Mittwoch, 2. September 2015

Wir müssen über Frauenfußball reden...

damit ich die Anhänger dieser Liga auch noch vergraule...

Wobei "müssen" natürlich der falsche Ausdruck ist. Ich will... da dass allerdings mein Blog ist...
Es ist aber nicht so wie beim Kicker, dass mein schlechtes Gewissen mich dazu zwingt, zumindest eine Seite pro Woche zu diesem Thema zu veröffentlichen...
Oder wie EA Sports, die ihre eh schon aufgeblähten Lizenzen jetzt noch um die Frauenfußball-Nationalmannschaften erweitern.

An der Stelle muss ich zugeben: Ich breche gerade mit meinen Prinzipien. Normaler Weise versuche ich nur über Dinge zu schreiben, die ich auch gesehen habe. Deswegen gab es dieses Wochenende auch kein "worst of"... da es in meinem Urlaubsdomizil kein Fußball zu sehen gab.

Dass letzte Frauenfußball-Spiel das ich gesehen habe... war 2011... Weil es halt in Deutschland war. Ich kann für mich aber behaupten: Der Grund, warum ich keinen Frauenfußball gucke ist völlig frei von Sexismus: Ich gucke halt einfach nur guten Fußball. Klar, das klang jetzt übelst sexistisch... aber ist es Sexismus, wenn ich die Wahrheit ausspreche? Und Frauenfußball ist halt die langsame kleine Schwester des großen Geschäfts...
Mit derselben Begründung gucke ich mir nebenbei auch keine Drittliga- und Regionalliga-Spiele an. Und selbst wenn der Verein meiner Jugend im Free TV live spielt... schalte ich nach 20 Minuten ab, weil ich es grausam finde.

Frauensport hat halt Allgemein ein ganz elementares Problem. Es wird immer einfach nur die langsamere Version des Herrensports sein. Vergleicht einfach mal die Zeiten eines 100 Meter Finales in der Leichtathletik, dann könnt ihr euch genau ausrechnen um wie viel langsamer.

Und Frauenfußball hat da ein weiteres Elementares Problem: Fußball ist an sich schon ein extrem langsamer Sport. Klar staunen wir alle, wenn da ein Profi mal ein 100 km/h Hammer raushaut... aber das passiert beim Fußball 4 Mal in 90 Minuten... und meistens auf 30 oder 40 Meter Distanz. Beim Herrenvolleyball... werden diese Geschwindigkeiten im Minutentakt erreicht... und der Ball schlägt innerhalb von 3 Metern ein.
Die Volleyball Damen haben einen entscheidenden Vorteil: Da ihr Sport ebenfalls etwas langsamer ist, kann man als Fan noch nachvollziehen wo die den Ball hinschlagen... während man sich beim Herrenvolleyball eigentlich die ganze Zeit über nur fragen kann, wie der Schiedsrichter denn erkannt haben will, ob der Ball im Feld oder außerhalb war... Und das nebenbei ganze ganz ohne Hawk Eye...

Frauenfußball hat diesen Vorteil halt nicht. Und da wir das Tempo des Herrenfußballs gewohnt sind, wird uns die Damenversion immer komisch vorkommen.

Aber: Hat der Damenfußball eine Chance aus seiner Nische raus zukommen? Also dem Fakt, dass ganze 2 Spiele zum Bundesligaauftakt die 1.000 Zuschauermarke knacken? Ein Wert, der in Rödingshausen im Schnitt übertroffen wird. Und ja, ich habe keine Ahnung, wo Rödingshausen liegt. Trotzdem haben die mehr Zuschauer als 70% der Frauenbundesligisten...
Oh... und dem Fakt, dass die aktuell Beste Fußballerin Europas mit 27 ihre Karriere beendet... Ohne verletzt zu sein...

Wahrscheinlich nicht, aber es gibt nen paar Ansätze, die man mal überdenken könnte...

Der Frauenfußball muss halt irgendetwas liefern, was der Herrenfußball nicht liefern kann. Und da sind wir direkt bei den Outfits und Titten und Ärschen. Und ja, jetzt ist es sexistisch, aber so ist unsere Welt nun mal.
Aber wenn man Celia Sasic vor die Wahl stellen würde... sie kann entweder den Michelle Williams Weg gehen und versuchen die Leute ausschließlich mit ihrem Glauben und ihrem Talent zu gewinnen... Oder ihr steht alternativ den Beyonce Knowles Weg offen, mit dem sie dann wesentlich mehr Leute erreicht... und wesentlich mehr Geld verdient... ist es so abwegig, dass sie sich da für Ruhm und Geld entscheiden würde?

