Montag, 3. November 2025

Schlechte Nachrichten für die Bundesliga

 Gegen Bayer reicht auch der Schongang. Da müssen die Bayern nicht mal an die Belastungsgrenze gehen, sondern können Harry Kane auf die Bank setzen...

Falls noch irgendjemand einen Nachweis gebraucht hat, dass die Bundesliga dieses Jahr sehr langweilig wird... mittlerweile steht eher die Frage im Raum, ob man alle Spiele der Hinrunde gewinnen kann. Das kling vielleicht übertrieben, bis einem auffällt, dass man echt nur noch den VfB Stuttgart im Kalender stehen hat. Und am 17. Spieltag die widerspenstigen Kölner. Alle anderen Gegner kommen aus der unteren Tabellenhälfte.

Die wirklich spannende Frage wird am Dienstag beantwortet: Sind die Bayern wirklich gut, oder ist man gegen Paris St. Germain doch chancenlos. Das Ergebnis ist dabei für die Liga fast wichtiger, als für die Bayern selbst...

Ein bisschen Schade ist das ja schon. Denn RB Leipzig ist, abgesehen von der Trachtprügel zum Saisonauftakt, richtig gut im Rennen. 7 Siege in 8 Spielen und ein Torverhätnis von 19:4. Auch Dortmund scheint sich zu denken: Wenn es um nichts geht, können wir ja auch mal die Drecksspiele gewinnen, die uns sonst immer die Meisterschaft kosten. Aber obwohl beide Mannschaften deutlich besser dastehen, als im Vorjahr, liegen zwischen dem Rekordmeister und der Konkurrenz Welten.

Nebenbei war es ja für beide Beteiligten ein Fortschritt, dass das am Freitagabend ein richtiges Drecksspiel war. Denn immerhin hat sich der FC Augsburg endlich mal wieder so richtig gewehrt. Das war genau der Fußball, für den man unter Jess Thorup stand. Also genau das, was man eigentlich nicht mehr sehen wollte. Jetzt muss man das als Fortschritt feiern, was schon absurd ist.

Schlimmer ist die Lage aber plötzlich aus St. Pauli. Denn die haben jetzt eine völlig unnötige Torwart-Debatte an der Backe, weil man ja unbedingt den Vasilj eine Ruhepause gönnen wollte. Und der hat jetzt das Pech, dass er seinen Patzer nicht hinterher wieder gutmachen konnte.
Im Großen stellt sich da aber eher die Frage, ob man noch "im Abstiegskampf angekommen" oder schon "der Aufbaugegner der Saison" ist? 
Der Optimist in mir behauptet, dass die einfach 4D Schach spielen, während alle anderen am Mühle Brett sitzen: Die haben mit Absicht 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Denn dadurch sieht der bisher doch eher überforderte Eugen Polanski wie eine richtig gute Option für die Gladbacher aus. Und St. Pauli kann sich halt nur wirkliche Hoffnungen machen, wenn sich die Konkurrenz  richtig Dumm anstellt.

Sein wir kurz ehrlich: Dass Gerado Seoane einen neuen Job hat, bevor Gladbach einen richtigen Trainer hat, ist völlig absurd. Und es beweist allen, dass der Trainer derzeit nicht das einzige Problem dort ist. 

Dass man trotzdem auf dem Relegationsrang steht, während Augsburg trotzdem voll im Soll ist und über den Strich steht, zeigt uns allen, dass wir auf einen absurden Abstiegskampf hinsteuern. Da wird es am Ende richtig schwer, die 2 Dümmsten zu kühren, auch wenn gerade alles auf Heidenheim und St. Pauli hindeutet... denn die beiden mangelt es halt grundlegend an Qualität, während die anderen diese nur nicht auf den Rasen bekommen.

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Worst of der "So boykottiert man richtig" Pokalrunde

 Das ZDF so: Wenn wir das DFB-Pokalspiel früh genug anpfeifen, können wir hinterher noch die Frauen gegen Frankreich zeigen. Und die Männer so: "Was wollt ihr? Und aus der Primetime nehmen, um Frauenfußball zu zeigen? NICHT MIT UNS!"

Frankfurt und Dortmund einigten sich also auf ein Elfmeterschießen. Der Schiedsrichter spielte auch mit und ließ ein, wenn auch knappes, Abseitstor zählen. Und plötzlich war 21:20 als Anstoß ganz schön knapp bemessen. Hat aber anscheinend gerade so gepasst. Und wer braucht schon Nachrichten, wenn er Fußball gucken kann...

Irgendwie bin ich ja überrascht, dass die Dortmunder Fans keine Tennisbälle auf den Platz geworfen haben, um das Spiel zu unterbrechen und eine künstliche Nachspielzeit zu erschaffen. Die demonstrieren doch sonst gegen jeden Blödsinn.

Und auch auf St. Pauli dachte man anscheinend, dass danach noch ein Frauenfußball Spiel angepfiffen werden soll. Oder wie erklärt man sich sonst, dass die 17 Elfmeter brauchten um eine Entscheidung herbeizuführen.

Das Lustigste an dieser Woche sind ja die ganzen VAR-Diskussionen. Also diese Runde ist der ultimative Beweis, dass Fußball-Fans eh jammern würden. Eigentlich müssten die sich jetzt mit den doch recht zahlreichen Fehlentscheidungen arrangieren, weil das ja genau der ehrliche und emotionale Fußball ist, dessen Verlust sie angeblich betrauern. Stattdessen jammern sie jetzt, dass der VAR nicht eingreifen konnte.

Ein bisschen absurd ist es aber schon. Also der Fakt, dass diese Hilfestellung in den ersten 2 Runden nicht genutzt wird, danach aber schon. Und nebenbei nutzt man in den Stadien, die das hergeben, die Torlinientechnologie. Man ändert also de facto mitten im Turnier die Regeln und die technischen Voraussetzungen. Das widerspricht doch irgendwie der Grundidee von so einem Event.

