Montag, 22. April 2024

Worst of der statistischen Anomalie

Hier wurde ja am Samstag spontan ausgeführt, dass gerade 10 von 18 Bundesligisten bei einem Sieg in 5 Spielen stehen. Oder bei einer noch viel schlechteren Bilanz. Die meisten stehen bei einer noch viel schlechteren Bilanz. Nun muss so ein Bundesliga-Spieltag ja Bewegungen in diese Serien bringen, weil auch jemand gewinnen muss, wenn alle gefühlt nur verlieren.

Und tatsächlich... konnten Hoffenheim und Wolfsburg ihre jüngste Bilanz auf "Ist doch gar nicht so schlimm, immerhin gab es 2 Siege" korrigieren. In den anderen Spielen hat aber immer genau die Mannschaft gewonnen, die danach trotzdem nur bei einem Sieg in viel zu wenigen Spielen sind. Also nehmen wird Darmstadt: 1 Sieg in 22 Spielen ist besser als 22 Spiele ohne Sieg... aber halt nicht wirklich relevant besser.

Ich fand da auch den Thumbnail von der Sportschau genial: Big Points im Abstiegskampf! Wirklich? Herzlichen Glückwunsch, Darmstadt! Ihr könntet jetzt doch noch Vorletzter werden. Wir gratulieren zu diesem Durchbruch.
Gerade im Kölner Fanblock brach ja in diesen 90 Minuten die Erkenntnis durch, dass man die Klasse nicht halten kann, wenn man nicht mal gegen die gewinnt. Da ist es nur schwer vorstellbar, dass sie noch 5 Punkte aus 4 Spielen holen. Nicht unmöglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Es wurde ja auch deutlich, dass die stand jetzt 4 schlechtesten Mannschaften am Samstagnachmittag aufeinandertrafen. Und dass Wolfsburg derzeit zu genau diesen Mannschaften gehört. Wolfsburg hätte ja nie einen Treffer erzielt, wenn nicht 4 Bochumer tatkräftig mitgeholfen hätten. Also Bernado, Eren Masovic, Patrick Osterhage, nochmal Masovic und Felix Passlack hatten ja die Möglichkeit das Tor durch konsequenteres oder rustikales Eingreifen zu verhindern. Masovic erster Beitrag, in dem er den Ball sortiert raus spielen will, anstatt einfach und klar zu klären, ist dabei das geringste Problem. Der Rest war aber schon sehr erbärmlich "verteidigt". Darmstadt ging nach einem einfachen Eckball in Führung. Das 2. Tor war ein Abstauber, nachdem Schwäbe denn Ball nur nach vorne klären kann. Vorher wurde das gesamte Spielfeld mit einem langen Ball überbrückt.
Keine dieser Mannschaften war wirklich in der Lage, sich konsequente Chancen herauszuspielen. Trotzdem waren das die Topspiele der Samstags-Sportschau. Das gibt es nur in der besten Liga der Welt.

Da bleibt als letzter großer Unterhaltungsfaktor die absurde Mission von Bayer Leverkusen. Die versuchen den Ausgleich jedes Spiel noch eine Minute später zu erzielen. Mittlerweile sind sie in der 97. Minute angekommen. Viel Spielraum haben sie da nicht mehr.
Aber das wirklich Absurde daran ist ja, dass die wirklich nur noch für die Statistik an der Serie festhalten. Die hätten sich sowohl gegen West Ham, wo Matej Kovar eine Verwarnung wegen Zeitspiels bekam, als auch gegen Dortmund eine Niederlage leisten können. Das wäre in der großen Erfolgsbilanz jeweils untergegangen. Trotzdem, oder gerade deswegen, schlugen sie 2-mal spät zurück.

Mittlerweile dürfte es bei den Wettbüros eine bessere Quote geben, wenn man bei Rückstand in der 85. Minute darauf setzt, dass Leverkusen nicht trifft.

Samstag, 20. April 2024

Es ist super faszinierend,

 Wie viele Mannschaften gerade die Rückrunde verkacken.

Also ich schreibe das "jetzt schon" und nicht erst am Montag, weil die Anti-Serien am Wochenende durchbrochen werden müssen. Angefangen bei der Eintracht, die das ja schon hinbekommen hat. Denn als ich auf den Kicker-Ticker guckte und Frankfurt schon wieder hinten lag, fragte ich mich, wie es eigentlich sein kann, dass die ihren an sich souveränen Vorsprung verspielt haben könnten.

Und dann fiel mir halt auf, dass Frankfurt auch schon 4 Spiele auf einen Sieg wartete. Und klar, in der 2. Halbzeit rafften sie sich auf und schlugen Augsburg doch noch. Aber selbst 1 Sieg aus 5 Spielen ist für einen Europacup Kandidaten verdammt wenig.

Aber die sind da ja nicht alleine: Heidenheim hat nur eines seiner letzten 7 Spiele gewonnen. Ausgerechnet gegen die Bayern.
Köln hat nur eines der letzten 9 Spiele gewonnen. Aber sie zeigten ihre beste Leistung seit langem gegen die Bayern.
Darmstadt wartet seit dem 7. Spieltag auf einen Dreier... das sind 22 Spiele.
Wolfsburg hat nur eines von 14 Spielen gewonnen.
Bochum ist bei einem Sieg aus 11 Spielen. Und die gewannen auch gegen die Bayern.
Hoffenheim ist bei einem Sieg und 4 Niederlagen in den letzten 5 Spielen.
Gladbach ist bei einem Sieg in 6 Spielen und einer Bonusniederlage gegen den Drittligisten aus Saarbrücken.
Union Berlin ist bei einem Sieg in 7 Spielen.
Werder Bremen ist bei einem Sieg in 10 Spielen. Und bei 2 Punkte aus 8 Spielen.
Selbst die großen Bayern haben, auch wenn ihre Serie kleiner ist, nur eines der letzten 3 Bundesligaspiele gewonnen. Was für sie unterirdisch ist. Aber die werden nur zum Spaß erwähnt.

