Dienstag, 8. April 2025

Nun trifft der Bannstrahl also doch auch Müller

 Es scheint tatsächlich zu passieren: Thomas Müller kann sich entweder nochmal ein anderes Trikot suchen, oder unfreiwillig in den Vorruhestand gehen. Einen würdigen Abschied nach seinen Vorstellungen wird es nicht geben. Und alle sind schockiert!

Hier ist der Beitrag von NTV. Für die Podcastfans unter euch verlinke ich demonstrativ die Bohndesliga. Den englischsprachigen Markt deckt RabonaTV ab. Müller selber hält bewusst fest, dass der Verein "sich bewusst dafür entschieden" hat. Also dagegen. Er hätte gerne noch weiter gemacht. 

Und ja, ich bin auch ein wenig überrascht. Denn ich selbst schrieb ja vor wenigen Wochen, dass der FC Bayern sich die paar Millionen, die ein Mentor Müller kosten würde, doch einfach leisten kann. Das war naiv von mir. Das hätte ich besser wissen können.

Denn jetzt behaupten natürlich viele, dass Müller als wichtigster Bayern-Spieler der Geschichte einen Sonderstatus genießt. Aber er ist aber höchstens der Zweitwichtigste. Und wenn selbst ein Franz Beckenbauer seine Karriere beim Hamburger SV beendet hat, gibt es keinen Grund zur Annahme, dass es für einen Müller, der sich in Beckenbauers gemachtes Bett gelegt hat, anders ausgeht. 

Das "Mia san Mia" besteht halt auch daraus, Vereinslegenden eiskalt fortzuschicken. Was hier bereits 2020 festgestellt wurde. Die Ausnahmen sind Torhüter und Phillip Lahm. Uli Hoeneß ist halt doch eher Pate als fürsorglicher Familienvater... auch wenn er öffentlich gerne so tut, als würde er das anders handhaben.

Wobei man auch an der Stelle erwähnen muss: Nach der Karriere hat sich Hoeneß durchaus um die eine oder andere Bayern-Legende gekümmert und ihnen Jobs in der 2. oder 3. Reihe verschafft. Aber wenn du auf dem Platz nicht mehr helfen kannst, und das mit einigen Jahren Verzug auch offensichtlich wird, schickt er dich einfach fort. Da kennt er keine Gnade.

Das war bei Bastian Schweinsteiger so. Bei Franck Ribéry und Arjen Robben. Und bei Miroslav Klose. Gut, nur Schweinsteiger war wirklich auf dem Weg zum ewigen Bayern, aber er ist auch der lebende Beweis, dass selbst das nicht hilft. Wenn man bei den Bayern in den Ruhestand gehen will, muss man mit 34 aufhören... Wenn man das nicht will, wird diese Entscheidung irgendwann für einen getroffen. Das ist ja auch irgendwie fair, weil am Ende alle gleich behandelt werden.

Nur sollte es endgültig niemanden mehr überraschen. Vor allem sollte jetzt niemand Max Eberl einen Vorwurf machen. Denn der hat jetzt ja die Arschkarte, dass er diese Entscheidung verkaufen muss. Eine Entscheidung, die mit ziemlicher Sicherheit eine Etage höher getroffen wurde. Also ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass seine jetzt so kritisch gesehene Aussage aus dem Januar damals ehrlich gemeint war. Als er nach den auch ganz schön teuren Verlängerungen mit Kimmich, Musiala und Davies hat er sich mit dem Vorstand abgestimmt, was er jetzt noch dem Müller anbieten kann. Und die so "nix". Und viel Spaß dabei, das dem Müller zu vermitteln. Aber in den Pressemeldungen immer schön vom "wir" sprechen...

Also ich gehe davon aus, weil es bei all den anderen Leuten, die im Spätherbst ihrer Karriere mit Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Herbert Hainer verhandeln mussten, so ergangen ist. Und Eberl war ja für all diese Verhandlungen mit den oben erwähnten Legenden in Gladbach. Für ihn ist diese Situation also neu, für Hoeneß nicht. Deswegen ging er davon aus, dass man sich mit Müller schon einigen wird. Das ist der Nachteil, wenn man den Verein in der B-Jugend verlässt, da bekommt man solche Details nicht wirklich mit.

Jetzt versuchen natürlich alle das Traumszenario zu erstellen: als Jamal Musiala Ersatz führt Müller die Bayern jetzt ins "Finale Dahoam" und erzielt das entscheidende Tor. In der 93. Minute. Mit dem Schienbein. Aber der Lack ist mittlerweile so ab, dass allen irgendwie bewusst ist, wie unrealistisch das ist. Also nur wegen Musialas Verletzung ist eine Startelf-Nominierung überhaupt eine Option und allen ist bewusst, dass dies eine krasse Schwächung für das Team ist.

Nur wegen Musialas Verletzung die "Muss Müller in die Startelf" Debatte überhaupt auf. Denn still und heimlich saß der zuletzt in der heißen Phase meistens auf der Bank. Also in 5 von 6 Duellen mit der absoluten Elite. Mittlerweile sorgt das auch nicht mehr für "Unruhe", sondern wird allgemein als "vernünftig" einsortiert.

Jetzt stehen halt diese Viertelfinale an, in denen Müller mittlerweile meistens auf der Bank sitzt. Zuletzt hat Müller 2021 auf diesem Niveau getroffen. Das war jetzt nicht "vorgestern", sondern mehr so "Während Corona"... Auch für Müller ist Musialas Verletzung damit wahrscheinlich ein Worst-Case-Szenario. Gerade WEIL seine Chance auf Einsatzzeiten jetzt steigen. Denn der Idealfall für ihn hätte ja so ausgesehen: Er macht als Einwechselspieler den entscheidenden Treffer. Das ist sowieso schon das realistischere Szenario, denn für 90 Minuten reicht es einfach nicht mehr. Oder er hilft am Ende mit einer beherzten Grätsche, den Sieg über die Zeit zu retten. Genau so könnte er nachweisen, dass er als Mentor und Ergänzungsspieler weiterhin verdammt wichtig sein kann. Und das würde ihm eher in Sachen "Vertragsverlängerung" helfen, als der nächste Beweis, dass es für die erste Reihe nicht mehr reicht.

Und natürlich wird er jetzt die Bayern ins Halbfinale schießen, nur um mich zu widerlegen...

Montag, 7. April 2025

Hall of Shame: Ich habe den "Abstiegskämpfern" unrecht getan.

 #PassivesAbseitsLeserwissenesexklusiv.

Die sind gar nicht, wie ich die ganze Zeit annahm, historisch schlecht. Sie sind einfach nur ganz normal schlecht. Also was mittlerweile als "Normal" gilt.

Holstein Kiel ist jetzt schon bei 18 Punkten! Die waren in einer Blitztabelle schon bei 20! Wenn die noch irgendwo, zum Beispiel gegen St. Pauli einen Sieg einsammeln, sind die bei 21 Punkten! Das ist doch mal richtig viel für einen Tabellenletzten.

Also erschreckenderweise stimmt genau das. Schließlich haben die Kieler jetzt schon mehr Punkte, als ihr "Vorgänger" aus Darmstadt in der Vorsaison.  Und 6 Spiele haben sie ja noch. Das ist schon... richtig stark.

Es könnten also tatsächlich alle Mannschaften mehr als 20 Punkte sammeln. Das gab es zuletzt 2022/23. Das klingt jetzt nicht nach so verdammt lange her... aber hier ist der viel wichtigere Punkt: 2023 war die einzige Saison innerhalb der letzten 6 Jahre, in der alle Mannschaften mindestens 21 Punkte gesammelt haben. Paderborn kam immerhin auf "respektable" 20 Punkte. Aber in 90 Prozent der Fälle fällt mindestens eine Mannschaft komplett ab und ist einfach mal nicht bundesligatauglich. Und abgesehen von im Jahr 2021 Schalke 04 war es einer dieser "Überraschungsaufsteiger".

Also nur um ganz praktisch aufzuzeigen, dass die Schere einfach weiter auseinander geht. Und das nicht nur zwischen den Bayern und dem Pöbel. Auch der Pöbel distanziert sich immer weiter von dem "dreckigen Rest". Es wird immer deutlicher: Wer keinen Investor in der Hinterhand hat, schafft es nicht mehr, sich in dieser Liga ernsthaft zu etablieren. Der 1. FC Heidenheim könnte jetzt die große Ausnahme bilden, wenn sie tatsächlich als eingetragener Verein 2 Jahre infolge in der Liga halten. Aber wenn man mal so guckt, was dieses Jahr so von unten hochkommen dürfte, wird es für die verdammt schwer, sich wirklich auf Dauer zu etablieren. 

Dass sie überhaupt ein 2. Jahr infolge die Chance auf den Klassenerhalt haben, zeigt uns allen nur, wie absurd gut Frank Schmidt ist. Es ist fast schon ein bisschen schade, dass wir nie erfahren werden, was der Mann unter besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen aus einer Mannschaft herausholen würde. Stellt euch einfach mal vor, Borussia Dortmund hätte den anstelle von Nuri Şahin verpflichtet...

So was wie den FSV Mainz 05, die seit 16 Jahren in der Bundesliga spielen, gibt es einfach nicht mehr. Obwohl Christian Heidel 2015 natürlich auch ein Deal mit einem externen Investor abgeschlossen hat. Nur halt aus der Position der Stärke und in weiter Voraussicht, nicht als letzte Verzweiflungstat, um Etatlöcher zu stopfen.

Natürlich wollen die Union Fans uns allen einreden, dass IHR Verein das ja geschafft hat, nur ist das halt gelogen. Die würden ohne die Kölmel-Millionen in der 3. Liga rumkrebsen. Natürlich haben sie das Geld des Investors supergut angelegt, aber trotzdem haben sie einen externen Investor gebraucht, um sich in der Bundesliga zu etablieren.

Da muss man auch mal festhalten, dass das "früher" tatsächlich noch ging. Der SC Freiburg stieg 1993 erstmals in die Bundesliga auf. Mainz kam 2004 dazu. Der FC Augsburg dann 2011. Alle 3 sind mittlerweile etablierte Bundesligisten, die dadurch natürlich auch für wirtschaftliche Partner interessant wurden. Aber etabliert haben sie sich, bevor die Investoren kamen. Und sie sind der ehemaligen Konkurrenz aus der 2. Liga so weit entwachsen, dass sie im Falle eines ja durchaus möglichen Abstieges sofort der Top-Favorit auf den Wiederaufstieg wären. Vor den Traditionsvereinen aus Hamburg, Berlin, Düsseldorf oder Kaiserslautern. Und das, obwohl diese Vereine dank der riesigen Fanszene ganz andere Voraussetzungen haben. Nur fehlt es ihnen, abgesehen vom HSV und der Hertha, halt an Investoren. Was auch nur nochmal verdeutlicht, wie unfähig diese beiden Vereine sind.

Man kann das nebenbei tatsächlich auch an der Bundesligatabelle festmachen. Der 1. FC Nürnberg war 2018/19 die erste Mannschaft, die daran scheiterte, die 20-Punkte-Marke zu knacken. Das ist halt einer dieser Vereine, die rein wirtschaftlich den Anschluss verpasst haben. Das ist einer dieser Vereine, der nur noch in der 2. Liga mithalten kann. Unter anderem, weil die 3 erwähnten Mannschaften an ihnen vorbeigezogen sind. Aber eben auch, weil mit RB und VW einige Schwergewichte in diese Liga wollten.

Wie bereits etabliert wurde, werden diese 20 Punkte mittlerweile erschreckend regelmäßig unterboten. Jetzt ratet aber mal für euch, wer Nürnbergs "Vorbild" und Vorgänger im Geiste war. Da kommt ihr garantiert nie drauf. Also erstens nicht auf den Verein, zweitens nicht auf das Jahr.

Denn der offensichtliche Kandidat ist ja Greuther Fürth. Die "Hall of Shamer" haben es ja geschafft, kein einziges Heimspiel zu gewinnen. Was eine historisch einmalige Leistung ist. Sie kamen dank einer ordentlichen Auswärtsbilanz trotzdem auf 21 Punkte.

Um euch nicht länger auf die Folter zu spannen: Es war der SC Freiburg in der Saison 2004/05. Und Freiburg war die erste Mannschaft, die sich dieses Wunderwerk des Versagens im Zeitalter der Dreipunkte Regel zusammen gestochert hat.

Oder um es deutlicher auszudrücken: Was früher alle 20 Jahre mal passiert ist, kommt mittlerweile in 3 von 4 Jahren vor. Dass der Fußball mittlerweile völlig kaputt ist, merkt man halt nicht nur an der Tabellenspitze, in der in 9 von 10 Jahren die Bayern einsam ihre Kreise ziehen. Es zeigt sich auch daran, dass der Klassenunterschied zwischen Erster und Zweiter Liga einfach nicht mehr aufzuholen ist. 

