Donnerstag, 5. Juli 2018

Randomness vs Predictions

Wie mir in den letzten Tagen mehr als ein Mal aufgefallen ist, besteht Fußball überraschend häufig aus Aneinanderreihung von Zufälligkeiten. Die sich bei einer WM, also einer K.O. Phase bestehend aus einem Spiel, nochmal potenzieren sollten. Wenn die eine dumme Aktion deines Spielers zum 0:1 führst, hast du relativ wenig Zeit diesen Fehler noch zu korrigieren. Also je nach Zeitpunkt 90 Minuten bis 35 Sekunden... Du kannst das ganze Spiel überlegen gestalten und wegen einer dummen Aktion trotzdem ausscheiden... Das ist eine Konstellation, die zu jeder Menge Sensationen führen sollte.
Trotzdem ist gerade die Fifa Weltmeisterschaft der Wettbewerb, in dem Außenseiter die schlechtesten Siegchancen haben. Hier sei nochmal auf die 7 unterschiedlichen Weltmeister verwiesen... und dem Fakt, dass sich (auch wenn das Revisionist History sein könnte) immer einer der 4 Turnierfavoriten durchsetzt. Also vor 4 Jahren gab es einfach keinen Weg mehr, den einen Titel für Deutschland zu verhindern... nicht mal Jogi Löw schaffte dies, obwohl er es echt versucht hat... Der große Favorit wurde Weltmeister...
2010 gingen alle vorher davon aus, dass niemand die spanische Passmaschine aufhalten kann... und auch wenn es knapper war als erwartet... und Andres Iniesta eines seiner 13 (In Worten DREIZEHN, bei 133 Spielen...) Tore im Nationalmannschaftstrikot erzielte, hat es am Ende doch funktioniert.
Faszinierender Weise konnten sich beide Weltmeister auf das Pass- und Positionsspiel, welches der von Pep Guardiola trainiert Vereinsblock in die Mannschaft einbrachte, verlassen. Das mag wie eine absurde Statistik aussehen, ergibt aber verdammt viel Sinn, wenn man bedenkt, dass Deutschland 5 Bayern-Profis und Spanien 6 Barca-Profis in der Startelf stehen hatte...

Davor kam die größte Überraschung der Neuzeit: Italien wurde Weltmeister 2006. Damit haben wenige gerechnet, weil Italien eigentlich mitten in einem Manipulationsskandal steckte... Der im Zwangsabstieg des Rekordmeisters endete... Aber wenn Italien als größte Überraschung ankündigen muss... eine Fußballnation mit epischer Tradition und einer Mannschaft mit hervorragender Organisation... Dann weiß man, dass es eigentlich keine Überraschungen gibt...

2002 war Brasilien um das geniale Offensivtrio Rivaldo, Ronaldinho und Ronaldo dran. Und klar, die WM verlief (ähnlich wie diese bisher) völlig bekloppt... Trotzdem gewann am Ende die beste Mannschaft gegen Deutschland in einem Standartfinale...
4 Jahre zuvor scheiterten die noch an Zidanes Frankreich. Das war halt die WM dieses Superstars.

Und darauf bin ich ja beim Quick Recap noch gar nicht eingegangen: Nicht nur die Titelträger waren immer die üblichen Verdächtigen... auch die Finalgegner... die WM 2002 war eigentlich völlig absurd. Ein extremes Favoritensterben... auch weil Spanien gegen den Gastgeber verpfiffen wurde... Trotzdem gab es am Ende eines der Standartfinale Deutschland - Brasilien...
Das ist ja das nächste faszinierende: Nicht nur die 7 Titelträger sind eine extrem geringe Anzahl... Aber wenn man sich jetzt fragt, wer denn alles in einem WM Finale stand... kommen zu den 7 Titelträgern nur Ungarn 1938 und 50, Schweden 1958, die Tschechoslowakai 1934 und 62 und die Niederlande 74, 78 und 2010 dazu... das sind 11 unterschiedliche Finalteilnehmer...

