Mittwoch, 30. Juli 2025

Zurück zur Bundesliga

 Wo die 2. und 3. Liga schon fast wieder anfangen.

Aber ich muss doch noch kurz erwähnen, dass die Kulisse bei Brasilien - Uruguay echt traurig war. Die spielten in einem 40.000er-Stadion, in dem vielleicht 2.000 Fans auf der Gegentribüne saßen. In den Kurven und hinter dem Tor saß niemand. Das Spiel war zu schnell entschieden, als dass ich dafür die ganze Nacht wach bleibe, aber die 15 Minuten, die ich gesehen habe, waren sehr unterhaltsam. Marta kann da aber immer noch mithalten. Ich habe aber zu wenig Überblick über dieses Turnier, um mehr als einen Absatz zu schreiben.

Also doch wieder Bundesliga. Und eine extrem verspätete Reaktion zum "Trainerbeben" im Sommer. Denn da hat sich ja doch einiges bewegt. Ole Werner ist zu RB LeipzigHorst Steffen übernimmt für den in BremenErik ten Haag heuert bei Bayer Leverkusen an. Paul Simonis bei der anderen Werkself in WolfsburgSandro Wagner geht zum FC Augsburg. Und Lukas Kwasiok übernimmt beim Aufsteiger in Köln

Ein Drittel der Liga hat einen neuen Trainer. Aber das sind allesamt relativ innovative Lösungen. Die einzigen "Langweiler" sind die Leipziger, die sich mit Werner den wahrscheinlich besten jungen deutschen Trainer sicherten. Werner wollte Werder ja von sich aus nach der Saison entlassen und wurde nur deswegen beurlaubt.

Bayer Leverkusen holt mit Erik ten Haag den einzigen Trainer mit einem internationalen Profil. Dazu ist er der einzige Trainer, der auf seiner letzten Station ganz klassisch entlassen wurde. In Leverkusen sind die Ansprüche nach Xabi Alonso halt andere.

Dass man den neuen Trainer nicht beim Arbeitsamt sucht, ist nicht unbedingt neu. Es gab ja schon den Sommer 2021, in dem Oliver GlasnerAdi Hütter und Marco Rose innerhalb der Bundesliga wechselten. Das war aber nur bedingt erfolgreich.

Was diese Situation jetzt besonders macht, ist, dass Ole Werner als einziger bereits Bundesligaerfahrung auf der Trainerbank sammeln konnte. Der Rest folgt aber nicht dem einen offensichtlichen Trend.

Sandro Wagner hat sich irgendwie zum heißesten Trainertalent gemausert, ohne jemals wirklich in diesem Job zu arbeiten. Aber als Co-Kommentator war der gut. Sein einziger wirklicher Arbeitsnachweis ist ein Aufstieg in die dritte Liga mit der SpVgg Unterhachingen. Aber er verzichtete dort darauf, seine Fähigkeit auf einem höheren Niveau nachzuweisen und wurde stattdessen Co-Trainer beim DFB. Ein Job, bei dem niemand so wirklich weiß, was man da tut und wie viel Einfluss man da hat. Aber er saß neben Rudi Völler auf der Bank, dessen Heiligenschein färbt anscheinend ab.
Man muss aber grundlegend festhalten, dass Wagner im Wesentlichen überall im Gespräch war, weil er als Experte so freundlich und kompetent wirkte. Jetzt muss er unter den überraschend schwierigen Bedingungen nachweisen, dass es nicht nur heiße Luft war, sondern er auch in der Praxis eine Spielidee entwickeln kann. Denn das soll ja der Anspruch in Augsburg sein, wo man mit dem markanten Assi-Fußball der letzten Jahre nicht mehr so wirklich zufrieden ist und raus aus der grauen Maus Image will. Einfach und solide den Klassenerhalt erarbeiten, wird da also nicht reichen.
Und ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung, ob das ein gigantischer Crash oder ein faszinierendes Projekt wird. Beides ist möglich.

Horst Steffen und Lukas Kwasiok haben am ehesten einen vergleichbaren Werdegang. Und das nicht nur, weil beide im Saarland angestellt waren. Die waren im Jahr 2020 also Nachbarn und haben sich den Trainingsplatz geteilt, während der eine bei Elversberg und der andere in Saarbrücken angestellt ist. Und ja, ich gehe fest davon aus, dass das Saarland zu klein für 2 getrennte Trainingsplätze ist...