Und wäre es nicht sogar besser, wenn man, auch als Geste für genau die Fans, die das immer fordern, komplett auf den VAR verzichtet? Mit einem "Hier habt ihr den Fußball in der urigen Form, die ihr angeblich so vermisst". Und dann stimmt der Satz "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze" wenigstens auch. 

Die Profi-Vereine können sich da auch nicht so wirklich beschweren. Die nehmen den Pokal doch sowieso nicht so wirklich ernst. Oder wie wollt ihr mir sonst erklären, dass so viele Ersatztorhüter gespielt haben?

Ron-Robert ZielerJonas Urbig (auch wenn der, fairerweise, spielen musste, weil Neuer noch gesperrt ist), Daniel Peretz, Marius Müller, Timon Weiner, Maarten Vandevoordt, Nediljko Labrovic, Ben Voll, Fabian Bredlow, Simon Simoni, Silas Prüfrock und Florian Müller standen unter der Woche im Tor, obwohl sie in der Liga nicht die Nummer 1 sind. 12 Torhüter verteilt auf diverse Erst- und Zweitligisten. Haben die alle kein Bock auf einen legendären Pokallauf?

Es gibt natürlich eine Variante, in der ich das irgendwie einsehe: Wenn du international vertreten bist, macht es wahrscheinlich Sinn, seinem Torwart ein wenig Ruhe zu gönnen. Da wird der Spielplan echt voll. Aber in KölnAugsburg, Hamburg und Wolfsburg? Die haben jetzt nur noch die Liga vor sich, weil sie im Pokal ausgeschieden sind. Wolfsburg und Augsburg sind so bescheiden in die Liga gestartet, dass sie eigentlich jedes Erfolgserlebnis gebrauchen könnten, trotzdem schwächen sie ihre eh schon verunsicherte Mannschaft freiwillig selbst.

Zumindest in Köln hat der Torhüter seinen Anteil am Ausscheiden. Also an 2 der 4 Gegentore hatten Zieler seine Hand im Spiel. Oder eben nicht, weil er zu zaghaft rausging.  Es sagen ja immer alle, dass man selbst einen perfekten Tag braucht, wenn man die Bayern schlagen will. Und man muss darauf hoffen, dass der Rekordmeister einen schlechten erwischt. Wieso erschwert man sich den ersten Teil, in dem man auf seinen besseren Torwart verzichtet?

Natürlich feiert St. Pauli jetzt Voll ab, weil er im Elfmeterschießen zum Helden wurde. Aber zum einen fand dieses Elfmeterschießen nur statt, weil der Torhüter vorher das 1:1 verschuldet hat. Er hatte Glück, dass er die Chance bekam, das noch zu reparieren. Vor allem hat man aber mit Nikola Vasilj einen verifizierten Elfmetertöter auf der Bank sitzen. Bei dessen Quote wäre das ganze wesentlich schneller durch gewesen. Aber wer gewinnt, hat ja recht.

Ganz bekloppt wird das Ganze bei Fürth gegen Kaiserslautern. Die einen setzten auf ihren 5. Torwart, die anderen auf ihren Pokal-Keeper... Als Zweitligisten.
Das ist ja der weitere Punkt, warum ich es nachvollziehen kann, dass Europacup-Teilnehmer auf die Ersatztorhüter setzen: Die haben wesentlich wichtigere Wettbewerbe, bei denen es um deutlich mehr Geld geht. Aber für den Rest geht es auch um richtig viel Geld. Im Achtelfinale gibt es 847.544 Euro vom DFB. Dazu die Hoffnung auf das große Los mit einem Live-Spiel, dass deutlich mehr Fernsehgelder bringt. Dieses Live Spiel könnte auch noch ein Heimspiel sein. Selbst bei einem Auswärtsspiel werden die Einnahmen geteilt. Da kommt man ganz schnell auf eine Million Euro. Das sind 2 Millionen Mark. 2000000000000000000000000000000000000 Reichsmark zur Zeit der Inflation.

Das ist Geld, auf das man als Bundesligist sonst nur ungern verzichtet. Als Zweitligist ist es am Ende genau das Geld, von dem du zur Winterpause den entscheidenden Spieler holen kannst, der dir dein Saisonziel rettet. Oder du begleichst damit deine Schulden, aber gerade wenn man die hat, sollte man so viel Geld nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.

Das ist nebenbei auch ein neuerer Trend. Also früher hat man das vielleicht in der ersten Runde gegen die Amateure gemacht, hat sich danach aber sehr schnell für den Stammtorwart entschieden. Also praktisches Beispiel: 2017/18 sagte man sich auf Schalke nicht, dass ein Alexander Nübel ja die Spielpraxis benötigt und deswegen im Pokal auflaufen darf. Der saß auch da konsequent auf der Bank. Und im Gegensatz zu vielen Namen, die ich vorhin aufgezählt habe, wurde aus Nübel zumindest ein verlässlicher Bundesligatorwart. Und sein Konkurrent war Ralf Fährmann, der ja gefühlt alle 6 Monate seinen Stammplatz verloren hat. Da hätte man diese Rotation wirklich nachvollziehen können. 2025 sitzt Nübel dann für Bredlow auf der Bank. Einem Spieler, dessen persönliche Leistungsgrenze "Ersatztorwart in der Bundesliga" ist.  Auch wenn das in dem Fall ein Teil der Totalrotation der Europacup Teilnehmer war: Ein bisschen absurd ist es schon.

Ursprünglich war das ja nur ein kleiner Trend, der von den Engländern übernommen wurde. Aber plötzlich spielen mehr Ersatz- als Stammkeeper im Pokal. Aber inzwischen muss man seinem Ersatztorwart anscheinend einreden, dass man ja 2 gleich gute Torhüter hat und dass es nur Nuancen sind, die beide Spieler trennen... auch wenn Köln in der Liga nie freiwillig auf Zieler setzen würde. Und diese Aussage muss man dann auch mit Spielen im Pokal unterfüttern, damit der Spieler das auch glaubt. Am Ende sagt man damit aber nur, dass man nicht wirklich daran glaubt, dass man diesen Pokal gewinnen kann. Denn sonst würde man da seine beste Mannschaft aufbieten.

