Also schlechter als im Vorjahr, wo zum ersten Mal eine Mannschaft aus Griechenland einen Europapokal gewinnen konnte. Denn dieses Jahr scheinen die großen Ligen die Conference League doch halbwegs ernst zunehmen. Deswegen spielen da plötzlich doch Mannschaften aus England, Spanien und Italien gegeneinander. Wir hatten wenigstens den Anstand, Heidenheim zu schicken und frühzeitig auszuscheiden, wie sich das eigentlich gehört.
Aber zum einen gibt es Djurgardens IF aus Schweden. Das dürfte die erste Halbfinal-Teilnahme einer schwedischen Mannschaft seit 1987 sein, als der IFK Göteborg den UEFA Cup zum 2. Mal gewinnen konnte. Das ist als fast 40 Jahre her. Und wie immer sage ich an der Stelle: Genau darum geht es. Dass kleinere Nationen auch im Frühjahr am Europacup teilnehmen können, ist etwas wunderbares.
Wenn man sich aber das Viertelfinale anguckt, ist die Bilanz schon gar nicht mehr soo schlimm. Mit Legia Warschau und Jagiellonia Bialystok kämpften 2 Mannschaften um den Einzug ins Halbfinale. Ich werfe mal die dreiste These in den Raum, dass noch nie 2 polnische Mannschaften gleichzeitig in einem europäischen Viertelfinale standen. Legia Warschau stand zuletzt 95/96 unter den letzten 8. Das ist also auch schon wieder fast 30 Jahre her.
Dazu spielte NK Celje aus Slowenien auch noch mit. Bisher war für Mannschaften aus diesem Land die Europacup-Saison Ende Februar beendet. Also zumindest war dieses Duell zwischen dem FC Sevilla und NK Maribor das späteste Europacup-Spiel, dass ich auch die Schnelle finden konnte. Jetzt durften die auch im April noch mitspielen.
Und über allem steht Bodö/Glimt. Der nördlichste Verein, der jemals in ein europäisches Halbfinale eingezogen ist. Die ersten Norgweger, denen dieses Kunststück gelang. Das weiß ich, weil HITC Seven nach dem Hinspiel eine 40-minütige Dokumentation über diesen Verein rausgehauen hat. Titel: The World's Best Run Football Club.
Das ist eine wunderschöne Geschichte. Quasi Heidenheim auf Speed. Aber es zeigt auch, wie absurd der europäische Wettbewerb mittlerweile ist. Denn auch das Europa League Halbfinale ist eine beinah geschlossene Gesellschaft. Die meisten Vertreter kommen aus den 5 großen Ligen. Glasgow Rangers waren da die eine Ausnahme. Und jetzt halt die Norweger. Das waren die 2 Halbfinalteilnehmer der letzten 5 Jahre, die nicht aus Deutschland, England, Spanien, Italien oder Frankreich kamen. Nur um zu verdeutlichen, dass auch dieser Wettbewerb immer elitärer wird, weil der Abstand zwischen den 4 großen Ligen und Paris St. Germain stetig weiter am Wachsen ist.
Um da reinzugrätschen, muss man schon der am besten geführte Klub der Welt sein... und seine Lage hoch im Norden ausnutzen. Denn auswärts hat man alle K.O. Spiele am Ende verloren. Aber im Winter im heimischen Stadion ist man unantastbar. Nur Qarabağ Ağdam konnte einen Auswärtssieg in Norwegen feiern.
In der Champions League ist alles wie immer. Der letzte Halbfinalteilnehmer, die nicht aus den großen 5 Ligen kamen, war Ajax Amsterdam im Jahr 2019. Dazu kommt technisch gesehen Olympique Lyon, die als nicht Paris St. Germain auch zu den kleinen gehören und es ins Final-Turnier geschafft haben. Aber das erste Pandemiejahr muss halt mit einem Sternchen versehen werden.
Und mit dem jetzt eingeführten neuen System wird das alles nur noch viel krasser werden. Denn diese Liga ist ja eingeführt worden, damit die Reichen noch reicher werden und die Schere noch weiter auseinander geht. Dazu kommt die Klub-WM, von der die Conference Teilnehmer nicht mal träumen dürfen.
Genau deswegen ist die Einführung der Conference League als quasi Gegengewicht zu dieser Monotonie. Zumindest für die nächsten 5 Jahre, bis die Schere dann so weit auseinandergegangen ist, dass auch die C-Elf der 7. besten Mannschaften aus England und Spanien die besten Mannschaften all dieser kleinen Nationen besiegen. Die 5 Jahre sollten wir genießen. Falls es dafür nicht doch schon zu spät ist.
Aber um das nochmal mit Zahlen zu verdeutlichen: Seit der Einführung der Conference League kamen in allen anderen Wettbewerben 2 von 32 Mannschaften nicht aus einer der großen 5 Ligen. Die schon erwähnten Rangers und Bodö/Glimt. In der Conference League spielten auch Mannschaften aus diesen 5 Ligen. Aber eben auch Feynoord Rotterdamm und AZ Alkmaar aus den Niederlanden. Club Brügge aus Belgien. Olympiakos Piräus aus Griechenland. Und jetzt Djurgardens IF aus Schweden. Wir sind also bei 5 von 16. Gut, dafür gab es aber noch keine Deutsche Mannschaft. Trotzdem sind wir jetzt schon bei Teilnehmern aus 8 verschiedenen Nationen, während die Champions League nur auf 5 kommt. Und während es in der Königsklasse keine realistische Hoffnung darauf gibt, dass sich dieser Kreis irgendwie erweitert, dürfte er in der Conference League quasi jährlich erweitert werden.
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