Donnerstag, 6. Februar 2020

Oh Schalke, wie könnt ihr nur?

Ernsthaft, es hätte so eine schöne Pokalwoche sein können. Mit überraschend vielen überraschenden und spannenden Ergebnissen. Aber dann kamen die Vorwürfe gegen die Schalker Fans. Vorwürfe, die man sonst nur aus Italien oder Spanien kennt. So was würde bei uns ja nie passieren. Doch, ist es anscheinend. Also wenn mit Benito Raman ein Schalker Spieler dem Berliner Jordan Toruanigha Mut zusprechen musste, wird irgendwas vorgefallen sein. Irgendwas unschönes und unangebrachtes.

Und gerade die Schalker Fans. Also die Fangruppe, die ihrem eigenen Präsidenten demonstrativ die Rote Karte gezeigt hat. Das wurde aber anscheinend auch schon wieder vergessen.
Jetzt kann Tönnies sich als Chefaufklärer in diesem Rassismus-Eklat aufspielen. Da ist er ja echt der geeignetste Kandidat für.

Dabei haben die Medien den Schalkern im Gemeinen schon einen riesigen Dienst erwiesen. Denn das Tönnies sich genau genommen in einem Sky-Interview schon wieder komplett daneben benommen hatte, wurde flächendeckend ignoriert. Einzig Manu Thiele nahm dies als Anlass um angemessen auszurasten. Digga...

Die Zusammenfassung: Tönnies sieht sich als Opfer der Kampagne und fühlt sich hauptsächlich missverstanden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwer die 3 Monate für ihn waren... Deswegen entschuldigt er sich ja auch ganz klassisch nur beim Verein und nicht bei den Menschen, die er grob und verallgemeinernd beleidigt hat. Die müssten sich ja eigentlich bei ihm entschuldigen... Weil er seine Aussagen von Damals immer noch nicht als Beleidigung ansieht und den Rassismus dahinter anscheinend immer noch nicht versteht.

Und dieser ignorante Großwildjäger will jetzt über Affenlaute aus seinem Fanblock urteilen? Die machen doch nur das, was er vorlebt. Auf welcher moralischen Basis will er sich dazu jetzt äußern?

Die Schalke Fans werden jetzt natürlich behaupten, dass das ja nur eine kleine Minderheit war. Und gegen die kann man ja nichts machen. Solche Minderheiten sind ja laut...
Also zunächst mal hätte man den Arsch in der Hose haben und einen "Dre Voigt" bauen können. Also die Leute, die das ausgelöst haben, darauf ansprechen und sie auffordern dies zu unterlassen. Dafür braucht man dann aber wirklich genau die Eier, von denen früher immer nach Spielende gesprochen worden ist.
Aber selbst wenn man sich das nicht traut. Dann holt die aufrechte Mehrheit halt die Anti Rassismus Parolen, die man für die erste Pokalrunde gelernt hat, wieder raus und ist einfach wesentlich lauter als die paar Vollidioten. 

Wobei man hier natürlich auch einschieben muss, dass sich genau an der Stelle der eigentliche Fehler von Harm Osmers zeigt, der die Rassismus Vorwürfe "zur Kenntnis" genommen hat, ohne etwas zu unternehmen. Wenn Osmers das Spiel unterbrochen hätte, wäre das ganze Stadion von den Vorfällen in Kenntnis gesetzt worden und auch der Typ auf der Gegenüberliegenden Kurve hätte nicht mehr behaupten können, er hätte nichts davon mitbekommen. Was ich denjenigen sogar glauben würde, man wird nicht im gesamten Stadion die Affenlaute gehört haben. Und dann hätte sich auch das gesamte Stadion entsprechend positionieren können. Praktisch gesehen geht es ja bei der ersten Unterbrechung wegen rassistischer Vorfälle genau darum: Dass sich die Aufrechte Masse dann entsprechend äußern und gegen lenken kann.

Wie Osmers nicht die Kicker Note 6 bekommen konnte, wenn er das von der Fifa festgelegte "3 Step Procedure" ignoriert... da ist der Platzverweis für David Wagner echt das geringere Problem.

Aber es standen wie immer alle betreten daneben anstatt die Initiative zu ergreifen. Also sowohl die Fangruppen im direkten Umkreis als auch die Angestellten des DFBs. Alle hofften, dass die Geschichte schon unbemerkt vorbei ziehen wird. So wie auch alle gehofft haben, dass das Sky Interview von Tönnies nie wieder irgendwo angesprochen werden wird. Frei nach dem Motto: Das wird schon weg gehen, wenn wir es ignorieren.

Aber das zeigt halt auch nur wieder, wie ernst gemeint die "Nein zu Rassismus" Kampagnen wirklich sind: Beim ersten Härtetest, der einen selbst betrifft, versagt jede Partei komplett. Aber man kann gut darauf hinweisen, wenn andere da Fehler machen.

Das Schöne am Tagesgeschäft Fußball ist ja, dass die Schalker am Wochenende direkt die nächste Gelegenheit bekommen um das Bild wieder etwas gerade zu rücken, in dem man geschlossen Stellung bezieht. Und danach dann vielleicht wirklich den Arsch in der Hose hat und gleich reagiert, weil man sich daran erinnert, dass man eigentlich das ganze Stadion hinter sich hat.

Und in Babelsberg freuen sie sich gerade darüber, dass sie gar nicht die bigottesten sind... so gibt es am Ende doch noch Gewinner bei der ganzen Geschichte...

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