Und nur um mal zu verdeutlichen, wie krass das inzwischen abwärts gehen kann: Schalke 04 habe ich bei den "großen Vereinen" in der 2. Liga gar nicht mehr aufgezählt. Die schaffen es ja auch dieses Jahr nicht, in das Aufstiegsrennen einzugreifen. Und das, obwohl 9 Mannschaften noch in diesem Rennen sind. Auch wenn es nicht mehr ganz so krass ist, wie zur Winterpause: Tabellenplatz 9 und der Relegationsrang trennen immer noch nur 5 Punkte. Das kann man aufholen. Schalke verbringt aber plötzlich 4 von 5 Jahren in der Zweitklassigkeit. Selbst wenn der Aufstieg irgendwann gelingen sollte, ist der Rückstand, den man sich da erarbeitet hat, so heftig, dass man als krasser Außenseiter in diese ja eh nur theoretische Bundesligasaison gehen würde. Das ist ein Verein, der fast 60.000 Menschen ins Stadion zieht und vor 7 Jahren noch Champions League gespielt hat. Aber es ist auch ein Verein, der lieber auf "Fördergenossenschaften" als auf richtige Investoren setzt. Und das reicht im modernen Spitzensport einfach nicht mehr.

Traurigerweise fällt mir dabei dann auf, dass es plötzlich erschreckend egal ist, wie dieses an sich so spannende Aufstiegsrennen ausgeht. Der HSV scheint es dieses Jahr echt nicht verhindern zu können. Da muss man sich schon einen richtigen Fluch herbeireden, wenn die 6 Punkte auf Magdeburg nicht reichen sollten.  Köln spielt als Nächstes gegen Greuther Fürth und Preußen Münster. Dazu kommt ein Date mit den quasi sicheren Absteigern aus Regensburg. Die Hälfte ihrer Spiele finden gegen Kellerkinder statt. Da wird es auch schon richtig schwer, die 4 Punkte Vorsprung zu verspielen. Auch wenn sie natürlich direkt erstmal gegen die Hertha verloren haben. Aber da der direkte Verfolger auch verloren hat, sind es weiterhin 4 Punkte. Trotzdem sind auch die auf einem sehr guten Weg.

Damit haben wir dann ein Hauen und Stechen um Platz 3. Um diesen ominösen Relegationsplatz, der in 9 von 10 Fällen eben nicht zum Aufstieg reicht. Aber selbst wenn Magdeburg, Kaiserslautern, Paderborn, Elversberg, Düsseldorf, Hannover oder Nürnberg das Wunder in der Relegation schaffen sollten: dann wissen wir als neutrale Zuschauer am Ende nur, wer nächste Saison an der 20-Punkte-Marke scheitern wird. Keine dieser Mannschaften hätte die wirtschaftlichen Möglichkeiten, um in der Bundesliga mitzuhalten.

Aber um das Ganze völlig ad absurdum zu führen: die haben St. Pauli oder Heidenheim ja auch nicht... Also die beiden Mannschaften, für die es auf die Relegation hinauslaufen dürfte. Damit steht es jetzt schon beinah fest, dass auch nächste Saison wieder eine Mannschaft an der 20-Punkte-Marke nagen wird. 

Und ja, ich hoffe wirklich, dass ich damit daneben liege. Dass Frank Schmidt wirklich den Anstoss 3 Cheat Code geknackt hat und aufs wirkliche Leben anwendet. Das wäre für die Liga als Ganzes und für die Traditionsfans etwas Großartiges. Der ultimative Beweis, dass man eben doch noch mit harter Arbeit und verdammt viel Kompetenz nach Oben kommen kann. In der Realität klingt das aber eher nach einem Drehbuch, dass selbst in Hollywood als "zu kitschig und unglaubwürdig" abgelehnt wird. 

Aber ich packe da mal jetzt schon ein "PassivesAbseitsLeserwissenesfrüher" drauf: Auch im Sommer 2026 wird eine Mannschaft keine 20 Punkte auf dem Konto haben.

Donnerstag, 27. März 2025

80 Millionen der ehrenamtlichen deutschen Bundestrainer sind unfähig.

 Schockierend, ich weiß. Obwohl... da auch 8 von 10 bezahlten Bundestrainern eher scheiße sind, passt das statistisch sogar: Warum sollen die ehrenamtlichen besser sein, als die Profis? Das Absurdeste an der Nations League Woche: Man braucht nur eine viral gehende Szene, um diesen Fakt zu beweisen. Nehmen wir Antonio Rüdigers Aktion gegen Italien. Als er plötzlich bis zum gegnerischen Torwart durchpresste

Fangen wir da erstmal mit den richtig dummen an: den Rassisten. Die sehen hier einen wild gewordenen Affen, der planlos losstürmt und damit das Land in Gefahr bringt. Die Verlogenheit dieser Rassisten kann man ganz einfach offen legen: Wenn Nico Schlotterbeck diese Aktion bringen würde, würden sie das solidarisch feiern: "Der zerreißt sich richtig für die Deutsche Nationalmannschaft! Der setzt bei Rückstand ein Zeichen und rüttelt seine Mitspieler wach und versucht diese mitzureißen! Genau das wollen wir sehen!" Nur halt nicht von einem Schwarzen. Aber prinzipiell wollen wir genau das sehen.

Aber auch die vernünftigen Menschen bekommen Angst, wenn sie diese Pressingsszene sehen: "Jedes Mal, wenn ich so was sehe, rutscht mir das Herz in die Hose!" Denn wenn man keine Ahnung von Fußball hat, sieht man eine potenzielle Gefahrensituation, wenn ein Verteidiger hoch anläuft.

Dabei muss ich an der Stelle zugeben: Mir macht diese Szene auch Angst. Aber hauptsächlich, weil ich offen dazu stehe, ein Anti-Fan zu sein. Ich sehe diese Mannschaft halt gerne verlieren. Dass die jetzt schon solche Aktionen drauf haben, macht mir Sorgen. Denn das beweist, dass sie gut trainiert werden. Und wenn eine talentierte Mannschaft auf einen guten Trainer trifft, verspricht das meistens große Erfolge.

Denn das Wichtigste an dieser Szene ist, dass die deutsche Mannschaft kollektiv auf den Ausflug von Rüdiger reagiert. Leon Goretzka lässt sich direkt ein wenig zurückfallen. Der Rest schiebt mit hoch, sodass hinter Rüdiger kein freier Raum entsteht, der bespielt werden kann. Vor allem dieser Fakt spricht dafür, dass es kein "wilder Ausflug" war, sondern eine abgesprochene Aktion. Denn nur, wenn es vorher Absprachen gab, kann eine derartige Reaktion folgen.

Es gab also das Signal "Jetzt hoch pressen" und Rüdiger war in diesem Moment der "freie Spieler", der dieses Pressing auslösen konnte. Das wurde dann einwandfrei durchgezogen, aber die Italiener konnten sich trotzdem befreien. Sie konnten aber keinen ruhigen Angriff einleiten, deswegen gab es praktisch das "Worst-Case-Szenario": Einen Einwurf tief in der italienischen Hälfte.

Also ich verlinke hier mal demonstrativ einen scheinbar sichereren, aber realistisch viel gefährlicheren Pressing-Versuch: beim Spiel Dortmund läufen gegen Leverkusen hoch an. Aber Julian Brandt geht nur halbherzig drauf, der Raum hinter der Pressinglinie ist schlecht besetzt und ein einziger Pass reicht, damit Bayer plötzlich mit viel Raum auf die Viererkette zulaufen kann. In fast schon logischer Konsequenz fällt das 3:1. 

Obwohl das Pressing von den Angreifern initiiert wird, ist es wesentlich gefährlicher als der Ausflug von Rüdiger, weil eben nicht konsequent und kollektiv gepresst wird. 

Natürlich lässt Deutschland mir noch genügend Hoffnungsschimmer, schließlich haben sie gerade 3 Tore gegen Italien bekommen. Aber der erste Gegentreffer entstand aus einem krassen Fehler um Aufbauspiel. Beim dritten produzierte man einen Elfmeter nach einer Ecke. Lediglich der 2. Treffer wurde tatsächlich von den Italienern heraus gespielt.  Und dort zeigte sich dann: Es ist eher gefährlich, wenn man nicht presst.

Denn in der 2. Halbzeit begann man ja, sich zu schonen. Diese Schonung zeigte sich einerseits in den Wechseln im zentralen Mittelfeld, die eher semigut verkraftet wurden. Aber sie zeigte sich eben auch darin, dass man nicht mehr all die Meter in letzter Konsequenz ging, die man braucht, um ein effektives Pressing aufzuziehen. Das wichtigste hier ist aber: Während der WM wird sich niemand schonen.

Wen man mal bedenkt, wie oft in den letzten 10 Jahren das Wort "Restverteidigung" benutzt wurde, um Gegentore der deutschen Nationalelf zu erklären, ist diese Pressingssituation ein deutlicher Fortschritt.

Montag, 24. März 2025

Wie man das freie Zeitfenster geschickt nutzt

 Denn wenn sich die "Ultras" angeblich nicht für die Nations League interessieren, muss man das ja ausnutzen... und eine Gegendemonstration in die Nische bringen.

Da der Herren-Fußball ja so unfassbar dominant in unserem Programm ist, dass er beinah alles platt macht, ist das unfassbar schwierig. Aber der Frauen-Fußball hat diese Chance tatsächlich ergriffen. Sie haben der "Warum spielt dann nicht wenigstens die 2. und 3. Liga" Fraktion eine andere Option gegeben.

Die Antwort auf diese dämliche Frage lautet nebenbei: Weil auch diese Vereine Nationalspieler haben, die sie abstellen müssen. Du willst doch nicht, dass dieses verdammt enge Aufstiegsrennen dadurch entschieden wird, dass ein wichtiger Spieler auf Reisen ist?

Wenn man diesen Leuten dann mit einem "Dann guck doch Frauen-Fußball, die haben richtig interessante Spiele im Kalender" kommt, lachen die einen natürlich aus. Da kann man dann aber elegant mit einem "Die heulen und simulieren dir wahrscheinlich zu wenig..." kontern. Aber dass Ultras eigentlich Frauen-Fußball gucken müssten, weil es dort all das gibt, was sie ständig fordern, belegt ja nur ihre Bigotterie...

Dabei haben die echt richtig gute Spiele in die Lücke platziert. Bayern und Wolfsburg hatten ihre Heimspiele im Champions League Viertelfinale. In Wolfsburg kamen 13.000 Zuschauer ins Stadion, obwohl die eigentlich im Werk sein mussten... Also das war ja immer die Ausrede, warum die Champions League Spiele der Herren so schlecht besucht sind. 

Die Bayern-Damen müssen derweil auch im Champions League Viertelfinale weiterhin auf dem Campus vor 2.500 Zuschauern spielen. Das ist halt auch der Unterschied zwischen Bayern und Wolfsburg, da ist ein Viertelfinale nur die Pflichterfüllung und die Feiertage beginnen ab dem Halbfinale.

Vor allem zeigte sich tatsächlich ein anderes Problem: Beide Mannschaften waren in ihren Heimspielen weitestgehend chancenlos. Während man die ersten Jahre in diesem Wettbewerb noch krass dominiert hat, wurde man mittlerweile von den Engländerinnen und Spanierinnen überholt. Und Turbine Potsdam, die den Wettbewerb 2 Jahre infolge gewinnen konnten, stehen sieglos am Ende der Tabelle.

Die Bundesliga-Tabelle zeigt nebenbei wahrscheinlich den einen Fehler, der dort gerade gemacht wird. Denn man hat sich ja für eine Aufstockung auf 14 Mannschaften entschieden. Deswegen steigt dieses Jahr nur eine Mannschaft ab. Aber das könnte dazu führen, dass Carl Zeiss Jena ohne einen einzigen Sieg den Klassenerhalt feiern kann.  Und das Ende der Tabelle ist ja regelmäßig völlig absurd. Letzte Saison holte der MSV Duisburg 4 Punkte. Den absoluten Tiefpunkt lieferte Borussia Mönchengladbach 2018/19 mit einem einzigen Punkt.

So schön das Wachstum des Frauen-Fußballs ist, es findet ausschließlich an der Spitze statt. In der Breite schafft man es konstant nicht, 12 wettbewerbsfähige Teams zusammenzustellen. Deswegen versucht man es jetzt mit 14 Mannschaften. Das klingt sinnvoll.

Einer dieser potenziell 14 Mannschaften spielte dann am Sonntag im Volkspark vor 57.000 Zuschauern. Denn der DFB zog direkt mit dem Pokal-Halbfinale nach. Man bekam dort ein klassisches Nordderby geschenkt: Hamburger SV - Werder Bremen. Und das war direkt eine Pokal-Klassikerin. Also ein Spiel, über das man noch Monate reden würde, wenn es die Herren ausgetragen hätten:

Die auch bei den Damen höherklassigen Bremerinnen dezimierten sich unmotiviert selbst. Der HSV kämpfte aufopferungsvoll und warf alles in die Wagschale, konnte der Vereins-DNA aber nicht komplett aus dem Weg gehen: Ein krasser Patzer der Torhüterin in einer Pressing-Situation schenkte dem Favoriten die Führung. Aber der Ausgleich von Sarah Stöckmann in der 90. Minute brachte das Stadion zum Explodieren. Direkt hätte Hamburg fast das nächste, diesmal wirkliche Eigentor produziert, aber Inga Schuldt bekam tatsächlich die Chance, ihren krassen Fehler vor dem 0:1 wieder gutzumachen. In der Verlängerung vergab Lisa Baum die große Chance den HSV tatsächlich in Führung zu bringen, bevor der Kommentator feststellte, dass ein Treffer jetzt wohl die Entscheidung bringen könnte... also nicht nur die Dramatik, sondern sogar die völlig bescheuerten Kommentare waren auf Herren-Niveau. Diesen Treffer erzielte Sophie Weidauer nach einer starken Kombination. Und gegen nun alles verzweifelt nach vorne werfende Hamburgerinnen gelang ihnen noch das 3:1. 