Wie kann es bitte sein, dass 9 Bundesligisten die Bilanz eines Absteigers vorweisen? Also alle 9 auf gleichzeitig. Und Frankfurt wäre als 10. Mannschaft dazugekommen, wenn sie nicht gerade die Kurve bekommen hätten.
Wie kann die halbe Liga in der Rückrunde so einbrechen? Müssen die nicht rein statistisch mehr Spiele gewinnen, weil sie ja irgendwie gegeneinander spielen? 

Meine offensichtliche These ist ja, dass all diese Mannschaften unter einem gewissen Spannungsverlust leiden. Die waren halt vor dem Auftakt ihrer Negativserie an einem Punkt angelangt, an dem es für sie eigentlich um nichts mehr geht. Also nehmen wir mal die Frankfurter: Die lagen nach Sieg im 6-Punkte-Duell am 25. Spieltag 7 Punkte vor Hoffenheim. Sie lagen aber auch 6 Punkte hinter RB Leipzig. Da sollte in beide Richtungen eigentlich wenig gehen. Und dann geht man dann nicht mehr an die absolute Leistungsgrenze. Zumindest so lange nicht, bis Augsburg sie in der Blitztabelle überholt hatte. Da dachte man sich dann doch: "Oh shit, wir müssen mal wieder!" Und immerhin konnten sie dann auch reagieren.

Oder Wolfsburg. Die haben ja, abgesehen von den Darmstädtern, die bescheidenste Bilanz. Und den Darmstädtern mangelt es halt grundlegend an der nötigen Qualität für diese Liga. Aber Wolfsburg war nach ihrem Sieg am 15. Spieltag gegen genau die Darmstädter Tabellenneunter. 5 Punkte hinter dem offiziell letzten Europacup-Platz. 9 Punkte vor der Relegation. Das ist dann auch der Punkt, an dem du als Spieler unterbewusst feststellst, dass du für die ersten 6 nicht gut genug bist. Und dass Platz 8 reichen könnte, war da ja noch nicht abzusehen. Gleichzeitig sollte man zu viel Qualität für den Abstiegskampf haben. Also macht man unterbewusst einen Schritt weniger. Und dann stellt man fest, dass man sich das nicht leisten kann.

Diese These würde dadurch unterstützt werden, dass sowohl Heidenheim als auch Bochum und, wenn man den Fokus etwas weiter stellt, Werder Bremen gegen die Bayern gewonnen haben. Da hatte man halt die besondere Gelegenheit, den verwundbar wirkenden Rekordmeister zu schlagen. Natürlich war man da dann top motiviert. Aber gegen Augsburg? Oder in Hoffenheim? Da fällt es einem dann plötzlich schwer an die Schmerzgrenze oder darüber hinauszugehen.

Nebenbei ist es ja auch nichts so Ungewöhnliches, dass Mannschaften dann zum Ende der Saison, wenn es um nichts mehr geht, den Faden verlieren. Werder Bremen beendete die an sich ordentliche letzte Saison mit 2 Punkten aus den letzten 8 Spielen. 2020/21 stieg eben dieses an sich schon gerettete Werder mit 10 sieglosen Spielen in Serie ab. Vor dem 25. Spieltag hatte man 12 Punkte Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz, aber dann stellte man komplett den Dienst ein. Schalke holte in der Rückrunde 2020 9 Punkte und rutschte in der Gesamtabrechnung auf Platz 13 ab. 2017/18 quälte sich der VfL Wolfsburg mit 14 Rückrunden-Punkten in die Relegation, obwohl man eigentlich eine solide Hinrunde abgeliefert hat.

Für die legendärste Rückrunde aller Zeiten wurde hier extra eine Hall of Shame eingeführt. Ungewöhnlich ist es nur, dass so verdammt viele Mannschaften gleichzeitig einen derartigen Negativlauf haben.

Das sind ja alles Mannschaften, die eine gewisse Qualität nachgewiesen haben. Also zumindest für die Bundesliga sollte es doch reichen. Trotzdem gibt es immer wieder Mannschaften, die aus an sich souveräner Position völlig den Faden verlieren und in den Abstiegskampf rutschen. Oder in den Abstiegskampf rutschen sollten, es aber nur wegen der überragenden Inkompetenz der Konkurrenz vermeiden können. 

Wirklich spannend ist jetzt ja, was dieses Wochenende in Wolfsburg passiert. Denn die Mannschaft hat die Qualität, um Bochum zu schlagen und sich damit der größten Sorgen zu entledigen. Die müssen halt nur realisieren, dass es auf ein Mal wieder verdammt eng geworden ist und sie den Alltag wieder ernst nehmen müssen. Den berühmten Schalter umlegen. Aber Wolfsburg ist auch in genau der Position, in der die Angst um sich greift und man in eine Negativspirale geraten kann, aus der man nicht mehr rauskommt, obwohl die Qualität eigentlich vorhanden sein sollte. 