Jetzt erzählt der alte Mann noch Geschichten von "Früher", aber es gab echt mal eine Zeit, in der die Trainer vor jedem Pokalspiel darauf hingewiesen haben, dass dies der kürzeste Weg nach Europa ist. Man muss nur 5 Spiele gewinnen und hoffen, dass man im Finale auf die Bayern trifft, und schon ist man international dabei. Ok, war man früher, mittlerweile muss man auch das Finale gewinnen, dafür trifft man dort irgendwie seit 2020 nicht mehr auf die Bayern.

Mittlerweile ist der letzte Eintrag, den man zu dieser Aussage findet, aus dem Jahr 2014. Allerdings werden in dieser Kolumne auch gleich 3 Beispiele genannt, wie Außenseiter ins Finale einziehen: Wolfsburg, Aachen und Duisburg. Alemannia Aachen war ja auch der Verein, der den Traum "Europacup als Zweitligist" wirklich lebte. Aber sie liefen auch mit ihrer besten Elf in diesem Wettbewerb auf.

Wirklich nicht mehr nachvollziehbar wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass mit dem 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld zuletzt 2 unterklassige Mannschaften ins Finale eingezogen sind. Fun Fact: Julian Krahl, der "damals" in Berlin im Tor stand, saß jetzt gegen Fürth nur auf der Bank. Während er in der ersten Runde gegen die Amateure noch auflaufen musste. 

Anscheinend dachten die Verantwortlichen auf dem Betzenberg sich: "Den Stress tun wir unseren Fans nicht nochmal an, da schwächen wir uns gegen Fürth lieber selbst. Der Plan ging leider daneben, weil der Ersatztorwart eine gute Leistung zeigte. Mist.

Montag, 27. Oktober 2025

Seid vorsichtig mit euren Wünschen

 Die müssen schon präzise formuliert werden.

Also ganz praktisch: Der Vorstand in Augsburg, repräsentiert von Markus Krapf, wollte ja unbedingt attraktiveren Fußball sehen. Er hat dem ehrlichen Arbeiter Jess Thorup diese Entwicklung nicht zugetraut, also wurde der im Sommer entlassen. Die anscheinend nicht ganz so gute Fee schickte ihnen also Sandro Wagner. Und siehe da: der Fußball ist wirklich attraktiver. Also ganz objektiv gesehen.

So ein Spektakel wie dieses Wochenende hat man in der WWK-Arena lange nicht mehr gesehen. 6 Tore gab es noch nicht mal, als die großen Bayern zu Gast waren. So viele Tore sah man sonst nur in Testspielen... oder in Auswärtsspielen bei designierten Absteigern. In einem Bundesligaspiel in diesem Stadion gab es zuletzt am ersten Spieltag der Saison 2023/24 mehr Tore zu bestaunen. Da hieß der Trainer noch Enrico Maaßen... auch jemand, der aktiveren und attraktiveren Fußball spielen lassen wollte. Und Borussia Mönchengladbach glaubte noch, dass Gerado Seoane ein guter Trainer ist... Das ist verdammt lang her. 

Natürlich kommt dieses Schützenfest mit einem gewissen Harken: Alle Tore wurden von der Gastmannschaft erzielt. Aber schön anzusehen war es schon, wie die sich durch die Augsburger Reihen kombinierten. Also wenn man die 2 Momente, in denen Finn Dahmen alle daran erinnerte, dass er eigentlich kein Kandidat für die deutsche Nationalmannschaft sein sollte. Und vielleicht wäre ein bisschen mehr Gegenwehr angenehm gewesen. Aber sonst war das schon ganz schön. Da ist es schon absurd, dass sich die Fans hinterher mit den Spielern anlegen... Aber vielleicht hätte Krapf mal bei seinen Fans nachfragen sollen, ob denen nicht relativ erfolgreicher Krampf zum Sieg reicht.

Wirklich Sorgen sollte es den Augsburgern bereiten, dass Sandro Wagner kein Defensivproblem sieht, obwohl man mittlerweile die meisten Gegentore kassiert hat. Mehr als die völlig indisponierten Gladbacher.  Oder die Harakiri spielenden Frankfurter, die aber im Gegensatz zu Augsburg die offensive Qualität haben, dass sie sich das leisten können.

Weiteres Beispiel, wie schlecht die in der Summe verteidigen? Der FSV Mainz 05 hat bisher ein einziges Spiel gewonnen. In Augsburg. Dort erzielten sie auch 4 Tore. In Augsburg spielen selbst die richtig guten Fußball...

Ich finde es jetzt ja lustig, dass Sandro Wagner die gesamte Kritik auf sich zieht. Dabei macht der genau das, wofür er geholt wurde: Er lässt wesentlich höher verteidigen und aktiver spielen. Er versucht seinen Spielern eine neue und klare SPIELphilosophie aufzudrücken. Und er zieht mit seiner Persönlichkeit verdammt viel Aufmerksamkeit in die graue Provinz.

Dass er nicht den Kader hat, mit dem man diese Ideen umsetzen kann, ist nicht seine Schuld. Das einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist der Fakt, dass er das nicht gesehen und dankend abgelehnt hat. Aber genau genommen ist das gerade ein geplanter Einbruch.

Aber, und das muss man an der Stelle festhalten, immerhin sind sie konsequent. Ihnen ist bewusst, dass Wagner die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Und vor allem scheinen sie auch die Wachstumsschmerzen, die wir gerade erleben, tatsächlich mit einzuplanen.

Versteht mich bitte nicht falsch: Wenn Augsburg das wirklich durchzieht und dieses Jahr Abstiegskampf mit Sandro Wagner übersteht, habe ich großen Respekt vor dieser Entscheidung und der Konsequenz. Denn den Trainer in den nächsten 3 Monaten zu entlassen und dann wieder auf ekligen Fußball zu setzen, wäre der sichere Weg zum Klassenerhalt. Aber dann wäre man nächste und übernächste Saison wieder in derselben Situation: Es reicht eine richtige Scheiß-Saison, um abzusteigen, aber es gibt kein realistisches Szenario, dass mal mehr als Platz 12 herausspringt. Und ja, man hat gerade 10 Jahre infolge die Saison zwischen Platz 12 und 15 abgeschlossen. Dass einem dies gelungen ist, ist eine absurd gute Leistung, aber das wird nicht ewig gut gehen.

