Mittwoch, 2. Mai 2018

Was nun, liebe Bayern?

Wollt ihr euch wirklich einreden, dass es ja dieses Mal wirklich knapp war? Und das ihr ja in beiden Spielen die bessere Mannschaft ward?

Auch wenn ihr genau genommen einer bitteren Wahrheit ins Gesicht sehen müsst: Dieses Mal könnt ihr (auch wenn es der ZDF-Typ versucht hat) nicht mal auf den Schiedsrichter fluchen. Real Madrid hat euch in einem fairen Wettbewerb besiegt... Damit ist das de facto sogar ein Rückschritt zur Vorsaison.

Fast noch schlimmer: Zum 5. Mal in Folge scheidet man an einer spanischen Mannschaft aus. Wahlweise Barcelona, Atletico oder halt mal wieder Real waren am Ende eine Nummer zu groß... die einzige Mannschaft aus Spanien, gegen die man sich in der Zeit durchgesetzt hat, war der FC Sevilla... die in Spanien unter ferner liefen laufen... Und in dieser Saison mehr Trainer entlassen hat als Borussia Dortmund...

Die Bayern müssen sich schon fragen, was sich seit 2012/13 geändert hat... das letzte Mal, als sich der Rekordmeister in einem Halbfinale gegen eine spanische Mannschaft durchsetzen konnte... und nebenbei auch der 2. Finalteilnehmer aus Deutschland kam...

Und ja, der Leistungsabfall der Bundesliga im Allgemeinen lässt sich am Besten dadurch beschreiben, dass die Spanier keine Angst, sondern nur noch Respekt, vor den Bayern haben... und den Rest nebenbei abfertigen... falls der Rest jemals so weit kommt und nicht vorher an Apoel Nikosia scheitert...

Dass den Bayern eine stärkere Bundesliga helfen würde, dürfte der Serienmeister selber so sehen. Die spannende Frage ist aber: Erkennt man endlich an, dass man selber Schuld an dieser Situation ist? Und passt damit dann seine Strategien entsprechend an?

Denn ja, die Bayern sind die Hauptschuldigen daran, dass die Liga so unausgeglichen und einseitig ist. Sie haben immer wieder aktiv dazu beigetragen. Und zwar mit 2 grundlegenden "Strategien", die man halt einfach mal überdenken muss.

Die erste besteht aus dem offensichtlichen "Die Bayern kaufen die Bundesliga kaputt" Meme. Das ist etwas, was die Bayern seit Jahrzehnten machen. Am besten zu verdeutlichen an diesem Transferjahr, als man sich Niklas Süle, Sandro Wagner und Sebastian Rudy von der TSG Hoffenheim holte. Alles ohne wirklich selber was in den Talentpool der Hoppenheimer zurückzugeben. (Also ja, man hat ihnen Serge Gnabry zugeschoben. Man hat aber bisher selber überhaupt nichts dafür investiert, dass Gnabry ein brauchbarer Bundesligaspieler wird. Das hat man andere machen lassen...) So wurde aus einer potenziellen Herausforderung ein Team, dass halt doch wieder nicht die Klasse hatte um die Bayern wirklich zu nerven...

Aber alle 3 Transfers spiegeln halt auch extrem das Grundproblem dieser bayrischen Grundphilosophie wieder. Und keiner so gut wie Sebastian Rudy. Ein Spieler, der trotz 5 Ausfällen immer noch nicht gut genug ist um auch nur eine Minute gegen Real Madrid zu spielen. Ein Spieler, der einem halt im Endeffekt nicht weiter hilft. Den man aber trotzdem der Konkurrenz, der er helfen könnte, wegnimmt... Das sind halt katastrophale Transfers für die Bundesliga als ganzes.
Und auch Sandro Wagner und Niklas Süle sollten ja eigentlich nicht gegen Real auflaufen. Nur der Spielverlauf und die Verletzungen führten dazu, dass beide zum Einsatz kamen... Trotzdem holt man sie und schwächt dadurch die Liga... dass diese dann nicht mit den Bayern mithalten kann, erscheint erschreckend logisch.

Man hat mal wieder die Bundesliga missbraucht um seinen eigenen Kader in der Breite zu Stärken. Und der einzige wirklich Effekt war eine schwächere Bundesliga. Die die Bayern dann wieder überhaupt nicht fordern konnte.
Man stelle sich an der Stelle vor, Süle und Rudy wären entweder in Hoffenheim geblieben oder hätten den Zwischenschritt zu Dortmund oder RB Leipzig gemacht.

Und ja, die Bayern müssen sich an solchen Stellen zurückhalten, wenn sie in der Bundesliga gefordert werden wollen. Spieler von diesem Niveau kann man auch im Ausland kaufen. Und der Matts Hummels Transfer hat ja auch bewiesen, dass man solche Leute immer noch holen kann, wenn sie wirkliche Verstärkungen für den Verein darstellen. Und dann muss man halt zugreifen.

Das wird natürlich teurer... aber die Bayern können sich das ja leisten. Und das dann gehobene Niveau in der Bundesliga würde ihnen ja wirklich gut tun...

Und das Problem ist ja, dass das keine Ausnahmetransfers sind. Dass man, weil alle anderen abgesagt haben, wirklich mal in der Bundesliga wildern muss... Goretzka, Süle, Wagner, Rudy, Ulreich, Kimmich (Ja, auch der fällt in die Kategorie... und wenn es der Plan gewesen wäre, den 1 Jahr als Nachfolger von Phillip Lahm aufzubauen, sähe das anders aus... das war aber nicht der Plan, sondern man hat darauf gehofft, dass er das Mittelfeld verstärkt), Rode, Kirchhoff (ja, beide spielten mal für die Bayern... einfach nur, weil die sich gerne in der Liga bedienen), Dante und Petersen sind alles Transfers, die in die Kategorie "Wir schwächen die Liga um uns in der Breite zu verstärken" Philosophie fallen... Und das sind nur die Transfers dieses Jahrzehnts... Damit könnte man fast eine Mannschaft zusammen stellen, die um die Europa League mitspielt. Oder man teilt die Spieler vernünftig unter den Verfolgern auf...
Die Bayern müssen halt aufhören sich bei solchen Spielern in der Bundesliga zu bedienen. Und sie entweder aus dem Ausland oder aus der eigenen Jugend holen...

Aber das ist ja das viel größere Problem: Die Ausbildnung der Bayern ist in den letzten Jahren richtig Scheiße geworden. Was Uli Hoeneß ja auch erkannt hat.

Fragt euch einfach mal, wie viele der aktuellen Jung-Nationalspieler bei den Bayern ausgebildet worden sind. Und ich rede hier wirklich von "ausgebildet". Nicht "Wurden durch Scouts mit 17 Jahren bei anderen Jugendabteilungen entdeckt" wie Toni Kroos, sonder spielt seit jüngsten Jahren im Verein wie Bastian Schweinsteiger.
Und ja, vor 10 Jahren brachte man Leute wie Lahm und Schweinsteiger selber raus. Und Alaba oder Müller. Nebenbei führte die Bayrische Jugendarbeit zu einer Infusion von Talenten für die Bundesliga. Leute wie halt Hummels und Sandro Wagner wurden nicht in München zu dem, was sie heute sind... sondern in Dortmund und Darmstadt. Die Bayern bildeten damals halt so gute Jugendspieler aus, dass sie dadurch indirekt die Liga stärkten... und sei es nur durch Lehrjahre in Hoffenheim und Stuttgart als Leihspieler. Danach gab es aber irgendwie einen Bruch in der Jugendarbeit...