Aber dass sie sich in diese Situation manövrieren könnten, konnte selbst vor 4 Wochen noch niemand ahnen. Also "damals" dachte man zumindest noch, dass ein rechtzeitiger Trainerwechsel das Problem beheben müsste. Jetzt hat man den Trainer schon gewechselt und steckt plötzlich trotzdem viel zu tief in der Scheiße.

Freitag, 19. April 2024

What the fuck just happened?

 Das fragen sich nach dieser Woche nicht nur die Engländer.

Das wichtigste zuerst: Die Premiere League ist plötzlich nur noch in der Conference League vertreten. Ihr wisst schon, dieser Wettbewerb, der eingeführt worden ist, damit die "kleinen Ligen" auch mal ins Halbfinale oder Finale vordringen können...

Und zum ersten Mal seit dem Final Four Pandemie Jahr 2020 wird damit keine englische Mannschaft in dem Finale der Champions League stehen. Dafür stellt die Bundesliga zum ersten Mal seit 29 Jahren 3 Halbfinalisten...  Fun Fact: Es waren damals die 3 selben Teams...

Am wenigsten überraschte dabei ja der späte Ausgleich von Bayer Leverkusen. Wobei der ja auch nur für die historische Statistik relevant war. Und für den 5. Startplatz. Aber Leverkusen macht halt, was Leverkusen macht: Späte Tore erzielen.

Borussia Dortmund bewies, dass sie das größte Enigma dieses Landes sind. Die können ja. Die können halt nur nicht konstant. So gewinnt man gegen Bayern und Atlético Madrid, schaffen es aber auf der anderen Seite nicht Heidenheim zu besiegen... in 2 Versuchen. So steht man im Halbfinale der Champions League, aber in der Liga nur auf Platz 5.
Dass Niclas Füllkrug ausgerechnet in diesem Spiel seine ewige Torflaute beendet, konnte auch keiner ahnen. Ein Füllkrug, der wahrscheinlich nicht mal in der Startelf gestanden hätte, wenn sich Sébastien Haller nicht verletzt hätte. Dass Füllkrug ein Viertelfinale entscheiden könnte, hatte ich im Sommer definitiv nicht auf dem Zettel, als ich über den Wechsel im Sommer geschrieben habe. Wobei das Ende ja auch noch stehen dürfte, denn Dortmund ist jetzt der krasse Außenseiter unter den noch verbliebenen Mannschaften.
Aber es bleibt festzuhalten, dass sich dieser Wechsel für die Borussia vollkommen gelohnt hat, da man die Ablöse jetzt locker wieder drin hat.
Genauso wie der Wechsel von Marcel Sabitzer, der sich anscheinend plötzlich daran erinnert, dass er mal auf dem Weg zur internationalen Klasse war, bevor er unbedingt zu den Bayern wollte. Sabitzer, der bisher selten wirklich gut war (ein Mal die Note 2 gegen Bochum, ein Notenschnitt in der Liga von 3,4), liefert plötzlich 2 überragende Spiele in Folge. Für die beiden hat Dortmund im Sommer 31 Millionen Euro Ablöse bezahlt... Wie ich damals behauptete, sichern sie damit nur Platz 4 ab. Jetzt sorgen sie dafür, dass Platz 5 reichen dürfte.

Die Bayern fragen sich derweil ganz klassisch: "Ja, ist denn heut scho Weihnachten?" Arsenal verspielt ja eigentlich traditionell ihre Titelchancen um Weihnachten herum. Dieses Jahr kriegen sie dann in einer Woche im April ihre PS nicht auf den Rasen und plötzlich ist alles futsch.
Vor allem wird jetzt endgültig deutlich, dass die Bayern gar keine sooo schlechte Saison spielen. Sie konnten mit einem historisch guten Leverkusen nicht Schritt halten, was kein Drama ist. Sie fielen danach nach 10 Jahren am Limit zumindest in der Liga in ein Motivationsloch, was menschlich ist. Da stand der Abgang von Thomas Tuchel aber auch schon fest. Und jetzt stehen sie plötzlich im Halbfinale. Und das völlig zurecht, denn man war in der Summe ja besser als Arsenal.
Wenn die Bayern Bosse im Februar die Ruhe behalten hätten, müssten sie sich jetzt keinen neuen Trainer suchen.

Und anscheinend wissen die Kandidaten das ja auch. Also ein Julian Nagelsmann bleibt lieber deutscher Nationaltrainer, als dass er sich das nochmal antut. Der weiß aus eigener Erfahrung, dass man trotz an sich guter Leistungen entlassen werden kann. Und er kann jetzt im Fernsehen verfolgen, dass das mit der neuen Führung nur bedingt besser geworden ist. 

Das Problem existiert nebenbei nur, weil die Bayern nicht anerkennen und akzeptieren konnten, dass ausnahmsweise ein Mal ein Konkurrent besser ist, als man selber. Und zwar nicht, weil man selber schlecht ist, denn man war ja auf einem historischen Vizemeister-Kurs, sondern weil Bayer wirklich richtig gut ist. Da hätte man Tuchel mit einem "wir haben so viele Punkte geholt, dass wir eigentlich souverän Tabellenführer sein sollten... und wir können immer noch die Champions League gewinnen. Da gibt es keinen Grund, über den Trainer zu diskutieren." den Rücken stärken können. Aber irgendwie zuzugeben, dass andere mal besser sind, ist ja unter der Würde eines Uli Hoeneß.