Wobei man an der Stelle noch eine Absurdität festhalten muss: Letztes Jahr hatte Augsburg nach 8 Spieltagen ein Torverhältnis von 12:19. Jetzt steht man bei 12:20. Nun wäre es kurzsichtig, eine spielerische Entwicklung ausschließlich an den Toren festzumachen, aber Augsburg ist da letztes Jahr gar nicht so schlecht gestartet. Man hatte aber am Ende, gemeinsam mit Union Berlin, die drittschwächste Offensive der Liga. Und man stellte trotz des relativ guten Starts diese schwache Offensive.

Mich fasziniert aber wirklich eher die Berichtserstattung und die Kommentarspalte. Denn dass Augsburg irgendwann von einer der großen Mannschaften abgeschossen wird, ist keine ganz große Überraschung. Aber jetzt tun die einen überrascht, während sich die anderen das Maul zerreißen. Dabei liegt man, sachlich gesehen, 3 Punkte vor dem Relegationsrang, also voll im Soll.

Dass es aber in dieser Saison am Ende auch nur gegen den Abstieg gehen würde, wollte halt keiner vorher sehen. "Die" haben "uns" ja eingeredet, dass das Projekt Wagner ja sofort funktionieren wird. Dass es keine Anpassungsschwierigkeiten für den Trainer und die Mannschaft geben würde. Also natürlich alle, außer mir. Ich habe genau diese Entwicklung in der frühen Saisonphase vorhergesagt. #PassivesAbseitsLeserwissenesfrüher. 

Ehrlicherweise schreibe ich so gerne und ausführlich über Augsburg, weil es so viel Spaß macht, Recht zu haben... 

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Der Unterschied zwischen Bundesliga und Champions League?

 Ganz einfach: In der Champions League verlierst du als Bayern die Tabellenführung, obwohl du 4:0 gewinnst. In dieser Liga reicht es einfach nicht, seine Gegner abzuschießen, da muss man mehr liefern.

Was diese Woche abging, war aber schon heftig. 9 Spiele, in denen der Sieger mindestens 4 Tore erzielte. Und nur Dortmund tat dabei nicht wirklich was fürs Torverhältnis, weil sie auch 2 Gegentore kassierten. Alle anderen drückten aufs Tempo, bis mindestens ein +4 im Torverhältnis auf ihrem Konto stand.

Wie schlimm ist die Lage? Nun ja... es fällt selbst den Leuten vom Kicker auf. Es muss sich schon um eine dramatische Entwicklung handeln, wenn die eine frei verfügbare Analyse veröffentlichen...

Es ist schon auffällig, dass Paris, Barcelona und Eindhoven in den letzten 20 Minuten mehrere Tore erzielten, anstatt die sichere Führung zu verwalten. Liverpool gab immerhin bis zur 70. Minute Gas. Einzig Chelsea stellte bereits frühzeitig, also nach 49 Minuten, den Betrieb komplett ein. 

An der Stelle muss ich mal wieder erwähnen, dass ich das schon vor dem ersten Spieltag so vorhergesagt habe: Während es vorher nur wichtig war, dass man gegen die Punktelieferanten gewinnt, ist es auf einmal wichtig, wie viele Tore man gegen die erzielt. Also werden die Spitzenteams auf höhere Siege gehen. #PassivesAbseitsleserwissenesfrüher

Auch wenn Paris meine Aussage, dass der Sieger aus den Top 8 kommen wird, direkt widerlegt hat... Aber dass Paris sich während der Saison so deutlich steigert und den Abgang von Kylian Mbappé so schnell kompensieren kann, war nicht abzusehen. Es wird vor allen Dingen die absolute Ausnahme bleiben.

Denn die aktuellen Ergebnisse machen ja eines deutlich: Die Schere geht weiter auseinander. Wir sind an dem Punkt, wo selbst an sich gute Bundesligisten von Paris oder Liverpool aus dem eigenen Stadion geschossen werden. Während sie, als Repräsentanten der Mittelklasse, Galatasaray mit 5:1 aus demselben Stadion schießen.

Spannend bleibt das ganze trotzdem. Schließlich hat die Tabelle nur 8 "Freifahrtscheine" für die eigentlich K.O. Phase... Aber 11 Mannschaften, die diese erreichen wollen.  Also guckt euch mal die aktuelle Tabelle an. Da schleicht Borussia Dortmund, dank des relativ leichten Spielplans, in der Top 8 rum. Die restlichen Namen sind schon die Creme de la Creme. Und von unten rücken Barca, Liverpool und Chelsea nach. Juventus Turin wirkt gerade als 25. abgeschlagen, aber die haben genau genommen nur noch machbare Gegner im Menü stehen. Falls die da 15 Punkte holen, könnte das auch noch für die Top 8 reichen. Aber sie dürfen sich halt, dank des vermeidbaren Unentschiedens gegen Dortmund, keinen einzigen Ausrutscher erlauben.

Das macht diesen neuen Modus für die Spieler so brutal und für die Fans so großartig. Also sobald sie sich an die neue Tabelle gewöhnt haben, manch einen wird das weiterhin überfordern. Aber jeder noch so kleine Ausrutscher wird Konsequenzen haben.

Neben wir mal ganz praktisch das 2:2 von Tottenham gegen Bodö/Glimt. Ganz realistisch haben die Londoner an diesem Tag ihre Chance auf einen Platz in den ersten 8 verspielt. Diese 2 Punkte werden sie am Ende nicht aufholen können... es sei denn sie gewinnen in Paris. Viel Glück dabei.

So steht Tottenham in der Blitztabelle vor Juventus, aber realistisch gesehen steht Juve besser da... einfach weil die ihre ganz dicken Brocken schon bearbeitet haben.

