Dienstag, 22. April 2025

Das ist schon ein geschicktes Trojanisches Pferd, was der NOFV da anbietet.

 Oder sachlich gesehen: Es ist ein ganz schön dreistes Angebot.

Denn dank der neusten Sportschau Mini-Doku ist der Plan dieses Verbandes zum Thema "Meister müssen aufsteigen" endlich auf dem Tisch. Und dabei sieht der NOFV sogar ein, dass seine eigene Regionalliga so nicht weiter bestehen kann. Der Lösungsvorschlag:

Mecklenburg-Vorpommern wechselt in die Regionalliga Nord. Dafür bekommt die dann nur noch "Osten" heißende Staffel Hessen zugeschoben. Was für ein fairer Kompromiss. Da müssen doch alle dafür sein. Nun ja... genau genommen ist es Bullshit.

Guckt euch mal die Regionalliga Nordost an. Da fällt euch eines auf: Mit dem Greifswalder FC spielt da eine einzige Mannschaft aus dem abzustoßenden Bundesland an. Einem Verein, dessen Wurzeln zwar auf das Jahr 1926 zurückgehen, der aber in der Form erst seit 2016 existiert. Und wenn ihr dann noch eine Stufe tiefer grabt, dann fällt euch auf, dass weder BSG Einheit Greifswald, noch BSG KKW Greifswald jemals in der Oberliga gespielt haben. Aber die haben Andreas Zachhuber und Hilmar Weilandt hervorgebracht. Also das war so ziemlich ihr einziger Beitrag zur DDR Oberliga. Und der Greifswalder SC war der erste Verein eines gewissen Toni Kroos. Der hängt als Konkursmasse auch irgendwie bei dem neuen Verein mit drin.

Und man muss sich auch relativ wenig Sorgen machen, dass da irgendjemand dazustößt. Also die ewige Tabelle weist mit Vorwarts Stralsund, BSG Motor Wismar und dem SC Neubrandenburg 3 Vereine aus Mecklenburg-Vorpommern als ehemalige Oberligamannschaften aus. Und diese 3 Mannschaften haben zusammen 5 Jahre in der Oberliga gespielt. Die Fußballabteilungen gingen längst in irgendwelchen anderen Vereinen auf. Da wird niemand von einem Derby sprechen.

Bleibt der eine große Elefant im Raum: Hansa Rostock. Die spielen noch in der Dritten Liga. Sie haben seit der Wiedervereinigung 0 Jahre in der Regionalliga verbracht. In guten Zeiten hat die 2. Mannschaft da mal mitgemacht, aber das darf man wohl ignorieren. 
Vor allem hat Hansa halt die schlimmsten Fans Deutschlands. Der offizielle Randale-Meister des Landes. Da werden sich selbst die größten Ostalgiker freuen, wenn man die nicht zu Gast hat.

Random Einschub: Ich mag Marteria ja. Der ist der 2. beste Rapper Rostocks all Time. Er musste seinen Titel als Nummer eins gerade an Milli Dance abgeben, aber dazu im Dezember bei den Jahrescharts mehr. Und Stefan Beinlich war der beste Spieler, den dieser Verein je hatte. Trotzdem ist es zumindest fragwürdig, dass die jetzt ein Benefizspiel für die neuen Flutlicht-Masten ankündigen. Den im Wesentlichen subventionieren die damit die Ausschreitungen der Hansa-Ultras. Dieses Jahr ist man schon wieder bei knapp 100.000 Euro Strafe. Letztes Jahr waren es insgesamt fast 600.000 Euro. Und da ist die Rechnung für das Zerstören des Gästefanblocks in Aachen noch nicht mal dabei. Da kommt noch mal ordentlich was auf die zu. Es hilft ja nicht mal, seine Heimspiele gegen Hansa am Sonntag um 19:30 anzupfeifen, in der naiven Hoffnung, dass da keiner kommt.
Und während man beim friedlichen Abbrennen von Pyrotechnik noch was von "Stimmung" und "Fußball-Mafia-DFB" schwadronieren kann, ist das mutwillige Zerstören des Fanblocks oder das Angreifen gegnerischer Fans unentschuldbar. Und jetzt brauchen die auf einmal Geld für neues Flutlicht. Das würde auf dem Konto liegen, wenn man nicht ständig für das Fehlverhalten seiner Fans zahlen müsste.

