Montag, 8. Oktober 2018

Worst of des "Am Ende steigst du aus und würdest am liebsten in den Kübel kotzen" Wochenendes

Da stellt sich ja eigentlich nur eine Frage: Woher wusste Michael Gregoritsch, wie der Oktoberfest-Ausflug der Bayern enden würde?

Aber selbst denen ist jetzt passiert, was anscheinend allen passiert: Sie waren als Tabellen-Zweiter hoffnungslos überfordert.
Es gibt ja Dinge, die sich sachlich nachvollziehen lassen. Also dass man die Krise einleitet, in dem man, von der Gesamtsituation gelangweilt, zu schludrig mit seinen Chancen umgeht. Oder dass Arjen Robben und Franck Ribery inzwischen vielleicht doch zu alt für den Scheiß sind und den Bayern deswegen jetzt die Kingsley Coman Verletzung richtig schmerzt. Aber dann spielst du halt wenigstens 0:0...
Die Art und Weise, wie die Bayern bei allen 3 Gegentoren Spalier standen. Dass ein Thiago tief in der gegnerischen Hälfte den Ball verliert. Dass Niklas Süle und Mats Hummels sich denken "Och, wir haben Manuel Neuer im Tor, da kann ich die gegnerischen Angreifer schon schießen lassen... da wird doch nichts passieren"... Und vor allem, als absoluter Höhepunkte: Was macht Hummels eigentlich vor dem 3:0? Klar, Leon Goretzka springt da auch etwas unmotiviert unter dem Ball vorbei. Aber Hummels sagt sich danach anscheinend "Ich hab da jetzt keinen Bock drauf..."

Nur um das mal zu verdeutlichen: die Nürnberger müssen sich ja derzeit auch gefühlt im Wochenrhythmus vorwerfen lassen, dass sie nicht genügend Widerstand leisten um ein Debakel zu verhindern. Aber das ist wenigstens eine junge, unerfahrene Truppe. Die zusammen weniger Bundesligaspiele auf dem Buckel haben dürfte als Hummels alleine. Da kann man das halbwegs nachvollziehen... Die einzige wirklich Erklärung für Hummels Verteidigungs-Konzept beim 0:3 war ein "ach, ist mir doch egal, ob wir hier noch ein Gegentor kriegen." Also einfach nur wenn man sich die Körpersprache in der Szene anguckt. Die buchstäbliche Trägheit, mit der er in die falsche Richtung unterwegs ist.

Nebenbei wollte ich an der Stelle nochmal darauf hinweisen, wer frühzeitig darauf hingewiesen hat, dass das "Projekt Niko Kovac" praktisch auf Grund der überhöhten Erwartungen von vorne herein zum scheitern verurteilt ist. Denn wenn man eigentlich schon im Juli nur vom Champions League Finale spricht, obwohl seine Mannschaft da krasser Außenseiter ist, wird jede kleinere Krise in der "Selbstverständlich dominieren wir dort" Bundesliga untragbar.
Und praktisch gesehen ist das, was dort gerade passiert, relativ normal. Die Mannschaft befindet sich halt mitten im Umbruch. Sie muss sich auf Grund dieses Umbruchs auch selber neu orientieren: Weg vom "Die Hinrunde ist eigentlich nur zum einspielen da" hin zum "Verdammt, diese Gurkentruppen fordern uns auf ein Mal, da müssen wir doch richtig fokussiert spielen". Und da kommt dann halt mal so eine Serie bei raus. Wenn sie jetzt aber den Fokus wieder schärfen, wird es zumindest in der Bundesliga wieder bergauf gehen. Aber das wird halt nicht reichen um die Saison als Erfolg zu verkaufen.
Nebenbei ist es auch schön, dass der Kicker darauf hinweist, dass selbst ein Jupp Heynckes zum Ende der Saison (siehe Pokal-Finale) die Probleme nicht mehr kaschieren konnte. Aber trotzdem dachten Hoeneß und Rummenigge, dass sie dieses Jahr wieder um den Champions League Titel mitspielen können... und formulierten dies als klare Ansage.

Einen Schritt weiter sind da ja schon die Stuttgarter. Auch hier sei darauf hingewiesen, wer vor 2 Wochen darauf hingewiesen hat, dass die Situation auf Schalke eine andere ist, weil man dort komplett von seinem Trainer überzeugt ist... Korkut war genau genommen immer nur die Zwischenlösung für Markus Weinzierl... Er war aber halt als Zwischenlösung so gut, dass man den Vertrag verlängern musste, obwohl man genau genommen nie wirklich von ihm überzeugt war. Aber die Ergebnisse zwingen einem halt...
Genau so wie die Ergebnisse einen dazu gezwungen haben den Trainer nicht schon nach dem Sieg gegen Bremen zu entlassen. Weil halt das Angebotene nach dem Ergebnis und nicht nach der Leistung bewertet haben. Und Fußball ist halt (wie Stuttgart und Schalke in der letzten Rückrunde bewiesen haben) der ultimative "Du kannst schlechter spielen als der Gegner und trotzdem gewinnen" Sport.
Faszinierender Weise wurden ja auch hier die Dortmunder dafür kritisiert (und ja, es werden nur die Positiven Dinge verlinkt, den Rest müsst ihr selber suchen...), dass sie mit Peter Stöger genau das durchgezogen haben. Die haben einerseits die zumindest grundlegend vernünftigen (am Ende reichte es für die Champions League) Ergebnisse gesehen. Sie kamen aber auch frühzeitig zu dem Schluss, dass das Zustande kommen dieser Ergebnisse nicht den Vorstellungen des Vereines entsprechen. Und entsprechend reagiert. Jetzt hat Lucien Favre dann keine 100 Tage gebraucht, damit die Abwehr wieder wie zu besten Peter Bosz Zeiten aussieht... nur dass man jetzt mit Paco Alcacer einen Stürmer hat, bei dem das egal ist. Und genau so soll ja Fußball a la BvB aussehen... oder so ähnlich.