Jetzt vergleichen wir das mal mit "dem alten Modus": Da müsste Tottenham nur das Heimspiel gegen die Norweger gewinnen, wovon ja irgendwie auszugehen ist, um wieder komplett im Soll zu sein. Da "damals" der direkte Vergleich vor dem Torverhältnis gezählt wurde, wäre es auch vollkommen egal, ob man die anderen Mannschaften dann haushoch abschießt, oder nur knapp gewinnt.

Ganz praktisch kann man das ja an der WM-Qualifikation sehen. Was haben wir für Panik geschoben, als Deutschland in der Slowakei verloren hat! Da wurde die Präambel "falls sich das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann qualifiziert" in den Bericht über die Übertragungsrechte gepackt. Wenn jetzt der Champions League Modus verwendet werden würde, wäre das ein berechtigter Gedanke. Aber da sich die Slowakei natürlich nicht komplett schadlos gehalten hat, ist man schon vor dem Rückspiel doch wieder Tabellenführer... Man konnte es sich dafür sogar leisten, die restliche Konkurrenz "Nur" mit 5:0 aus 2 Spielen abzufertigen und trotzdem verdammt gut dazustehen. Man muss im Rückspiel plötzlich nur noch Unentschieden spielen und ist trotzdem auf der sicheren Seite. In einer einheitlichen Tabelle wäre man jetzt aber hinter Spanien, Portugal, Frankreich, Dänemark, der Schweiz und Schottland nur Siebter. Also ich verwende hierfür ausschließlich die anderen Vierergruppen als Vergleich. Mit allen Gruppen sähe es noch schlechter aus. Auch England, Norwegen, Belgien und Bosnien-Herzegowina hatten nach 4 Spielen mehr Punkte auf dem Konto, als die deutsche Mannschaft. UND man hätte nicht das Rückspiel im eigenen Stadion gegen die Slowakei, um den Ausrutscher zu reparieren. Bei 16 Startplätzen bedeutet Platz 11 eine Teilnahme an den Playoffs...

Wie schon häufiger erwähnt: Für uns Zuschauer war der neue Modus das Beste, was passieren konnte. Denn dass die Schere weit auseinanderklafft, ist ja keine neue Erkenntnis. Im alten Modus war die Gruppenphase für die relevanten Mannschaften eine reine Formalie. Jetzt bringt die immer noch notwendige Rotation plötzlich ein gewisses Risiko mit sich, weil jeder Punktverlust wirklich schmerzhaft ist.

Dienstag, 21. Oktober 2025

Damit hätte ich nicht gerechnet

 Obwohl es eigentlich keine große Überraschung sein sollte. Ich meine, ein Bayern Trainer verlängert seinen Vertrag. Das kann doch keine Seltenheit sein. Der letzte war schließlich...

Pep Guardiola? Ähm, nein, das war nur der letzte Trainer, der seinen Vertrag erfüllt hat und nicht vorzeitig entlassen wurde.
Jupp Heynckes? Auch nicht, denn der musste ja nach Ablauf seines 3 Jahres Vertrages für Pep Platz machen.
Bleibt also Louis van Gaal. Und ja, so wie der vom Hof gejagt wurde, hatte ich eigentlich ausgeschlossen, dass dessen Vertrag verlängert wurde, aber das ist wirklich passiert. Im Jahr 2010.

Und ja, formell gesehen müsste man Hansi Flick irgendwie dazuzählen. Der hat am 3.4.2020 seinen Vertrag offiziell verlängert. Hier kommt das große "Aber": Er hat sein Amt erst am 3.11.2019 angetreten. Hier muss man also von einer Beförderung von "Interims-" zur Dauerlösung reden und nicht von einer Vertragsverlängerung. 
Um das noch mit praktischen Zahlen zu unterlegen: Die Ära Flick war trotz der "Vertragsverlängerung" kürzer als die Ära Nagelsmann.

Das ist echt schon 15 Jahre her. 15 Jahre, in denen die Bayern gefühlt 16 Mal Meister wurden...  In dieser Zeit haben sie 8-mal das Halbfinale der Champions League erreicht und diesen Titel 2 Mal gewonnen... Aber mit dem Trainer weiter zusammenarbeiten, war irgendwie nicht der Plan.

Wobei man natürlich erwähnen muss, dass man mit Pep gerne weitergearbeitet hätte. Dem war die Liga aber zu langweilig. Dass dies aber nur bei einem von 10 Trainern überhaupt zur Debatte stand, ist völlig absurd.

Jetzt dürfte Vincent Kompany der erste Bayern-Trainer seit Guardiola sein, der die 100 Spiele Marke knackt. Und nur um das zu verdeutlichen: Transfermarkt.de zählt hier alle Pflichtspiele. Auf 100 Spiele würde man eigentlich schon kommen, wenn man 3 Jahre infolge Meister wird. Bayern holte diesen Titel 11-mal in Serie. 12-mal in 13 Jahren. Tendenz steigend. Aber sie beschäftigten dafür 10 unterschiedliche Trainer... Das ist eine völlig absurde Bilanz.

Viel absurder ist ja, dass die eigentliche Notlösung Kompany jetzt diese Serie durchbricht. Denn seine bisherige Bilanz war ja eher überschaubar: Englischer Zweitligameister wird da als einziger Titel geführt. Und auch mit den Bayern hat er "nur" die Meisterschaft gewonnen, was bei all den anderen Experten eben nicht für eine vorzeitige Vertragsverlängerung gereicht hat...

Damit will ich nicht sagen, dass die Verlängerung vorschnell passiert ist. Was Kompany gerade anbietet, ist wirklich beeindruckend. Dass die Bayern ohne Sommerpause so durchstarten würden, war nicht zu erwarten. Die Meisterschaft ist quasi entschieden. 7 Punkte Vorsprung lassen die sich nicht mehr nehmen, selbst wenn sie im November oder Dezember in ein Loch fallen sollten. 

