Dienstag, 20. April 2021

Super League Reaktionen Teil 1: Jetzt zeigt sich das Problem mit der UEFA und FIFA

Es wäre halt echt geil, wenn man eine moralische Instanz im Fußball hätte. Eine Organisation, die nicht durch Vetternwirtschaft und Korruption geprägt und nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Und eine Organisation, die nicht auf die Menschenrechte scheißt. Das wäre unbezahlbar.

Denn dann könnte man sich jetzt als moralische Instanz aufspielen. Sich zum heiligen Hüter des wunderschönen Spieles erklären. Und darauf verweisen, dass man selber ja auch verzichtet hat. Stattdessen hat man ja selber ständig an Plänen zur weiteren Eskalation der Umsätze geschmiedet. Auch wenn man das natürlich als "Wir wollten genau das Verhindern" verkauft hat. Aber man hat halt auch das Teilnehmerfeld bei der Europameisterschaft vollkommen unnötig aufgestockt, weil es dann wahrscheinlich mehr Geld gibt. Und auch wenn ich die Nations League offensiv verteidigt habe, so fällt sie am Ende doch in die "Damit machen wir halt mehr Umsätze" Kategorie. Machen wir uns nichts vor: Wenn es ein Zuschussgeschäft wäre, welches wirklich nur etabliert wird, damit die kleinen Nationen sich untereinander messen, würde die UEFA das nie machen.

Und damit manövriert sich die UEFA mit ihren Reaktionen in eine sehr ungünstige Position. Denn im Wesentlichen ist ihr einziges Argument: "DAS DÜRFEN NUR WIR! IHR HABT KEIN RECHT DAZU!" Aber warum sollte das Kommerzialisierungsmonopol wirklich bei der UEFA liegen? Weil sie die ersten waren, die es gemacht haben? Gibt es dafür ein Patent? Ich glaube nicht.

Im Wesentlichen sagen die 12 Verrätervereine ja nur: "Eure Champions League Reform geht uns nicht weit genug." "Ihr wollt bis 2024 warten? So viel Zeit haben wir nicht!" Und natürlich ein "Am Ende generieren wir die Umsätze für euch, also sollten wir auch die Regeln bestimmen."

Und auf die Frage, warum das nicht geht, sagt die UEFA nur "na, weil das eben nicht geht." Dabei hat man doch mit seiner Selbstgefälligkeit, seinen Skandalen und dem vorantreiben der Kommerzialisierung selber den Nährboden für diese Bewegung gegeben. Und jetzt sind sie vollkommen überrascht, dass sie nicht die Einzigen sind, deren Gier unendlich ist.

Wie kaputt der Fußball als ganzes ist, verdeutlicht sich ja daran, dass Paris St.Germain plötzlich die Guten sind. Eine dieser Mannschaften, die ganz offensichtlich aufs Financial Fair Play scheißen... oder zumindest beim Kylian Mbappé Transfer tricksen mussten, damit der nicht im selben Jahr in den Büchern steht, wie der Neymar Transfer, obwohl beide seit Sommer 2018 für die Scheichs spielen.

Die Ansetzung Manchester City gegen Paris war ja vorher schon das Duell "Bad vs Evil". Die Frage, ob nicht irgendwie beide ausscheiden können? Jetzt ist Paris auf ein Mal der eine Verein, der keinen Ausschluss befürchten muss und automatisch zum Sieger erklärt werden könnte... Weil die anderen Vereine sich als noch böser geoutet haben. Zumindest aus der Sicht der UEFA.

Die Standpunkte der UEFA wären allesamt überzeugender zu vertreten, wenn sie behaupten könnten: Wir haben bei der Europameisterschaft einerseits auf eine Aufstockung verzichtet, anderseits die kompetitive Integrität gewahrt. Da aber niemand genau nachvollziehen kann, wie sich Nordmazedonien für die EM qualifiziert hat und warum wir unbedingt 24 Teilnehmer brauchen, bricht dieses Fundament zusammen. Und das den jüngsten Deutschland-Bezwinger gar nicht abwerten, aber ich habe bis heute halt nicht verstanden, wie sich die Nations League auf das Teilnehmerfeld der EM auswirkt. Und warum das geschlossene System "Eine Qualifikation, ein Turnier" aufgebrochen werden musste. 

Der Moderne Fußball ist seit Jahren kaputt. Und das auf allen Ebenen. Wem das erst jetzt auffällt, sollte sich fragen, welchen Sport er die letzten 20 Jahre gesehen hat. Und es sollte niemanden wirklich überraschen, wenn auch die Vereine weiter an der Eskalationsschraube drehen. Die sind halt auch nicht besser oder schlechter als die UEFA oder die FIFA.

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