Wenn man dann völlig random 1970 als Stichtag ansetzt (Warum den? Na um England auszugrenzen, ist doch logisch)... Gab es im wesentlichen nur noch Brasilien, Italien, Deutschland, Holland, Argentinien, Frankreich und Spanien als Finalteilnehmer... Dass sind 7 unterschiedliche Finalteilnehmer bei 12 Turnieren... über einen Zeitraum von 48 Jahren... In diesen 12 Turnieren hieß das Finale 3 Mal Argentinien - Deutschland... oder anders herum... Details...

Diese Serie, so viel steht jetzt schon fest, wird durchbrochen werden... weil nur noch Brasilien und Frankreich in der Verlosung sind... und die würden im Halbfinale aufeinander treffen... Aber rein statistisch wissen wir jetzt schon, dass das Finale aus England gegen Frankreich oder Brasilien heißt. Das ist historisch die einzige Möglichkeit, die übrig bleibt... Und Spoiler an der Stelle: Raheem Sterling wird am Ende mit seinem 3. Länderspiel-Tor das Ding entscheiden. Einfach nur, weil es am passendsten ist: Der Spieler, der ständig dafür kritisiert wird, dass er nicht trifft, macht die Nation, die ständig enttäuscht zum Titelträger...

Denn natürlich gibt es bei einer WM immer wieder Sensationen und Außenseiter, die weiter kommen als erwartet... vor 4 Jahren stand Costa Rica im Viertelfinale... In Südafrika war Ghana ein Elfmeterschießen vom ersten Halbfinale für eine afrikanische Mannschaft entfernt. 2006 war die Ukraine im Viertelfinale... und niemand (Besonders keine Schweizer, die das Elfmeterschießen mit 0:3 verloren) kann im Nachhinein erklären warum... 2002 schmiss Südkorea erst Italien und dann Spanien raus um ins Halbfinale zu kommen... und Senegal gegen die Türkei hieß ein weiteres Viertelfinale... 1998 legte Dänemark gegen Brasilien einen Klassiker der Fußballgeschichte auf den Rasen... um doch knapp auszuscheiden...

Es gibt sie, die "Cinderella Storys", wie man sie im NCAA Basketball Turnier kennt. In jedem Turnier. Aber sie enden immer im Viertel oder Halbfinale.
Der Turniermodus fördert diese Geschichten ja auch ein Stück weit. Denn 3 Spiele sind verdammt wenig um festzustellen, wer wirklich die beste Mannschaft einer Gruppe ist. Trotzdem darf diese so genannte beste Mannschaft dann gegen die theoretisch schwächere aus der anderen Gruppe antreten. Und so kommt dann ein Achtelfinale Schweden - Schweiz zustande... Ein Spiel, welches garantiert einen Überraschungsviertelfinalisten produzieren muss...
Wenn man bedenkt, dass die Schweden vorher Holland, Deutschland und Mexiko hinter sich gelassen haben... waren die Schweizer bisher echt das leichteste "Los"... Und mit England sinkt das Gegnerniveau ja nur noch weiter...

Dass diese Geschichten noch nie ins Finale geführt haben... während es alle 12 Jahre einen absolut zufälligen Europameister gibt, was jegliche Theorie sofort über den Haufen wirft... ist halt das, was den Sport so faszinierend macht: Man kann ihn einfach nicht erklären.
Denn einerseits ist das Spiel unvorhersehbar, andererseits kann man das Endergebnis eines Turniers bisher (Ich arbeite ja hart am Vorführeffekt) immer sehr gut vorhersagen. Zumindest das Teilnehmerfeld von 32 Mannschaften auf 4 bis 5 Titelfavoriten runter kürzen, die sich dann immer durchsetzen. Diese Kombination ergibt einfach keinen Sinn. Aber das macht den Sport ja so schön.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen