Und damit die Gruppenphase ad absurdum geführt? Kann ein einziger Transfer, der nicht mal vom designierten englischen Meister selbst getätigt wurde, wirklich so krassen Einfluss haben? Und wenn ja, muss Kylian Mbappé allein dafür den Ballon d'Or gewinnen?
Also der Reihe nach: Ich habe ja immer die These in den Raum geworfen, dass die Zwischenrunde praktisch egal sein wird, weil die Titelkandidaten in dem neuen System alle aus den Top 8 kommen werden. Jetzt stehen aber 3 der Playoff-Teilnehmer schon mal im Viertelfinale... und 2 von denen sehen wie echte Titelkandidaten aus. Dass die Bayern dies noch nicht sind, hat anscheinend sogar der Kicker erkannt, er versteckt diese Botschaft aber hinter einer Paywall...
Aber Real Madrid... nun ja. Tut halt Real Madrid Dinge. Das ist die einzige Mannschaft, die mehr Elfmeter als der Gegner verschießt und trotzdem nach Elfmeterschießen weiterkommt. Weil der Julian Alvarez sich selbst anschießt. Bei allen anderen Mannschaften der Welt würde man jetzt sagen, dass man sich nicht immer so durchmogeln kann. Das Glück muss doch irgendwann aufgebraucht sein. Aber Real macht das seit Jahren.
Und auch Paris St. Germain war in beiden Spielen einfach mal besser, als der in der Gruppenphase alles dominierende FC Liverpool. Also ja, ein Weiterkommen nach Elfmeterschießen ist immer glücklich. Aber Liverpool hatte sein Glück halt aufgebraucht, um dieses Elfmeterschießen zu erreichen. Beiden Mannschaften will man derzeit unbedingt aus dem Weg gehen. Beide gehen als Favorit ins Halbfinale gegen Arsenal und Aston Villa. Und beide treffen dann im Halbfinale aufeinander.
Beide werden aber auch durch diesen einen Wechsel im Sommer definiert. Und beide haben wohl auch deswegen eine so bescheidene Hinrunde gespielt. Bei Real Madrid brauchte Mbappé einfach doch ein halbes Jahr, um anzukommen und seine neue Rolle in dem Starensemble zu finden. Jetzt ist er plötzlich bei 15 Toren im Jahr 2025. Und bei 28 auf die gesamte Saison gesehen. Wenn er das aktuelle Tempo beibehält, erzielt der in seiner Debütsaison über 40 Tore.
Das zeigt aber auch, dass selbst die besten Fußballer eine gewisse Zeit brauchen, um sich abzustimmen und die Automatismen zu erarbeiten. Was alle, die jetzt schon behaupten, dass Florian Wirtz und Jamal Musiala nicht zusammenpassen können, mal zur Kenntnis nehmen könnten. Jetzt, wo der Integrationsprozess abgeschlossen scheint, ist Real wieder verdammt gefährlich. Und sie dürften es für die nächsten 5 Jahre bleiben.
Paris St. Germain musste dagegen den Abgang ihres Fixpunktes verkraften. Man reagierte auf das Beinah-Aus mit einer taktischen Umstellung: Ousmane Dembélé zog nach Jahren auf der rechten Außenbahn ins Zentrum. Dazu, das soll hier nicht verschwiegen werden, gelang ihnen mit der Verpflichtung von Chwitscha Kwarazchelia ein echter Coup. Das dürfte genau der selbstlose Offensivspieler sein, den Paris die letzten Jahre, in denen sich alles um Mbappé, Neymar und Messi drehte, gefehlt hat. Aber im Wesentlichen gilt hier das Gegenprinzip zu den Vorgängen bei Real Madrid: Man brauchte einfach ein halbes Jahr, um herauszufinden, wie man ohne den absoluten Superstar spielen kann, will und muss. Und auch ohne den Neuzugang konnte man ja schon das Spiel gegen Manchester City drehen. Die Fortschritte waren also schon vor dem Liverpool Spiel deutlich wahrnehmbar.
Uns sollte das vor allem beibringen, dass wir nicht zu schnell über Spieler und Mannschaften urteilen sollten. Das selbst richtig teure Mannschaften einfach ihre Zeit brauchen. Da der derzeit beste Spieler der Welt eher selten im Sommer das Team wechselt, wird ein derartiger Saisonverlauf aber eher eine Ausnahme bleiben.
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