Und auch die Entwicklung der Mannschaft ist, sachlich betrachtet, beeindruckend. Ein Harry Kane hat tatsächlich noch einen Schritt nach vorne gemacht. Ein Serge Gnabry bemüht sich wirklich um einen neuen Vertrag. Offensiv ist man auf Kurs "4 Tore pro Spiel". Defensiv kassiert man eher 0,6. Und man hat auch in der Champions League einen beeindruckenden Sieg gegen Chelsea errungen. Man ist auch dort Tabellenführer... auch wenn da die richtig fetten Brocken noch kommen.

Man hat aber auch noch 4 leichtere Gegner mit Club Brügge, Sporting Lissabon, PSV Eindhoven und Royale Union Saint-Gilloise. Wenn man aus diesen Spielen die erwartbaren 12 Punkte holte, reicht das, um den Playoffs aus dem Weg zu gehen. 

Ich hab ja in meiner kurzen Saisonvorschau darauf hingewiesen, wie wichtig ein guter Start für die Genesung von Jamal Musiala ist. Jetzt sind die Bayern in genau der Position, in der sie Musiala langsam heranführen und behutsam aufbauen können, wenn er irgendwann wieder fit ist. 

Natürlich sind es die Bayern, es kann also bedeuten, dass diese Vertragsverlängerung völlig bedeutungslos ist. Eine knappe Niederlage gegen Leverkusen und eine heftige Klatsche gegen Paris in der ersten Novemberwoche könnten schon reichen, um Unruhe reinzubringen. Der Kader ist immer noch verdammt dünn und die Ansprüche sind extrem hoch. Aber praktisch gesehen sind diese beiden Termine in der ersten Novemberwoche die einzigen relevanten Spiele, die Bayern bis zur Winterpause im Terminplan haben... also davon ausgehend, dass sie ein leichtes Los im DFB-Pokal ziehen. 

Und wirklich entscheidend ist ja am Ende die K.O. Phase in der Champions League. Bis die erreicht ist, können wir aber alle einen ordentlichen Winterschlaf einplanen, denn bis dahin wird wenig bis nichts Relevantes in München passieren.

Was gut für Kompany, aber ein schlechtes Zeichen für die Bundesliga ist.

Dienstag, 14. Oktober 2025

Passives Abseits VS Investoren: Teil 1 Grundlagen und Einführung

 Oder genau genommen: Gegen das Narrativ, welches da immer gesponnen wird: Diese bösen Investoren machen den Fußball kaputt!! Wie können die nur?

Was haben uns Investoren jemals gebracht? Also außer Union Berlin... Und damals der SG Wattenscheid 09? Und irgendwie auch die Borussia aus Dortmund, die ja als Börsennotiertes Unternehmen das Geld von Großaktionären wie Evonk, Signal Iduna und Puma nehmen... 

 
Aber sonst? 

Es ist halt schon faszinierend. 

Selbst an sich sachliche und sehr gute Kommentatoren wie Manu Thiele berichten irgendwie immer nur über die Negativbeispiele. Das neuste Beispiel war ein Video zu Brescia Calcio, die natürlich von dem neuen, chaotischen Investor Zugrabe getragen wurden. Für den "deutschen Markt" gab es Videos zu 1860 München und KFC Uerdingen

Calcio Berlin hat eine eigene Serie mit dem Titel "Ist das noch Fußball, oder kann das weg?" Da geht es dann auch regelmäßig darum, wie Investoren den Fußball kaputt machen. Aber wisst ihr, was ihr nirgendwo findet? Ein Video, in dem der Investor dabei geholfen hat, einen Verein voranzubringen. In den letzten Jahren ist mir da nur ein einziges Video gesehen, in dem tatsächlich darauf hingewiesen wurde, dass Union Berlin auch dank der Kölmel Millionen so durchgestartet sind. Aber das letzte Video aus der Tradition oder Kommerz Playlist ist 3 Jahre alt.

Aber das ist ja auch nachvollziehbar. Der Großteil der deutschen Fanszene positioniert sich offen gegen offensichtliche Investoren. Und wenn die im Hintergrund doch die Strippen ziehen und man eigentlich ein Fan einer Kommanditengesellschaft auf Aktien ist, wird das erfolgreich im "Echte Liebe" Rausch verdrängt.
Das ist ja genau der Markt, den diese YouTuber bedienen. Wenn die jetzt "Investoren sind gar nicht zwingend böse" Videos mit entsprechenden Thumbnails machen, würde niemand auf diese Videos klicken. Also aus Prinzip nicht, denn das geht ja gegen die eigene Gesinnung. Und man will sich ja auch nicht damit beschäftigen, dass man selbst auch an dem Tropf von Investoren hängt.

Zum Glück kann einem das egal sein, wenn man eh keine Follower hat, weil man auf ein veraltetes Medium setzt und dann noch keinerlei Öffentlichkeitsarbeit macht...

Deswegen werfe ich jetzt die These in den Raum: Investoren sind an sich neutral. Wenn man die ganze Moral des Sportswashing außen vor lässt, können sie genauso gutes wie schlechtes erschaffen. Es gibt für beides genügend Beispiele, es werden aber immer nur die negativen Geschichten erzählt.

Man muss mal ganz sachlich festhalten: Der Sportswashing Zug ist abgefahren. Es gibt da bestimmt der Unterschied zwischen "Schlimm", "Schlimmer" und "Noch Schlimmer", aber alle Profivereine sind mindestens über eine Ecke involviert. Allein schon, weil die Champions League dermaßen verseucht ist, dass man automatisch mitwäscht. Aber auch im Rampenlicht der Bundesliga sonnen sich staatlich geförderte Airlines, Rüstungsexporteure und Cryptoscammer... Es gibt offizielle Wettanbieter in einem Land mit 1,3 Millionen Spielsüchtigen. Und obwohl wir seit über 10 Jahren wissen, dass Putin ein Arschloch ist, trug Schalke bis 2022 stolz das Gazprom Logo auf der Brust... Ich sage ja bewusst immer, dass das Geld von Red Bull wahrscheinlich das sauberste ist, welches im Profisport im Umlauf ist... Immerhin töten die nur Extremsportler und abhängig wird man nur vom Koffein, was die meisten in diesem Land eh schon sind. 
Die einzige Variante sich davon freizusprechen ist, sich einen lokalen Regionalligisten zu suchen... und dann zu hoffen, dass der nie aufsteigt.

