Ausgangslage: Wie wichtig ist ein Trainer wirklich? In Nürnberg werden sie diese Frage bald beantwortet kriegen. Die meisten Bundesliga-Vereine suchen mitten in der Saison einen neuen Trainer, weil sie mit dem alten nicht mehr zufrieden waren... Nürnberg wiederum war wohl eher ZU zufrieden mit der Arbeit von Dieter Hecking... Schließlich konnte der Jahrelang die Abgänge von Leistungsträgern wie Schieber, Gündogan, Wollscheid und Ekici kompensieren... oder war das doch eher Sportchef Martin Bader,der Hecking mit neuem, brauchbaren Personal versorgte? (die Karrieren von Schieber und Ekici deuten eher auf Hecking hin... die haben ohne ihren Mentor nicht mehr viel gerissen...)
Das größte Problem wird sein: Der Nachfolger Michael Wiesinger wird sich permanent mit Heckings Arbeit vergleichen müssen. Obwohl niemand wissen kann. ob die Serie der Wahnsinnig guten Transfers nicht auch unter Hecking zu Ende gegangen wäre.
Die beste Nachricht für Wiesinger: 8 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Hecking hat ihm ein gesundes Polster und eine intakte Mannschaft überlassen. Und eigentlich kann man sich als Bundesligatrainer keinen besseren Einstand wünschen. Normalerweise (fragt Mal Jens Keller auf Schalke) muss man als Neuankömmling erst einmal diesen bösen Schalter in den Köpfen der Spieler finden, den irgendjemand umgelegt hat. Wiesinger kann ganz entspannt sagen: Macht einfach weiter wie bisher...
Wer soll's richten? Auf dem Feld? Hiroshi Kiyotake. Und wenn die Nürnberger Glück haben, bleibt der auch in der Rückrunde so schön unkonstant... dann haben sie auch nächste Saison was von ihm. Kiyotake pendelt irgendwo zwischen "genialen Einzelaktionen und Standarts" (5 Scorerpunkte in den ersten 4 Spielen) und "völlig unbrauchbar" (2 Mal mit Kicker-Note 5 zur Halbzeit ausgewechselt). Der Rest des Angriffs besteht leider viel zu oft aus Alexander Esswein (aka Andre Schürrle für Arme).
Dafür haben die Nürnberger aber auch nur 22 Gegentore kassiert... genau so viele wie Bayer Leverkusen... Hinten steht das Kollektiv um Timmy Simmons verdammt sicher... was wirklich beeindruckend ist, weil sie den Abgang von Top-Innenverteidiger Phillip Wollscheid quasi intern kompensieren mussten (siehe unten). Vorne muss dann halt irgendjemand eine Standartsituation herausholen... Kein Rezept um unbedingt nach ganz vorne durchzustarten, aber einen krassen Einbruch (den Hoffenheim dringend benötigt) kann man damit schon verhindern.
Leischtungschträgscher: Marcos Antonios 15 Minuten in der Bundesliga gelten jetzt schon als Klassiker: mit dem ersten Ballkontakt bereitet er das 1:0 von Vedad Ibisevic vor (und ja, der ist viel zu gut um FÜR Nürnberg anzugreifen), mit dem 2. bereitet er beinah den Ausgleich vor... Nach 15 Minuten nimmt Hecking ihn wieder runter und stellt ihn danach nie wieder auf...
Die Offensive besteht nebenbei aus Esswein, Thimothy Chandler (Elite-Odonkor), Mike Frantz (was soll aus dir schon werden, wenn du wie Iron Maik ausgesprochen wirst?) und Timo Gebhardt (war der nicht auch mal auf dem Weg zum Superstar?) Da sind 17 Tore auf einmal eine verdammt gute Ausbeute...
Wen würde Felix Magath verpflichten? Dieter Hecking scheidet wohl aus, oder? Na dann... Klaus Allofs... einfach die sicherste Variante, dass der Erfolgscoach möglichst bald zurückkommt...
Ja, aber was wird's denn nun werden? Im Worst Case: eine Wiederholung des Relegations-Dramas, in dem die Nürnberger schon 2 Mal erfolgreich mitgespielt haben... Aber am Ende wird man vor Düsseldorf oder Hoffenheim und damit auf der sicheren Seite landen... Und in der nächsten Saison hängt dann wie immer alles von der Sommer-Transferperiode hab. Wenn Bader den nächsten Kiyotake findet. bleibt alles gut... wird es allerdings nur der nächste Marcos Antonio... wird es irgendwann wieder eng für den Club...
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