Denn ansonsten wäre das, aus rein deutscher Sicht, ja nur traurig gewesen. Denn das andere Highlight war der Fakt, dass ein deutscher Nationaltorhüter endgültig seinen Stammplatz an ein brasilianisches Talent verloren hat.
Wie schlimm war diese Woche? Nun ja... Norwegen hat in dieser Woche mehr Siege errungen, als die Bundesliga. Und das noch nicht mal in der Conference League, sondern Bodö/Glimt könnte tatsächlich ins Halbfinale der Europa League einziehen. Aber da geht es den Norwegern wie den Arsenal-Fans: Man sollte sich da nicht vor dem Rückspiel zurücklehnen.
Aber ja: Thomas Müller hat mein Skript gelesen und ein Tor erzielt. Nur ob das Tor auch wichtig war, müssen wir noch sehen, denn Inter hat ja direkt nachgelegt... Und jetzt zeigt sich der andere Teil meiner Prognose: Das ist jetzt alles gar nicht so gut für den Thomas.
Denn überall liest man ja jetzt, dass Müller doch hätte mehr spielen müssen. Obwohl Vincent Kompany offensichtlich genau den Sweet Spot getroffen hat, in der Müller die Stimmung im Stadion belebt und ein wichtiges Tor erzielt. Und obwohl wirklich allen bewusst ist, dass es bei Müller nicht mehr für die 90 Minuten reicht. Aber er hätte ihn ja 5 Minuten früher bringen können... dann wäre das 1:2 nicht gefallen.
Kurze Korrektur eurer kurzsichtigen Logik: Kompany hat Müller deutlich zu früh gebracht. Wenn er den 5 Minuten später bringt, erzielt er das Tor in der 90. Minute und die Bayern haben keine Zeit mehr, um naiv weiter nach vorne zu rennen. Aber genau diese unnötig emotionale Debatte wollen sich die Bayern nächste Saison anscheinend einfach sparen. Wenn jetzt alle den Moment genossen hätten und Kompanys Entscheidung gelobt hätten... aber das wird bei einem Müller nie passieren.
Genauso albern ist die "fatale Einwechslung" von Sacha Boey. Denn da zeigt sich das eigentliche Problem der Bayern: Denen fehlt es nach den Verletzungen von Jamal Musiala, Manuel Neuer, Alphonso Davies, Hiroki Ito, Dayot Upamecano, Aleksandar Pavlović und Kingsley Coman einfach an der nötigen Substanz, um auf diesem Level noch zu reagieren. Was auch sachlich gesehen gar nicht so schlimm ist. Er musste deswegen halt auf verdammt viele Spieler in ungewohnten Positionen und Rollen setzen.
Kompany kann auch wenig dafür, dass Harry Kane in der ersten Halbzeit in den "Gomez der Woche" Modus schaltet, anstatt das eigentlich sichere 1:0 zu erzielen. Oder dass Min-Jae Kim kurz vor einem Platzverweis stand. Und dann sitzt halt einfach nur ein Karl auf der Bank. Wenn man das in Betracht zieht, hat Kompany verdammt viel richtig gemacht. Aber es ist halt einfacher, rumzuheulen, weil Müller zu wenig gespielt hat.
Also um mal so ein Alternativszenario aufzustellen: Wenn Kompany Leon Goretzka zurückzieht und dann das Gegentor fängt, heulen alle rum, warum er das an sich stabile Mittelfeld aufgebrochen und deswegen Unruhe reingebracht hat. Dann wäre wieder die "Überfordern Trainer ihre Spieler, wenn sie von denen verlangen, dass sie alle Rollen gleichzeitig spielen können?" Debatte losgegangen. Weil aber alle die Entscheidung nicht in dem Moment, in dem sie getroffen wird, beurteilen, sondern über ihre Auswirkungen richten, kann man Kompany an der Stelle nur verlieren.
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