Montag, 29. Mai 2017

Ich finde es ja total niedlich.

Wie jetzt alle dieses DFB Pokal Finale analysieren. Sogar Kicker.de macht da dieses Mal mit und schaut genau hin, wie sich Thomas Tuchels Wechseloptionen auf das Spiel ausgewirkt haben... Verglichen mit denen von Niko Kovac.
Die Jungs von der Spielverlagerung gehen wie immer ins Detail und erklären einzelne Rochaden, die mittlerweile aber halt auch der Standard in Fußballdeutschland sind... und selbst der Livekommentator Steffen Simon versuchte vor der Halbzeit halbwegs zu erklären, wie dieser plötzliche Bruch ins Spiel der Dortmunder kam...

Dabei... ist die Lösung doch faszinierend einfach: 11 fitte Dortmunder sind halt besser als 9 1/2 fitte und eine Marco Reus mit einem angerissenen Kreuzband. Schockierend, ich weiß... aber alle Analysen sollten doch genau damit beginnen...

Das macht den Sport ja auch so faszinierend: Eine unglückliche Aktion, in der Marco Reus im Rasen hängen bleibt, und jegliche Taktische Erkenntnisse der ersten 20 Minuten wurden über den Haufen geworfen... und ja, ohne diese Verletzung gewinnt Dortmund das Spiel viel souveräner...

Danach kamen die Dortmunder dann nicht mehr in die Offensivaktionen... und als auch Marcell Schmelzer nachließ, kamen die Frankfurter auch in ihre Offensivaktionen. Als die beiden dann zur Pause ausgewechselt wurden, ging das Spiel direkt wieder in eine andere Richtung.

Am Ende lernen wir daraus: Egal, wie gut man seine Mannschaft vorbereitet, am Ende entscheiden immer noch Einzelaktionen der Spieler die Richtung des Spiels.
Am faszinierenden finde ich es ja, dass gerade die Spielverlagerung das Verhalten von Reus nach seiner Verletzung komplett ignoriert... wahrscheinlich wollten sie nicht auch noch einen Knüppel zwischen Tuchels Beine werfen, da liegen derzeit schon genug...

Aber genau genommen hat die Phase vor der Halbzeit gezeigt, dass es im Jahr 2017 unverantwortlich ist einen verletzten Spieler bis zur Pause durchzuschleppen... und Reus konnte halt weder richtige Sprints anziehen noch in die Zweikämpfe gehen... Wenn Dortmund das Finale nicht gewinnt, muss Tuchel sich sachlich fragen lassen, warum er einen offensichtlich nicht mehr spielfähigen Reus auf dem Platz lässt. Aber bei einer Auswechslung vor der Pause hätte der Watzke ihn wahrscheinlich direkt vor dem Gang in die Kabine entlassen... und dann hätte Tuchel Helene Fischers nennen wir es mal "live" Auftritt sehen müssen... also rein menschlich kann ich die Entscheidung Reus so lange auf dem Platz zu lassen nachvollziehen...

Und ja, solche Entscheidungen sind immer Emotionale Gratwanderungen. Wie man das macht, macht man es verkehrt. Gerade bei Führungsspielern. Ein Spieler wird einem an der Stelle immer sagen, dass es schon weiter gehen wird. Einzig Christoph Kramer hatte im WM Finale genügend Weitblick um anzuerkennen, dass er der Mannschaft mit einer Gehirnerschütterung nicht helfen kann... ein Cristiano Ronaldo wollte das dagegen beim EM Finale Partout nicht einsehen... Nur um mal zu erwähnen, dass solche "Heldentaten" gar nichts außergewöhnliches mehr sind...

Natürlich packt man an der Stelle gerne die Geschichten von früher aus. Wie man mit gebrochenen Arm einfach weiter gespielt hat. Wie man mit gerissenem Kreuzband noch schnell ein Tor erzielt. Selbst die Aktion von Otto Addo ist jetzt bald 15 Jahre her (Ob es dazu dann nächstes Jahr das Kicker-Sonderheft gibt?)... und wenn man 2017 so über den Platz humpelt, wird man nichts mehr erreichen.

Das ist halt die wirklich wichtige Erkenntnis: Selbst gegen den letzten der Rückrundentabelle brauchst du im Jahr 2017 eine komplett fitte Mannschaft um dein Spiel aufzuziehen. Das zeigt halt auch nur noch mal, wie sich der Fußball in der letzten Dekade weiter entwickelt hat.

Und ja, in den Schlussphasen und Verlängerungen wird das dann wieder eine andere Geschichte. Da gehen aber halt alle auf dem Zahnfleisch und man spielt effektiv kein "modernes 11 gegen 11" mehr, weil kaum noch jemand die Wege gehen kann...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen