Donnerstag, 30. November 2023

Rudi Völler hat das dümmste gemacht, was er je gemacht hat.

 Und das soll schon was heißen... denn der ist einer der absoluten Hall of Shamer dieses Blogs. Der wird schon nichts Schlimmes gemacht haben. Also nichts Schlimmeres. 

Also außer den designierten nächsten Arbeitgeber von Thomas "Ich kann im Fernsehen nicht mehr so reden, wie zu Hause" Gottschalk zu besuchen. Im DFB-Outfit. Also theoretisch wichtigster Pressesprecher des Verbandes. Und als Ikone.

Wie schlimm ist die Lage? Nun ja, die TAZ wendet sich gegen Rudi Nationale. Und nicht nur das Feuilleton wendet sich zumindest in kleinen Teilen von ihm ab... selbst die größten Traditionsfans unter den Medienanstalten von 11 Freunde hinterfragt ihn kritisch. Die schwärmen doch sonst eher für derartiger Charaktere.

Rudi Völler ist also beim rechtsextremen Verschwörungssender Nius aufgetreten. Der Medienplattform, die Julian Reichelt eine eigene Sendung gibt. Wir waren den fast los. Bei Nius werden die Folgen des Klimawandels verharmlost und dann gegen die Asylbewerber geherzt.

Das ist perspektivisch gesehen total clever, denn der Klimawandel führt dann ja zu den nächsten Asylbewerbern, weil man in noch mehr Ländern der Erde einfach keine Landwirtschaft mehr betreiben kann. Ein erfolgreiches Aufhalten des Klimawandels könnte denen also die Schlagzeilen in 30 oder 40 Jahren kosten. Das kann ja nicht gewollt sein. Die schaffen sich jetzt schon ihre Existenzberechtigung im Jahr 2055.

Und Rudi setzt sich da hin, um mit Waldemar Hartmann über die gute, alte Zeit zu quatschen. Eine weitere Gestalt, die wir schon fast losgeworden sind. Und er gibt damit all den anderen Verschwörungstheoretikern und Rassisten mehr Legitimität. Denn jeder, der jetzt über Rudi da reinzappt und hinterher beim Reichelt hängen bleibt, wird sich ja denken: Wenn so jemand wie der Rudi da zu Gast ist, müssen die ja seriös sein.

Nur um die widersprüchlichen Interessen deutlich zu machen: Ein Blick auf den Twitter Account von Nius reicht, um zu erkennen, dass die mit der Angst vor der Überfremdung Auflagen generieren. Das sind genau die Organisationen, die diese Stimmung manifestieren. Wenn ich dann nach dem Rudi Interview die tägliche Dosis Rassismus in schnell verdaulichen Häppchen verabreicht wird und dich danach dann auf Bilder der Deutschen U 19 Nationalmannschaft stolpere...  dann müssen die sich die heranwachsenden, Deutschland richtig gut vertretenden Männer mit rassistischen Kommentaren beschäftigen. Weil es halt nicht reicht als in Deutschland geborener für Deutschland richtig gute Leistungen zu bringen, man muss auch noch richtig Deutsch aussehen. Und Rudi, der eigentlich primär dagegen angehen sollte, trägt da indirekt seinen Beitrag mit bei. 

Die Rassisten beweisen nebenbei mal, wie unfassbar dumm die sind. Denn einer der Lieblingskommentar unter den Bildern der Jungen mit Migrationshintergrund ist ja "Das haben wir jetzt von Merkels 'Wir schaffen das!'" Falls ihr jemanden kennt, der mit diesem Scheiß um die Ecke kommt, könnt ihr den wunderbar mit Fakten verwirren. Denn Merkels "Wir schaffen das!" stammt aus dem Jahr 2015. Die aktuelle Generation an U 19 Spielern wurde 2006 geboren. Durch die Bank. Solange also keiner von den durch die humanitäre Krise nach Deutschland gekommenen Menschen zeitnah eine Zeitmaschine erfindet, um dann in der Vergangenheit hier einen Sohn zu zeugen, hatte diese Krise keinerlei Einfluss auf den aktuellen Kader. 