Aber ganz ehrlich und trotz all der Verlängerungen in der Nations League: Dieses Pokal-Halbfinale war das eine Spiel, welches man als deutscher Fußball Fan gesehen haben sollte. Also bevor man verzweifelt im Kalender guckt, ob die Dritte Liga vielleicht doch spielt. Es lieferte all das, was einen guten Pokal-Fight ausmacht.

Und der DFB hat das tatsächlich bewusst und langfristig geplant. Denn eigentlich sollte der HSV an diesem Wochenende in der 2. Liga gegen den SV Weinberg spielen. Das Spiel wurde aber auf Mittwoch, den 5.3. vorverlegt. Anstoß 12 Uhr... Da kommen dann nur die wirklichen Ultras. Alle 160. Dass der HSV während des Pokal-Wochenendes dann Platz 3 wieder an den SV Meppen abgeben musste, ist dem richtig seriösen Kommentator natürlich auch nicht aufgefallen. Das ist der Qualitätsjournalismus, den an den uns Béla Réthy so gewöhnt hat.

Jetzt könnten Kritiker natürlich anmerken, dass ich selbst, wenn ich den Frauen-Fußball so richtig ernst nehmen würde, auch wissen muss, dass die HSV-Damen durchaus in der Lage sind, aufzusteigen. Also noch nicht in die Bundesliga, aber die sind 2023 in die 2. Liga aufgestiegen. Stimmt. Und das mache ich jetzt auch nur bedingt besser, wenn ich jetzt behaupte, dass ja "sogar die Frauen" das mit dem Aufstieg schonmal hinbekommen haben, da kann das ja alles nicht so schwer sein... Ja, der HSV ist "nur" der einzige Verein in Deutschland, dessen Herren-Mannschaft noch nie aufgestiegen ist. 

Im 2. Pokal-Halbfinale war die TSG 1899 Hoffenheim auf dem Weg, den Titelfavoriten aus München aus dem Wettbewerb zu werfen, bevor auch hier ein Fehler der Torhüterin den Weg zum Comeback öffnete. Und das ist dann wahrscheinlich die eine Szene, die ihr mit sexistischen Kommentaren in den sozialen Medien zu sehen bekommen habt. Was dabei aber total unfair ist: Der Kontext wird komplett ignoriert. Denn die 21-jährige Laura Dick musste in der 51. Minute eingewechselt werden, weil sich Stammtorhüterin Martina Tufekovic in der 49. Minute verletzt hat. Sie konnte sich also 2 Minuten lang "warm" machen. Dann wurde sie direkt und aus der völligen Kalten in eine unangenehme Situation geschickt, in der sie dann verkackt hat. Das ist eben nicht "typisch Frau", sondern etwas, dass jungen Menschen passiert, wenn sie unerwartet und unvorbereitet in eine extreme Stresssituation geschickt werden.

Es gäbe genügend Ansätze, diesen Aussetzer zu erklären, ohne irgendwie das Geschlecht ins Gespräch zu bringen. Aber dann wäre Mann ja kein sexistisches Arschloch....

Donnerstag, 20. März 2025

Endlich wieder Länderspielpause

 Das wird sogar Xabi Alonso so sehen. Auch wenn sein Comeback-Bayer gerade ein großes Comeback gefeiert hat. Nur halt leider zu spät, um für diese Saison noch relevant zu sein. Aber besser spät als nie.

Aber wir haben wieder mal den Punkt erreicht, wo selbst die Vereine nicht mehr darüber jammern, dass es mal eine Länderspielpause gibt. Denn für die Spieler der Spitzenteams klingen "nur 2 Spiele in 10 Tagen" fast wie Urlaub. Und die Trainer können sich mal neu sortieren und mental auf den Schlussspurt vorbereiten.

Und klar, weil man dieses mal aufs komplette versagen verzichtet hat und stattdessen an der K.O. Phase der Nations League teilnimmt, ist es nur fast wie Urlaub. Denn die Spiele haben ja plötzlich eine gewisse Relevanz.

Nebenbei ist das so ein Faktor, der bei der "Aufblähung" der Turniere im Sommer gerne ignoriert wird. Also es wird da ja gerne behauptet, dass das für die Spieler scheiße ist, weil die jetzt ein Spiel mehr absolvieren müssen, um Weltmeister zu werden. Und kurzfristig betrachtet stimmt dies sogar: Es wurde eine zusätzliche K.O. Phase eingeführt. Wenn man aber nicht nur den Horizont eines Flat Earthers hat, sondern ein bisschen über den Tellerrand hinausschaut... Wenn Deutschland sich für das "Final 4" Turnier qualifiziert, landen sie in einer 4er Gruppe mit Nordirland, der Slowakai und Luxemburg. Wenn sie sich dann, wovon man ja ausgehen sollte, als Gruppenerster qualifizieren, brauchen sie dafür "nur" 6 Spiele.

Für die WM in Katar spielte man in einer 6er Gruppe mit Nordmazedonien, Rumänien, Armenien, Island und Liechtenstein. Damals brauchte man 10 Spiele. Selbst im Worst Case Szenario mit einer Niederlagegegen Italien braucht man "planmäßig" 2 Spiele weniger, um sich für die WM in Nordamerika zu qualifizieren, Im Idealfall sind es sogar 4 Spiele weniger. Da kann man ja glatt ein weiteres Spaßturnier für die Vereine einführen.

Das ist aber auch etwas, dass die UEFA nicht vermarktet und die Vereine suboptimal aushandeln. Also ein "Ja, wir erweitern die Turniere, aber dafür kürzen wir die Länderspiel-Pausen während der Saison etwas runter" wäre doch eine faire Verhandlungsgrundlage. Da müssten sich doch alle Nationen, außer die ganz kleinen, drauf einlassen. Und wo demnächst die halbe Welt zur WM eingeladen wird, kann das ja auch nicht an den mangelnden Stimmen scheitern.

Wenn man darauf hinweist, dass die Länderspiele gerade im Vergleich zur aufgeblähten Champions League gar nicht mehr geworden sind, würde man den jammernden Vereinen und Fans viel Wind aus den Segeln nehmen. 

Da kommen wir mal wieder zu meinem Lieblingsspiel: Lasst uns mal nachrechnen, wie viele Spiele Bayern München seit der letzten Länderspielpause absolviert haben. Stichtag ist der 19.11.2024. Die Bayern sind da bei 25 Pflichtspielen. Es hätten nebenbei sogar mehr sein können, wenn man sich nicht frühzeitig aus dem Pokal verabschiedet hätte.

Dann drehen wir die Uhr mal 20 Jahre zurück. Da ist die Länderspielbilanz immer schwierig, weil das ausgerechnet das Jahr ist, in dem die deutsche Nationalmannschaft als "Danke Schön" für die WM Vergabe im Dezember auf Asienreise war. Aber man kann ja trotzdem mal gucken, wie viele Spiele die Bayern zwischen dem 19.11., also dem Ende der offiziellen Rahmentermine für Landerspiele mit dem Freundschaftsspiel gegen Kamerun, und dem 26.03., einem Spiel  in Slowenien ausgetragen wurden. Man kommt dann auf 18 Spiele.

Drehen wir die Uhr weitere 20 Jahre zurück, kommen die Bayern in diesem Zeitraum auf 13 Spiele. Man könnte einen Trend erkennen. Also während sich die Anzahl der Länderspiele in einem "nicht Turnier Saison" von 11 auf 10 reduziert haben, hat sich die Zahl der Vereinsspiele quasi verdoppelt. Da fragt man sich echt, wie man als Vereinspräsident über die Länderspiele aufregen kann, wenn die ganz offensichtlich nicht das Problem sind. 

Das werden die Verantwortlichen der Vereine aber niemals erwähnen, denn dann müssten sie ja zugeben, dass aussschließlich ihre eigene Gier Schuld and der völligen überlastung des Rahmenterminkalenders ist.

Donnerstag, 13. März 2025

Hat ein einziger Transfer die Saison von Liverpool ruiniert?

 Und damit die Gruppenphase ad absurdum geführt? Kann ein einziger Transfer, der nicht mal vom designierten englischen Meister selbst getätigt wurde, wirklich so krassen Einfluss haben? Und wenn ja, muss Kylian Mbappé allein dafür den Ballon d'Or gewinnen?

Also der Reihe nach: Ich habe ja immer die These in den Raum geworfen, dass die Zwischenrunde praktisch egal sein wird, weil die Titelkandidaten in dem neuen System alle aus den Top 8 kommen werden. Jetzt stehen aber 3 der Playoff-Teilnehmer schon mal im Viertelfinale... und 2 von denen sehen wie echte Titelkandidaten aus. Dass die Bayern dies noch nicht sind, hat anscheinend sogar der Kicker erkannt, er versteckt diese Botschaft aber hinter einer Paywall...

Aber Real Madrid... nun ja. Tut halt Real Madrid Dinge. Das ist die einzige Mannschaft, die mehr Elfmeter als der Gegner verschießt und trotzdem nach Elfmeterschießen weiterkommt. Weil der Julian Alvarez sich selbst anschießt. Bei allen anderen Mannschaften der Welt würde man jetzt sagen, dass man sich nicht immer so durchmogeln kann. Das Glück muss doch irgendwann aufgebraucht sein. Aber Real macht das seit Jahren.

Und auch Paris St. Germain war in beiden Spielen einfach mal besser, als der in der Gruppenphase alles dominierende FC Liverpool. Also ja, ein Weiterkommen nach Elfmeterschießen ist immer glücklich. Aber Liverpool hatte sein Glück halt aufgebraucht, um dieses Elfmeterschießen zu erreichen. Beiden Mannschaften will man derzeit unbedingt aus dem Weg gehen. Beide gehen als Favorit ins Halbfinale gegen Arsenal und Aston Villa. Und beide treffen dann im Halbfinale aufeinander. 

Beide werden aber auch durch diesen einen Wechsel im Sommer definiert. Und beide haben wohl auch deswegen eine so bescheidene Hinrunde gespielt. Bei Real Madrid brauchte Mbappé einfach doch ein halbes Jahr, um anzukommen und seine neue Rolle in dem Starensemble zu finden. Jetzt ist er plötzlich bei 15 Toren im Jahr 2025. Und bei 28 auf die gesamte Saison gesehen. Wenn er das aktuelle Tempo beibehält, erzielt der in seiner Debütsaison über 40 Tore. 

Das zeigt aber auch, dass selbst die besten Fußballer eine gewisse Zeit brauchen, um sich abzustimmen und die Automatismen zu erarbeiten. Was alle, die jetzt schon behaupten, dass Florian Wirtz und Jamal Musiala nicht zusammenpassen können, mal zur Kenntnis nehmen könnten. Jetzt, wo der Integrationsprozess abgeschlossen scheint, ist Real wieder verdammt gefährlich. Und sie dürften es für die nächsten 5 Jahre bleiben. 

Paris St. Germain musste dagegen den Abgang ihres Fixpunktes verkraften. Man reagierte auf das Beinah-Aus mit einer taktischen Umstellung: Ousmane Dembélé zog nach Jahren auf der rechten Außenbahn ins Zentrum. Dazu, das soll hier nicht verschwiegen werden, gelang ihnen mit der Verpflichtung von Chwitscha Kwarazchelia ein echter Coup. Das dürfte genau der selbstlose Offensivspieler sein, den Paris die letzten Jahre, in denen sich alles um Mbappé, Neymar und Messi drehte, gefehlt hat. Aber im Wesentlichen gilt hier das Gegenprinzip zu den Vorgängen bei Real Madrid: Man brauchte einfach ein halbes Jahr, um herauszufinden, wie man ohne den absoluten Superstar spielen kann, will und muss. Und auch ohne den Neuzugang konnte man ja schon das Spiel gegen Manchester City drehen. Die Fortschritte waren also schon vor dem Liverpool Spiel deutlich wahrnehmbar.

Uns sollte das vor allem beibringen, dass wir nicht zu schnell über Spieler und Mannschaften urteilen sollten. Das selbst richtig teure Mannschaften einfach ihre Zeit brauchen. Da der derzeit beste Spieler der Welt eher selten im Sommer das Team wechselt, wird ein derartiger Saisonverlauf aber eher eine Ausnahme bleiben.

Dienstag, 11. März 2025

Dann springe ich halt über meinen Schatten

 und verteidige Thomas Müller. Am Ende werde ich ihn wahrscheinlich sogar loben. Nachdem ich den jahrelang kritisiert habe, weil er nicht mehr den allerhöchsten Ansprüchen genügt. Und nebenbei habe ich darauf hingewiesen, dass jeder Trainer, der nicht bedingungslos auf Müller gesetzt hat, zeitnah die Kabine verloren hat. Und wenn man Müller in den wirklich wichtigen Spielen nicht aufgestellt hat, wurde das sofort von den Medien aufgegriffen, auch wenn es seit spätestens 2020 eine sinnvolle Entscheidung war. Trotzdem war es nach wie vor alternativlos, auf Müller zu setzen.

