Freitag, 27. März 2015

Vollidiot der Woche: Heinz Müller?

Oder die Richterin, die das Urteil so gesprochen hat... Fügt einfach euren eigenen sexistischen "War ja klar, dass Frauen keine Ahnung vom Fußball haben" Joke hier ein...

Wobei mich noch nicht mal die Klage an sich stört. Wenn er Christoph Kramer like gegen den "Menschenhandel" vorgehen wollte. Oder sich selbst vor der einsetzenden "Altersarmut" schützen und damit auch noch darauf hinweisen wollte, dass man als Bundesliga-Profi, der 20 Jahre seines Lebens geopfert hat, keinesfalls ausgesorgt hat... und im Zweifelsfall halt nichts kann, außer im Tor stehen...

Wobei ich immer noch nicht so ganz verstanden habe, worum es eigentlich geht... Also genau genommen klagt Müller, weil ihm durch die Versetzung in die U23 die Chance auf das erreichen seiner Option auf Vertragsverlängerung genommen worden ist.
Stellt euch einfach mal folgendes Beispiel vor: Ihr seid Staubsauger-Vertreter und habt eine Erfolgsprämie, die euch 20.000 Euro zuschießt und euren Vertrag verlängert, wenn ihr 20.000 Staubsauger verkauft habt. Aber nach 19.500 Staubsaugern werdet ihr auf ein Mal versetzt und verkauft ab sofort Desktop PCs... oder irgendwas anderes, aber eben keine Staubsauger. Die Prämie greift aber nur, wenn ihr Staubsauger verkauft... Und obwohl ihr die nötigen 500 Einheiten verkauft, kriegt ihr auf Grund der Versetzung eure Prämie nicht... euch wird von heute auf morgen (und ohne Anpassung des Vertrags) die Möglichkeit eure Prämie (oder Vertragsverlängerung) zu erreichen. Dagegen klagt de Facto Heinz Müller...

Wobei das natürlich auch absurd ist: Heinz Müller wurde ja nicht in die Computer-Abteilung versetzt, weil er so ein guter Staubsauger-Vertreter war... sondern weil andere ihm in seinen Kerngebiet den Rang abgelaufen hatten. Auch wenn Mainz ihn in der ersten Mannschaft behalten hätte, wäre er nie im Leben auf die nötigen Einsätze gekommen um seine Klauseln zu erfüllen... aber dann hätte er keine Grundlage zur Klage mehr...

Eigentlich sollte es doch darum gehen, ob man für seine unterschiedlichen Abteilungen (Ausbildung/ Förderung und Spitzensport) unterschiedliche Verträge braucht... und ob man seine Spieler wahllos (und gegen ihren Willen) zwischen diese Abteilungen hin und her schieben darf. Ob man quasi einen Vertrag bei Mainz 05 als ganzes unterschreibt (und damit auch im übertriebendsten Fall vom Stammtorwart zur Putzfrau degradiert werden kann... man muss ja nur im Verein angestellt sein, es steht nirgendwo geschrieben, in welchem Metier). Dieselbe Frage konnte nebenbei bei der Trainingsgruppe II nie endgültig geklärt werden... Und dafür könnte man wirklich mal eine Rechtsgrundlage schaffen. Es wäre ja im Zweifelsfall für die Vereine nicht so schwer in entsprechende Verträge reinzuschreiben, dass man unter gewissen Umständen auch einfach in die 2. Mannschaft versetzt werden kann... und wer das nicht will, ist entweder Arjen Robben oder scheitert in seinen Vertragsverhandlungen. Aber geklärt wäre die Sachlage... und das ohne große Wellen zu schlagen.

Wie wir jetzt von dieser Sachlage zum "Oh Mein Gott, das gesamte Transfersystem wird über den Haufen geworfen, weil wir keine befristeten Verträge mehr abschließen können!" kommen konnten, ist das eigentliche Rätsel... Also im wesentlichen sollte jetzt folgende Frage im Raum stehen: Überschreitet Richterin Ruth Lippa nicht eindeutig ihre Kompetenz, wenn sie laut Kicker die Frage aufwirft, "warum es eine Befristung in Verträgen von Fußballern gibt." Was nebenbei eine Frage ist, die nichts mit Fußball zu tun hat und von anderen Leuten beantwortet werden muss... im wesentlichen kann ihr jeder Mann die Antwort auf diese Frage geben.
1. Weil Fußballer in wenigen Jahren extrem viel Geld verdienen (können) und allein schon deswegen kein normales Arbeitsverhältnis besitzen können. Top-Manager in der Freien Wirtschaft würden auch nie unbefristet unter Vertrag genommen werden.
2. Spitzenfußballer haben ein extrem kleines Fenster, in dem sie ihre Höchstleistung (für die sie dann auch am höchsten bezahlt werden) abrufen können. Und vor allen Dingen können sie relativ schnell gar keine Leistung mehr abrufen...
3. Das geschlossene Transfersystem im Fußball braucht eine gewisse Stabilität, die nur durch befristete Verträge garantiert werden können.
4. Alle Seiten profitieren. Die Spieler kommen, trotz des sicheren Gehalts, dass Lars Stindl für die nächsten 5 Jahre kassiert, immer wieder in die starke Verhandlungsposition, in der sie sich zum einen ihren Arbeitsplatz mehr oder weniger aussuchen und ihr Gehalt nach oben treiben können.
Die Vereine haben wiederum die Planungssicherheit, dass sie entweder bis 2020 mit entsprechenden Spieler zusammen arbeiten, oder halt eine ordentliche Entschädigung kassieren würden...

Wenn wir dieses System jetzt in Deutschland kippen würden... und alle Profis nach 2 Jahren unbefristete Verträge anbieten müssten... würde das bedeuten, dass ein Marco Reus, wann immer er gerade das Verlangen verspürt, doch Titel zu gewinnen, seinen Vertrag kündigt und zu den Bayern, Real oder Barca wechselt... ABLÖSEFREI...
Ganz ehrlich, diese Frage kann doch eigentlich nur jemand aufwerfen, der wenig bis keine Ahnung vom Fußball hat... was mich (ich kann ja nicht nur auf Frauen rumhacken) direkt zu der Frage bringt, warum die Regelkommission der Fifa dies noch nicht hinterfragt hat...

Profisport und Recht waren schon immer eine schwierige Geschichte... Im Wesentlichen funktioniert da ganz viel nach Gentlemen-Agreement und dem Fakt, dass alle davon profitieren. Und das Problem ist halt: Wenn dann man jemand dagegen klagt, kommen all die Grauzonen, auf die man sich quasi außergerichtlich geeinigt hat, zum vorscheinen... Deswegen sollte jeder, der 16 Jahre von dem System profitiert hat, genau drüber nachdenken, ob 100.000 Euro es wirklich wert sind, dass das für die nächste Generation in Frage gestellt wird...

Ist es nebenbei nicht traurig, dass man sich in der "Week of Football" nur mit Rechtsfragen und Trainerentlassungen beschäftigen muss?

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