Derzeit... hat man Marco Friedl, der in Bremen immerhin den Mitläufer mimt. Das erfolgreichste Bayern Talent der letzten 5 Jahre ist wahrscheinlich Alessandro Schöpf... und wartet noch auf seinen ersten Scorerpunkt der Saison...
Und das war's fast schon... Die letzte große Welle an Talenten mit Scholl, Gaudino, Höjbjerg und Green ist irgendwo in der Versenkung verschwunden.
Die Bayern sind derzeit nicht in der Lage ordentliche Bundesligatalente auszubilden. Selbst wenn sie sich, wie Sinan Kurt, erst sehr spät für die Bayern entscheiden und eigentlich wirklich gutes Potenzial haben sollten... bringt der Wechsel zu den Bayern solche Talente nicht nach vorne... um mal zu erwähnen, wie extrem die Ausbildung mittlerweile nachgelassen hat...
Und das ist ein Riesenproblem für die Liga. Weil die Talente sich damit nur in eine Richtung bewegen. Wenn die Bayern für jeden Süle als wirklich überragendes Talent einen ordentliches Talent an die Bundesliga zurückgeben würden... Im Zweifelsfall für 2 Jahre als Leihspieler...

Um das noch etwas deutlicher auszudrücken: Es gibt gefühlt seit Jahren das Meme, dass Real Madrid sich am liebsten von eigenen Jugendspielern abschießen lässt. Was den Bayern ja nie passieren würde... Und das wurde immer als Kritik an Real Madrid formuliert... wenn es eigentlich ein Riesenlob ist. Denn Real ist anscheinend in der Lage Spieler für die Primera Division auszubilden. Spieler, die zwar selber nicht gut genug sind um sich bei einer der prägenden Mannschaften dieser Epoche durchzusetzen... die aber gut genug sind diese Mannschaft hin und wieder zu fordern.
Dadurch bildet sich Real seine eigene Konkurrenz und fördert damit auch das allgemeine Niveau der Liga.

Genau genommen muss es der Anspruch der Bayern sein, einen Ersatz für Robert Lewandowski, den man im Champions League Halbfinale für 25 Minuten reinwerfen kann, selber auszubilden... Aber die Bayern verlassen sich da seit Jahren auf die Arbeit der Konkurrenz. Und halten die dann bewusst klein.

Und natürlich ist es verdammt schwer Spieler auf dem Niveau, welches die Bayern brauchen, im eigenen Haus auszubilden. Aber es muss doch wenigstens möglich sein jedes Jahr 2-3 Talente auf Bundesliganiveau herauszubringen, die man dann an die Konkurrenz verleihen kann. Und wenn sie dann "nur" ordentliche Bundesligaspieler werden, verkauft man sie halt...

Solange sich daran nichts ändert, wird die Leistungsstruktur der Bundesliga immer wieder dazu führen, dass die Bayern Ende April plötzlich nicht mehr in Fahrt kommen. Weil sie halt davor Monatelang nicht gefordert worden sind, was halt offensichtlich nicht leistungsfördernd ist. Und dadurch machen sie sich das Leben unnötig schwer...

Was wäre denn daran so schlimm gewesen, wenn die 3 Hoffenheimer bei der Konkurrenz gespielt hätten? Dann wäre man nur mit 6 Punkten Vorsprung Tabellenführer und hätte gegen Real Madrid rausgekriegt, ob Lars Lukas Mai schon so weit ist... oder ob er doch besser verliehen werden sollte. Mehr als ein Ausscheiden hätte ihnen auch nicht passieren können...
Oder wenn man sich anstelle von Süle einen routinierten Innenverteidiger aus dem Ausland geholt hätte... von mir aus nochmal Serdar Tasci. Oder man hätte seine Fühler nach Antonio Rüdiger ausgestreckt, um die Perfekte Alternative zu nennen... Für die Bundesliga hätte der als Boateng-Hummels Back-Up auch gereicht... während Süle in Hoffenheim oder Dortmund seine Internationalen Sporen verdient.
Stattdessen ist man sich jetzt sicher, dass man die 3 besten deutschen Innenverteidiger in seinen Reihen hat... was super gut ist, wenn man nie mehr als 2 herausragende Innenverteidiger gleichzeitig braucht...

1 Kommentar:

  1. was heißt hier die Bayern geben nichts zurück??? mit Rode und Götze haben sie doch 2 absolute Kracher zu einem direkten Konkurrenten (oder darf man Dortmund nicht mehr Konkurrent nennen???) abgegeben ...

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