Freitag, 15. Juni 2018

Wie wichtig ist eigentlich ein Trainer?

So viel zum Worst of - Vorschau - Plan... hat ja lange gehalten... aber arbeiten wird das kurz ab:
Was macht eigentlich euer "Ach, ich trinke nur ein Bier pro Tor während der WM, dann wird das schon nicht so schlimm werden" Plan? Meiner ist gut unterwegs...

Und wenn der Typ da noch relevant wäre, gäbe es jetzt ein "Boycott Robbie Williams" Movement... Inklusive T-Shirts... wird nicht passieren...

Jetzt also zur eigentlichen Frage (und hey, Spanien spielt ja auch...): Wie wichtig ist jetzt eigentlich so ein Trainer für einen WM-Teilnehmer... also weil die jetzt so tun, als würde der Julen Lopeteguis Abgang Spanien die WM kosten... Und alle Journalisten sind froh, weil sie wissen wie man Fernando Hierro ausspricht und schreibt...

Aber kostet der Trainerwechsel jetzt wirklich den WM Titel? Oder sollte Spanien nicht gerade von dem "Dead Coach Bounce" profitieren und deswegen Weltmeister werden?

Das faszinierende ist ja: Eine WM wird immer noch im Wesentlichen durchs Talent auf dem Platz entschieden. Als Trainer hast du einfach nur die Aufgabe, die 11 talentiertesten motiviert auf den Rasen zu bringen. Und sie dann noch grob in die richtige Richtung laufen zu lassen... Die ganze Detailarbeit, die einen Trainerposten eigentlich ausmacht (so was wie koordiniertes Verschieben und aggressives Gegenpressing) spielt dagegen eher eine Untergeordnete Rolle. Das ist ja auch der Grund, warum selbst Spanien gegen Deutschland in einem WM Finale nie das Niveau von Real Madrid gegen Bayern München in einem Champions League Halbfinale erreicht. Weil sich auf das eine Spiel wirklich 9 Monate lang vorbereitet wird auf das andere nicht mal 9 Wochen.

Nur um das mal zu verdeutlichen: Jürgen Klinsmann galt zwischenzeitlich als großartiger Trainer. Weil er es geschafft hat seinen "Erfolg" (Deutschland landete halt wie immer im Halbfinale, welch Sensation...) bei der Heim-WM bestmöglich zu verkaufen. Und danach hat er dann nochmal ein ordentliches Turnier mit den Amis abgeliefert. Inzwischen haben selbst die gemerkt, dass er ein ziemlicher Vollpfosten ist. Aber Klinsis Ruf war selbst nach dem Desaster Bayern München immer noch so gut, dass er von US Verband verlangen konnte, was er dringend brauchte... Wobei nur das Scheitern beim Rekordmeister den Amis überhaupt die Möglichkeit gab mit ihm zu verhandeln. Denn vorher war der in anderen Sphären unterwegs...

All das auf Grund einer emotional erfolgreichen WM... Und mittlerweile muss man eigentlich behaupten, dass man trotz und nicht wegen Klinsi Dritter wurde. Denn die dringend benötigten Taktischen Änderungen kamen von Michael Ballack... Und noch im März nach ner Klatsche in Italien wurde die Ablösung des Trainers gefordert...

Ein weiteres hier sehr beliebter Beispiel ist Jogi Löw. Der wohl einzige WM Trainer, der mit klarer Spielphilosophie und komplexen Systemen ins Turnier geht... Der halt nicht einfach nur die 11 besten aufstellen will, sondern unbedingt einen Shkodran Mustafi finden und einbauen muss, auch wenn einem das den Titel kosten könnte... und ja, wenn sich Mustafi nicht ohne Gegnereinwirkung verletzt hätte...
Oder der vor einem Halbfinale gegen Italien mit neuer Strategie und Grundordnung kommt... und daran dann scheitert... ist alles passiert, wird nur gerne ignoriert...
Also selbst der Visionär unter den Nationaltrainern... könnte bei genauerer Betrachtung eher Titelgewinne verhindern als fördern...
Was nicht mal direkt gegen Jogi Löw geht, sondern ein allgemeines Problem bei einer WM ist: Solange du keinen komplett Blinden auf der Bank hast, wird das nicht die WM entscheiden... es sei denn dein Trainer ist zu ambitioniert. Und die besten WM Trainer sind diejenigen, die ihre Spieler einfach machen lassen.

Wenn Fernando Hierro (um den Bogen zu schlagen) sich jetzt mit der Arbeit seines Vorgängers (die ja voll in Ordnung war... so gut das Real Madrid ihn haben wollte) beschäftigt und sein Team genau so aufstellt wie vorher, wird die Auswirkung des Trainerwechsels erstaunlich gering ausfallen. Natürlich muss er es dafür schaffen die Mannschaft emotional mitzureißen...

Ungelogen, meine erste Reaktion auf die Nachricht war: Vielleicht schafft es Hierro ja, Andres Iniesta in der 55. Minute einzuwechseln. Denn ich bin weiterhin davon überzeugt, dass dies der eigentliche Schlüssel für einen WM Titel der Spanier wäre. Denn die effizienteste Variante sein Talent konsequent und für mögliche 120 Minuten auf den Rasen zu bringen wäre: Thiago anfangen lassen, den Gegner müde spielen und dann den graumelierten alten Herren zu bringen um das Spiel zu entscheiden. Solche Personalentscheidungen sind am Ende wichtiger als die Frage, ob man sich perfekt verschiebt.

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