Lustiger Einschub: Frank Lußem kommentiert gerade hinter einer Paywall, dass man als Reporter von Sky, DAZN und Co. auch dann noch kritisch bleiben muss, wenn man ganz nah an den Profis dran ist. Dass die Kicker-Redakteure sich seit Jahrzehnten alle Sicherungen rausknallen, wenn sie über zum Beispiel einen Thomas Müller sachlich berichten sollen, ist ihm dabei anscheinend entgangen. Denn man hätte die Rolle von Müller und seine Leistungen ja mal kritisch durchleuchten können, aber dass der ohne ein einziges EM Tor in den Ruhestand gehen wird, ist jahrelang auch beim Kicker niemanden aufgefallen.

Jetzt hat Müller aber eine neue Rolle eingenommen: die des Veteranen und des Mentors. Er sitzt mittlerweile meistens auf der Bank. Das ist kaum noch eine Schlagzeile wert. Er kommt auf 6 Scorerpunkte. So viel hat er früher alleine gegen den Hamburger SV gesammelt. Mittlerweile hat sich Müller aber mit dieser neuen Rolle angefreundet. Man hört ja wirklich gar kein Grummeln, sondern volle Unterstützung für Trainer und Team. Er macht einfach alles, was er kann, um seiner Mannschaft zu helfen, hat aber anscheinend auch begriffen, dass er dies zumindest nicht mehr über 90 Minuten auf dem Platz machen kann.

Und dann kommen die Experten und eskalieren trotzdem: Michael Rummenigge und Mario Basler raten Müller unabhängig voneinander zum Karriereende. Lothar Matthäus nennt die späte Einwechslung gegen Celtic eine Demütigung.

Wobei ich an der Stelle auch erwähnen muss, dass die Fans die Rolle von Müller auch nicht einordnen können. Denn in den sozialen Medien habe ich erschreckend häufig gelesen, dass Vincent Kompany den ja gebracht hat, um in der Verlängerung was zu reißen. Die (und nach deren Meinung auch der Trainer) hatten also so viel Vertrauen in die eigene Defensive, dass sie fest davon ausgingen, dass Celtic in den 60 Sekunden, die Müller mitwirken durfte, noch ein Tor erzielen wird... Ich sollte weniger Bahn fahren, da scrollt man immer sinnlos durch die Kommentarspalten.

Müller selbst hat das völlig entspannt hingenommen. Der versteht halt, dass seine Rolle auch mal reines Zeitspiel beinhaltet. Und der nimmt die Einsätze für die Statistik einfach mal mit. Wenn man nämlich in 10 Jahren auf die Karriere zurückschaut, wird niemand darauf achten, wie wenige Minuten Müller am Ende gespielt hat, sondern es werden alle nur die 160+X Champions League Spiele erwähnen. Müller ist nebenbei in der All Time Liste auf Platz 4. 3 weitere Einwechslungen in den letzten Sekunden und er hat Lionel Messi eingeholt. Um Iker Cassillas und Cristiano Ronaldo einzuholen, muss er noch einige Jahre dran hängen. Aber das ist rein statistisch das Niveau, auf dem Müller immer noch mitspielt. Als einziger "1 Club Spieler", nebenbei. Von einer "Demütigung" zu sprechen, wenn er diese Bilanz weiter ausbauen kann, ist schon absurd.

Genauso absurd ist es, einem Profispieler das Karriereende nahezulegen. Solange Müller noch Bock hat und seine eigenen, mit dem Alter kommenden, Limitierungen akzeptiert, kann er auch noch weiterspielen. Die paar Millionen kann sich der FC Bayern locker leisten, das tut niemanden weh. Und ja, wenn er die Rolle als Mentor voll annimmt, profitieren davon auch die jungen Spieler, obwohl er einen Platz auf der Bank besetzt.

Und klar, es gibt genügend Beispiele für Profis, die nicht den rechtzeitigen Absprung geschafft haben. Hätte sich ein Bastian Schweinsteiger wirklich die Intermezzos bei Manchester United und in Chigaco antun müssen? Aber diesem Dilemma scheint Müller ja aus dem Weg zu gehen. Also im Gegensatz zu Schweinsteiger, Ribbery, Robben, Klose, Rummenigge, Gerd Müller und Beckenbauer wird er ja seine Karriere irgendwann bei den Bayern beenden. Nur halt etwas später und etwas entspannter als sein Vorgänger im Geiste Philipp Lahm.

Und natürlich kämpft ein Müller nur noch um absurde Statistiken. Individueller Rekordmeister bleiben ist so eine. Dafür kann er aber einfach nicht vor Manuel Neuer in den Ruhestand gehen. Und ein Auge auf Josip Stanisic werfen, der ist mit seinen 24 Jahren schon bei 4 Meisterschaften. Wenn der jetzt 10 Jahre lang den Rollenspieler bei den Bayern gibt, wird das eng für Thomas, da sollte er sich lieber noch einen Puffer aufbauen...

Müller ist echt in der luxuriösen Position, dass er selbst entscheiden kann, wie lange er in einer auf dem Rasen kleineren Rolle noch auf Titeljagd gehen will. Und wie lange es ihm noch Spaß macht, sich jeden Tag im Training zu schinden. Müller glaubt wahrscheinlich sogar daran, dass er von der Bank aus noch zu einem weiteren Champions League Titel beitragen kann, solange Harry Kane seine Elfmeter trifft. Und wenn ihm das "Meisterschale in den Himmel recken" irgendwann wirklich zu langweilig oder das Training zu anstrengend wird, dann kann er sofort in den Ruhestand gehen. Ihm sollte aber niemand vorschreiben, wann er diesen Punkt erreicht.

Vor allem kein Mario Basler. Also Basler merkt ja selber, wie bescheiden das ist, wenn man plötzlich raus aus dem gewohnten Scheinwerferlicht ist. Er hat das so sehr vermisst, dass er zu Big Brother gegangen ist. Und da geht es nicht mal, wie bei dem einen oder anderen ehemaligen Profi, ums Geld, sondern wirklich nur darum gesehen werden. Deswegen sitzt er auch als C-Experte bei Sport1: Das Scheinwerferlicht kann halt auch süchtig machen.
Nun macht Müller nicht den Eindruck, als würde er nach der Karriere abstürzen können. Ihm aber zum Karriereende zu raten, während man selbst krampfhaft versucht, nicht in der kompletten Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, ist schon dreist.

Montag, 10. März 2025

Weil das ja letzte Woche nicht absurd genug war

Legt die Bundesliga dieses Wochenende kollektiv nach: zum 2. Mal infolge gab es keinen einzigen Heimsieg. Da die Spieltage mittlerweile so schön aufgesplittet sind, haben wir 19 Bundesligaspiele am Stück ohne einen einzigen Heimsieg. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass das 4:0 der Bayern gegen Eintracht Frankfurt so ein historisches Event werden würde, hätte ich vielleicht sogar eingeschaltet. Und als Nächstes gibt es St. Pauli gegen Hoffenheim. Die Kiezkicker stehen bisher bei 2 Heimsiegen in der Saison, diese Serie könnte also locker noch ausgeweitet werden.

Die Bayern zeigten uns nebenbei, wie ernst sie die Bundesliga noch nehmen, als sie Thomas Müller aufgestellt haben. Wobei ich noch einer Einschätzung zur Müller Situation abliefern muss. Sie wollten anscheinend nachweisen, dass man doch Meister werden kann, wenn man Punkte gegen den VfL Bochum liegen lässt. Noch deutlicher kann man Bayer Leverkusen nicht vorführen. 

Die wirkliche Arroganz zeigte sich aber auf der anderen Seite des Feldes: Man hatte da die Gelegenheit, dass sich ihr neuer, junger Torwart mit der sowieso eher wackligen Abwehr einspielen kann. Stattdessen bot Vincent Kompany eine Viererkette auf, die garantiert so nie wieder zusammenspielen wird.
Wenn man da noch bedenkt, dass selbst den plötzlich völlig harmlosen Leverkusenern am Mittwoch eine Großchance auf dem Silbertablett serviert wurde...

Und ja, auch wenn Florian Wirtz jetzt ausfällt, so lieferten die Bayern allen Fans der spannenden Spiele einen schönen Hoffnungsschimmer. Denn sie haben mal wieder nachgewiesen, dass sie gegen jede Mannschaft der Welt 3 Gegentore kassieren können.

Der VfL Bochum hat damit nebenbei die Bayern geschlagen. Und vorher Borussia Dortmund. Dazu haben sie gegen RB Leipzig und Bayer Leverkusen ein Mal unentschieden gespielt. Nur gegen den VfB Stuttgart konnte man noch keinen Punkt ergattern, das Rückspiel steht aber noch aus. Damit hat die Mannschaft, die die gesamte Hinrunde über wie ein sicherer Absteiger aussah, 8 Punkte gegen die 5 Champions League Teilnehmer geholt. 8 von 20. Und nebenbei hat man 10 Tore erzielt. Wenn die gegen alle Vereine so gut abschneiden würden, könnte man glatt in die Conference League einziehen...

An der Stelle muss ich aber mit höchstem Respekt die Entwicklung der hier häufig kritisierten Bochumer loben. Ich hatte mich da ja relativ weit aus dem Fenster gelehnt und behauptet, dass die 3 Punkte am grünen Tisch aus dem Berlin Spiel am Ende egal sein werden. #PassivesAbseitsleserwissenesexklusiv. Denn das war ja der erste Sieg nach 14 Spieltagen. Das sah halt nicht so aus, als würden die 2 zusätzlichen Punkte am Ende den Unterschied ausmachen. Jetzt hat Bochum nur eines seiner letzten 5 Bundesligaspiele verloren. Sie haben in dieser Phase 6 Punkte geholt. Da sind sie tatsächlich auf Augenhöhe mit RB Leipzig und Borussia Dortmund. Eintracht Frankfurt hat im selben Zeitrahmen nur 4 Punkte geholt. 

Und es ist ja nicht so, dass man eine günstige Phase im Kalender abgegriffen hat und gegen direkte Konkurrenten in Heimspielen die Punkte geholt hat. Im Gegenteil: Das Heimspiel gegen Hoffenheim war die einzige Niederlage in dieser Serie. Selbst der FC St.Pauli hat mittlerweile gemerkt, dass sie doch wieder was machen müssen, um doch die Klasse zu halten. Deren Plan war es ja anscheinend, den Klassenerhalt ohne eigene Treffer zu sichern. Diesen Sidequest haben sie jetzt doch abgebrochen.

Aber "Tore schießen" scheint ja gerade eher ein zweitrangiges Ziel zu sein. Serien ohne Gegentreffer sind der neue, heiße Scheiß. Denn sowohl der FC Augsburg als auch der SC Freiburg haben da gerade einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. BEIDE sind seit 6 (!) Spielen ohne Gegentreffer. Das ist noch absurder als die 19 Spiele am Stück ohne Heimsieg. In Asien soll man ja auf alles wetten können...

Bleibt noch als letztes Highlight die neuste Aussage vom besten Führungsspieler aller Zeiten, Emre Can. Der hielt diese Woche essenzielles fest: "Den Fans kann man auf keinen Fall etwas vorwerfen." Die Kurve hat er gerade noch so bekommen. Die Fans in Dortmund gehen im Gegensatz zur Mannschaft auch dahin, wo es weh tut... ins Stadion halt. Und sie haben noch nie nur das Nötigste getan.

Dann spielt er noch das "Bloß nicht von Mentalität reden" Bullshit-Bingo: "Das liegt alles im Kopf. Das hat mit der Einstellung zu tun." Gut, dass wir das mal geklärt haben. Wo sie in Dortmund jetzt, also nach 9 Monaten, endlich erkannt haben, woran sie arbeiten müssten, könnte es ja endlich auch Fortschritte geben.

Donnerstag, 6. März 2025

Die sind halt doch nur ein ganz normaler Bundesligist.

 Auch wenn sie sich in den letzten 2 Jahren als etwas bessere getarnt haben. Wenn Bayer Leverkusen dann die Chance hat, wirklich eine Wachablösung in Deutschland anzukündigen, erstarren sie doch einfach in Ehrfurcht und schlagen sich effektiv selbst.

Xabi Alonso kratzt sein eigenes Denkmal an, weil er in dem wichtigsten Spiel einfach mal den Ersatztorwart aufstellt, der dann kritisch patzt. Florian Wirtz spielt in derselben Range wie Julian Brandt. Nordi Mukiele's Platzverweis an der Seitenlinie in der gegnerischen Hälfte war eine der absurdesten Aktionen des Jahres. Also wie Mukiele selbst schon vor dem Kontakt mit dem gegnerischen Knöchel erkennt, dass er jetzt gleich vom Platz fliegt, den Tritt aber nicht mehr verhindern kann. Dass Edmond Tapsoba für 5 Sekunden vergisst, dass der VAR existiert und man bei Ecken einfach nicht mehr so am gegnerischen Trikot zerren darf. Und dann gewinnt Bayern plötzlich mit 3:0. Für die war das ein ganz gewöhnliches Spitzenspiel: Der direkte Konkurrent schlägt sich einfach selbst. Man muss nur daneben stehen und abwarten.