Um den weiten Bogen zu den Stuttgartern zu spannen: Eigentlich war abzusehen, dass Korkut die Vorrunde nicht überstehen würde. Also einerseits auf Grund der Geschichte des Vereins, der immer in dieser Phase den Trainer entlassen. Andererseits auf Grund der überhöhten Erwartungen nach der glücklichen Rückrunde unter Korkut. Aber halt auch weil Korkut bisher immer nur seine Mannschaften stabilisiert hat, es aber nie geschafft hat ihnen eine klare Offensiv-Identität zu geben. Obwohl er jetzt in Stuttgart eine Elf bestehend aus guten (ja, Gomez ist ein Guter) und jungen Angreifern zur Verfügung steht. Und dass es Korkut schwer fallen würde für diese Offensivmischung eine funktionierendes Umfeld zu schaffen, hat sich bereits letztes Jahr angekündigt.
Am Ende wäre es für alle Beteiligten echt besser gewesen, wenn man sich im Sommer einvernehmlich getrennt hätte... Aber dafür hätte man sich ja nicht von den Ergebnissen blenden lassen dürfen... So war der Verlauf wirklich absehbar.

Ungefähr so, wie es jetzt schon abzusehen ist, dass Bruno Labbadia im Herbst 2019 Probleme bekommen wird. Also um mich da mal wirklich weit aus dem Fenster zu lehnen. Erinnert ihr euch noch an das "Der Trainer ist der schlimmste Feind der Mannschaft", welches Scherzhaft aus Wolfsburg zu hören war, als man dort noch gewonnen hat? Weil der Labbadia die Mannschaft so sehr gequält hat, dass sie jetzt in der Lage sein sollte, nachzulegen? Derzeit sieht es zwar so aus, als würde man in Wolfsburg Fortschritte erleben... Was aber auch keine Kunst ist. Problematisch wird es, wenn diese Fortschritte auf einem ernüchternden 9. Platz enden... und Labbadia dann nächstes Jahr seine Spieler wieder so quälen wird... Dann ist es spannend zu sehen, wie viele da wirklich mitziehen. Aber das nur als extrem waghalsige Prognose für die nächste Saison...

Wo wir schon bei Trainern sind: Es gibt ja eine Sache, die ich an Rudi Völler wirklich schätze. Also obwohl ich ihn sonst so gar nicht mag. Aber wie sehr der Völler seine Trainer stützt, ist schon großartig. Das hat er schon bei Roger Schmidt nachgewiesen, obwohl sich am Ende echt niemand mehr sicher war, dass der Mann den Verein wirklich voran gebracht hat. Und jetzt macht er es bei Heiko Herrlich wieder, wenn der uns seinen Stillstand als Fortschritt verkauft. Also falls es wenigstens Stillstand wäre... genau genommen...
Hier sind die 2 wichtigsten Sätze von Herrlich zum Wochenende: 1.) "Hier einen Punkt mitzunehmen, ist immer ein Erfolg." 2.) "Es war eine sehr engagierte Leistung."
Und so Leid mir das tut, eigentlich muss er gerade für den ersten Satz entlassen werden. Schließlich hat er nicht in Dortmund oder Leipzig gespielt, sondern in Freiburg. Und dann hat er sich in Freiburg eine einzige (oder nach Ansicht von Christian Streich nicht mal das) Torchance erspielt. Wenn man als Leverkusen den Anspruch hat sich für das Internationale Geschäft zu qualifizieren, ist das viel zu wenig. Und wenn man dann als Trainer dieses "viel zu wenig" als "Errungenschaft" und "Erfolg" verkauft, wird es wirklich problematisch. Also wenn Herrlich wirklich Pech hat, glaubt ihm seine Mannschaft das...
Andererseits behauptet Völler direkt danach: "Heiko holt alles aus der Mannschaft raus." Wenn er das wirklich so sieht, muss er selbst zurücktreten und/oder den Manager entlassen. Denn dann wurde Herrlich eine Mannschaft zur Verfügung gestellt, mit denen man die ursprünglichen Saisonziele definitiv nicht erreichen kann... Also wenn das wirklich "alles" war, was in der Mannschaft steckte, spielt sie dieses Jahr nicht gegen, sondern um den Abstieg.
So sehr ich den Völler dafür mag, dass er offen und zu 100% zu seinen Überzeugungen steht... wenn diese Überzeugungen dumm sind, hilft das einfach nicht wirklich. Bleibt zu hoffen, dass da intern anders geredet wird, denn wenn diese junge Mannschaft ins Rollen kommt, macht es ja Spaß ihr zuzusehen. Es wäre Schade, wenn das alles verschüttet bleibt.

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