Wenn man sich jetzt die Geschichten von 1860 und Uerdingen anschaut, fällt vor allen Dingen eines auf: Das waren Vereine, die schon vor dem Einstieg des Investors mindestens bis zur Hüfte in der Scheiße steckten. Und wie das so ist: Wenn man schon im Treibsand steckt und dann planlos mit den Armen wedelt, versinkt man noch tiefer in der Scheiße.

Nur deswegen haben sie sich für die dubiosen und machtgeilen Investoren geöffnet. Die Schaumschläger, die von der Champions League träumen, während man kurz vor der Auflösung des Vereins steht. Denn seriöse Investoren würden solche Vereine nicht mit der Kneifzange anfassen... selbst wenn sie dazu noch einen Infektionsschutzanzug tragen. 

Die Vereine haben sich ganz allein und ohne die Hilfe von Investoren in die Situation manövriert, dass sie überhaupt und schnell externe Hilfe brauchen. Und dass dann nur die Ismaiks und Ponomarevs ans Telefon gehen, ist erschreckend logisch. Es ist fast schon eine kausale Konsequenz. Trotzdem kommen dann alle und schreien "Deswegen brauchen wir 50+1!!! Damit die Vereine vor solchen Investoren geschützt werden!"

Was die nebenbei völlig ignorieren: Ohne diese undurchsichtigen und überambitionierten Investoren wären beide Vereine direkt in die Insolvenz gegangen. KFC Uerdingen musste diesen Schritt bereits 2009 gehen. Und 22 und 25 schon wieder.  

Natürlich war es dumm, diesem dubiosen Typen ins Netz zu gehen und ihn zum 1. Vorsitzenden zu machen. Aber dumme Entscheidungen prägen halt die Geschichte dieses Vereins seit dem Ausstieg von Bayer. Das sind dieselben Typen, die Ailton im Jahr 2009 einen Vertrag angeboten haben, damit der in 13 Spielen 4 Tore für sie erzielt. Man spielte damals schon in der 5. Liga, träumte aber anscheinend damals schon von höheren Ligen, nur um stattdessen pleite zu gehen.

Anstatt jetzt den logischen Schritt zu gehen, dass chaotisch geführte Vereine halt im modernen Sport insolvent gehen und irgendwann den Spielbetrieb einstellen müssen, verweisen alle auf die bösen Investoren. Als würde es 1860 und dem KFC besser gehen, wenn die das Geld nicht angenommen hätten... das hätte im Fall von 1860 einen Neustart in der Kreisklasse bedeuten können. Anstatt jetzt in der Bayernliga rumzugurken, hat man einen Kader, mit dem man eigentlich in die 2. Liga aufsteigen muss... was man natürlich nicht schafft, weil man weiterhin ein chaotisch geführter Verein ist.

Lustigerweise ist Uerdingen eigentlich eines dieser Positivbeispiele. Also als man noch am Tropf vom de facto Investor Bayer hing, erlebten die Fans eine legendäre Aufholjagd gegen Dynamo Dresden. Man gewann 1985 den DFB-Pokal. Aber nach dem Ausstieg des einzigen großen und namensgebenden Sponsors (aka des Investors) stieg man sofort aus der Bundesliga ab. 3 Jahre hielt man sich in der 2. Liga. 13 Jahre nach dem Ausstieg meldete man als Viertligist das erste Mal die Insolvenz an und es folgte der Zwangsabstieg in die 6. Liga.

Anscheinend war dieser Verein einfach nicht fähig, sein eigenes Überleben zu sichern. Oder es war halt der eine Profiverein zu viel in Nordrhein-Westfalen. Wir reden hier schließlich von einem Bundesland, das gerade 15 Profi-Vereine stellt. Also man kommt auf 15, weil die SGS Essen in der Frauen-Bundesliga spielt und deswegen selbstverständlich im Kicker Sonderheft und auch hier aufgelistet wird.

Wenn man also nicht nur die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches hat, sondern sich die letzten 40 Jahre anguckt, dann hat der Ausstieg und nicht der Einstieg eines Investors diesen Verein kaputt gemacht. Die Geschichte ist eigentlich ein klares Argument GEGEN 50+1, denn als das noch egal war und Bayer die Fäden gezogen hat, ging es dem Verein wesentlich besser.

Aber dieses "Guckt mal, der Ponomarev hat den Verein kaputt gemacht! Wie schrecklich!" verkauft sich halt besser.

Mein persönlicher Vorsatz ist es jetzt, als quasi Nachfolger zum "Passives Abseits vs Tradition" eine Serie zu starten, in der ich aktuelle und historische Beispiele nenne, in denen ein Investor die Situation im Verein oder in der Stadt deutlich verbessert hat. Denn es gibt genügend Beispiele, wo genau das passiert ist.

Montag, 6. Oktober 2025

Die Selbstinszenierung von Sandro Wagner

 Der ist schon ein Profi. Also im Umgang mit den Medien. Als Trainer muss er sich nach wie vor beweisen. 

Und wenn es den Augsburgern wirklich nur darum ging, mehr Aufmerksamkeit zu generieren, sind sie dank Sandro Wagner auf einem guten Weg. Es gab direkt das erste Samstagabend-Spiel seit Ewigkeiten. Als Nächstes bekommt er dann direkt ein Sportschau-Interview. Also so ein richtiges und nicht nur die "Stimmen zum Spiel" im Anschluss der Zusammenfassung, sondern es wurde extra der natürliche Flow der Sendung unterbrochen, damit Wagner 2 Fragen beantworten kann... Das macht man normalerweise mit dem Torschützen des Monats und nicht mit dem angezählten Trainerneuling.

