Donnerstag, 24. Juli 2025

Das war besser, als erwartet.

 Also was die Deutsche Mannschaft so abgeliefert hat. Wo ich ja sonst immer der überkritische Zyniker bin, muss ich das auch einfach mal anerkennen. Am besten verdeutlicht man die allgemeine Leistungssteigerung an Franziska Kett: Zu Beginn des Turniers konnte sie sich nicht gegen Sarai Linder durchsetzen. Das ist, wenn man sich daran erinnert, wie leicht die Schwedinnen über die linke Seite durchbrachen, nicht das beste Vorbereitungs-Zeugnis ist. Verletzungen und Sperren spülten sie dann in die Startelf. Das machte sie auch gut, aber gegen Spanien sah es dann doch so aus, als müsste sie Lehrgeld zahlen. Aber sie biss sich regelrecht in die Zweikämpfe und damit auch ins Spiel.

Das sind genau die Geschichten, für die ich solche Turniere liebe. Und Kett wird das persönlich extrem weiterhelfen, dass jetzt alle wissen, dass sie auf diesem Niveau mithalten kann. 

Nebenbei war es doch der Spielverlauf, den ich vorhergesagt habe: Spanien spielte ruhig und dominant, bis die Deutschen irgendwann den entscheidenden Fehler machen, weil sie Kraft doch nachließ. Nur erzielten sie das Tor 50 Minuten später als erwartet. Dass ausgerechnet Ann-Katrin Berger diesen Fehler begeht, ist absurd. Aber eines muss man der Frau lassen: Die hat Eier. Sich direkt danach vor ein Mikro zu stellen und den Fehler anzunehmen, bracht verdammt viel Charakter. Und sie sagt auch direkt, dass es dann egal ist, wie viele Bälle man vorher abgewehrt hat. Beeindruckend.

Und wer jetzt all die deutschen Chancen als Argument gegen meine Prognose nimmt: Cata Coll musste in der 63. Minute ihre erste Parade des laufenden Turniers zeigen. (Ja, die war in der Vorrunde noch krank...) Klara Bühl hatte vorher eine große Chance, schießt aber vorbei. Wenn man Weltklasse sein will, muss man den machen. Der zweite Abschluss in Halbzeit 1 kam aber aus einer Abseitsposition. Was den Kommentator nicht davon abhielt, das auch als Torchance aufzuzählen, um sich die Statistik schönzureden.

Aber ja: Deutschland hätte das Spiel in der Schlussphase gewinnen können. Sie haben eine richtig starke Leistung angeboten. Man hätte aber nur durch einen Lucky Punch gewonnen. Dass dies im Fußball immer möglich ist, macht den Sport so faszinierend. 

Im anderen Halbfinale gewann dann Bayer Leverkusen. Ja, die spielen heimlich mit, tragen aber England-Trikots. Wir reden von der 2024er-Version der Werkself. Wobei selbst die nicht dieses absurde Selbstverständnis haben. Die Engländerinnen wissen, dass sie die deutlich fittere Mannschaft sind. Sie können das Tempo weiterhin hochhalten, wenn die Gegnerinnen deutlich nachlassen. Das wurde gegen Italien noch deutlicher, als bisher. Und sie bringen dann in der 77. Minute mit Chloe Kelly eine frische Unterschiedspielerin. England hat genau deswegen schon 5 Tore ab der 80. Minute erzielt. Nur so als Vergleich: Deutschland oder Italien kommen insgesamt auf 6 Tore.

Haben sie sich dieses Mal wirklich bis zur allerletzten Minute Zeit gelassen? Definitiv. Für mich war aber definitiv eher die Frage, "wann" die treffen, nicht "ob".

Und auch der Elfmeter, über den sich die Italienerinnen so aufregen, obwohl sie ihn in der gegnerischen Hälfte vehement gefordert hätten: Das war primär das Resultat der extremen Müdigkeit, als ein Fehler der Schiedsrichterin. Dass nach dem logischen Fehlschuss 2 Engländerinnen zum Ball stürmen, während die Italiener einfach nicht mehr hinterherkommen, ist auch bezeichnend.

Das führt jetzt zu einer wirklich interessanten Ansetzung. Das sind definitiv die beiden besten Mannschaften des Turniers. Die eine Mannschaft spielt den Gegner mit einer stoischen Ruhe müde. Die andere kämpft den Gegner kaputt. Beide treffen jetzt auf ein Team, gegen den dieser Ansatz logisch nicht funktionieren kann. Die offene Frage ist, ob sich physische oder technische Überlegenheit durchsetzen kann. Ich würde ja den besseren Jokern den Zuschlag geben, aber auch da haben beide Mannschaften starke Optionen.

Aber was diesem Turnier noch fehlt, ist ein Selma Paralluelo Treffer. Die macht in der Schlussphase das entscheidende Tor.

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