Wobei ich an der Stelle nochmal festhalten muss, dass auch in der Bayern-Offiziellen nicht damit gerechnet haben, dass dieser Kader gut genug für das Champions League Halbfinale ist. Denn dann hätten sie Tuchel entlassen und jemanden geholt, der wie Hansi Flick mit einem Dead Coach Bounce das Finale erreicht.
Wahrscheinlich denkt Max Eberl sogar "Scheiße, jetzt muss ich den Kimmich behalten, ich wollte doch eigentlich im Sommer auf Stanisic setzen"... Und ja: Joshua Kimmich hat auch in diesem Spiel sein großes Paradoxon manifestiert: Er ist ein richtig guter Rechtsverteidiger. Auf der Rolle gut genug um Champions League Spiele zu entscheiden. Dies bedeutet aber nicht, dass man ihn im Sommer wieder ins Zentrum stellen sollte. Denn dort hat er noch nie nachgewiesen, dass es für die höchsten Aufgaben reicht. Die spannendste Frage bleibt, ob Kimmich selber das merkt.

Kommen wir jetzt aber zu der schlimmsten Konsequenz dieser Europacup Woche: Ab jetzt müsste Platz 5 eigentlich reichen. Also klar, die Rechnungen sind kompliziert und wenn alle 3 Mannschaften jetzt alle Spiele verlieren, während Aston Villa durchmarschiert, dann könnte sich die Premiere League eventuell noch den 2. Platz in der Tabelle sichern. Aber ich gehe mal davon aus, dass dies so krass nicht passieren wird, weil Bayer Leverkusen dafür ja Spiele verlieren müsste und das scheint ausgeschlossen.

Das bedeutet auch nur, dass das "Rennen" zwischen Leipzig und Dortmund damit jetzt auch egal ist. Damit gibt es am Wochenende das designierte Endspiel um die Europa League mit Frankfurt - Augsburg... Aber Dortmund gegen Leverkusen ist dafür dann auch egal. Genauso wie Hoffenheim - Gladbach, Heidenheim - Leipzig und Union - Bayern. 4 weitere belanglose Duelle. 22 fürs Jahr. Das macht doch Bock auf das Saisonfinale...

Dienstag, 16. April 2024

Passives Abseits Leser wissen es exklusiv: Für Mainz geht es nur noch um die Relegation.

Platz 15 hatte ich da schon abgeschrieben. Und nicht nur ich selbst, der Trainer Bo Henriksen hat die Relegation als "am wahrscheinlichsten" bezeichnet. "If it takes two more games, we take it."

Nun ist ja auch nicht so schlimm mal daneben zu liegen... solange die Logik hinter der Prognose vernünftig war. Daran kann man sich dann orientieren, um festzuhalten, was sich bei den Mainzern verändert hat.

Da war zunächst mal das grundlegende Qualitätsproblem: Diese Mannschaft hatte nach 21 Spieltagen 2 Trainer "verbrannt" und dabei nur ein Spiel gewonnen. Das kann dann nicht nur an den Trainern liegen, sondern muss auch etwas mit einem ziemlich schlecht zusammengestellten Kader zu tun haben. Dass der dritte Trainer dann auf einmal einen radikalen Umbruch bewirkt, hielt ich für ausgeschlossen. Eine Mannschaft, die nach 21 Spieltagen 12 Punkte gesammelt hat, holt doch nicht plötzlich 10 Punkte Rückstand auf Bochum auf. Vor allem, weil man ja auch davon ausgehen muss, dass Bochum noch den einen oder anderen Punkt holt.

Und der "neue Besen" musste direkt erstmal eine 1:8 Niederlage gegen die Bayern unter den Tisch kehren. Das war dann der Punkt, dann dem ich den Dead Coach Bounce als "verpufft" betrachtet habe. Aber hier ist das faszinierende: Henriksen hat, seit dem er im Amt ist, nur gegen die Bayern und Bayer verloren. Davor hat er den Auftaktsieg gegen Augsburger geholt... Aber das erste Spiel hat ja selbst Jan Siewert gewonnen. Das war der Moment, in dem man als Mainz darüber nachdenken konnte, ob man einfach jedes Wochenende den Trainer austauscht. Zwischendurch holte man einen Punkt gegen Borussia Mönchengladbach, die gerade spielen, wie so eine Mannschaft unter Gerado Seoane spielt... also im konsequenten Abwärtstrend ist. Der eine oder andere mag das vergessen haben, aber Seoane war letztes Jahr noch Bayer Trainer. Da konnte der den Negativtrend auch nicht stoppen. Dort sieht man jetzt, was ein guter Trainer bewerkstelligen kann, während man in Gladbach sieht, dass Seoane dies offensichtlich nicht ist. Gladbach hat nebenbei nur eines der letzten 7 Pflichtspiele gewonnen und unter anderem gegen den Drittligisten aus Saarbrücken verloren. 

Dann hat Mainz die elementar wichtigen Pflichtspiele gegen Bochum und Darmstadt gewonnen. Diese umringen dem überraschenden Unentschieden, welches Robin Zentner gegen RB Leipzig festgehalten hat. (Fun Fact: Mainz holte 4 Punkte gegen RB Leipzig... WTF!) Ich hab ja schon im Worst Of des entsprechenden Wochenendes festgehalten, wie absurd dieser festgehaltene Punkt war, denn bisher hat Zentner dem Verein, wie mit seinem Patzer gegen Bayer gezeigt, was man eigentlich von ihm erwartet. Oder beim Führungstreffer für Hoffenheim an diesem Wochenende, als er mit einem unmotivierten Ausflug ins Leere eine an sich gute Halbzeit kaputt machte.