Wenn ihr wirklich jemanden die Schuld für diesen Kader geben wollt, dann müsst ihr schon bei Jean Löring anfangen. Jean Who? Nun ja, den mittlerweile verstorbenen Mäzen und Präsidenten von Fortuna Köln. Also der war schon damals Mäzen, als das noch "cool" und "traditionell" war. Und der hat 1992 Charles Akonnor aus Ghana verpflichtet. Akonnor hat dann die nächsten 13 Jahre in Deutschland verbracht und anscheinend kurz vor seinem Wechsel nach Dänemark mit einer deutschen Frau einen deutsch-ghanaischen Sohn gezeugt. Dieser Sohn heißt Charles Herrmann und spielt jetzt für Borussia Dortmund und eben die Deutsche U 19.

Die eine gute Nachricht für alle die Rassisten ist ja, dass, wie hier letztens ausgeführt wurde, vielleicht 2 von den da jetzt auflaufenden Spielern am Ende auch im Herrenbereich den Adler auf der Brust tragen werden... Das ist also alles nur halb so wild...

Und nur um das auch nochmal verdeutlichen: keiner von den durch die Flüchtlingskrise ans Land gespülten Kinder wird für eine Deutsche Jugendnationalmannschaft auflaufen. Jedenfalls nicht so einfach. Denn die bekommen alle nur eine Aufenthaltsgenehmigung und keinen Personalausweis. Um den etwas weiteren Fokus zu nutzen: Nura wurde zum Popstar, aber hat immer noch keinen Deutschen Pass. Immerhin hat sie mittlerweile eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und muss sich nicht mehr regelmäßig beim Amt melden, nachdem sie Millionärin geworden ist. Also zumindest gehe ich davon aus, dass bei SXTN eine Million für sie rumgekommen sein sollte.

Natürlich wird es für talentierte Fußballer einfacher werden, einen deutschen Pass zu bekommen. Schließlich hat das selbst bei Paolo Rink damals geklappt. Aber der sah halt auch zu Deutsch aus, um ein Brasilianer zu sein... und hat zumindest im Nationalmannschaftstrikot auch richtig deutsch gespielt. Aber es ist eben kein Selbstläufer, dass diese Kinder dann irgendwann für Deutschland spielen dürfen.

Nebenbei, und auch das muss nochmal festgehalten werden, hat ein in Essen geborener Leroy Sané wesentlich mehr Probleme als ein in Gliwice geborener Lukas Podolski oder ein in Opole geborener Miroslav Klose

Aber dass die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile einen derart diversen Hintergrund hat, hat nichts mit Merkels Flüchtlingspolitik zu tun, sondern ist das ganz logische und ganz normale Ergebnis von der Globalisierung und der allgemeinen Ausbeutung, von der wir im Großen und Ganzen doch sehr profitiert haben.
Wenn man sich bewusst wird, dass mit Souleymane Sané und Charles Akonnor bereits 2 ehemalige Bundesligaspieler deutsche Nationalspieler gezeugt haben, dürfte das Bosman-Urteil einen größeren Einfluss auf die Nationalmannschaft haben, als das "Wir schaffen das". Also zumindest für die nächsten 15 Jahre.

Aber schlagen wir den Bogen zurück zu Rudi Völler: Worauf man jetzt ja vergeblich wartet, ist eine Reaktion vom DFB. Es gibt keine Einordnung und keine Kritik an diesem Auftritt. Die hoffen einfach nur, dass das unbemerkt vorbeizieht. Das ist ja genau die Reaktion, die man von starken Führungspersönlichkeiten sehen will. Aber die werden den Zusammenhang zwischen "Wir legitimieren mit unserer Präsenz rassistische Plattformen" und "Unsere Nationalspieler werden rassistisch beleidigt" nicht erkennen. Da war also auch nicht mehr zu erwarten.

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