Montag, 7. April 2025

Hall of Shame: Ich habe den "Abstiegskämpfern" unrecht getan.

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Die sind gar nicht, wie ich die ganze Zeit annahm, historisch schlecht. Sie sind einfach nur ganz normal schlecht. Also was mittlerweile als "Normal" gilt.

Holstein Kiel ist jetzt schon bei 18 Punkten! Die waren in einer Blitztabelle schon bei 20! Wenn die noch irgendwo, zum Beispiel gegen St. Pauli einen Sieg einsammeln, sind die bei 21 Punkten! Das ist doch mal richtig viel für einen Tabellenletzten.

Also erschreckenderweise stimmt genau das. Schließlich haben die Kieler jetzt schon mehr Punkte, als ihr "Vorgänger" aus Darmstadt in der Vorsaison.  Und 6 Spiele haben sie ja noch. Das ist schon... richtig stark.

Es könnten also tatsächlich alle Mannschaften mehr als 20 Punkte sammeln. Das gab es zuletzt 2022/23. Das klingt jetzt nicht nach so verdammt lange her... aber hier ist der viel wichtigere Punkt: 2023 war die einzige Saison innerhalb der letzten 6 Jahre, in der alle Mannschaften mindestens 21 Punkte gesammelt haben. Paderborn kam immerhin auf "respektable" 20 Punkte. Aber in 90 Prozent der Fälle fällt mindestens eine Mannschaft komplett ab und ist einfach mal nicht bundesligatauglich. Und abgesehen von im Jahr 2021 Schalke 04 war es einer dieser "Überraschungsaufsteiger".

Also nur um ganz praktisch aufzuzeigen, dass die Schere einfach weiter auseinander geht. Und das nicht nur zwischen den Bayern und dem Pöbel. Auch der Pöbel distanziert sich immer weiter von dem "dreckigen Rest". Es wird immer deutlicher: Wer keinen Investor in der Hinterhand hat, schafft es nicht mehr, sich in dieser Liga ernsthaft zu etablieren. Der 1. FC Heidenheim könnte jetzt die große Ausnahme bilden, wenn sie tatsächlich als eingetragener Verein 2 Jahre infolge in der Liga halten. Aber wenn man mal so guckt, was dieses Jahr so von unten hochkommen dürfte, wird es für die verdammt schwer, sich wirklich auf Dauer zu etablieren. 

Dass sie überhaupt ein 2. Jahr infolge die Chance auf den Klassenerhalt haben, zeigt uns allen nur, wie absurd gut Frank Schmidt ist. Es ist fast schon ein bisschen schade, dass wir nie erfahren werden, was der Mann unter besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen aus einer Mannschaft herausholen würde. Stellt euch einfach mal vor, Borussia Dortmund hätte den anstelle von Nuri Şahin verpflichtet...

So was wie den FSV Mainz 05, die seit 16 Jahren in der Bundesliga spielen, gibt es einfach nicht mehr. Obwohl Christian Heidel 2015 natürlich auch ein Deal mit einem externen Investor abgeschlossen hat. Nur halt aus der Position der Stärke und in weiter Voraussicht, nicht als letzte Verzweiflungstat, um Etatlöcher zu stopfen.

Natürlich wollen die Union Fans uns allen einreden, dass IHR Verein das ja geschafft hat, nur ist das halt gelogen. Die würden ohne die Kölmel-Millionen in der 3. Liga rumkrebsen. Natürlich haben sie das Geld des Investors supergut angelegt, aber trotzdem haben sie einen externen Investor gebraucht, um sich in der Bundesliga zu etablieren.

Da muss man auch mal festhalten, dass das "früher" tatsächlich noch ging. Der SC Freiburg stieg 1993 erstmals in die Bundesliga auf. Mainz kam 2004 dazu. Der FC Augsburg dann 2011. Alle 3 sind mittlerweile etablierte Bundesligisten, die dadurch natürlich auch für wirtschaftliche Partner interessant wurden. Aber etabliert haben sie sich, bevor die Investoren kamen. Und sie sind der ehemaligen Konkurrenz aus der 2. Liga so weit entwachsen, dass sie im Falle eines ja durchaus möglichen Abstieges sofort der Top-Favorit auf den Wiederaufstieg wären. Vor den Traditionsvereinen aus Hamburg, Berlin, Düsseldorf oder Kaiserslautern. Und das, obwohl diese Vereine dank der riesigen Fanszene ganz andere Voraussetzungen haben. Nur fehlt es ihnen, abgesehen vom HSV und der Hertha, halt an Investoren. Was auch nur nochmal verdeutlicht, wie unfähig diese beiden Vereine sind.

Man kann das nebenbei tatsächlich auch an der Bundesligatabelle festmachen. Der 1. FC Nürnberg war 2018/19 die erste Mannschaft, die daran scheiterte, die 20-Punkte-Marke zu knacken. Das ist halt einer dieser Vereine, die rein wirtschaftlich den Anschluss verpasst haben. Das ist einer dieser Vereine, der nur noch in der 2. Liga mithalten kann. Unter anderem, weil die 3 erwähnten Mannschaften an ihnen vorbeigezogen sind. Aber eben auch, weil mit RB und VW einige Schwergewichte in diese Liga wollten.