Und falls euch die Antwort wirklich so klar erscheint... dann lest euch mal diesen englischsprachigen Artikel über die Lingerie Football League in Amerika durch... Und ja, Lingerie Football ist genau das, wonach es klingt. Trotzdem ist die Allgemeine Reaktion der Teilnehmerinnen: Ja, es ist total dämlich, aber wir wollen uns auf höchstmöglichem Niveau vor möglichst vielen Zuschauern im Wettkampf messen... Da nehmen sie auch den Fakt, dass Sex sich besser verkauft in Kauf...
Dafür bleibt bei ihnen auch die Integrität des eigentlichen Sportes erhalten. Denn sie spielen nach denselben Regeln wie die Männer, bekommen aber mehr Aufmerksamkeit als alle anderen Frauen-Football-Ligen...
Um das noch ein Mal deutlich zu sagen: Ich würde deswegen nicht auf Frauenfußball umschalten. Aber genügend Männer würden es tun...

Alle anderen Varianten... sind wesentlich spannender, aber auch absurder...
Denn wenn man die Frauenliga diesseits eines Dresscodes spannender machen will, muss man ans Regelwerk.
Die einfachste Variante wäre es natürlich, Tore mehr zu belohnen. Schließlich sind Tore einer der Hauptgründe, warum man sich diesen sonst eher langweiligen Sport anguckt. Wenn man zum Beispiel für jedes 3. Tor einen Extra-Punkt verteilt... ein 6:3 für beide Mannschaften also mehr Wert ist als ein 1:0... beide Mannschaften würden auf bedingungslose Offensive setzen. Es würde 90 Minuten lang nur darum gehen, das nächste Tor zu erzielen... selbst wenn man schon 8:0 führt. Das Meisterschaftsrennen könnte an den letzten Spieltagen ein ganz neues Spannungslevel erleben... und es wird eine wunderbare Grundlage zur Manipulation gelegt (ja, es ist nicht perfekt...). Aber auf jeden Fall wäre die Frauen-Fußball-Liga auf einer Ebene unterhaltsam, die ihr Herrenpendant nie erreichen wird.

Meine Persönliche Lieblingsvariante ist aber noch drastischer: Wir sperren die Damen in einen Plexiglas-Käfig mit Eishockey-Maßen. Wir stellen in diese Arena Hallentore und nutzen einen Futsal-Ball. Wir lassen die Mädels 8 gegen 8 spielen.
Zunächst mal wird alles, was den Fußball langweilig macht, gekürzt. Angefangen bei Einwürfen, die gerne mal eine Minute dauern. Und ja, effektiv ist ein Fußballspiel laut Uni Augsburg 35 Minuten lang unterbrochen... im Durchschnitt... Da fragt man sich, wieso es bei Liveübertragungen keine Werbeunterbrechungen gibt... verpassen würde man deswegen de facto nichts.
Wenn man beim Frauenfußball das Seitenaus und alle damit in Verbindungen stehenden Pausen sorgen dafür, dass das Spiel viel Actionreicher ist als sein Herrenpendant. Das 8 gegen 8 verschiebt den Fokus weg von raumgreifenden Aktionen hin zum (handlungs-)schnellen Durchsetzen auf engsten Raum. Und zwar nicht alle 10 Minuten, wenn der Ball mal im Strafraum ist, sondern permanent. Der Spielraum hinter den Toren sorgt für völlig neue taktische Varianten.
Es würde eigenen Taktiken, Aufstellung und Trainingsmethoden geben, da halt ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden. Und das eigentlich negative am Frauenfußball würde wegfallen.

All das mit den derzeit besten Spielerinnen... da man ja nicht in direkter Konkurrenz zum wesentlich lukrativeren Großfeldspiel steht, wie das etwas den Futsal- oder Beachsoccer-Mannschaften der Fall ist. Offiziell, von der Fifa akzeptierte Varianten des Fußballs, die aber nie an das "Original" herankommen werden, weil die wirklich guten Leute doch lieber ihre Millionengehälter einsacken.

Und ich will ganz ehrlich sein: Wenn die besten Damen in dieser Version des Fußballs gegeneinander antreten. Würde ich einschalten. Einfach weil alle negativen Angewohnheiten den Fußballs wegfallen würden und es sich deswegen lohnen würde einzuschalten.

Aber natürlich wird das nicht passieren. Alles, was dieser Beitrag eigentlich beweist... ist doch, dass ich in 3 Tagen Urlaub zu viel Zeit habe und zu wenig Input was Fußball betrifft...

Aber: Wenn sich regeltechnisch nichts tut. Wird der Frauenfußball damit leben müssen, dass er seinen Höhepunkt in Deutschland schon erlebt hat. Zur WM im eigenen Land halt. Und dass wir dann ein Mal alle 2 Jahre unseren patriotischen Dienst erfüllen und uns freuen, wenn das wichtigste Spiel des Jahres zumindest beinah so viele Zuschauer hat als ein völlig bedeutungsloses Herrenländerspiel in Gibraltar...
Wenn die Frauen da jemals raus wollen, müssen sie sich solch revolutionären Ideen öffnen.

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