Die 2. Halbzeit war dann aber für mich der wirkliche Wendepunkt. Der Moment, in dem ich an den Klassenerhalt der Mainzer zu glauben begann.
Dabei zeigte sich in diesem Spiel auch die Besonderheit dieser Saison: denn die Mainzer spielten ganz sachlich gegen eine Mannschaft, die die Saison eher aus trudeln lässt. Wie sie es schon gegen Gladbach taten. Auch Hoffenheim ist bei einem Sieg aus 5 Spielen. Oder 3 Siegen in 12 Rückrundenpartien. Hoffenheim war mal auf Europacup Kurs, aber da merkt man einfach den Spannungsabfall.

Und hier kommt das spannende: Mit Freiburg, Heidenheim und Wolfsburg stehen noch 3 weitere derartige Spiele auf dem Programm. Auch wenn Freiburg natürlich um die "Europa Conference League" spielt. Und ja, ich gehe nach wie vor davon aus, dass Wolfsburg zu gut ist, um von Bochum überholt zu werden. Auch wenn wir Samstag endgültig erfahren werden, wie dringend sie am Abstiegskampf teilnehmen wollen, schließlich geht es am Wochenende zu genau den Bochumern.

Ich habe ja auch schon zwischenzeitlich behauptet, dass diese Spiele den Abstiegskampf eher entscheiden werden, als das direkte Duell zwischen Mainz und Köln. Jetzt kann sich Mainz plötzlich übernächste Woche endgültig das "Problem Köln" vom Hals schaffen.

Hier kommt jetzt der entscheidende Fortschritt: Es sieht plötzlich so aus, als hätte Mainz auch die Qualität dafür. Also sowohl um die Punkte gegen die "Wir lassen die Saison austrudeln" Mannschaften zu holen, als auch um Köln zu schlagen.
Das kann man am besten an 3 Personen festmachen:
Nadiem Amiri könnte der wichtigste Wintertransfer der Saison gewesen sein. Das ist zwar ein Spieler, der bisher selten wirklich überragte, dessen schlechteste Leistung aber eine 4,5 gegen die Bayern war. Dazu kommt noch eine 4,0 gegen den VfB Stuttgart und RB Leipzig. Gegen Mannschaften mit dominantem Ballbesitz hat Amiri offensichtlich seine Probleme. Oder gegen die qualitativ Besten. Wenn es allerdings nicht gegen die Mannschaften auf Platz 2-4 geht, kommt er plötzlich auf einen Notenschnitt von 2,9.
Die allerwichtigste Personalie ist und bleibt allerdings Jonathan Burkardt. Der erinnert uns plötzlich daran, dass er mal Nationalstürmer werden sollte. Auch, weil wir da gar keinen haben. Aber auch, weil er halt viel zu gut für Mainz ist. Burkhart ist ja ganz sachlich gesehen nur noch in Mainz, weil er quasi die gesamte letzte Saison dank einer Knie-OP verpasst hat. Danach, das wird jetzt deutlich, brauchte er einfach noch eine ganze Weile, um wieder ins Laufen zu kommen. Ein halbes Jahr ist dafür bei einer derart schweren Verletzung nicht so ungewöhnlich. Vor allem, wenn ein stabiles und qualitativ hochwertiges Umfeld fehlt,
All seine 7 Scorerpunkte sammelte Burkhardt in der Rückrunde. Und wann immer der trifft, gibt es Punkte für die Mainzer. In der Hinrunde kam er nur auf 3 benotete Spiele. Dass Burkardt so zurückkommt, hätte man tatsächlich ahnen können. Bevor seine Verletzung in zurückwarf, stand er kurz vorm endgültigen Durchbruch.
Beim dritten Namen war das dagegen nicht so abzusehen. In der Sportschau hieß es plötzliche "Kaum vorstellbar, dass Mainz Gruda in dieser Form halten kann." Und ich so: Wer?
Also ja, Brajan Gruda ist ein Talent aus der Mainzer Schmiede. Der kam mit 15 in den Verein und spielt jetzt seine ersten wirklich starken Bundesligaspiele. Er traf zuletzt 2 Mal infolge. Aber er ist definitiv die größte Wildcard in diesem Kader: Wenn der jetzt während der Saison einen entscheidenden Leistungssprung nach vorne gemacht hat, kann Mainz die nächste Bundesligasaison planen. Also zumindest über die Relegation. Aber es kann bei einem derart jungen Spieler auch passieren, dass das jetzt sein letzter Scorerpunkt in dieser Saison war.

Aber wenn diese 3 Spieler das Niveau der letzten Wochen halten, hat Mainz plötzlich genügend Qualität für den Klassenerhalt, die ich so nicht gesehen habe. Vor allem hat man plötzlich wesentlich mehr Potenzial als die Kölner, die irgendwie darauf hoffen müssen, dass Davie Selke was auf die Reihe bekommt.

Was uns aber zu der spannenden Frage führt: Woran könnte es scheitern? Da bleibt zum einen der Fakt, dass man bisher nur zu Hause gewonnen hat. Auswärts ist man bei 7 Unentschieden und 7 Niederlagen. Der derzeitige Lauf mit 10 Punkten in 4 Spielen könnte also wirklich einer absurden Konstellation im Spielplan geschuldet sein. Dass man halt auch genau da gegen die gerade schwächsten Mannschaften antreten durfte, könnte das Bild extrem verzerren. Aber man hat ganz sachlich gesehen nur noch ein "einfaches" Heimspiel gegen Köln, welches man zwingend gewinnen muss. Dazu muss man 4 Punkte aus 3 Auswärtsspielen holen. 

