Mittwoch, 11. März 2015

Genau genommen wollen wir das gar nicht wissen

Und auch nichts darüber hören...

Das scheint zumindest der allgemeine Grundtenor des Kickers in Sachen "Dopingfall in Stuttgart und Freiburg" zu sein. Aufklärung sieht jedenfalls anders aus...

Am Donnerstags-Kicker gab es einen kurzen Bericht darüber, wie die beiden Klubs aktuell auf die Vorwürfe reagieren und am Montag gab es ein Interview mit Dr. Rainer Koch... Der natürlich behauptet, dass der DFB alles in seiner Macht stehende macht um Doping aufzuklären und dass Vorwürfe "unseriös und inakzeptabel" sind... Ich will ja nichts sagen, aber das hat der Radsport-Verband auch jahrelang behauptet... Wenn man als Kicker wirklich für Aufklärung sorgen will, fragt man nicht den DFB...
 Die Sportschau hatte wenigstens den Anstand, mal wirklich bei wesentlichen Leuten nachzufragen... und kriegt schockierende Antworten...

Eine Angemessene Reaktion des Kickers wäre es meines Erachtens, das Thema auf die Titelseite zu packen. Und ihm richtig viel Zeit zu widmen... Denn die 70er Jahre sind so lange her, dass selbst ich, der Carsten Jancker noch kennt, die Spiele damals nicht verfolgen konnte... Von uns hat keiner Toni Schumachers "Anpfiff" gelesen. Und das ist wahrscheinlich auch gar nicht nötig um ein sachliche Diskussion zu führen...

Und das wäre dringend nötig... Denn es gibt durchaus Diskussionsbedarf... selbst bei den sonst so sympathischen Feiburgern... denn das die Radsportler gedopt haben, stellt niemand mehr in Frage... dass dem Team Telekom dabei ein gewisser Andreas Schmid geholfen hat, gilt als erwiesen... derselbe Arzt hat jahrelang den SC Freiburg betreut.
 Logische Konsequenz: Der Fußball muss sauber sein, denn Ärzte haben ja bekanntlich nur begrenzte Kapazitäten an Dopingmitteln und so viel, wie den Radsportlern gespritzt worden ist, kann da gar nichts mehr übrig geblieben sein... Dumm nur, dass die Freiburger weiterhin mit ihm zusammengearbeitet haben, als die ganzen Radsportler damit aufgehört haben...

Dasselbe gilt für Eufemiano Fuentes, also DEM SYNONYM für Doping-Ärzte, der nebenbei auch Fußballer behandelt hat... Der ehemalige Chef-Arzt von Juventus Turin wurde sogar wegen Sportbetrug verurteilt, weil er Jahrelang seine Spieler mit Epo behandelt haben soll... Und damals war Juventus noch richtig erfolgreich... Lustiger Weise war Juventus selber da nichts nachzuweisen... Wenn die damals beim Manipulationsskandal doch auch irgendeinen Handlanger hätten opfern können...Darüber muss sich der gemeine Fußball-Fan aber keine Sorgen machen, denn der Kicker verschweigt ihm solche Zusammenhänge...

Aber hey, im Fußball bringt Doping ja nichts... schließlich liefen die gedopten Profis in den 70ern halb so viel wie die ungedopten Profis heute... Logisch, oder?
Die Sportschau nennt da absurde Zahlen... ein moderner Mittelfeldspieler läuft 648 Km im Jahr... oder mehr als 15 Marathonläufe im Jahr... unter Wettbewerb-Bedingungen...  Das ist unfassbar viel. Also kein Marathon-Spezialist startet in 15 Marathonläufen im Jahr... sondern in so 5 oder 6, auf die er sich ausgiebig vorbereitet...
Aber hey, ein Marathonlauf ist ja auch was ganz anderes, da muss man ja nur laufen und nicht auch noch im höchsten Tempo Schläge und Tritte einstecken... warte was? Wie genau soll man das überhaupt schaffen, ohne dass die Ärzte wirklich alles, was machbar ist, ausreizen?

Wisst ihr, was der erste Konsequente Schritt zur Aufarbeitung von Doping wäre? Wenn man jeden Experten, der sich vor eine Kamera stellt und behauptet, dass "Fußball ja viel zu komplex sei" um zu dopen, sofort ins Wort fällt. Und ihn danach dann entlässt... und ja, ich gucke damit Mehmet Scholl an... Wobei ich dem sogar glaube, dass er nicht gedopt war... Die Verweigerung von halb- oder gänzlich illegalen Substanzen wäre zumindest die einfachste Erklärung, warum Scholl immer wieder verletzt ausgefallen ist...

Oh und DAS Torschlagargument gegen das weit verbreitete "das bringt doch eh nicht" brachte völlig unbeabsichtigt Benedikt Höwedes gestern Abend auf Sky. Auf die Frage, was denn bei seiner letzten Großchance los war, antwortete er ehrlich mit einem "da fehlte mir einfach die Kraft"... nach einem intensiven Spiel (in dem Schalke absolut Wahnsinnige 124 Kilometer gelaufen sein soll) ist das sogar logisch... aber was meint ihr, wie wird Höwedes reagieren, wenn ihn nächstes Jahr in der Winterpause ein Doktor einer renommierten Deutschen Universität anruft... und ihm das Angebot macht, dass er da eine Möglichkeit kennen könnte, die dabei helfen würde, dass Höwedes das nächste Mal in einer ähnlichen Situation noch genügen Kraft haben könnte... dann lässt er nebenbei noch fallen, dass andere Spitzenspieler das bei ihm auch schon genommen hätten und damit sehr zufrieden sein... kann ein Höwedes dann überhaupt nein sagen... Ok, ja, kann er, er ist Schalker und bereit Weltmeister... es ist also nicht so, dass er deswegen die Chance auf irgendwelche weiteren Titel aufgibt...

Aber hey... wir müssen uns da keine Sorgen machen, dass wirklich was aufgedeckt wird. Solange das führende Fußballmagazin im Land keine Veranlassung zu sehen, da irgendwas in die Gänge zu leiten... und der DFB wäre schön blöd sich selber ans Bein zu pinkeln... Für den Kicker ist es halt wichtiger das 3597. Interview mit Phillip Lahm zu führen... der sich 9 Jahre lang gar nicht verletzt hat, obwohl er ein Wahnsinns-Pensum absolviert hat... aber hey, Lahm ist nun echt der letzte, den ich nach kritischen Themen wie Doping befragen würde, zumindest da bin ich mit dem Kicker mal auf Wellenlänge...

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