Schon zur Halbzeit war ja abzusehen, dass Leverkusen heute nicht seine Topform auf den Platz bringen wird. Was, das muss an der Stelle auch mal erwähnt werden, durchaus auch an der taktisch hervorragenden Leistung der Bayern lag. Joshua Kimmich bot sein erstes wirklich überragendes Spiel als 6er seit Jahren ab. Der DAZN Kommentator laberte da gleich etwas von "Wie 2020 spielen Goretzka und Kimmich auf der Doppel-6.", was mich natürlich komplett triggerte: Warum kommentieren Leute, die offensichtlich keinen Fußball gucken, diese Spiele? Kimmich spielte im Finale als Rechtsverteidiger. Wie er dies im gesamten "Finalturnier" gemacht hat. Dass jetzt Leute die Karriere von Kimmich wegen eines guten Spieles komplett neu schreiben wollen und einfach behaupten, dass der ja schon immer ein international überragender Sechser war, kotzt mich so was von an. Das beweist einfach nur, wie weit weg wir von einem seriösen Journalismus und kritischer Berichtserstattung sind.

Wenn Kimmich solche Leistungen in den wichtigsten Spielen häufiger angeboten hätte, würde auch ein Thomas Tuchel, der direkt nach der falschen Bemerkung infrage gestellt wurde, auf ihn als 6er setzen. Und wenn man die Leistungen von Kimmich kritisch durchleuchten würde, könnte einem auffallen, dass der eigentlich "nur" als Rechtsverteidiger wirklich richtig gut war. Dann würde man auch verstehen, warum sich die Bayern mit einer Vertragsverlängerung so schwertun. Denn die sind sich anscheinend bewusst, dass man mit Kimmich "nur" die nationalen Erfolge feiern kann, er aber die internationalen Ansprüche im Zentrum nicht erfüllt. Aber gut, bis zum Halbfinale wird das niemanden auffallen und wenn man das erreicht hat, wird man sich doch eine Vertragsverlängerung einreden lassen. Und nach dem Halbfinale gucken alle wieder entsetzt.

Vielleicht durchlebt Kimmich aber auch gerade ein "Contract Year Phenomenon". Also vielleicht hat sich bei ihm die Erkenntnis breit gemacht, dass er sich mal richtig am Riemen reißen muss, wenn er sich weiterhin als international anerkannter 6er verkleiden will und spielt die Rolle deswegen gerade einiges seriöser, als wir es von ihm gewohnt waren. Oder, auch der Gedanke muss zugelassen werden, er hat trotz oder wegen seiner 30 Jahre nochmal einen Entwicklungsschritt gemacht. Oder es war nur ein einziger Ausreißer. Wir werden es erfahren...

Beim dritten deutschen Teilnehmer wurde einem wieder bewusst, was für ein toller Führungsspieler Emre Can doch ist. Der moniert nach ihrem Hinspiel, dass die Dortmunder "nicht dahin gegangen sind, wo es weh tut." In einem Heimspiel. In der Champions League. Wer sich da nicht weh tun will, dem ist nicht zu helfen. Andererseits ist das halt derselbe Führungsspieler, der nach dem letzten Champions League Heimspiel ganz ruhig festgestellt hat, dass man halt nicht mehr gemacht hat, als nötig. Zwischen diesen beiden Aussagen könnte ein Zusammenhang bestehen. Vor allem fassen sie die grundlegenden Probleme in Dortmund wunderbar zusammen. Mittlerweile lösen sie aber auch nur noch ein lethargisches Schulterzucken aus. 

Aber damit steht das Skript für die nächsten Tage ja auch schon fest: am Samstag gibt es einen uninspirierten Auftritt gegen Augsburg. Die Fans trauen sich aber nicht, zu pfeifen, weil ja am Mittwoch das wichtige Spiel in Lille ansteht. Da kommt man dann nach einer epischen Schlacht in die nächste Runde, um mal wieder anzudeuten, was alles in dieser Truppe schlummern könnte. Nur um dann beim neuen Erzfeind aus Leipzig endgültig alle Chancen auf die Champions League zu verspielen. Dass dieses Szenario viel zu realisitsch ist, sollte die Dortmund Fans beunruhigen...

Dienstag, 4. März 2025

Schon faszinierend, wie das gerade ausgeht.

 Also gerade weil dieser Turniermodus noch so neu ist, ist es auch einfach interessant, wie sich der Turnierbaum gerade entwickelt. Denn eigentlich ist es ja ausgeschlossen, von "Losglück" zu sprechen, wenn man anhand seiner Vorleistungen quasi platziert wird. Ganz praktisch ist es für die Bayern relativ egal, ob sie gegen Atlético Madrid oder Bayer Leverkusen spielen. Beides wären anspruchsvolle Aufgaben gewesen. 2016 scheiterte man im Halbfinale an Diego Simeones Truppe, nachdem man in der Gruppenphase 1:1 gespielt hat. Nur 2020 gab es einen dominanten 4:0 Sieg. Das war das einzige Spiel seit dem Wiederholungsfinale 1974, welches mit mehr als einem Tor Unterschied gewonnen wurde. 
Ein angenehmes Los sieht definitiv anders aus. Dieser so ekligen Truppe will man definitiv aus dem Weg gehen. Und das ist ein Kompliment für die Mannschaft.

Stattdessen bekommt man es jetzt mit Bayer Leverkusen zu tun. Gegen ist die man seit 6 Spielen sieglos. Oder anders ausgedrückt: Xabi Alonso hat als Trainer noch nie gegen den Rekordmeister verloren. Das ist seit einigen wenigen Jahren die eine deutsche Mannschaft, die nicht vor Ehrfurcht erstarrt, wie sich das eigentlich gehört. Für die Bayern wäre Atletico da echt das entspanntere Los gewesen, weil man nach einem Ausscheiden nichts von einer Wachablösung lesen müssten. Die Bayern als "Mia san Mia" Fetischisten werden es aber eher als Gelegenheit sehen, das letzte Jahr endgültig zu reparieren und die allgemeine Ordnung wieder herzustellen. 

Für die Bundesliga als Ganzes kann man aber definitiv von Losglück reden, auch wenn das auf den ersten Blick absurd wirkt. Denn die andere Option wäre Bayer gegen Real Madrid gewesen. Und Real ist von den "Playoff Teilnehmern" die gefährlichste Mannschaft. Bayern wäre in diesem Fall auf Augenhöhe, Bayer als Außenseiter in die Runde gegangen. Die Wahrscheinlichkeit, dass keiner von beiden weiterkommt, ist verdammt hoch. So gehört garantiert eine deutsche Mannschaft zu den besten 8 in Europa. Da kann man sich dann wieder internationale Relevanz einreden.

Auf der anderen Seite hat Borussia Dortmund sich mit den international ja sehr ordentlichen Leistungen ein relativ leichtes Los erarbeitet. Lille ist dabei wahrscheinlich noch etwas leichter, als Aston Villa. Nebenbei sicherte man sich diesen Platz, weil man 2 Tore mehr als Real Madrid erzielt hat. Was vor allen Dingen lustig ist, weil Real die Dortmunder ja 5:2 geschlagen hat. Bei einem 6:2 wären sie an den Dortmundern vorbeigezogen. Nur um zu verdeutlichen, wie eng das war. 

Dabei hat Dortmund realistisch gesehen gar nicht mehr gemacht, als seine "Pflichtsiege" geholt. Also gegen alle Mannschaften, die in der Tabelle vor ihnen standen, war man unterlegen. Und da ist am Ende auch Atalanta Bergamo dabei, die 9. wurden. Also nur um zu verdeutlichen, dass Dortmund unter den Top 8 in Europa eigentlich nichts verloren hat. Jetzt müssen sie aber nur einen relativ leichten, geradezu machbaren Gegner ausschalten, um genau diesen Status zu erwerben.

Das ist gerade bei Dortmund völlig absurd, denn es wäre ja das 2. Top 8 Finish nacheinander. Also nur um das mal zu verdeutlichen: Manchester City kann das gerade nicht von sich behaupten. Eine der beiden Mannschaften aus Madrid wird definitiv auch im Achtelfinale scheitern. 
Theoretisch sollte es unmöglich für die Dortmunder sein, eine schlechte Saison zu spielen, wenn sie unter den Top 8 in Europa landen. Praktisch haben sie trotzdem schon 2 Mal den Trainer entlassen, weil die Bilanz in der Bundesliga so absurd mau ist. 

Das beweist aber auch nur, wie frustrierend diese Mannschaft ist. Denn auf internationaler Bühne beweist sie regelmäßig, dass sie zu mehr imstande ist, als Platz 5 und Platz 10 in der Bundesliga.

Aber im Großen und Ganzen bleibt festzuhalten: Auch wenn das Losglück im neuen Modus weitestgehend eliminiert wurde, so hatte Deutschland doch das maximale Losglück, dass man noch haben kann. Vor allem wenn man bedenkt, dass der FC Liverpool als Belohnung für einen souveränen Gruppensieg ein Date mit Paris St. Germain bekommen hat, anstatt auf Benfica Lissabon zu treffen.

Nebenbei geht es für eine deutsche Mannschaft im Viertelfinale gegen den Gewinner aus dem Duelle Feyenoord - Inter. Also falls das mit dem Losglück für die Bundesliga noch nicht offensichtlich genug war.

Montag, 3. März 2025

Da halten sich alle an das Skript

 Also wirklich alle. Holstein Kiel feiert seinen ersten Auswärtssieg in der Bundesligageschichte, weil Union sich weiter solidarisch zeigt und allen Kellerkindern 3 Punkte zuschiebt.

Werder Bremen schießt Marius Müller berühmt. Der absolvierte mit 31 Jahren 5 Bundesligaspiele, war aber trotzdem besser als Michael Zetterer, der letztens in die Nationalmannschaft gelobt werden sollte.

Borussia Dortmund bietet 2 gute Spiele infolge an. Und gewinnt damit zum ersten Mal in dieser Saison 2 Bundesligaspiele am Stück.

Eintracht Frankfurt hält an und für sich gut mit, aber auch 8 Minuten lang Respektsabstand zu Bayer Leverkusen. Stuttgart gönnt sich gegen den Rekordmeister zu viele Aussetzer.

Heidenheim ist halt derzeit nicht wirklich bundesligatauglich, hatte aber ein Heimspiel, das war also egal. Bochum hat unter der Woche genügend Punkte bekommen, da kann man das Wochenende ja ruhig angehen lassen und sich ein "Kacktor statt Tor des Monats" ins Netz legen. Arnd Zeigler ist begeistert.

RB Leipzig... macht RB Leipzig Dinge. 

Jetzt musste nur noch der SC Freiburg als letzte Ansetzung in Augsburg gewinnen und dann hätten wir 9 Auswärtssiege an einem Wochenende gehabt. Eine Statistik aus der "In Asien kann man ja auf alles wetten" Kategorie. Und dann liefert Freiburg eine seiner patentierten Gurkenspiele ab. In denen lange Zeit einfach nichts zusammenpasst und man zu spät in Fahrt kommt. Irgendwo hat deswegen jemand verdammt viel Geld verloren.

Bei RB Leipzig frage ich mich mittlerweile, welche Leichen Marco Rose so im Keller zu liegen hat. Kennt der das Red Bull Rezept und droht mit der Veröffentlichung, falls sie ihn entlassen? Also ernsthaft: Das erste Mal hätte man nach dem Ausscheiden in der Champions League über den Trainer reden können. Denn dass man bereits im Dezember keine Chance mehr auf ein Weiterkommen hatte, ist ein ganz schlechtes Zwischenzeugnis. Aber gut, Rose ist irgendwie ein verdienter Trainer und man war ja zumindest in der Bundesliga im Soll.

Dass man dann aber in Bochum einen drei Tore Vorsprung herschenkt und dort nur unentschieden spielt, muss einem doch zu denken geben. Das ist jetzt aber auch schon wieder 6 Wochen her. In diesen 6 Wochen hat man ein einziges Bundesligaspiel gewonnen, aber Rose soll auch gegen den SC Freiburg an der Seitenlinie stehen.

Was mich vor allen Dingen beunruhigen würde: Dieses Spiel vom Wochenende habe ich nicht zum ersten Mal gesehen: RB spielt eine ordentliche bis gute erste Halbzeit und liegt deswegen verdient in Führung. Dann verliert man völlig den Faden und wird in der 2. Halbzeit fast schon vorgeführt... bevor man sich kurz vor Schluss wieder fängt und immerhin noch ein paar Chancen kreiert. Das Spiel gegen Bochum lief genau so. Das Spiel gegen Stuttgart die Woche davor auch. Wobei man sich da noch 2 Platzverweise abholte. Den einen über- den anderen unmotiviert.

Gegen Heidenheim und Leverkusen lief es derweil andersherum: Da war die erste Halbzeit eher grausam, aber man kam nach einem 2-Tore-Rückstand jeweils zurück. Dass man gegen Heidenheim nie derart in Rückstand geraten darf, ist dabei egal: Gegen den Meister hat man einen 2-Tore-Rückstand aufgeholt, das macht doch Mut! 