2 Fragen, die dann nebenbei nicht online auftauchen. Wer nicht dabei war, hat es verpasst... Ich war zufälligerweise dabei. Wagner fing beide Antworten direkt mit einem "Nein" an, widersprach also offen und direkt dem Journalisten und seiner taktischen Einschätzung. Sportschau.de änderte auch gleich die Aufstellung auf ein 3-4-2-1... Wenn der Trainer sagt, dass es keine Viererkette gab, dann gab es keine Viererkette. Kicker.de bleibt dagegen bei dieser Aufstellung. Transfermarkt.de auch... 

Und dann wurde auf seinen ausbleibenden Jubel und die Geste nach dem Spiel angesprochen. Ich muss zugeben: Die Reaktionen auf die Tore fand ich zwar auch sehr inszeniert, aber an sich gut gemacht. Er vermittelt allen halt, dass er natürlich davon ausging, dass seine Spieler diese Tore erzielen würden. Das war nichts Außergewöhnliches für ihn.

Aber die "Gelaber Geste" am Ende... War zum einen völlig absurd, weil er sich ja vor dem Anpfiff Verständnis für die Kritik zeigte. Er gab ja offen zu, dass man nicht zufrieden sein kann und auch er Dinge ändern müssen. Und er hat ja auch 5 Änderungen in der Startelf vorgenommen und den Ablauf vor dem Spiel überarbeitet. Dann so eine Geste zu zeigen...

Ist vor allem aus einem Grund ungeschickt: Es zieht die Aufmerksamkeit auf Wagner, nur damit er dann hinterher behaupten muss (oder kann), dass es ja hauptsächlich um die Spieler geht. Wenn er sich diese Geste gespart hätte, wären die Fragen doch auch gekommen. Dann wäre seine Antwort aber viel angemessener gewesen. Denn so ging es am Ende doch auch um seine Selbstinszenierung.

Wirklich faszinierend ist es ja, dass die Medien dieses Spiel überhaupt mitspielen. Augsburg ist ja eigentlich ein Verein, den man so schnell wie möglich abwickeln will. Die spielen seit Jahren einen unangenehmen bis ekligen Fußball. Der Fußball war so unansehnlich, dass niemand hingucken wollten. Das ist ein Kompliment für einen Verein mit überschaubarem Budget. Aber genau deswegen wurde Jess Thorup ja auch entlassen: Augsburg wollte unbedingt aus der Grauen Maus Rolle raus.

Auf dem Platz hat sich aber gar nicht so viel verbessert. Denn am Ende kann man nur den Fußball spielen lassen, den das Potenzial der Spieler ermöglicht. Und das ist in Augsburg weiterhin begrenzt. Trotzdem spielen die Medien dieses Spiel voll mit und gehen voll auf Wagner ab. Die Prognosen vor der Saison verbreiteten allgemeine Aufbruchsstimmung. Dass Wagner am Ende "nur" ein Trainernovize und das "immer noch" eine spielerisch begrenzte Mannschaft ist, wurde komplett ignoriert. Also außer von meiner Wenigkeit, ich habe bei der Saisonvorschau Wachstumsschmerzen angekündigt. Und genau die sehen wir jetzt.

Und man muss nochmal festhalten, dass Wagner nichts geleistet hat, was diesen Medienrummel rechtfertigt. Co-Trainer bei der Nationalmannschaft ist jetzt nicht DER Job, der all die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vor allem, wenn man nicht mal das Mastermind hinter brillanten Standards ist, die der Schlüssel zu einem erfolgreichen Turnier waren. Alle tun so, als wäre Wagner der nächste Hansi Flick, aber nur einer von den beiden darf sich ein erfolgreiches Turnier ans Revers heften. 

Aber Wagner fühlt sich in dieser Rolle, auch wenn er versucht es runterzuspielen, sichtlich wohl.

Derweil muss man die Leistungen eines anderen Trainers tatsächlich mal würdigen: Wie der FC Bayern in diese Saison gestartet ist, ist eigentlich schon absurd. Denn die dominieren ja nicht nur die Bundesliga, sondern haben nebenbei auch Chelsea überzeugend geschlagen. Serge Gnabry ist derzeit ein Unterschiedspieler. Vielleicht war das absehbar, er muss sich ja irgendwo für einen neuen Vertrag bewerben... Selbst das ewige Problem der "Restverteidigung" scheint für den Moment gelöst. Und all das mit einem extrem dünnen Kader und obwohl man im Sommer dank der Klub-WM keine wirkliche Pause genießen durfte. Dazu teilen sich die direkten Konkurrenten die Punkte, so hat man vor dem Gipfeltreffen schon 4 Punkte Vorsprung. Wenn man nach der Länderspielpause gegen Dortmund gewinnt, kann man wirklich entspannt auf die Genesung von Jamal Musiala warten und muss den nicht vorschnell zum Comeback drängen. 

Es bleibt abzuwarten, ob die Bayern das auch durch den nasskalten November durchhalten, oder ob sie dann irgendwann doch müde und überspielt wirken. Gerade weil sie zuletzt für Bayern-Verhältnisse mit 124 km überraschend viel Aufwand betrieben haben, um Werder und die Eintracht zu dominieren. Aber sie legen sich jetzt gerade die Grundlage für eine richtig langweilige Bundesligasaison. Das sollte man unter diesen Umständen nicht als selbstverständlich ansehen.

Lustig fand ich nebenbei die "Sorge um Harry Kane" Schlagzeile. Denn der hat ja, entsetzt gucken, einen Schlag abbekommen und musste ausgewechselt werden. Das war natürlich nur eine reine Vorsichtsmaßnahme... Aber die anstehende Länderspielpause macht diese "Sorge" so absurd. Denn still und heimlich haben die doch darauf gehofft, dass Kane die Länderspielreise angeschlagen absagen muss... oder zumindest nur bei einem der beiden Spiele antreten kann, so wie ein Nick Woltemade das jetzt vorhat. Einfach nur, damit Kane auch mal durchschnaufen kann... Das hat leider nicht funktioniert.

Nick Woltemade hat nebenbei grippeähnliche Symptome. Die habe ich am Sonntagmorgen auch immer... Also nur um zu verdeutlichen, dass im Zweifelsfall doch einfach absagt, weil es eben "nur" um die WM-Qualifikation und gegen Luxemburg geht.