Ansonsten muss ich ganz ehrlich zugeben, dass ich Robin Zentner nicht traue. Also klar, das ist der notenbeste Spieler der Mainzer. Und angeblich der achtbeste Torhüter der Liga. Minimal schlechte als Lukas Hradecky, aber besser als Alexander Nübel. Gerade bei Nübel ist das an sich absoluter Wahnsinn, denn der zeigt ja gerade den Stuttgartern, wie geil das ist, wenn man einen souveränen Torwart in seinen Reihen hat. Zentner ist natürlich ein Torhüter, der selten krass patzt. Aber er hält dir auch ganz selten mit überragenden Partien die Punkte fest. Also ein Mal alle 2 Jahre und das war diese Saison schon. Da die Ausgangslage so extrem beschissen war, könnten wütend anrennende Dortmunder im letzten Heimspiel der entscheidende Faktor sein. Dass Zentner da nochmal so einen Sahnetag wie gegen Leipzig erwischt, würde mich doch überraschen.

Am schwierigsten zu berechnen ist aber das Restprogramm des direkten Konkurrenten aus Bochum. Die spielen am Wochenende gegen Wolfsburger, die sie dann auch richtig in die Scheiße ziehen könnten. Danach geht es gegen Hoffenheim, Union Berlin, Bayer Leverkusen und Werder Bremen. Selbst bei Bayer Leverkusen, die direkt davor im Halbfinale der Europa League stehen sollten, kann keiner abschätzen, in welcher Verfassung diese dann auflaufen werden. Hoffenheim hat gerade eindrucksvoll nachgewiesen, dass sie mit der Saison schon abgeschlossen haben. Werder Bremen hofft auch intensiv darauf, dass sie nur noch Spalier stehen müssen. Selbst nach einer Niederlage gegen Wolfsburg, von der ich irgendwie ausgehe, ist es nicht ausgeschlossen, dass die plötzlich 4 Spiele infolge unbesiegt bleiben und 8 Punkte holen, weil die Gegner mit der Saison schon abgeschlossen haben. 

Und auch wenn Wolfsburg sich alle Mühe gibt: Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Mannschaften von Platz 9 bis 14 zeitnah wirklich nichts mehr zu erreichen haben. Und es wäre bei weitem nicht das erste Mal, dass derartige Mannschaften dann indirekt den Abstiegskampf entscheiden.
Wobei "entscheiden" ja relativ ist, schließlich sollte es am Ende für Bochum oder Mainz über die Relegation reichen...
Oder anders ausgedrückt: Der Zyniker in mir muss auch nur festhalten, dass der derzeitige Lauf der Mainzer jegliche Luft aus dem Abstiegskampf genommen hat, weil ja eh nur 2 Mannschaften absteigen.

Montag, 15. April 2024

Worst of des "Die größte Herausforderung der Wekself" Wocheendes

Die marschierten ja so souverän durch die Bundesliga, dass die größten Herausforderungen nicht auf dem Platz passierten. Das fiel ja schon beim Platzsturm in der 83. Minute an. Der Moment, in dem Florian Wirtz über einen Wechsel zum Rekordmeister nachgedacht hat, weil ihm das doch ein bisschen zu heiß wurde. Das dürfte nebenbei der erste Platzsturm in der Geschichte der Bundesliga gewesen sein... Alles für den Spielabbruch!

Was auch wesentlich besser gewesen wäre. Nächste Woche wäre sachlich gesehen echt besser gewesen. Und ob Werder Bremen jetzt 3 Punkte geschenkt bekommt, oder nicht, ist auch egal. Aber Leverkusen ist jetzt noch im kollektiven Vollrausch... und muss Donnerstag schon wieder Leistung bringen. Da dürfen die dann nicht verkatert sein. Gibt's da was von Ratiopharm? 

Das ist halt der Unterschied zwischen einer Meisterschaft der Bayern im April: Die würden jetzt mit alkoholfreiem Weißbier feiern, weil ihnen absolut bewusst ist, dass sie unter der Woche die nächste Herausforderung auf dem Spielplan haben. Und weil die sich auch nicht so wirklich freuen, wenn sie "nur" deutscher Meister werden.
Nebenbei ist es auch faszinierend, dass selbst der ultimative und originale Plastikklub am Ende solche emotionalen Ausbrüche auslöst, während eine weitere Meisterschaft bei einem der Traditionsklubs nur ein Schulterzucken hervorruft.

Oh und die wichtigsten Fragen lauten ja: Dürfen die Damen der Bayern jetzt alleine auf den Balkon? Die werden schließlich Meisterin. Und zuletzt wirkte es ja schon so ein bisschen, als würden die auch eingeladen werden, weil die Bayern sich schämen, wenn die "nur eine" Trophäe präsentieren. Und passen die Bayern jetzt trotzdem den Briefkopf an? Kann Harry Kane bei denen am letzten Spieltag für 30 Sekunden eingewechselt werden, damit der seinen ersten Titel bekommt?

Werder Bremen ist, der Vollständigkeit halber, seit 8 Spielen sieglos. Seit dem Überraschungssieg gegen die Bayern am 18. Spieltag konnten sie nur 2 von 10 Spielen gewinnen. Das nennt man "Die Bilanz eines Absteigers"... außer man spielt in der Bundesliga, da ist es egal. Wie auch dieses Spiel, so emotional es für Bayer war, formal egal war.