Fakt ist: RB hat seit Ewigkeiten keine ordentliche 90 Minuten mehr abgeliefert. Und Rose hat keinerlei Mittel, um einzugreifen, wenn seine Mannschaft nach der Pause den Faden verliert, obwohl doch das genau sein Job ist. Da fragt man sich irgendwie schon, was noch alles passieren muss, damit es hier einen neuen Input von außen gibt. 

Und es sieht ja gerade nicht so aus, als würde Rose über den Sommer hinaus weiterarbeiten dürfen und können. Da fragt man sich schon, warum man die Qualifikation für die Königsklasse riskiert. Von einem Konstrukt wie RB hätte ich da irgendwie mehr Entschlossenheit erwartet.

Donnerstag, 27. Februar 2025

Das kann ja so nicht geplant gewesen sein.

Es ist ja alles wie immer: Wenn man ein Mal nicht aufpasst, wird schon wieder irgendeine Änderung vorgenommen, um die Übersättigung des Marktes weiter voranzutreiben. Anscheinend ist dem DFB aufgefallen, dass man ja noch eine freie Woche im Rahmenterminkalender hat. Eine Woche, in der tatsächlich nichts ansteht und man einfach mal runterfahren könnte... oder...

Man teilt das DFB-Pokal-Viertelfinale auf 2 unterschiedliche Wochen auf... und lässt zwischen den Spielen 20 Tage ins Land streichen.  Da kann dieser Wettbewerb ja mal so richtig strahlen. Da kann man dann bestimmt haufenweise gute Bundesligaspiele im frei empfangbaren Fernsehen senden.

Stattdessen bekommt man... Arminia Bielefeld gegen Werder Bremen und RB Leipzig gegen den VfL Wolfsburg...

Und versteht mich bitte nicht falsch: Dieses David gegen Goliath macht ja die Würze im Pokal aus. Dass Bielefeld jetzt im Halbfinale steht, ist etwas Wunderschönes. Aber brauchen wir dafür wirklich 2 Tage, an denen wirklich nur in Bielefeld gespielt wird und der Ball jetzt ruht? Wäre es wirklich schlimm gewesen, wenn diese Sensation zeitgleich (oder wenigstens am selben Tag wie) Stuttgart - Augsburg stattgefunden hätte?

Ich musste nebenbei wirklich nachschlagen, wer die anderen Pokalteilnehmer waren, weil das so verdammt lange her ist, dass in meinem Kopf wirklich kein Zusammenhang zwischen dem einen und den anderen Pokalspielen entstand. Das kann nicht gut sein. 

Wie schlimm ist die Lage? Das ehemalige Fachmagazin muss eine übertriebene Headline über Werder Bremen veröffentlichen, damit sie irgendwie Traffic generieren. Und die verstecken sie dann hinter einer Paywall. Werder Bremen ist dabei das Paradebeispiel für ein sogenanntes "Small Market" Team. Also die Mannschaften, die der Liga schon guttun, die aber eigentlich nur in den Vordergrund geraten, wenn sie richtig Scheiße bauen. Das liegt in Bremen auch an der einfach nur seriösen und rationalen Arbeit, die da angeboten wird. Aber es liegt halt auch daran, dass Werder im kleinsten Bundesland beheimatet ist. 

Dabei hat der Kicker irgendwie recht: Die Unzufriedenheit ist quasi spürbar, wenn Leonardo Bittencourt öffentlich einen seiner Mitspieler so direkt angreift. Und man ist gerade dabei, sich eine an sich ordentliche Saison mit Potenzial nach oben zu versauen. Da aber schon vom Untergang zu reden, ist völlig übertrieben. Gerade wenn man bedenkt, dass Werder de facto erst das dritte Jahr infolge Bundesliga spielt. Früher wäre man als Kicker damit sachlicher umgegangen. In diesem ominösen Früher war dies aber auch nicht das einzige Spiel, über das man berichten musste.

Es ist aber durchaus spannend, wie es jetzt bei Werder weitergeht. Ole Werner muss jetzt seinen nächsten Schritt auf der "Das ist wirklich ein guter Trainer" Leiter gehen. Bisher hat er Werder zum Aufstieg geführt, den Klassenerhalt gesichert und dann als Mittelfeldteam stabilisiert. Das ist eine gute Zwischenbilanz für einen Verein, der sich im dauerhaften und gar nicht mehr so schleichenden Niedergang befand. Jetzt steht aber die Frage im Raum, ob er während der Saison in einer richtig beschissenen Phase einen Stimmungsumschwung herbeireden kann. Wobei, reden will der ja gar nicht... Und Werder hat ja nur 1 seiner letzten 9 Pflichtspiele gewonnen. Jetzt wird sich zeigen, ob Werner das Schiff wieder auf Kurs bekommt. Obwohl er das ja in einer recht entspannten Ausgangslage machen kann, denn ein Abstieg erscheint ja ausgeschlossen. Nebenbei hat Werder genau die 30 Punkte, die man im Vorjahr zum selben Zeitraum auch hatte. Und letztes Jahr konnte Werner in Ruhe arbeiten. Wie Werder allgemein arbeitet, halte ich eine Entlassung für ausgeschlossen. Wenn er diesen U-Turn aber anleiten kann, hat Werder seinen Trainer für die nächsten 10 Jahre gefunden und kann stabil weiterplanen.

 

Das andere Halbfinale hat auch nur bewiesen, wie real der "El Plastico" doch ist. Wenn irgendein anderer Verein aufgrund eines fragwürdigen Elfmeters ausgeschieden wäre, würde es einen riesigen Aufschrei geben. Wenn ausgerechnet RB davon profitiert, würden alle von der Fußballmafia DFB fantasieren. Da es aber nur die Werkself aus Wolfsburg war, interessiert das halt keinen.

Lustigerweise haben die Wolfsburg Ultras ja zum Boykott aufgerufen, weil sie ich keine extra App holen wollten... Ich wusste auch nicht, dass es Wolfsburg Ultras gibt, aber anscheinend existieren die. Aber wenn die dann irgendwas raushauen, interessiert das einfach keinen. Aber die sind halt auch ohne Boykott-Aufrufen nur auf Platz 17 der "Auswärtsfans" stehen, nimmt man einfach keinen Unterschied wahr. Die deutlichste Reaktion kam wahrscheinlich direkt von VW... die sich dachten: Cool, dann könnt ihr ja doch bei uns am Fließband stehen.

Wobei ich an der Stelle nochmal den Einschub bringen muss, dass trotzdem über 40.000 Leute im Stadion waren. Abgesehen vom Gästeblock war das Stadion also quasi voll. Und man hat auch in der ganzen Stadt gemerkt, dass gestern Abend RB gespielt hat, selbst wenn einen das Spiel nicht interessiert hat. Selbst ich, der zu einem Konzert wollte, habe davon profitiert, weil ich eine der "Die fahren nur, wenn Fußball ist" Verbindungen nehmen konnte. Ich erwähne das hier als "Augenzeuge" so explizit, um dem "Die lösen doch keine Emotionen aus" Gelaber der Traditionsfans entgegenzuwirken: In Leipzig tun sie das mittlerweile. Es ist mittlerweile auch völlig normal, dass man am allgemeinen Stadtbild wahrnimmt, ob RB ein Heimspiel hat, oder nicht. So wie das bei allen anderen Bundesligisten auch der Fall ist. Das war in den ersten Bundesligajahren noch deutlich anders. Da hat sich aber einiges getan.

Allgemein steht RB jetzt vor der Frage, ob sie sich von der theoretischen Chance auf einen Titel blenden lassen und Marco Rose behalten, oder ob sie doch in die Champions League wollen. Rose selber sieht es ja positiv, dass man in der Jägerrolle ist, weil die Gejagten in dieser Bundesliga ja eh nie gewinnen. 

Fakt ist: Gegen Wolfsburg war man besser als in den letzten Wochen, aber eben auch nicht wirklich gut. Rose holt gerade relativ gesehen noch weniger aus seiner Mannschaft, als Ole Werner. Nach den angebotenen "Vorleistungen" muss RB jetzt hoffen, dass sie auf Bielefeld treffen, denn gegen die Anderen sind sie derzeit definitiv nur Außenseiter. Und auf einen dieser anderen müssen sie dann im Finale spielen. Und Wolfsburg war jetzt auch nicht in überragender Form. Im Gegenteil: Der Fakt, dass die nur 1 ihrer letzten 7 Bundesligaspiele gewonnen haben, ist der Grund, warum Leipzig wenigstens noch auf Platz 6 steht...

Es ist irgendwie faszinierend, dass Rose jetzt weitermachen darf, weil man einen fragwürdigen Elfmeter bekommen hat. Denn darauf läuft es ja hinaus. Gerade bei RB hätte ich eine derartige Abhängigkeit von zufälligen Ereignissen nicht erwartet... aber die wollen anscheinend doch ein richtiger Bundesligist werden und dafür muss man halt dumme Entscheidungen treffen. 

Der Fakt, dass Wolfsburg ebenfalls so schwach ist, hat Rose jetzt doppelt den Job gerettet, weil er sie im direkten Duell schlagen konnte und sie in der Liga trotz der eigenen Negativserie immer noch hinter RB stehen. Das ist doch eine gute Arbeitsgrundlage...

Freitag, 21. Februar 2025

Aber auch gerade so.

 Mit Ruhm bekleckert haben sich unsere Champions League Teilnehmer ja nicht. Als würden sie ihrem neusten Slogan direkt widersprechen wollen: Für Europa reicht es auch nicht wirklich.

Das für mich faszinierendste an dieser Runde war nebenbei das Hinspiel zwischen Manchester City und Real Madrid. Da hat man gesehen, wie europäischer Spitzenfußball aussehen soll. Beide Teams waren technisch und taktisch auf einem Niveau, das kaum jemand erreicht. Und das in allen anderen Fällen höchstens von einer der beiden Mannschaften erreicht worden ist. Was ja im Rückspiel auch auf Manchester City zutraf, denn da war ja wenig bis nichts von ihnen zu sehen. Aber Omar Marmoush durfte ein Mal in der Champions League ran, da hat sich der Wechsel schon gelohnt.

Lustig ist auch, dass Kylian Mbappé im Herbst schon als Fehleinkauf galt, weil er... nun ja... ein paar Monate brauchte, um sich bei seinem neuen Verein zu akklimatisieren. Wie dreist von dem, dass der erst nach einem halben Jahr richtig zündet. Jetzt erzielt er 4 Tore gegen City. Plötzlich könnte damit tatsächlich doch eine der Playoff-Mannschaften zu einem Titelkandiaten aufsteigen.

Wobei Real jetzt auf Atlético Madrid trifft. Es wird nicht wirklich leichter. Für die Uefa ist das Verkacken der beiden nebenbei das Best Case Szenario. Denn die Duelle haben dieser Playoff-Runde eine Relevanz gegeben, die ihr sonst echt gefehlt hätte. Und klar, das doch überraschende Ausscheiden der Italiener war nett. Für die war das schon eine katastrophale Runde. Aber wenn wir ehrlich sind, war keiner von denen wirklich ein Kandidat auf den Titel. Oder gar aufs Halbfinale. 

Spätestens beim 3:3 von Benfica gegen Monaco fällt mir dann auch einfach auf, dass die Übersättigung zumindest bei mir wirklich eingesetzt hat: Klar, das waren schon spannende Spiele. Da sie aber keinerlei Einfluss auf den Ausgang des Turnieres haben werden, interessieren sie mich irgendwie auch nicht.

Was nebenbei auch nicht schlimm ist. Denn Benfica und Monaco spielen ja nicht für mich, sondern für die portugiesischen und französischen Fans. Für die dürfte dieses Spiel DAS Highlight der Saison gewesen sein. Und es muss ja nicht immer nur um mich gehen.

Aber kommen wir zu den Deutschen: Borussia Dortmund hat da gerade ein strategisches Päuschen eingelegt. Deren Grundproblem ist ja, dass auf jedes gute Spiel ein schlechtes folgt. Und dass die schlechten Spiele gerade auf die Bundesliga fallen, die eventuell wichtiger ist, als dieses Playoff Rückspiel. Also bieten sie gegen einen uninspirierten Gegner eine uninspirierte Leistung an und können damit am Wochenende wieder Vollgas gehen. So kann man sich das als Optimist schönreden. Der Pessimist denkt eher, dass Dortmund halt wirklich nur dann was macht, wenn es auch wirklich um was geht. Sobald man mit einem souveränen Vorsprung in die Partie geht, macht man auch nicht mehr als nötig.

Emre Can hat ja hinterher auch offen zugegeben, dass genau dies der Anspruch war. Nach den herausragenden Vorleistungen hatte man es sich aber auch einfach mal verdient, in einem Champions League Heimspiel, für das die treuen Fans die teuren Tickets geholt haben, auf die Bremse zu treten...