Aber zurück zur Regionalliga Reform: Denn das Beste an dem Angebot ist ja, dass man diesen Rostockern aus dem Weg gehen würde, falls die wirklich nochmal absteigen. Das ist doch großzügig. Aber all die anderen Ost-Derbys behält man. Wie praktisch. Und machen wir uns nichts vor: Genau darum geht es in der Regionalliga: Alle wollen ihre Klassiker aus den 70ern nachspielen. Da ist die Hütte voll und die Stimmung geil.

Nehmen wir da mal die Kickers Offenbach: Deren bestbesuchte Spiele waren gegen Stuttgarter Kickers und Eintracht Trier. 2 Stunden Fahrtzeit mit dem Auto. Weshalb auch die Gastspiele jeweils das am besten besuchte Heimspiel der jeweiligen Mannschaften war. Diese Spiele werden dann durch 4-5 Trips nach Berlin ersetzt, was eher 6 Stunden Autobahn bedeutet. Nur um dann vor 2000 Leuten zu spielen. Offenbach alleine würde dabei also mehr verlieren, als der gesamte NOFV. Und das preisen die dann als den großen Kompromiss an.

Bonuspunkte in Sachen Verlogenheit gehen nebenbei an Daniel Meyer. Der ist Sportdirektor beim Hallescher FC und verweist darauf, dass der NOFV ja 6 Bundesländer vertritt. Ich bin fasziniert, dass der Mann so weit zählen kann, obwohl man dafür beide Hände braucht. Aber anscheinend kann er nicht bis 18 Millionen zählen. Das, als kleiner Exkurs in die Lokal-Geografie, ist die Anzahl der Menschen, die alleine in Nordrhein-Westfalen leben. Und ich habe da mehrmals nachgerechnet, aber in den immer noch sogenannten "neuen Bundesländern" leben insgesamt 16 Millionen Menschen. 

Wenn diese 16 Millionen jetzt irgendwie ein Anrecht darauf haben, eine eigene Regionalliga auszuspielen, sollten die NRWler dies doch auch haben, oder? Und genau deswegen brauchen wir ja die 5-gleisige Regionalliga.

Nebenbei beweist der Fakt, dass wir nach 35 Jahren immer noch von "neuen Bundesländern" sprechen und diese ihre eigene Fortsetzung der DDR Oberliga betreiben, wie sehr wir das mit der Wiedervereinigung verkackt haben. 

Ganz sachlich gesehen muss die Regionalliga Nordost zerschlagen werden, damit es eine vernünftige Aufteilung in 4 Staffeln geben kann. Denn das sind halt die Bevölkerungsschwächsten Regionen des Landes. Und der Fakt, dass die zwingend auf ihre eigene Regionalliga bestehen, führt zu den Problemen, die die jetzt haben. Das habe ich vor 2 Jahren schon mal ausgeführt. Das einzige, was seit dem wirklich neu ist, ist der Fakt, dass Lok Leipzig mittlerweile so weit gewachsen ist, dass die häufiger um den Aufstieg spielen, als ich das für möglich gehalten hätte.

Und natürlich, dass sich die Vereine mittlerweile fast geschlossen hinter die Forderung stellen. Wahrscheinlich sind die Greifswalder die einzigen, die ein Problem mit der Neusortierung haben und den Antrag nicht unterstützen, weil sie ja rausfliegen würden. 

Um nochmal die Absurdität hervorzuheben: Laut deren Idee soll Bayern und Baden-Württemberg zusammengelegt werden.  Da wohnen zwar 24,6 Millionen Menschen und dort sind dementsprechend viele Vereine beim DFB angemeldet, aber das ist doch dem NOFV egal.
Nur so als Vergleich: Eine Regionalliga "Süd-Ost" aus Bayern, Thüringen und Sachsen würde 17 Millionen Menschen "vereinen". Das wäre dichter an einem Viertel der Bevölkerung und damit an sich ganz fair.

Aber Daniel Meyer wird sich mit allem, was er hat, gegen so einen Vorschlag wehren, denn das würde ja bedeuten, dass seine Derbys mit den Leipzigern wegfallen. Das kann ja nicht gewollt sein.

Natürlich wird es bei einer Umstrukturierung immer zu schmerzhaften Trennungen kommen. Es werden einige Vereine den Cut nicht schaffen. Es werden alle Vereine in der Summe weiter reisen müssen. Und das eine oder andere Derby wird hinten runterfallen. Aber ein Kompromiss, bei denen nur die anderen Einschränkungen haben, ist kein Kompromiss. Es ist, wenn überhaupt, ein Trojanisches Pferd.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen