Mittwoch, 6. Juli 2022

Almuth Schult stellt eine interessante Frage in den Raum:

 Ist es überhaupt richtig, ständig von Frauen-Turnieren zu sprechen, wenn es doch eigentlich auch nur ein Fußballturnier ist?

Und das ist dann eine Frage, die wirklich schwierig zu beantworten ist. Das fängt schon direkt damit an, dass Schult selber den Begriff Frau an der Stelle als "Abwertung" betrachtet. Kann man es nicht einfach als Abgrenzung zum doch recht pervers gewordenen Männerfußball sehen? Wie ich bereits gestern erörtert habe, sollten die Ultras sich eigentlich auf dieses Turnier freuen, gerade weil es anders wird, als die Turniere, die sie sonst zu sehen bekommen. 

Bei all der Korruption, den Menschenrechtsverletzungen, der Verschwendung von Steuergeldern und den homophoben Staatspräsidenten, die so ein Männerturnier mit sich bringt, will man doch gar nicht "mit DENEN" in einen Topf geworfen werden. Und ja, ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass man diese schöne, alte Welt viel mehr in den Vordergrund stellen sollte. Dieses "Hier gibt es all das noch" in die Promo einbauen sollte. 

Laura Freigang sagte dazu ja letztens, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist, dass das alles eine Nummer kleiner ist, weil der Sport dadurch auch unbeschwerter ist. Und sagt halt wörtlich, dass man damit seine eigene Position stärken. Jetzt hat man die Chance, seine eigene Identität als schönstes und wichtigstes Turnier in diesem Sommer zu finden. Aber gerade auch, weil halt so wenige Männer am Start sind.

Dazu geht Schults Vorschlag ja vollkommen gegen den allgemeinen Trend der Feminist*innen. Deren Ziel ist es ja sonst, die Leistungen und Möglichkeiten der Frauen sprachlich sichtbar zu machen und dadurch eine Veränderung in der Gesellschaft zu erreichen. Also das Gendern ist nicht das Ziel, sondern das Werkzeug.

Also machen wir es mal konkret: Als Junge bekommt man mit 11 Jahren mit, dass solche großen und tollen Turniere im Sommer stattfinden. Da sitzt man dann mit riesigen Augen vorm Fernseher und will da irgendwann auch mitmachen. Und 3 Tage später meldet man sich beim Fußballverein um die Ecke an... nur um 3 Wochen später zu erkennen, dass es für die Nationalmannschaft wohl nicht reichen wird. So lief das zumindest damals bei mir.

Wenn ich aber 1996 ein deutsches Mädchen gewesen wäre... hätte ich niemals mitbekommen, dass solche Turniere auch für mich ausgetragen werden, weil der Frauenfußball damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Mir wurde dieser Traum, dass ich auch an so einem Turnier teilnehmen kann, nicht in den Hinterkopf gepflanzt.

Nun hat sich seit damals ja schon einiges getan. Also zwischenzeitlich in Deutschland und mittlerweile in der restlichen Welt, die "uns" den Status als in Europa führende Frauenfußballnation gerade abgenommen haben. Aber an den derzeit geführten Debatten (und dem Fakt, dass der DFB zu der Hälfte der Verbände gehört, die nicht dieselben Prämien zahlen), sieht man ja, dass noch einiges an Weg vor "uns" liegt. Aber der jetzigen Generation an 11-Jährigen ganz selbstverständlich zu vermitteln, dass sie dabei sein können, könnte ein wichtiger Schritt sein. Dafür kann man aber halt auch die Sprache benutzen.

Wenn wir den Sexismus irgendwann überwunden haben und die Frauen dann überhaupt noch mit den furchtbaren Männerturnieren in einem Atemzug genannt werden wollen, dann können wir diese Details wirklich nur an den Jahreszahlen festmachen. Also ja, das Ziel ist ganz klar Almuth Schults Vision, dass wir einfach über Fußball reden. Die spannende Frage bleibt aber: Wie erreichen wir dieses Ziel?

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