Mittwoch, 11. April 2018

"Gibt es im Jahr 2025 die Bundesliga noch?" ist die falsche Frage

Die eigentlich viel wichtigere Frage ist: "Gibt es bis 2025 einen anderen Meister als Bayern?" Und vor allem wie viele?

Die epische "50+1" Serie des Kickers endet ja diese Woche mit einer großen Expertenumfrage. Und auch wenn die Fragen nicht zwingend schlecht sind, so verfehlen sie doch ein wenig den entscheidenden Punkt.

Denn dass es 2025 eine Bundesliga geben wird, steht außer Frage. Die Debatte kann man so nicht ernsthaft führen. Die spannende Frage ist: Welche Stellung wird diese Bundesliga haben?

Und da weisen die 3 Leute, die davon ausgehen, dass die Bayern in 7 Jahren den 13. Titel in Folge holen auf das eigentliche Problem hin: Welche Bedeutung wird die Bundesliga im Jahr 2025 haben?

Also um mal ein Schreckensszenario zu erstellen:

Was machen wir, wenn die Bayern im Jahr 2025 im Endeffekt 2 Mannschaften stellen: Das A-Team für die Champions League, internationale Reisen, Einladungsturniere und ein gelegentliches ernst genommenes Bundesligaspiel. Und ein B-Team für den Alltag.

Und da die einzige Variante sich für das A-Team zu "qualifizieren" ein Vertrag im B-Team ist, ist diese Mannschaft immer noch gut genug um sich garantiert für die Champions League zu qualifizieren... So dass sich der Rest der Liga dafür feiert, wenn die Bayern ihren A-Kader nach Sinsheim schicken müssen, weil die Meisterschaft "in Gefahr" ist... aber genau genommen interessiert es in München niemanden wirklich, ob man Meister wird... Denn die relevanten Pokale sind (natürlich) die Champions League und das Mercedes Benz Invitational in Peking.


Und es gäbe nichts, was die Bundesliga dagegen machen könnte. Weil es ja gegen keinerlei Regeln verstößt. Offiziell sind diese Invitationals "Freundschaftsspiele unter Wettkampfsbedingungen"... die aber so viele Prämien in schlecht erschlossenen Märkten (die natürlich in jeder Gruppe mit einem Team vertreten sind)  abwerfen, dass es sich für die Bayern mehr lohnt in diesen Turnieren zu engagieren.
Und 4. wird man schon irgendwie... Um mehr geht es ja in der Bundesliga nicht mehr. Also reist man bei jeder Gelegenheit nach Dubai, Rio De Janeiro oder New York. Und spielt ernsthaft in der Champions League, während man die Bundesliga nebenbei laufen lässt...

Natürlich existiert diese Liga dann noch. Aber nur noch als Qualifikationsliga für den eigentlich relevanten Wettbewerb...

Wenn man sich die Bilder zu den Meisterfeiern anguckt... Und was sonst gerade so in Europas Fußball abgeht...
Wenn heute morgen Mephisto in Uli Hoeneß Büro vorbei kommt und ihm anbietet, dass die Bayern die Champions League 2019 gewinnen, wenn sie auf den Meistertitel verzichten... würde Hoeneß eventuell mit einem "Aber 4. werden wir doch, oder?" antworten... Und öffentlich so tun, als wäre die Bundesliga natürlich der wichtigste, weil ehrlichste Titel... Aber er hätte den Deal dennoch angenommen...

Wirklich bezeichnend wird das, wenn man sich das letzte Wochenende in England anguckt. Da gab es mit ManCity gegen ManUnited und Everton gegen Liverpool 2 an sich epische Derbys... und wo wir schon dabei sind... in Spanien gab es Real gegen Atletico... ja, es war großes Internationales Derbywochenende. Und keinen hat's interessiert.
Klar Jose Mourinho wird sich freuen, dass er nicht Pep Guardiola zum Titel gratulieren musste... Aber das ist auch das einzige, was uns dieses Derby brachte. Und das, obwohl die Wiederauferstehung von United den Stoff für Derby-Legenden lieferte... Aber wen interessiert's, wenn City eh Meister wird und am Dienstag vor der wirklich wichtigen Aufgabe stand?

Auch Jürgen Klopp war mehr damit beschäftigt seine Spieler für den Dienstag zu schonen als das Derby zu gewinnen. Bei 10 Punkten Vorsprung auf den einen relevanten Verfolger Chelsea kann man ihm da auch keinen Vorwurf machen...

Im Kicker steht das absurde Detail, dass Real seit Dezember 2012 kein Heimspiel mehr gegen seinen Stadtrivalen gewonnen hat... Wenn man seit dem keine 3 Titel in der Champions League geholt hätte, würde es sogar einen Aufschrei geben. Aber so sagen sich die Real Fans: Who really cares?

In Paris und Turin interessiert sich auch kaum noch jemand für die nationalen Titel. Die werden als Trostpreise entgegen genommen. Aber die Bewertung einer Saison richtet sich immer nach den internationalen Erfolgen aus.

Genau genommen sind die nationalen Ligen jetzt schon nur noch für die Herausforderer interessant. Und die hoffen im Wesentlichen auch nur darauf, dass sie an die großen Fleischtöpfe kommen... also 4. werden...
Man nehme einfach nur mal Arsenal London. Die schonen mittlerweile ihre Spieler in der Liga für die Europa League. Nicht, weil sie direktes Interesse an dem Titel haben... sondern weil sie eingesehen haben, dass dies die einzige Chance auf eine Teilnahme am einzigen wirklich relevanten Wettbewerb ist.

Und die Bundesliga steuert auch genau da hin. Schalke 04 wird diese Saison als großen Erfolg feiern. Dortmund wird am Ende durchatmen und sagen "So schlimm war es gar nicht"... weil beide das Ticket für die Gruppenphase lösen werden... Und um den letzten Platz gibt es dann das eine spannende Saisonfinale, in dem sich (wenn Hoffenheim so weiter macht) wirklich 4 Teams um den einen relevanten Platz prügeln.

Ich sag das mal so: Arsene Wenger ist vor Jahren dafür ausgelacht worden, als er für den 4. Platz einen zusätzlichen Titel gefordert hat. Genau genommen war er nur seiner Zeit voraus. Denn genau da steuern die Nationalen Ligen doch hin.

Und klar, öffentlich will das keiner zugeben. Und sprechen alle vom ehrlichsten Titel... Hey, wir haben unsere Konkurrenten ehrlich beraubt, in dem wir ihnen all ihre guten Spieler abgeworben haben, wohl wissen, dass sie die mit dem Geld, dass sie bekommen haben, nie ersetzen können... das war harte Arbeit... Aber genau genommen ist es jetzt schon erstaunlich egal, wer Meister wird...

Und das wird im Jahr 2025 nicht besser werden. Eher im Gegenteil: Da der Vorsprung der Bayern eher weiter wachsen wird... außer vielleicht auf RB, die sich aber eher mit Borussia Dortmund um Platz 2 prügeln...
Sind wir dann vielleicht wirklich so weit, dass 3 von 4 Champions League Teilnehmern gefühlt zu Saisonbeginn feststehen und alle anderen um den "Wenger-Cup" kämpfen? Und damit dann auch vollkommen zufrieden sind?

Natürlich würde die Bundesliga dann noch existieren... aber sie hätte halt verdammt viel von ihre heute noch selbstverständlichen Stellung eingebüßt...

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