Freitag, 17. Februar 2023

Diese Woche in einem völlig absurden Experiment:

 Kann man in der Champions League mithalten, wenn 2-3 Spieler einfach nicht an der Arbeit gegen den Ball teilnehmen? Kann das funktionieren, selbst wenn es nur gegen 11 Bayern geht?

Anscheinend nicht.

Also gerade wo ich auch noch bei Arsenal London - Manchester City reingezappt habe, wurde es wirklich absurd, was da am Dienstagabend passiert ist. Für diejenigen, die es verpasst haben: Pep Guardiola hat in dem Spiel 3 Verteidiger und einen Defensiven Mittelfeldspieler aufgestellt. Der hat quasi die Endformation von Paris St. Germain nach der Einwechslung von Kylian Mbappé gespiegelt. Und das hat funktioniert, weil wirklich alle seine Spieler inklusive Erling Haaland konsequent gegen den Ball gearbeitet haben. Dabei hat der Mittelstürmer selber nicht mal viele Defensivzweikämpfe geführt, aber er hat sich halt immer mit verschoben und somit die Räume eng gemacht. Arsenal verteidigte (also wenn sie denn verteidigten, in den entscheidenden Momenten setzten sie damit einfach mal komplett aus) nach demselben Prinzip und so entwickelte sich ein hochintensives Spiel.

Paris St. Germain muss sich dagegen fast zwangsweise am eigenen Strafraum einbetonieren, weil Neymar hin und wieder einen Anfall bekommt und alleine den Ball jagt, während Lionel Messi sich an der Stelle komplett rausnimmt.

Weil nur 8 Mann gegen den Ball arbeiten wollten, konnte man einfach keinen Druck ausüben. Und so ergab sich eine erste Halbzeit, in der der FC Bayern drückend überlegen war. Ich hätte ja nie gedacht, dass all die Spiele gegen überforderte Bundesligisten sie so gut auf ihr Achtelfinale in der Champions League vorbereiten würden.

Der einzige Unterschied zu einem Bundesligaspiel: Weil Paris halt (überraschender Weise mit einem Sergio Ramos als besten Spieler) hochklassige Verteidiger in ihren Reihen hatte, brauchten sie 53 Minuten um sich den Führungstreffer zurechtzulegen. Aber den ersten Aussetzer des Gegners nutzte man. Und danach war man auch durchaus auf dem Weg zum 2:0.

Für mich hat dieses Spiel vor allem eines deutlich gezeigt: Paris wird so lange nicht die Champions League gewinnen, wie diese 3 da vorne rumturnen. So großartig die sind, wenn sie den Ball haben, so katastrophal ist es, wenn dieser zwischendurch mal erobert werden muss. Und ja, einen derartigen Spieler kann man kompensieren. Das hat Real Madrid mit Cristiano Ronaldo bewiesen. Und Messi als er Weltmeister wurde. Aber 2 oder 3 dieser Spieler sind um modernen Fußball einfach zu viel. 

Nebenbei hat Messi ja im WM Finale nachgewiesen, dass er für besondere Momente durchaus noch in den "Ist defensiv wenigstens bemüht" Modus schalten kann. Der hat in diesem Spiel mehr gegen den Ball gearbeitet, als in den 2 Jahren bei Paris zusammen. Aber anscheinend geht er irgendwie davon aus, dass es für den Champions League Titel auch reichen wird, wenn er sich defensiv komplett rausnimmt.

Das ganze funktionierte so lange hervorragend, wie der deutsche Rekordmeister mit 11 Spielern auf dem Platz agierte. Leider dachte Julian Nagelsmann nach 75 Minuten, dass das hier ja zu einfach und langweilig ist, also brachte er Thomas Müller. Korrelation oder Kausalität? Jedenfalls nutze Paris die 15 Minuten mit dem Rekordhelden, um den sicheren Auswärtssieg in eine Zitterpartie umzuwandeln. Das ist immer noch mehr als in Ordnung, aber dass man dafür dann Benjamin Pavard dank eines Platzverweises verloren hat, tut schon weh. 

Vor allem ist es halt schon bedenklich, wie sehr die Bayern ins Schwimmen gerieten, sobald die Gegner etwas Tempo aufnehmen konnten. Wenn man dann noch bedenkt, dass man genau genommen nur 3 Innenverteidiger in seinen Reihen hat, von denen jetzt einer gesperrt ist. Die Bayern sind hinten plötzlich erschreckend dünn besetzt. Jetzt muss man quasi zwangsweise gegen das offensive Dreigestirn mit einer Viererkette agieren. Also nicht, weil man das will, sondern weil man muss. Denn eigentlich hatte Nagelsmann sich ja zuletzt auf die Dreierkette eingeschossen. 

Am Ende der 90 Minuten kam ich jedenfalls zu dem Schluss, dass beide Mannschaften nicht im Finale stehen werden. 

Nebenbei ist Dortmund dann plötzlich in seiner ultimativen Form angekommen: Julian Brandt könnte tatsächlich den wichtigen Schritt nach vorne in seiner Entwicklung genommen haben und Marco Reus auf die Bank verdrängen. Karim Adeyemi hat vielleicht nur ein halbes Jahr gebraucht, um in der Bundesliga anzukommen. Und Emre Can gibt das Mentalitätsmonster. Still und heimlich wurde auch Matts Hummels auf die Bank verdrängt. Die machen jetzt sogar Rudelbildungen.
Ich kann gar nicht darauf warten, wie das alles in einer völlig unerklärlichen Niederlage gegen Augsburg wieder zusammenbricht...

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