Genauso wie Augsburg - Union am Freitag, auch wenn Unions Trainer jetzt doch wieder den Abstiegskampf ausrufen muss. Ich habe ja allerhöchsten Respekt vor der Arbeit, die beide Vereine abliefern, aber frage ich mich, wer sich dieses Spiel freiwillig an einem Freitagabend anguckt... Und Diogo Leite dachte sich wohl dasselbe und kam zu dem Schluss: Wenn niemand zuguckt, kann ich auch was richtig Dummes machen.

Und der Sonntag wurde mit Freiburg - Darmstadt abgerundet. 3 belanglose Spiele an diesem Wochenende, 18 für die Saison.

Faszinierender Weise waren am Samstag alle Spiele irgendwie relevant. Auch wenn uns beim 3:0 von Stuttgart gegen Frankfurt nochmal deutlich gemacht wurde, wie groß der Unterschied zwischen Rang 6 und Rang 3 ist. Denn Stuttgart gewann ja ohne größere Anstrengungen mit 3:0. 

An der Stelle muss natürlich zugegeben werden, dass der 1.FSV Mainz den Abstiegskampf wieder "spannend" macht. Dazu muss ich mich morgen ausführlich äußern. Wobei (Spoiler) die ja auch "nur" den Kampf um die Relegation wieder spannend machen. Und dort setzt sich dann eh der VfL Bochum dank eines Tores von Keven Schlotterbeck durch. Die einzige offene Frage ist, ob der vorher wieder ein Eigentor schießt...

Als Nächstes muss man sich dann fragen, ab wann Köln "nur noch um die Ehre" spielt. Natürlich haben die gerade ihre beste Saisonleistung gegen die Bayern abgerufen... so wie gerade alle ihre beste Saisonleistung gegen genau die abrufen. Der Unterschied zum Rest ist halt, dass sie trotzdem nichts geholt haben.

Mittwoch, 10. April 2024

Warum gibt es das nicht wöchentlich?

 Das frage ich mich, glaube ich, auch nicht zum ersten Mal.

Also nachdem ich mich gestern gefragt habe, warum niemand vernünftig über den nicht gegebenen Elfmeter für Robin Koch diskutiert wird, gab es eine wirklich fragwürdige Entscheidung.

Eine Entscheidung, bei der Harry Kane hinterher tatsächlich zugab, dass er dafür einen Elfmeter haben wollen würde, wenn ihm das passiert. Und da kann dann der Kicker nicht einfach schweigen. Also holt man nach 13 Monaten wieder Lutz Wagner aus dem Keller und lässt den auf Kicker.de schreiben. Weil der schon vor 13 Monaten bewiesen hat, dass er die Regeln im Zweifelsfall pro Deutschland auslegt, deswegen kann man ihn das machen lassen.

Nebenbei fällt mir dabei auf, dass auch ich nicht von der "Vereinsbrille" verschont bin. Denn für mich ist das ein klarer Elfmeter, weil ich halt prinzipiell gegen die Bayern bin. Aber im Gegensatz zu all den anderen ist mir das bewusst. Und ich verweise auf Kanes Aussage, und verdeutliche den Bayern-Fans damit, dass sie auf der Gegenseite einen klaren Elfmeter gesehen hätten.
Deswegen bin ich auch so fasziniert, dass der Kicker selbstbewusst von "richtig in der Nachspielzeit nicht auf Elfmeter zu entscheiden" schreibt. Die müssen auch einfach regelmäßig beweisen, dass sie keinerlei journalistischen Anspruch haben, sondern einfach nur Fans von deutschen Mannschaften sind. Denn die sachlich richtige Einschätzung bleibt: Da hätte man Elfmeter geben können, es nicht zu tun ist aber durchaus vertretbar. Da hatten die Bayern auch ein wenig Glück.

Und letzter Einschub: Als ich ein Mal gegen A-Jugend Bundesligisten in der Kreisklasse spielen durften (die kurze Variante: Die A-Jugend von Hansa Rostock wechselte zum FSV Bentwisch und spielten deswegen ein Jahr gegen "uns", wo sie durchmarschierten), gab es genau den Elfmeter, den Arsenal produziert hat. So viel zum "Kinderfehler"...

Anyhow, ich frage mich jetzt dasselbe, wie damals: Warum macht Lutz Wagner in seiner Rolle als "Leitender Koordinator des DFB für Regelauslegung" das nicht jede Woche? Warum erklärt er uns in einer wöchentlichen Kolumne nicht, wieso der VAR hier eingriff und da nicht? Warum es bei Koch keinen Elfmeter war und ob das so richtig war. Damit man eine vernünftige Gesprächsgrundlage hat. Und damit man auch weiß, wie die DFL und der DFB diese Szenen einschätzen.

Die einfache Antwort lautet: Weil er dann die eigenen Schiedsrichter kritisieren müsste und er dann als Nestbeschmutzer gilt. Denn der Einzige, der dies regelmäßig im aktuellen Sportstudio macht, ist Manuel Gräfe. Und der gilt bei den Kollegen als "Persona non grata".
Ernsthaft, wenn ihr mit Schiedsrichtern über Gräfe redet, bekommt ihr eine komplett gegensätzliche Meinung zur restlichen Öffentlichkeit. Was eigentlich alles über die Kritikfähigkeit dieser Gilde aussagt.

