Quasi das Gegenteil von einem Doppel-Wumms...
Fangen wir mit den Impressionen zur Frauen-EM an. Und da muss man festhalten: Die Auslosung ist echt... ungünstig. Denn die Gruppe A ist sichtbar schwächer als der Rest.
Die jungen Schweizerinnen sind noch 2 Jahre von einer wirklich relevanten Rolle entfernt. Und die alten Schweizerinnen sind einfach nicht so gut. Das Potenzial blitzt immer wieder auf, aber das 1:0 gestern fiel, auch wenn in dem Moment stark umgeschaltet wurde, eher aus dem Nichts. Erst danach kamen die Damen richtig ins Rollen.
Finnland ist hauptsächlich froh, dass sie überhaupt mitspielen dürfen. Island stellt eine Spielerin auf, die buchstäblich nur bei Einwürfen positiv auffällt. Aber ich habe noch keine einzige gelungene Aktion mit dem Ball am Fuß von Jonsdottir gesehen und ich habe beide Spiele live gesehen.
Norwegen ist die absolute Arschlochmannschaft. Das Real Madrid dieses Turniers. Die machen nicht mehr als nötig und wissen selbst nicht genau, wie sie die Gegnerinnen zu den Eigentoren zwingen. Wo die garantiert als Gruppensiegerin feststehen, würde es mich nicht überraschen, wenn die am 3. Spieltag gar nicht antreten und die 0:3 Niederlage akzeptieren.
Keine dieser Mannschaften wird sachlich gesehen etwas mit dem Halbfinale zu tun haben. Was absurd ist, denn in Gruppe D spielen mit England, Frankreich und den Niederlanden 3 Mannschaften mit berechtigten hohen Ansprüchen. Deutschland und Schweden muss man auch zu den Titelfavoritinnen zählen. Dänemark wäre in Gruppe A ebenfalls der klare Favorit. Diese Mannschaften verteilen sich nicht nur auf 2 Gruppen, sondern treffen im Viertelfinale aufeinander...
Dazu kommt ja, dass die Gruppe A die exponierteste Stelle hat. Denn man durfte nicht nur den Auftakt geben, sondern auch die beste Sendezeit am Sonntagabend für sich beanspruchen. Und dann kommen die sexistischen Arschlöcher und behaupten, dass das Niveau ja grausam sein muss, weil sie Island gegen Finnland gesehen haben. Das reicht ja auch, um das gesamte Turnier zu beurteilen... Genau.
Allen, die das behaupten, sollte man die Highlights von Spanien - Portugal an den Kopf werfen. Und natürlich sind die Portugiesinnen überfordert. Aber man kann dort wunderbar erkennen, auf welchem Niveau und mit was für einem Tempo die Damen agieren können.
Und natürlich ist nicht jedes Spiel der Gruppenphase hochwertig. Am Ende hoffen einige Mannschaften auch einfach, dass sie nach 2 Spieltagen irgendwie auf 2 Punkte kommen... Und Norwegen liegt trotz dieser Einstellung irgendwie bei 6. Aber das ist doch bei jedem beliebigen Männerturnier genauso. Nur dass da dann niemand die Kommentarspalten mit "das kann sich ja keiner angucken" Kommentaren voll jammert. Aber die behaupten alle trotzdem, dass das ja kein Sexismus sei...
Nebenbei müssen wir mal über Edina Alves Batista reden. Der Gastschiedsrichterin aus Brasilien. Und dass die in Südamerika mindestens eine Schiedsrichterin haben, die so gut ist, dass "wir Europäer" die unbedingt bei diesem Turnier haben wollen, ist ein gutes Zeichen für die Entwicklung des Sportes. Aber es ist ein eher schlechtes für den DFB, dass bei den 12 besten Schiedsrichterinnen Europas anscheinend keine einzige Deutsche dabei ist. Und das ist ja keine Ausnahme, sondern ein Trend, denn schon bei der letzten EM wurde nur ein einziges Spiel von Riem Hussein gepfiffen.
5 Jahre nach dem Karriereende von Bibiana Steinhaus-Webb scheint man auch bei den Schiedsrichtersinnen den Anschluss zu verlieren. Genauso wie bei den Vereinen, die International auch nur noch die 2. Geige spielen... und wie genau genommen und als logische Konsequenz auch in der Nationalmannschaft, die ihren letzten von beeindruckenden 8 EM Titeln vor 12 Jahren holte... Während hier also seit Jahren während der Turniere ein Hype herbeigeredet wird, wurde in den anderen Ländern richtig investiert. Und diese Länder haben "uns" eiskalt überholt.
Auf der anderen Seite der Kommerzialisierung ist es nebenbei absurd, wie viel Fußball in den USA gespielt wird: Klub-WM, Gold Cup Finale und MLS. Warum sollte man die nationale Liga auch pausieren lassen, nur weil die Nationalmannschaft im eigenen Land spielt...
Am Ende geht es aber doch um zu viel Geld, deswegen muss Jamal Musiala in die Startelf. Zum ersten Mal seit dem 4.4. gegen St. Pauli. Obwohl man in der Gruppenphase einen deutlichen "lasst den mal lieber pausieren" Warnschuss bekommen hat. Aber jetzt kann man die Schuld ja bei Donnaruma suchen, anstatt sich zu fragen, wie sehr der mangelnde Rhythmus und die fehlende Fitness sich auf diese Situation ausgewirkt haben könnte.
Klingt übertrieben? Vielleicht. Aber seit mal ehrlich: wenn Musiala sich bei einem Nations League oder Confederations Cup Spiel verletzt hätte, würde Karl-Heinz Rummenigge auf die Barrikaden gehen und eine Abschaffung dieser sinnlosen Wettbewerbe fordern... Da aber dieses Mal das Geld auf dem Konto der Bayern landet, hört man da nichts.
Den großartigsten Beitrag lieferte dann aber Georg Holzner ab. Der rechnet wie immer erst nach dem Ausscheiden vor, wie bescheiden die internationale Bilanz der Bayern gerade ist. Er weist darauf hin, dass man wirklich nur Bratislava und Celtic geschlagen hat. Was man vorher natürlich lieber verschwiegen hat, weil man sich und seinen Lesern die Chancen schön schreiben musste.
Wirklich absurd wird es dann, wenn Holzner Vincent Kompany vorwirft, dass er ja den Gruppensieg leichtfertig weg rotiert hat... ähm... dem ist bewusst, dass man als Gruppensieger gegen Chelsea gespielt hätte? Dem wieder erstarkten Tabellenvierten aus England. Eine Mannschaft, die deutlich besser ist als Celtic oder Bratislava... Also nur um zu verdeutlichen, dass die beim Kicker wirklich die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches haben. Aber zum Glück verstecken die mittlerweile das Meiste hinter einer Paywall, da fällt mir nicht mehr so häufig auf, wie unfähig die sind.