Danach haben aber beide in relativ kleinen Vereinen mit bescheidenen Mitteln konstant gut gearbeitet. Kwasniok folgte auf Steffen Baumgart. An dessen Übererfolg mit dem Aufstieg kam er nicht ganz ran, aber er etablierte die Mannschaft im oberen Drittel. 4 Jahre zwischen Platz 7 und 4 klingen vielleicht nicht nach viel, aber es war die konstanteste Phase der Vereinsgeschichte. Wenn man bedenkt, dass die Paderborner jedes Jahr ihre besten Spieler verkaufen und einen Transferüberschuss erwirtschaften mussten, ist das eine beeindruckende Leistung. Aber es fehlte halt der Glaube, dass er mit diesem Verein aufsteigen kann und er wollte doch in die Bundesliga... möglichst mit dem Ausblick auf einen Klassenerhalt, während Paderborn ja bisher immer auf Platz 18 landete...

Die Leistungen von Horst Steffen waren viel beeindruckender. Er führte den SV 07 Elversberg von der Regionalliga in die Relegation zur Bundesliga. Das schwierigste war dabei aus dem Nadelöhr Regionalliga auszubrechen. Das ist normalerweise der Moment, wo man bei Anstoß 3 die Schwierigkeit hochstellt. Was Steffen über einen Wechsel in die Bundesliga auch macht. Er entscheidet sich aber für den Hardcore Modus, weil er bei Werder Bremen ja in relativer Ruhe arbeiten kann... und wenn er ein Mal 8. wird, verehren die ihn auf Ewigkeiten.

Beide haben nachgewiesen, dass sie in der 2. Liga sehr gute Arbeit abliefern können. Jetzt müssen sie aber nachweisen, ob sie dies auch in der Bundesliga können. Die Frage ist im Wesentlichen, ob sie der nächste Andre Breitenreiter oder der nächste Baumgart werden. Sie wären nicht die ersten Trainer, für die die Bundesliga dann doch eine Nummer zu groß ist, aber es gibt auch genügend positive Beispiele.

Paul Simonis ist quasi dasselbe Prinzip auf Niederländisch. Der hat seine gute Vorarbeit im Ausland abgeliefert. Aber das halt wirklich in der niederländischen Provinz bei Go Ahead Eagles. Er hat auch nur eine einzige Saison als Cheftrainer im Lebenslauf stehen, sein Aufstieg zum Bundesligatrainer ging also extrem schnell. Das war also wirklich ein "Wen haben die da verpflichtet" Moment für mich. Da hat die Scoutingabteilung entweder überragende Arbeit geleistet... oder sie haben einfach mit einem Dartpfeil auf die Europakarte geworfen. Gibt es eine "Random Coach Entry" Option auf Transfermarkt.de? 

Was diese Verpflichtungen vereint? Sie sind mutig und innovativ. Man hätte ja auch bei Marco Rose oder Roger Schmidt anrufen können, da hätte man gewusst, was man bekommt. Bo Svensson und Jess Thorup haben schon bewiesen, dass sie im Abstiegskampf erfolgreich bestehen können. Köln war ja kurz davor, Friedhelm Funkel davon zu überzeugen, weiterzumachen. Man ist also immer nur kurz davor, doch rückfällig zu werden.

Für den Optimisten in mir sind das gute Nachrichten. Das Trainerkarussell dreht sich doch immer schneller. Also es wirft die Kandidaten am Rand schneller ab und sortiert sie aus. Eine Karriere wie die von Bruno Labbadia, der immer wieder ordentliche, aber nie überragende, Arbeit abgeliefert hat und so auf 7 Trainerstationen in der Bundesliga kommt, wird es nicht mehr geben. Ein Florian Kohfeldt beweist dagegen, wie schnell man plötzlich nur noch zweitklassige Angebote bekommt.

Die einzige Ausnahme könnte da Niko Kovač sein. Aber, und das ist ein wichtiger Unterschied, dieser Kovač ist "erst" auf seiner 4. Station in der Liga und er hat 3 relevante Titel geholt. Und auch für ihn dürfte die Luft eng werden, wenn er in Dortmund dieses Jahr nicht liefert. Also nicht nur als Dortmund Trainer, sondern als Trainer im Allgemeinen.

Für die Bundesliga als Ganzes kann es nur gut sein, dass man die mittelmäßigen Trainer schneller aussortiert und stattdessen neuen Talenten die Möglichkeit gibt, sich zu beweisen. Denn das sollte das allgemeine Niveau auf der Bank heben. 

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