Wie bereits etabliert wurde, werden diese 20 Punkte mittlerweile erschreckend regelmäßig unterboten. Jetzt ratet aber mal für euch, wer Nürnbergs "Vorbild" und Vorgänger im Geiste war. Da kommt ihr garantiert nie drauf. Also erstens nicht auf den Verein, zweitens nicht auf das Jahr.

Denn der offensichtliche Kandidat ist ja Greuther Fürth. Die "Hall of Shamer" haben es ja geschafft, kein einziges Heimspiel zu gewinnen. Was eine historisch einmalige Leistung ist. Sie kamen dank einer ordentlichen Auswärtsbilanz trotzdem auf 21 Punkte.

Um euch nicht länger auf die Folter zu spannen: Es war der SC Freiburg in der Saison 2004/05. Und Freiburg war die erste Mannschaft, die sich dieses Wunderwerk des Versagens im Zeitalter der Dreipunkte Regel zusammen gestochert hat.

Oder um es deutlicher auszudrücken: Was früher alle 20 Jahre mal passiert ist, kommt mittlerweile in 3 von 4 Jahren vor. Dass der Fußball mittlerweile völlig kaputt ist, merkt man halt nicht nur an der Tabellenspitze, in der in 9 von 10 Jahren die Bayern einsam ihre Kreise ziehen. Es zeigt sich auch daran, dass der Klassenunterschied zwischen Erster und Zweiter Liga einfach nicht mehr aufzuholen ist. 

Und nur um mal zu verdeutlichen, wie krass das inzwischen abwärts gehen kann: Schalke 04 habe ich bei den "großen Vereinen" in der 2. Liga gar nicht mehr aufgezählt. Die schaffen es ja auch dieses Jahr nicht, in das Aufstiegsrennen einzugreifen. Und das, obwohl 9 Mannschaften noch in diesem Rennen sind. Auch wenn es nicht mehr ganz so krass ist, wie zur Winterpause: Tabellenplatz 9 und der Relegationsrang trennen immer noch nur 5 Punkte. Das kann man aufholen. Schalke verbringt aber plötzlich 4 von 5 Jahren in der Zweitklassigkeit. Selbst wenn der Aufstieg irgendwann gelingen sollte, ist der Rückstand, den man sich da erarbeitet hat, so heftig, dass man als krasser Außenseiter in diese ja eh nur theoretische Bundesligasaison gehen würde. Das ist ein Verein, der fast 60.000 Menschen ins Stadion zieht und vor 7 Jahren noch Champions League gespielt hat. Aber es ist auch ein Verein, der lieber auf "Fördergenossenschaften" als auf richtige Investoren setzt. Und das reicht im modernen Spitzensport einfach nicht mehr.

Traurigerweise fällt mir dabei dann auf, dass es plötzlich erschreckend egal ist, wie dieses an sich so spannende Aufstiegsrennen ausgeht. Der HSV scheint es dieses Jahr echt nicht verhindern zu können. Da muss man sich schon einen richtigen Fluch herbeireden, wenn die 6 Punkte auf Magdeburg nicht reichen sollten.  Köln spielt als Nächstes gegen Greuther Fürth und Preußen Münster. Dazu kommt ein Date mit den quasi sicheren Absteigern aus Regensburg. Die Hälfte ihrer Spiele finden gegen Kellerkinder statt. Da wird es auch schon richtig schwer, die 4 Punkte Vorsprung zu verspielen. Auch wenn sie natürlich direkt erstmal gegen die Hertha verloren haben. Aber da der direkte Verfolger auch verloren hat, sind es weiterhin 4 Punkte. Trotzdem sind auch die auf einem sehr guten Weg.

Damit haben wir dann ein Hauen und Stechen um Platz 3. Um diesen ominösen Relegationsplatz, der in 9 von 10 Fällen eben nicht zum Aufstieg reicht. Aber selbst wenn Magdeburg, Kaiserslautern, Paderborn, Elversberg, Düsseldorf, Hannover oder Nürnberg das Wunder in der Relegation schaffen sollten: dann wissen wir als neutrale Zuschauer am Ende nur, wer nächste Saison an der 20-Punkte-Marke scheitern wird. Keine dieser Mannschaften hätte die wirtschaftlichen Möglichkeiten, um in der Bundesliga mitzuhalten.

Aber um das Ganze völlig ad absurdum zu führen: die haben St. Pauli oder Heidenheim ja auch nicht... Also die beiden Mannschaften, für die es auf die Relegation hinauslaufen dürfte. Damit steht es jetzt schon beinah fest, dass auch nächste Saison wieder eine Mannschaft an der 20-Punkte-Marke nagen wird. 

Und ja, ich hoffe wirklich, dass ich damit daneben liege. Dass Frank Schmidt wirklich den Anstoss 3 Cheat Code geknackt hat und aufs wirkliche Leben anwendet. Das wäre für die Liga als Ganzes und für die Traditionsfans etwas Großartiges. Der ultimative Beweis, dass man eben doch noch mit harter Arbeit und verdammt viel Kompetenz nach Oben kommen kann. In der Realität klingt das aber eher nach einem Drehbuch, dass selbst in Hollywood als "zu kitschig und unglaubwürdig" abgelehnt wird. 

Aber ich packe da mal jetzt schon ein "PassivesAbseitsLeserwissenesfrüher" drauf: Auch im Sommer 2026 wird eine Mannschaft keine 20 Punkte auf dem Konto haben.

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