon: All diese Länder, in denen man im Januar eigentlich kein Fußball spielen kann, weshalb die Mannschaften aus diesen Regionen schon derzeit am 6. Spieltag der Gruppenphase ein Auswärtsspiel haben.

Nebenbei wird sich über das Reisen durch die Zeitzonen aufgeregt. Wenn aber ein Profi im Januar von Porto nach Moskau fliegen muss, sind die +4 Stunden und das komplett andere Klima auch egal. Wenn das für die Profivereine eingeführt wird, ist das alles kein Problem. Aber wehe, die Fifa will ein Spiel mehr haben!!! Da profitieren dann halt hauptsächlich die kleinen Verbände dran, da haben wir nichts von. Das geht so nicht.

Und ja, die Fifa ist und bleibt ein korrupter Haufen. Ich will die auf keinen Fall entlasten. Ich will nur mal feststellen, dass die nicht die einzigen Bösewichte, die den Fußball kaputt machen, sind. Das würden die europäischen Spitzenvereine auch ganz alleine hinbekommen. Sie bekommen es sogar viel besser hin.

Da kann man ja auch wunderbar das Beispiel Klub-WM nutzen: Für die europäischen Vereine ist das eine furchtbare Idee, weil es ein zusätzlicher Wettbewerb ist. Da muss man dann dran teilnehmen. Für alle anderen Vereine von den anderen Kontinenten ist es eine Möglichkeit sich mit den größten Vereinen der Welt in einem Pflichtspiel zu messen. Also etwas, was sie derzeit einfach nicht haben. 

Nur mal so als Frage: Wann gab es zuletzt das Duell Boca Juniors gegen Real Madrid? Das war im Jahr 2000. Es war ja auch das einzige Aufeinandertreffen dieser beiden Traditionsvereine.
Wir jammern ja sonst immer, dass es immer dieselben Duelle gibt, die ewig recycelt werden. Genau das könnte dieser Wettbewerb aufbrechen. Und klar, uns Europäern sind diese Ansetzungen egal. Aber kurzer Spoiler: Wir sind global gesehen eine Minderheit. Dementsprechend muss nicht jede Entscheidung nach unserem Gusto gefällt werden.

Dazu schießen sich die Europäer halt weiter argumentativ in den Fuß, wenn sie den ganzen Sommer lang eh durch die Welt fliegen. Also selbst ein Thomas Tuchel muss sich jetzt ja von Graham Potter vorwerfen lassen, dass er die Mannschaft dank einer katastrophalen Vorbereitung in einem dürftigen Zustand hinterlassen hat. Das liegt aber auch definitiv daran, dass Tuchel im Sommer Freundschaftsspiele gegen America durchführen lassen musste. Um 4 Uhr morgens MEZ. Um nochmal darauf hinzuweisen, wie absurd das Zeitzonen-Argument ist...

Was spricht jetzt dagegen, diese Klub-WM als Vorbereitungsturnier zu betrachten? Klar, für die anderen ist es DAS HIGHLIGHT des Jahres. Aber für einen selber ist es halt nur die Promotour, die man im Sommer eh plant. Man hat halt dieses Mal nur selber nicht die Planung in der Hand. Dafür fährt man dann aber gemeinsam an einen Ort, kann sich also theoretisch in der Vorbereitung mit besserer Konkurrenz messen. Und das Spotlight dürfte auch etwas größer werden.

Da fällt einem aber wieder auf, wie kolonialistisch die Politik der europäischen Vereine ist: wenn wir Europäer nach unseren Bedingungen und zu unseren Konditionen nach Asien oder Amerika fliegen, um unseren Umsatz zu steigern, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das möglich zu machen. Und wenn man als Zeche in der Premiere League nur 10. wird, dann ist das halt so. Wenn diese Länder sich dann aber erdreisten UNS einzuladen und zu sagen "Ihr kommt jetzt zu unserer Veranstaltung, von der wir etwas haben", dann ist das ein Problem und leider nicht umsetzbar.

Aber das kommt jetzt halt auf uns zurück: Die Beliebtheit dieses Sports ist in den anderen Kontinenten jetzt so weit gestiegen, dass dies auch ein ernst zunehmender Markt ist. Und dieser Markt will jetzt halt auch an den Spielen teilnehmen. Deswegen muss man auf ein Mal über eine Klub-WM reden. Das ist natürlich ein logistisches Problem, aber halt auch eine logische Konsequenz. Denn natürlich wollen sich die Vereine aus diesen wachsenden Regionen dann auch mit den Besten der Besten in Pflichtspielen messen.

Aber wie immer wird bei jeglicher Berichtserstattung nur auf uns und unsere Bedürfnisse geschaut. Niemand fragt sich, wie geil es für die anderen wäre, wenn dieses Turnier stattfindet. Oder wenn sie an einer Weltmeisterschaft teilnehmen können.

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