Mittwoch, 28. April 2021

Super League Gedanken V: Die Superste Liga

Es gibt da dieses unausgesprochene Problem mit der Super League, dass mich fast am meisten an der ganzen Idee stört: Sie würde den Superreichen nicht wirklich helfen. Also klar, kurzfristig würde man verhindern, dass die Vereine pleitegehen. Aber in 15 Jahren würden die doch wieder an dem Punkt stehen, dass das Geld nicht mehr ausreicht und man "neue Märkte" erschließen müsste. Und dann würden Vereine aus New York, Los Angeles und Shanghai als nächste logischer Schritt in die Liga aufgenommen werden. Im Zweifelsfall auch mit Vereinen, die nur für diese Liga gegründet werden. 

Denn es ist ja nicht so, dass nicht genügend Geld da ist. Wenn die UEFA die Vermarktung des europäischen Wettbewerbes verschlafen hätte und der Fußball deswegen eine herausragende Stellung in Europa an die NBA verlieren könnte, dann würde ich den Impuls der Superreichen nachvollziehen können. Aber das Gegenteil ist ja der Fall, der europäische Wettbewerb wird so gut vermarktet, dass man immer mehr finanzielle Mittel bekommt und neue Märkte erschließt.

Das Problem ist halt, dass sich die Superreichen in einem sinnlosen finanziellen Wettbewerb verrannt haben und nicht mehr mit Geld umgehen können. Und nur weil noch mehr Geld da ist, wird diese Spirale ja nicht plötzlich gestoppt werden.

Das sieht man ja ganz deutlich an den Transfers in der Pandemie. Also klar, David Alaba ablösefrei zu verpflichten, ist prinzipiell eine gute Idee. Aber ihm die Gehaltswünsche, die die Bayern abgelehnt haben, zu erfüllen... und das bis ins Jahr 2026. Obwohl laut Florentino Perez gar nicht klar ist, wie man überhaupt bis 2024 durchhalten soll, ohne pleite zu gehen. Wie man solche Verträge abschließen kann, wenn man kurz vor dem "tot" steht, erschließt sich mir einfach nicht.

Und Real Madrid ist da ja nicht alleine. Barcelona hat offiziell 119 Millionen Euro ablöse bezahlt. Sie mussten ja "damals" den Tausch von Pjanic und Arthur mit Juventus Turin inszenieren, damit sich beide Vereine 60 Millionen Euro in die Bilanz schreiben konnten. Wie man überhaupt eine Lizenz bekommen kann, wenn man derartige Tricks anwenden muss, ist mir schleierhaft. Und warum das Financial Fair Play da nicht greift, ist auch nicht ganz klar.

Natürlich hat die Pandemie die Probleme der Vereine beschleunigt. Aber die haben doch schon vorher mit Vollgas auf den Abgrund zugehalten. Deswegen lagen die Super League Pläne ja schon in der Schublade: Die Vereine wussten alle, dass es so nicht ewig weitergehen kann, aber anstatt seine eigenen Handlungsweisen zu überdenken, spekuliert man lieber auf eine Super League.

Selbiges gilt auch für die Reform der Champions League. Auch darüber wurde schon vor der Pandemie, immer mit der Drohkulisse Super League, diskutiert und sie wäre auch ohne Pandemie gekommen. 

Die Vereine müssten halt auch einfach mal sagen: Können wir uns nicht leisten. Wenn die Berater und Spitzenspieler das nächste Mal an der Gehaltsschraube drehen wollen, muss man denen halt sagen: Das geht halt nicht mehr. Wir können das nicht bezahlen, suche dir jemanden, der es kann oder gehe auf unser Angebot ein.

Und der FC Bayern zeigt ja im Fall Alaba, dass dies durchaus möglich ist. Dass sich die Welt trotzdem weiterdreht. Natürlich kommen dann die Finanz-gedopten Vereine aus Paris und Manchester und zahlen das. Aber das ist dann halt so. Man wird ja als Real Madrid trotzdem noch sehr gute Spieler finden wird, die auch für etwas weniger Geld als man von den Scheichen bekommt, spielen werden. 

Dann gibt es halt nicht mehr 3 Champions League Siege in Folge, dafür steht man auf einem stabileren Fundament. Aber stattdessen wir nur weiter versucht noch ein Stockwerk auf das Hochhaus draufzusetzen, anstatt sich um genau dieses Fundament zu kümmern. Aber dadurch löst man die Probleme nicht, sondern verschiebt sie nur.

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