Eher besorgniserregend ist aber die Form der Bayern gerade. Jamal Musiala scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Niko Kovač doch wie ein Genie aussehen zu lassen: Er spielt seit seiner Vertragsverlängerung wirklich in der Range von Julian Brandt. Und das ist nebenbei gar kein soo neuer Trend. Laut Kicker-Noten hat der noch kein gutes Bundesligaspiel im Jahr 2025 abgeliefert. Jetzt bekommt er 2 Mal die Note 5. Wer also dachte, dass Musiala nach dem Ende des Vertragspoker befreit aufspielt, muss sich weiter gedulden. 

Ohne einen Musiala in Topform sieht das Offensivspiel der Bayern erschreckend fad aus. Der beste Spieler war Leon "Wir wollen den unbedingt abgeben" Goretzka. Also es war kein Zufall, dass sein Einsatz das Kacktor heraufbeschwor. Andererseits sah man auch bei seiner vergebenen Großchance vorher, dass er jetzt kein Mann für die ganz großen Spiele ist. 

Natürlich hat Joshua Kimmich am Ende recht, wenn er behauptet, dass das kein Dusel war. Celtic hätte sich glücklich in die Verlängerung gerettet. Nach der Führung hat man schon viel Druck aufgebaut. Dass diese Möglichkeit aber überhaupt bestand, ist das eigentliche Problem. Und dass die Bayern 45 Minuten lang am Stück keinen Abschluss im Strafraum hatten, ist das nächste Problem.

Wie schlimm ist die Lage? Selbst die Hofberichterstatter vom Kicker bezweifeln, dass diese Mannschaft international etwas holen kann. Und wenn ein Weiterkommen selbst die überraschen würde, weiß man, was die Stunde geschlagen hat.

Zu guter Letzt reihte sich auch Heidenheim ein. Die sind sogar ausgeschieden, was strategisch sehr clever war. Zum Glück geht diese Runde anscheinend nicht in die 5-Jahres-Wertung ein. Das ist echt das beste, was man zu dieser internationalen Woche sagen kann.

Montag, 17. Februar 2025

Die Partei DIE PARTEI ist eine Satire-Partei

 Deren Wahlprogramm kann also nur in einer Satire-Liga umgesetzt werden. Also hier die Worst of "Für Europa reicht's" Edition:

 Heidenheim nimmt das gerade am wörtlichsten. Also die verkacken in der Liga nur. 5 Niederlagen infolge. Nur 1 Sieg aus den letzten 17 Bundesligaspielen. Selbst gegen Borussia Dortmund verlieren die... Das muss man als Abstiegskandidat erstmal schaffen. Das Krasseste daran: Bevor der Verein Europa für sich entdeckt hatten, sah es so aus, als hätte Tim Kleindienst sich verwechselt. Denn Heidenheim startete mit 3 Siegen aus den ersten 5 Spielen in die Saison. Aber dann begann die Gruppenphase der Conference League und da dachte man sich: Ist ja viel spannender hier.

Die rationale Antwort ist, dass diese Mannschaft einfach nicht mit der Doppelbelastung klarkommt. Wäre das nicht der Moment, in dem man den europäischen Wettbewerb ab schenken und seine B-Elf schicken sollte... Nun ja... das versuchte Heidenheim mehr oder weniger schon übers gesamte Jahr, indem man heftigst rotiert. In Kopenhagen stand sogar der Ersatztorwart Frank Feller im Tor. Wie schon im Hinspiel in der Qualifikation. Frank Schmidt versucht echt alles, um endlich auszuscheiden und die Mission Klassenerhalt anzugehen... nur nützt es halt nichts, denn für Europa reicht's. In 2 Jahren spielen sie dann als Drittligist in der Champions League, obwohl sie krampfhaft seit Jahren versuchen, einfach nur auszuscheiden.

Selbst die glorreichen Bayern haben sich mit diesem Virus infiziert. Zumindest zeigen sie leichte Symptome. So krass dominiert wie an diesem Wochenende wurden sie in der Bundesliga jedenfalls seit dem letzten Besuch in Leverkusen nicht mehr. Das ist immerhin schon ein Jahr her! Und klar, Bayer perfektioniert gerade das "Am Tor vorbeischießen" besser als jede andere Mannschaft. All die Chancen sind schon Hochkaräter, aber meistens gehen die Bälle ganz knapp neben den Kasten. Wenn man die Bundesliga durchgespielt hat, kann man auch so Nebenmissionen wie "Treibe deinen Expected Goals Wert nach oben, ohne dass der Torhüter eingreifen muss" annehmen. Und nach dieser Statistik hat man 2,65 zu 0,06 gewonnen. Viel wichtiger für diesen Beitrag ist allerdings der Fakt, dass die Bayern einen Wert von 0,06 hatten. Das ist der niedrigste Wert in dieser Saison. Also um das mal zu verdeutlichen: Die hoffnungslos unterlegenen Hoffenheimer waren bei ihrem 0:5 neulich dichter an einem Treffer, als die Bayern an diesem Samstag.
Das ist nebenbei tatsächlich der beste Wert der Saison. Also wenn man das Ziel hatte, keinerlei Torgefahr auszustrahlen. Gefolgt von den 0,14, die sich Augsburg gegen die Bayern erarbeitet hat... und dem Hinspiel, wo Bayer Leverkusen mit 0,16 erwartbaren Toren ein 1:1 holte.

Natürlich kann das den Bayern völlig egal sein, denn die Meisterschaft ist ihnen spätestens nach dieser Leistung nicht mehr zu nehmen. Kein Harry Kane Fluch kann das verhindern. Und in der Champions League hat man ja gewonnen. Die können also mit gutem Gewissen behaupten: Für Europa reicht's, aber für die Liga auch.

Optimiert wird dieser Slogan gerade bei Borussia Dortmund. Die sind halt einfach nicht in der Lage, 2 gute Spiele nacheinander abzuliefern, was schlecht ist, wenn man ständig am Mittwoch ran muss. Jetzt haben sie ihre Niederlage bei Holstein Kiel mit einer Niederlage in Bochum veredelt. Sie haben also wirklich gegen den Tabellenletzten UND -vorletzten verloren. Aber Sporting Lissabon souverän geschlagen. Was soll man dazu noch sagen?

Hier muss man nebenbei das Missverständnis der Woche aufklären. Denn Niko Kovač hat ja anscheinend gesagt, dass sich ein Julian Brandt in der "Range" von Jamal Musiala und Florian Wirtz befindet. Also nicht von der Range, die Musiala an diesem Wochenende auf den Rasen gezaubert hat. Und die Kommentarspalten eskaliert und wirft Kovač totale Ahnungslosigkeit vor. Transfermarkt.de will ja in dieser Aussage sogar ein "Lob" gehört haben. Dabei fällt das wichtigste unter den Tisch: „Natürlich muss er es Woche für Woche beweisen.“ Aber Kovač dürfte das nicht als Lob, sondern als Challenge gesehen haben. Denn an den guten Tagen ist diese Aussage durchaus seine Berechtigung. Brandt hat schon 8 Saisons mit mehr als 10 Scorerpunkten in seinem Lebenslauf stehen. Sein Höhepunkt waren 7 Tore und 14 Vorlagen in 33 Spielen. Das war noch im Trikot von Bayer Leverkusen, ist aber einfach beeindruckend. Denn selbst Wirtz kam in seiner bisher besten Saison auf 23 Scorerpunkte

Brandt hatte durchaus die Anlagen, um den deutschen Fußball zu prägen. Er hat aber seine beste Saison mit Anfang 20 gespielt. Das macht ja seine Stagnation und sein totales Abtauchen in dieser Saison so frustrierend. Und Kovac versucht jetzt den Youngstar, der ja noch irgendwo in diesem Spieler stecken muss, wieder herauszukitzeln. 

Da muss ich dann auch Lothar Matthäus und seinem "Der ist immer Talent geblieben" widersprechen. Denn spätestens in dieser Saison muss man in Dortmund zugeben, dass Brandt sich zurück- anstatt weiterentwickelt hat. Als Talent war er wesentlich besser.

Die 3 Europacup-Teilnehmer erzielten also zusammen 0 Tore und holten einen Punkt. Das sind Bilanzen, die wir sonst nur von Abstiegskämpfern kennen. Aber das ist ja nur die eine Ebene des "Für Europa reicht's" Konzepts.

Denn RB Leipzig spiegelt das Ganze: Sie haben sich in der Champions League mehr oder weniger blamiert und verpassten frühzeitig die K.O. Phase. Es reichte halt nicht. Aber in der Liga liegt man trotzdem auf Platz 4. Nicht nur das man hält diese Position, obwohl man nur eines seiner letzten 6 Spiele gewonnen hat. Aber hier ist das völlig absurde: Diese Serie begann ja mit der Niederlage gegen den VfB Stuttgart am 17. Spieltag. In der Rückrundentabelle steht RB Leipzig trotzdem VOR dem VfB und auch der Borussia aus Dortmund. Also haben sie mit einem Sieg in 5 Spielen ihren Vorsprung auf die realistisch härtesten Konkurrenten ausgebaut. Auch auf die wirklichen Verfolger aus Mainz hat man auf Distanz gehalten. Auf Freiburg hat man lediglich 2 Punkte verloren.

Und ja, Mainz und Freiburg haben gerade Platz 4 im Visier, weil offensichtlich keiner nach Europa will. Selbst bei den Nurgrünversiften Radfahrern und dem Karnevalsverein heißt es gerade: Für Europa könnte es reichen.

Dienstag, 11. Februar 2025

Weil ja sonst nichts los ist

 Also um das Bundesligawochenende in 3 Sätzen zusammenzufassen: Im Keller wird nicht mal gewonnen, wenn 2 direkte Konkurrenten aufeinandertreffen.
Bayer Leverkusen hat dann mal extrem viel Druck aus dem Spitzenspiel genommen, weil sie jetzt nicht mal Meister werden, wenn sie die Bayern am Wochenende schlagen sollten.
Es ist noch zu früh, um jetzt schon festzustellen, wer von der breiten Masse zwischen Platz 4 und 11 am Ende noch einen Lauf hinlegt und auf die Wenger Trophy gewinnt.

Haben wir also erledigt. Dann können wir noch mehr Borussia Dortmund machen. Wobei Dortmund nur der Ausgangspunkt sein soll, um deren Grundproblem zu verdeutlichen. Aber rechnen wir das nochmal kurz nach, wie die in die Saison gegangen sind:

Lars Ricken war, bevor er in seine jetzige Position gestolpert ist, 34 Jahre am Stück als Spieler und Jugendkoordinator im Verein.
Sebastian Kehl kam 2002 nach Dortmund und wurde 2022 zum Nachfolger von Michael Zorc befördert. Das sind auch schon wieder 20 Jahre...
Sven Mislintat war 11 Jahre als Scout in Dortmund angestellt. Dann ging er immerhin 6 Jahre auf Wanderschaft, bevor er als Technischer Direktor zurückkam.
Nuri Şahin war 11 Jahre als Spieler in Dortmund beschäftigt. Nach 6 Jahren bastelte er einen kurzen Europatrip in seine Vita, scheiterte aber sachlich gesehen in Madrid und Liverpool. Danach verbrachte er seinen Vorruhestand in Bremen und Antalyaspor. Er war dann 2 1/2 Jahre "Teamchef" in der Türkei, bevor er im Winter 2024 als Co-Trainer zurückkehrte. Er hat zwar von allen die beste Quote, aber trotzdem mehr als die Hälfte seiner Karriere in Dortmund verbracht.

Zusammen kommen diese 4 Legenden also auf  76,5 Jahre in ihren vorherigen Funktionen. Da bekommt "Ein ganzes Leben für den BvB" eine komplett neue Bedeutung. Gleichzeitig kommen sie auf zusammen 13 Jahre "externe Erfahrung". Das ist ein völlig absurdes Verhältnis.

Also ja, Leute mit der Vereins-DNA anstellen, ist eine gute Idee. Aber ausschließlich Leute anzustellen, die beinah nur diesen einen Verein kennen, ist es anscheinend nicht. Also vergleichen wir das mal mit der Konkurrenz.

Der enteilte FC Bayern wurde natürlich jahrzehntelang von Hoeneß und Rummingge geprägt. Das ist ein unfairer Wettbewerbsvorteil. Aber die derzeitigen leitenden Angestellten heißen Christoph Freund, Max Eberl und Vincent Kompany. Eberl hat als einziger von denen mal für die 2. Mannschaft des Rekordmeisters gespielt. Vor allem war er aber 14 Jahre "Sportdirektor" bei Borussia Mönchengladbach. Danach war er beim wahrscheinlich größten Konkurrenten aus Leipzig. Geholt hat man den, weil er über Jahrzehnte nachgewiesen hat, dass er ein richtig guter Manager ist. Auch wenn Stefan Effenberg das nicht glauben wollte.
Bei Christoph Freund hat man sich den Umweg über Leipzig gespart. Den holte man direkt von der Originalfiliale aus Salzburg. Bei den Bayern hat man halt verstanden, dass verdammt viel Expertise bei den Dosenklubs schlummert.
Und Vincent Kompany ist ein interessantes Experiment, dass man auch eingehen musste, weil alle anderen ebenfalls externen Kandidaten abgesagt haben. Anstatt auf irgendeinen arbeitslosen ehemaligen Spieler zu setzen, holt man aber lieber das risikoreiche Talent.
Jeder von denen hat in seiner Karriere als Fußballer und Funktionär mehr externe Erfahrung, als alle 4 Dortmunder Köpfe zusammen.

