Donnerstag, 2. Mai 2019

Was mich ja auch irgendwie irritiert

Vorwarnung: Aus reisetechnischen Gründen muss dieser Beitrag verfasst werden, bevor der aktuelle Kicker gelesen werden kann. Es geht also mehr um den Eindruck aus der Berichtserstattung der letzten Wochen... Wo wir das aus dem Weg geräumt haben:





Was mich ja auch irgendwie irritiert...
Ist dieser Gnadenlose Optimismus, der die Eintracht bei ihrer Europacup Tournee begleitet. Also flächendeckend... Bereits frühzeitig durfte ich "Expertenmeinungen" im Kicker lesen, die die Frankfurter zum Favoriten auf den Titel machen wollten... ähm... Warte was?

Und jetzt glauben 2/3 der Teilnehmer an der Kicker-Umfrage an ein Weiterkommen gegen Chelsea... Klar, die Frankfurt-Fans werden diese Umfrage mit ihrer Euphorie begleiten. Und versteht mich nicht falsch: Ich gönne denen das... Ich habe sogar meine persönliche Freude daran, dass die Eintracht all den anderen Bundesligisten verdeutlicht, dass man in der Europa League einiges holen und auch eine Euphoriewelle auslösen kann, an der zum Beispiel die Leipziger einfach kein Interesse hatten.

Aber lasst uns das ganze mal halbwegs sachlich beurteilen: Frankfurt ist in diesem Halbfinale der krasse Außenseiter. Alles andere als ein 0:5 nach Hin- und Rückspiel wäre schon ein Erfolg, ein Weiterkommen wäre die größte Sensation seit... nun ja, Ajax Amsterdams Sieg gegen Real Madrid. Wobei ich dabei sogar noch einen Schritt weiter gehen würde. Also das ein über talentiertes Ajax einen Favoriten, der seinen Umbruch verpasst hat und weit über den Zenit ist, raus wirft, ist nicht annähernd so überraschend wie es ein Weiterkommen der Eintracht wäre.

Aber wir Deutschen haben halt ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Also das "wir" gerade das Duell gegen die Premiere League in der Champions League nicht nur verloren haben, sondern regelrecht vorgeführt worden sind, ignorieren wir einfach mal. Und es ist ja nicht so, dass es knapp war, sondern die Bilanz stand bei 0 Siegen, 1 Unentschieden, 5 Niederlagen bei 3:17 Toren... Also wie man nach dem Joel Matip in Hin- und Rückspiel der gefährlichste Angreifer der Bayern und Dortmund gegen Tottenham komplett überfordert war, zu dem Schluss kommen, dass eine Mannschaft die nicht zur absoluten Elite gehört jetzt bessere Chancen hat als die beiden Spitzenteams.

Und wenn man die Eintracht und Chelsea vergleicht. Also natürlich mit Chelsea unter Abramowitsch, also dem ersten Spielzeug eines Milliardärs... Es ist ja heute unvorstellbar, dass der Verkauf eines Fußballvereins an einen Öligarchen Protestwellen auslösen kann, aber 2003 war dies so... und danach hat Chelsea dann eine ganze Weile gebraucht um wirklich zu einer Spitzenmannschaft zu gehen. Nun mögen sie derzeit in einem relativ kleinen Tief sein, aber sie holen in der Regel trotzdem mindestens einen Titel pro Saison.
Oder um das praktisch auszudrücken: Seit dem richtig viel Kohle in den Verein gepumpt wird, hat Chelsea 23 Titel geholt... unter anderem 2 Internationale. Die Eintracht hat dagegen... 1 Pokalsieg, 2 Finalniederlagen und 2 Europacup Teilnahmen auf dem Konto... Allein schon, dass eine Finalteilnahme im Pokal bei dem einen als Erfolg gewertet wird, bei den anderen nicht mal erwähnt wird, sollte alles über die Machtverhältnisse aussagen...

Dazu kommt: Wenn sie, was ja eher die Ausnahme ist, in die Europa League absteigen, dann gewinnen sie das verdammte Teil auch. Weil Chelsea halt eigentlich ein Stammgast in der Champions League und nebenbei ein Spitzenteam der Premiere League ist. Also die sind in der Breite so gut aufgestellt, dass sie auch mit besseren B-Mannschaften das Halbfinale erreichen und können dort dann auf ihre Stars setzen... Und da sie sich in der Liga derzeit in eine Situation manövriert haben, wo nur noch der Sieg in der Europa League die Saison retten kann, werden sie dies auch machen. Ungefähr so, wie Jose Mourinho dies mit Manchester United getan hat...

Im Gegensatz zu Frankfurt sind sie es in London gewohnt in dieser Phase um die Titel mitzuspielen. Und sie haben auch einen Kader, der den Umgang mit dieser Belastung zulässt. Also ganz praktisch fehlen ja beiden Mannschaften Leistungsträger: Also bei Frankfurt Sebastien Haller, bei Chelsea Antonio Rüdiger. Aber eine Mannschaft kann diesen Ausfall problemlos kompensieren, die andere hat keinen gleichwertigen Ersatz.
Dazu kommt das Problem, dass Ante Rebic und Luka Jovic beide ein wenig überspielt wirken... oder halt Haller wirklich sehr vermissen. Beide sind es im Gegensatz zu den Chelsea Spielern aber halt auch einfach nicht gewöhnt so viele und so wichtige Spiele am Stück zu absolvieren.

In der Summe dürfte Frankfurt selbst dann Außenseiter sein, wenn der Abstand zwischen ihnen und dem Gegner nur so groß wäre, wie damals bei Dortmund gegen Tottenham. Praktisch gesehen ist der Abstand aber eher mit dem von Schalke und Manchester City zu vergleichen. Sachlich gesehen sind sie chancenlos.
Bleibt zu hoffen, dass sich der Fußball dieses Mal nicht an die sachlichen Vorgaben hält.

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