Dienstag, 17. April 2018

Ist das noch absurd? Oder doch schon Satire?

Einer Sache kann man sich ja dieser Saison sicher sein: Immer, wenn man denkt, man hat alles gesehen, was der Videobeweis anrichten kann... kommt ein neues Highlight.

Nach diesen Spieltag reden alle nur darüber, wie... sagen wir unglücklich, es war, dass man 7 Minuten brauchte um den Videobeweis anzuwenden... das waren auch schon wieder Situationen, mit denen keiner gerechnet hat...

Theoretischer Weise... hatte der SC Freibrug 7 Minuten Zeit um das 1:1 vor dem Führungstor zu erzielen... aber bei Freiburgs derzeitiger Torgefahr, ist das eine sehr, sehr abstrakte Theorie... Ich sag das mal so: Dem Spiel war anzusehen, dass die beiden Mannschaften mit dem wenigsten Ballbesitz gegeneinander antreten... Dass Pablo de Blasis dann noch die Einladung von Alexander Schwolow an den Innenpfosten schoss... was einfach nur passend. Nicht, dass er sich wirklich Sorgen machen musste... Wenn der Ball nicht direkt ins Tor gesprungen wäre, hätte ein Freiburger ihn über die Torlinie gestolpert... Ganz bestimmt...

Denn eines ist an diesem Wochenende auch deutlich geworden: Die einzigen, die wirklich aktiv dafür kämpfen, dass diese beiden Mannschaften weiterhin am Samstag um 15:30 antreten dürfen, waren die Fans...
Aber ja, mindestens eine dieser Mannschaften muss am Ende die Klasse halten... Das eigentlich wirklich absurde ist ja... dass einer der beiden definitiv die Klasse halten muss...
Und ja, an der Stelle geht mein persönlicher Dank an die Freiburger: Die haben es dem Hamburger SV jetzt wirklich schwer gemacht.Wenn sie es jetzt noch nächstes Wochenende irgendwie schaffen ein Unentschieden zu holen...


Aber das eigentliche Problem mit dem Videoschiedsrichter... ist ja das, worüber keiner redet: Der Führungstreffer, den Berliner gegen Köln erzielen. Also die Szene zeigt ja, wie dämlich die Umsetzung des Videoschiedsrichters eigentlich ist. Und wie immer sind die Kölner das auserwählte Testobjekt um solche Probleme aufzuzeigen...

Also hier kurz das Szenario: Mathew Leckie verursacht im Zweikampf mit Jonas Hector einen Einwurf für die Kölner... der aber, was eine klare Fehlentscheidung ist, den Berlinern zugesprochen wird... welche ihn schnell ausführen und dadurch in die Position kommen, dass 2:1 zu erzielen...

Und ja, eigentlich müsste der Videoschiedsrichter da eingreifen und sagen "Lasst uns mit nem Einwurf weiter machen." Klingt übertrieben? Ist es aber definitiv nicht.
Also stellt euch einfach mal vor, das ganze wäre nicht über einen Einwurf passiert... sonder Leckie hätte sich mit dem Körpereinsatz vorher (aber ohne den Ball zu spielen) das Spielgerät erobert... Nach dem übersehenen Foulspiel erzielt Davie Selke dann das 2:1... dann wäre eine Fehlentscheidung, die dasselbe Ergebnis gehabt hätte, zurück genommen worden...
Dieses Szenario ist ja mehr als ein Mal genau so durchgezogen worden. Also dass ein Tor annulliert worden ist, weil es vorher im Mittelkreis ein übersehenes Foulspiel gegeben hat... aber bei einem falsch zugeordneten Einwurf, der aber auch definitiv eine Fehlentscheidung ist, sieht das jetzt plötzlich anders aus? 

Auf dieses Szenario wurde hier auch schon vor Monaten hingewiesen. Also was machen wir, wenn ein falsch gegebener Eckstoß zu einem Tor führt? Wie geht der Videobeweis damit um? Wie lange muss die Fehlentscheidung zurück liegen, damit ein Tor nicht gegeben wird? Dazu kommt jetzt noch ein "Was machen wir, wenn dem Schiedsrichter in der Sportschau auffällt, dass das eine Fehlentscheidung war... kann er dann die Mannschaften zurück aus der Kabine holen?"

Ich finde es ja mittlerweile nur noch faszinierend, wie die DFL sehenden Auges in dieses Verderben gerannt ist. Also viele Szenarien, die schief gehen können, waren definitiv abzusehen... Aber man hat halt darauf gehofft, dass zumindest nicht all zu viele von diesen auch eintreten werden...

Jetzt ist es mittlerweile so weit, dass ganz klare Ungerechtigkeiten anhand des Videoschiedsrichters gibt... weil er in den einen Momenten angewendet wird und in den anderen nicht... und man nicht mal darüber redet. Man nimmt das einfach Schulter zuckend hin. Nicht mal die Kölner selber fragen hinter mal nach, ob nicht im Nachhinein der Videobeweis diesen Einwurf hätte korrigieren müssen. Denn es war ja am Ende eine verdammt weit reichende Fehlentscheidung.

Natürlich will sich mit dieser Frage niemand beschäftigen. Denn dann wird einem endgültig bewusst, dass man mit der Einführung dieser Idee die Büchse der Pandora geöffnet hat.

Und ja, dieses Spiel macht am Ende auch nur deutlich, wie beschissen Schwierig der Job des Schiedsrichters ist. Denn die kleinste und scheinbar bedeutungsloseste Fehlentscheidung kann 20 Sekunden später einen Abstieg besiegeln.
Deswegen ist es ja formell gesehen auch richtig, dem Schiedsrichterteam wegen des Einwurfes keinen Vorwurf zu machen. Solche minimalen Fehlentscheidungen passieren im Fußball ständig.

Man müsste sich halt nur mal wirklich einigen, welche Minimalen Fehlentscheidungen jetzt korrigiert werden und welche nicht.
Und dass "Das Spiel wurde unterbrochen, damit ist die Szene abgeschlossen" nicht funktioniert, wurde uns am Montage gezeigt... Wenn selbst ein Pausenpfiff die Halbzeit nicht mehr definitiv beendet.

Das Dumme daran ist ja: Es gibt keine gute Antwort. Weil halt einerseits aus jedem falschen Einwurf genau die Ungerechtigkeit entstehen kann, die der Videoschiedsrichter verhindern soll... und weil man nicht jeden Einwurf kontrollieren kann...
Sich die Entstehung eines jeden Tores anzugucken, wäre vielleicht eine Möglichkeit. Aber wo fängt "die Entstehung eines Tores" an... Und wenn ich mich nach einer fälschlich zugesprochenen Ecke beim Verteidigen extrem dämlich anstelle... ist dann wirklich die Fehlentscheidung Schuld? Oder bin ich es doch selbst?

Aber hey, gut, dass wir so etwas in einem Millionengeschäft ausprobieren... Das ist je genau das richtige Testfeld um solche Fragen zu erörtern...

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