RB Leipzig musste den Aderlass von Freund und Eberl zu den Bayern ertragen. Genauso, wie sie vorher Julian Nagelsmann ziehen lassen mussten. Dafür holte man sich Marco Rose, Marcel Schäfer und Mario Gomez. Nur Rose hat da einen gewissen Stallgeruch, weil er 6 Jahre lang die Trainerleiter in Salzburg emporkletterte. Aber auch dieses Konstrukt, das ja gerade zu prädestiniert dafür ist, Leute durch die eigenen Reihen zu schleusen, holte sich in der Bundesliga verdammt viel externe Expertise. Oh und sie bezahlen jetzt mit Jürgen Klopp einen der begehrtesten Charaktere. Aber wenn wir alle Glück haben, macht der da einen auf Matthias Sammer und kassiert nur ab, ohne wirklich was zu bewegen.

Bayer Leverkusen hat mit Simon Rolfes zumindest einen Akteur in den eigenen Reihen, der schon als Spieler auf seine spätere Rolle im Management vorbereitet wurde. Der kam 2005 als Spieler und wurde praktisch der Ziehsohn von Rudi Völler. Aber umgeben ist er von einem Xabi Alonso, dessen Verpflichtung als wichtigster Transfer der letzten 10 Jahre gelten dürfte. Mit Fernando Carro sitzt ein weiterer Spanier im Vorstand, der genaugenommen überhaupt keinen Hintergrund als Fußballer hat. Niemand weiß genau, wo die den aufgegabelt haben und wie sie auf die Idee kamen, den überhaupt zu holen. Also bei Herbert Hainer als Bayern-Präsident gibt es wenigstens die Verbindung über Adidas. Zwischen Carro und Bayer gab es keinerlei offensichtliche Verbindung. Dazu kommt Thomas Eichin, der in Bremen vielleicht erkennen musste, dass er in der vordersten Reihe ein wenig überfordert ist. Aber in Leverkusen muss er auch nicht in dieser vordersten Reihe agieren.
Man hat also nicht nur eine Xabi Alonso geholt und dann lief es plötzlich. Man hat sich unter Carro seit 2018 Stück für Stück neu aufgestellt.

Bleibt die Eintracht aus Frankfurt, die ja gerade an den Dortmundern vorbeiziehen. Die holten Dino Topmöller, dessen offensichtliche Verbindung zum Verein darin besteht, dass sein Vater dort schonmal Trainer war. Vor allem war er aber zuletzt mit Nagelsmann unterwegs. Dazu holte man Markus Krösche und Timmo Hardung aus Leipzig. Gerade Ersterer wollte sich nicht hinter Eberl verstecken. Mit Pirmin Schwegler, Christoph Preuß und Karl-Heinz Körbel hat man dann in den kleineren Rollen ehemalige Spieler angestellt.

Wir merken: Die Vereine, die entweder schon an Dortmund vorbeigezogen sind oder jetzt gerade zum Überholmanöver ansetzen haben sich allesamt auch auf der Führungsebene verstärkt, Sie haben nie einfach nur geguckt, wer bei ihnen gerade in den Ruhestand geht, sondern haben sich gefragt, wer bei der Konkurrenz gute Arbeit geleistet hat und deswegen für eine Arbeit in ihrem Verein ein passender Kandidat wäre. Xabi Alonso, Schäfer, Topmöller und Krösche sind alles Leute, die auch in Dortmund arbeiten könnten. Aber dort hat man halt nur in den eigenen Reihen nach Verstärkungen gesucht.

Das tut den Dortmundern jetzt doppelt weh. Denn einerseits sind die "eigenen Talente", auf die man bedingungslos gesetzt hat, nicht so wirklich gut, andererseits ist die Konkurrenz durch all die verpflichteten Leute deutlich besser geworden.

Donnerstag, 6. Februar 2025

Das Niko Kovac Experiment, Teil 2

 Oder: Joachim Watzke liest meinen Blog! Zumindest geht er plötzlich auf all das ein, worauf ich hingewiesen habe. Die Zusammenarbeit des Führungstrios ist also "optimierungsbedürftig". Und man könnte auch 2 Jahre ohne Champiosn League überleben

Eigentlich ist es nicht überraschend, weil ich ja hier gerade nur versuche, die allgemeinen Schlagzeilen und Debatten aus einem etwas anderen Winkel zu betrachten. Eher überrascht es, dass wir beide von den Aussagen auf dem neuen Textor-Album irritiert sind. Was sagt denn der Philosoph Andi Brehme dazu?

Wobei das Kleingedruckte in dem "wir halten 2 Jahre ohne Champions League aus" interessant ist. Denn das Zitat geht mit einem "Dann macht der BVB ein oder zwei Transfers, dann ist wieder alles im Lot. Wir haben ein, zwei Spieler, die schon sehr begehrt sind in Europa" weiter. Damit spricht Watzke relativ offen aus, dass der BvB ans Tafelsilber muss, wenn man die Champions League verpasst. Dann verkauft man halt Jamie Gittens und Niko Schlotterbeck. Dass man dann das Geld nicht in neue Spieler stecken kann, könnte problematisch werden. Dass diese neuen Spieler dann auch eher auf dem Julian Brandt Niveau sind, als der nächste Erling Haaland, wird das nächste Problem, dass Watzke ignoriert.

Aber hier möchte ich, obwohl ich vorgestern selber noch den Vergleich gezogen habe, festhalten: Die Lage wird nicht annähernd so dramatisch, wie bei der fast Insolvenz 2005. Ich glaube nicht, dass die Dortmunder kurzfristig in eine extreme Schieflage gelangen könnten, dafür wirtschaften die zu seriös. Ich befürchte eher einen schleichenden Niedergang.

Also mein Szenario sieht eher so aus: Im Sommer ist dann, weil man schon wieder nur auf Platz 5 landete, Gittens weg. Man kommt aber, weil der Kader trotzdem durchaus gut besetzt ist, in der Europa League überraschend weit. Nur verdient man halt im Halbfinale dieses Wettbewerbes weniger, als im Achtelfinale der Champions League. Aber die Zusatzbelastung hat man ja trotzdem und so landet man dieses Mal sogar nur auf Platz 6. Man redet sich ein, dass das aufgrund der komplizierten Vorbereitung mit der Klub-WM und dank der Halbfinalteilnahme gar nicht schlecht war. Aber Schlotterbeck geht, weil er konstant in der Champions League spielen will. Wie auch vorher Gittens wird er nicht gleichwertig ersetzt. Dafür bietet man Julian Brandt immerhin einen leistungsbezogenen Vertrag an, was ein Fortschritt ist. 

So scheidet man Jahr für Jahr etwas früher aus der Europa League aus. Beim einmaligen Comeback in der Champions League ist auch schon nach den Playoffs Schluss, weil man halt den Anschluss verpasst hat. Plötzlich muss man froh sein, dass man überhaupt an der Europa League teilnimmt. Aber Julian Brandt steigt 2034 in Management auf, weil der ja schon immer da war.

Wenn RB und Bayer nicht nachlassen, wird Dortmund zeitnah "nur noch" um den 4. Startplatz in der Champions League kämpfen. Also der legendären Wenger Trophy. Und die Voraussetzungen in Frankfurt sind, was Umfeld und Infrastruktur betrifft, nicht schlechter als in Dortmund. RB und Bayer haben als Dosen-Werks-Elf wirtschaftlich klare Vorteile. Irgendwann müssen die Borussen beten, dass Beyoncé im Signal Iduna Park spielt und bezahlen mir dann das VIP Ticket. Dass genau dieses Szenario eintritt, soll Niko Kovač verhindern.

Und hier kommt etwas völlig Absurdes: Kovač ist der erste externe "Neuzugang" im leitenden Personal seit Marco Rose. Rose war dabei ja eher ein einjähriges Intermezzo, dass die Ära Edin Terzić unterbrochen hat. 5 Jahre mit nur einem kurzfristig beschäftigten externen Mitarbeiter? Das wäre selbst im hintersten Bayern zu inzestuös. 

Also ja, sie folgen damit technisch gesehen dem Vorbild der Bayern. Aber die hatten halt einen Uli Hoeneß. Mit dem besten Manager aller Zeiten kann man das machen.
Nebenbei hat ein Hoeneß einen Christian Nerlinger auch sehr schnell entlassen, als er merkte, dass der nicht in seine Fußstapfen passt. Auch Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić waren sehr schnell wieder weg vom Fenster. Hoeneß gibt ehemaligen Spielern eine Chance und die Möglichkeit, sich zu profilieren. Aber sobald er merkt, dass das nichts wird, greift er auch ein. Und vor allem holt er sich dann doch externe Hilfe: Matthias Sammer und Max Eberl. Und ja, technisch gesehen war Eberl auch mal kurz Bayern-Spieler. Aber geholt haben sie den, weil er in Gladbach überragende Arbeit geleistet hat. Und weil man nebenbei RB Leipzig schwächen konnte.

Und vor allem hat man, wenn man das Management weitgehend "intern" besetzt hat, dafür immer externe Trainer geholt. Louis van Gaal, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti und Thomas Tuchel waren international extrem anerkannte Namen, die keinerlei Verbindung zum Verein hatten, Jupp Heynckes kam das erste Mal als Ende der 80er als externer Trainer. Und zwischen den Amtszeiten legte er eine verdammt erfolgreiche Karriere hin und gewann unter anderem die Champions League mit Real Madrid. Kovač holte vorher wenigstens einen Titel. So kam immer wieder externe Expertise in den Verein.

Der einzige in Dortmunds Führungsriege, der relevante externe Erfahrungen vorweisen kann, ist Sven Mislintat. Und der hat primär in Erfahrung gebracht, dass seine exzentrische und komplizierte Art nur in Dortmund toleriert wird. Bei Arsenal London und dem VfB Stuttgart konnte er nie wirklich Fuß fassen. In Amsterdam wurde er verdammt schnell vom Hof gejagt. Dortmund hat ihn wieder mit offenen Armen empfangen, weil man sich auf sein Diamantenauge verlassen muss. Da muss man aber auch festhalten: der ist nur wieder da, weil er auf allen anderen Stationen gescheitert ist.

Sebastian Kehl kennt 22 Jahren ausschließlich den BvB. Der hat seine "gute Kinderstube" aus der Freiburger Zeit doch schon längst verdrängt. Lars Ricken hatte nicht mal eine gute Kinderstube. Der kam als 14-jähriger zum BvB und hatte seit dem de facto keinen anderen Arbeitgeber. Ok, er war 3 Jahre Experte bei Sky. Aber das war's.

Das hat bei Michael Zorc damals natürlich gut funktioniert. Aber das ist kein Grund, diese einmalige Idee bedingungslos zu kopieren. Und vor allem sollte man dieses Konzept nicht auf alle Positionen anwenden.

Kovač ist jetzt der Erste, der dieses Inzest-Konstrukt komplett aufbricht. Der nicht einfach nur in seine derzeitige Position befördert wurde, weil er ja schon immer da war und sonst keiner konnte. Allein deswegen wird er einen frischen Wind in diese Büros bringen.

Die aufmerksamen Zyniker werden hier jetzt anmerken, dass Dortmund doch beim Trainer das macht, was ich ihnen bei den Führungsspielern vorwerfe: Sie holen den Kandidaten, der bei den Bayern gewogen und als zu leicht empfunden wurde. Das stimmt. Trainer haben halt eine wesentlich geringere Halbwertszeit als Spieler in einem Verein, da ist es nichts Ungewöhnliches, dass man sich den ehemaligen Cheftrainer der Konkurrenz holen kann. Aber dass Kovač Karriere seit der Entlassung bei den Bayern eher auf dem absteigenden Ast war, ist suboptimal. Wenn man Anfang Januar plötzlich einen Trainer sucht, findet man nur ganz selten die optimale Lösung. 

Kovač bringt etwas anderes mit, was den Dortmundern gerade chronisch fehlt: Titel. Und eben nicht nur Titel mit dem FC Bayern, wo ja außer Jürgen Klinsmann jeder was holt. Er hat den DFB-Pokal gegen die Bayern gewonnen. Das ist jemand, der nicht in Ehrfurcht erstarrt, wenn der Rekordmeister vor ihm steht.

Also um das mal zu verdeutlichen: Seit der Saison 2017/18, als dem offiziellen Ende der Ära Zorc, hat der BvB einen einzigen Titel geholt: den DFB Pokal 2021. Im selben Zeitrahmen haben RB Leipzig, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt je 2 Trophäen in ihre Vitrinen gestellt. Nur um festzuhalten, dass "Die Bayern sind ja so übermächtig" keine Ausrede ist. Niko Kovač selbst hat 3 Titel geholt. 

Kovač wird sich nicht mit Finalteilnahmen und Vize-Meisterschaften zufriedengeben, wenn es am Ende um die Wurst geht. Er wird auch nicht nach Ausreden suchen, warum es am Ende nicht klappen konnte. Und das hat den Dortmundern, die es sich in ihrer Rolle als "Nummer 2 in Deutschland" bequem gemacht haben, wirklich gefehlt hat.