Wobei die Lage ja noch viel schlimmer ist. Denn die anderen ausländischen Gilden darf man ja kritisieren, nur die eigene nicht. Über einen jungen schwedischen Schiedsrichter zu urteilen, ist da kein Problem. Einen Niederländer öffentlich anzuzählen, weil er eine Entscheidung gegen die Deutschen getroffen hat, ist eine logische Konsequenz. Aber wenn ein Mann aus Wangen schwer nachvollziehbare Entscheidungen trifft, ist halt niemand verfügbar, der das einordnen kann. Das ist und bleibt einfach nur erbärmlich.

Und schade, weil die Schiedsrichter ja genau diejenigen wären, die eine sachliche Diskussionsgrundlage für die heiß diskutierten Entscheidungen des Wochenendes geben könnten. Aber wir haben weiterhin keine Ahnung, wie sie die Szene vom Freitag einschätzen. Obwohl das so viel wichtiger wäre, als die Frage nach dem absurden Handelfmeter...

Deswegen drehen sich die Diskussionen ja auch weiterhin im Kreis. Wir haben in den letzten 5 Jahren weder beim VAR noch beim Handspiel wirkliche Fortschritte erreicht. Aber wir haben diese Fragen auch nie aus einer sachlich neutralen Position betrachten und auseinandernehmen lassen.

Lutz Wagner wird jetzt wieder für ein Jahr schweigen, bis dann im nächsten Viertelfinale die nächste fragwürdige Entscheidung gegen eine deutsche Mannschaft getroffen wird. Dann hat sein Handy plötzlich wieder Empfang und er kann ganz selbstverständlich eine Kolumne dazu schreiben...

Dienstag, 9. April 2024

Worüber schon wieder gar nicht geredet wird

 Obwohl man dringend darüber reden sollte... ist der nicht gegebene Elfmeter für Eintracht Frankfurt. Und vor allem die Reaktion von Robin Koch nach dem Spiel im Sportschau Spielbericht: "Muss mich wahrscheinlich einfach fallen lassen, dann gibt's bestimmt Elfmeter."

Was für eine vernichtende Aussage über den VAR: Es sind sich alle einig, dass es auf diese Situation einen Elfmeter geben muss, aber es gibt ihn nicht, weil sich der Spieler nicht theatralisch genug verhält. Und trotz des VARs, der ja eigentlich für mehr Gerechtigkeit sorgen soll, werden die fairen Spieler, die den Abschluss suchen, bestraft und die Schauspieler, die aus jeder Berührung ein Drama machen, weiterhin belohnt.

Dabei, und da klinge ich ja wie eine kaputte Schallplatte, hätte der VAR genau das abschaffen können. Wenn es oft genug in Situationen wie am Freitag Elfmeter gibt, während die Schiedsrichter beim theatralischen Abheben häufiger sagen "Das ist mir zu inszeniert, das reicht mir nicht", dann würden die Spieler auch viel konsequenter den Abschluss suchen. Und dann hätte der VAR auch eine ganz andere Akzeptanz, weil er für eine Verbesserung des Spieles gesorgt hätte.

Stattdessen gibt es immer noch Stürmer, die sich an Schwalben versuchen. Im verflixten SIEBTEN Jahr nach der Einführung. Obwohl allen Spielern bewusst sein sollte, dass selbst eine "erfolgreiche Schwalbe" durch den VAR Eingriff korrigiert werden würde. Einfach nur, weil wir als Fußball Gemeinschaft zu dumm sind.

Denn das ist jetzt auch die neue Erkenntnis und der Fortschritt zum letzten Rant zu diesem Thema: Robin Kochs Reaktion ist ja das berühmte "Pfeifen im Walde". Dass er das so rausgehauen hat, geht komplett unter, obwohl es das wichtigste Thema des Wochenendes sein sollte.

Kicker.de erwähnt den Fehler von Robert Hartmann in dessen Bewertung. Aber das strukturelle Problem dahinter, wird nicht erwähnt.
Auf Sport1 findet man nichts dazu, und falls es im Doppelpass diskutiert wurde, dann nicht so heftig, dass es viral ging.
Die Memes beschäftigen sich auch lieber mit Nico Schlotterbecks "Gomez der Woche" Gedenkfehlschuss.
Die anderen Trainer schweigen auch konsequent.

Ernsthaft, stellen wir uns mal kurz vor, ein Christian Streich würde das jetzt aufgreifen "Isch bin schja nischt betroffne, deschwegen kann isch jetzt mal sagen"... Der könnte die Debatte in Gang bringen, warum es solche Fehlentscheidungen immer noch gibt. Warum wir unsere Spieler immer noch zu Schauspielern erziehen, obwohl das niemand sehen will. Er war ja als Trainer selbst bei seinen eigenen Schützlingen gegen solche Einlagen und gilt als moralische Instanz. Aber weil es nicht um seinen Vorteil geht, würde es wirklich nur ums Prinzip gehen. Und er hat ja auch sonst nichts zu tun, weil seine eigene Saison praktisch durch ist. Der hätte die Zeit und ist in der Position, trotzdem kommt von ihm auch nix. Wie von allen.

Und solange diese Debatte nicht plakativ und laut geführt wird, werden sich die Schiedsrichter auch nicht anpassen. Da ist es dann nur ein "individueller Fehler" von Hartmann und kein strukturelles Problem.

Koch wird sich das nächste Mal in einer vergleichbaren Situation theatralisch fallen lassen. Und niemand kann ihn einen Vorwurf machen, wenn er dann so handelt. Und alle anderen Spieler, die diese Szene sehen, werden sich auch anpassen. Das ist einfach schade.