Freitag, 22. März 2019

Ist Jogi Löw das eigentliche "Tedesco Original"?

Häh? Was meint der denn damit? Nun ja. Hier wurde ja letztens erörtert, dass Domenico Tedesco der ultimative Konzepttrainer ist. Jetzt stelle ich diese Woche fest: Genau genommen hat Tedesco nur bei Jogi Löw kopiert. Dessen Konzept ist halt nur nicht so direkt aufgefallen, weil er es als Nationaltrainer über mehrere Monate hinweg gestreckt hat. Aber er hat es dann (wie genau genommen immer) geschafft, dass seine eher unterdurchschnittlichen Trainerleistungen als Erfolg wahr genommen werden.

Ernsthaft, der Mann hat, nachdem er ein Halbes Jahr vollkommen verschwendet hat, ein 1:1 gegen die gerade in die B-Liga aufgestiegenen Serben in einem Heimspiel zu verantworten. Er hat das eigentliche Kernproblem, dass seine Mannschaft unfähig ist absurden Ballbesitz in angemessene Tore umzuwandeln, immer noch nicht behoben. Oh und nach wie vor stehen international eher Zweitklassige Nationalmannschaften viel zu oft ganz alleine vor Manuel Neuer... Aber irgendwie werten wir dieses 1:1 als Schritt in die richtige Richtung... weil... ähm... Leroy Sané dieses Mal spielen durfte? Also weil Jogi den einen absolut offensichtlichen Fehler wenigstens behoben hat?

Das aller lustigste sind ja die "So ein Umbruch braucht halt Zeit" Kommentare. Ja, braucht er. Aber kann dann mal bitte jemand dem einzigen Verantwortlichen vorwerfen, dass er den Schnitt, den er jetzt endlich vollzieht, bereits im September hätte ansetzen müssen. Gerade weil es eben Zeit braucht, ist es eine absolute Katastrophe, dass so viel davon einfach verschwendet wurde. Aber so was will man ja einem Weltmeister-Trainer nicht vorwerfen. Der weiß doch, was er tut...

Stattdessen... schrauben wir die Ansprüche weiter runter. Also ja, anstatt Jogi für den Scheiß, den er seit 1 1/2 Jahren baut, mal zur Verantwortung zu ziehen, passen wir unser Wertesystem an. Das beginnt mit Aussagen wie: Dann kann die Überraschung in Amsterdam gelingen. Ernsthaft? Sind wir so tief gesunken, dass ein Sieg gegen Holland in seiner derzeitigen "Wir haben die letzten 2 Turniere verpasst und bauen deswegen eine Blutjunge Mannschaft auf" Verfassung eine Überraschung wäre? Und klar, das Spiel am Sonntag wird das schwierigste der Qualifikation und das direkt zum Auftakt vor sich zu haben, ist minimal fies. Dennoch klingt diese Ansage irgendwie auch nach einem "Naja, wenn wir da verlieren, war das halt irgendwie zu erwarten"...

Und das Holland-Spiel ist ja genau genommen nur Schritt 1. Irgendwie gehen alle jetzt schon davon aus, dass Deutschland bei der EM nicht zu den Titelfavoriten gehören wird, weil wir ja vor einem Umbruch stehen und so was dauert halt 2 Jahre... 2021 gehören wir dann wieder zur Weltspitze, vorher müssen wir irgendwie zusehen, wie wir zurecht kommen. Warte was? Wir schreiben bereits jetzt das nächste große Turnier ab? Wir die "Wir gehören immer zu den Favoriten" Deutschen? Das ist uns nicht mal während der dunkelsten Phase unserer Fußballgeschichte passiert...

Dazu kommt dann der Mythos, dass die Auswahl derzeit einfach nicht so gut ist... Um das mal festzuhalten: Jogi Löw konnte Marco Reus einwechseln. Oder, da der ja eigentlich als Stammspieler geplant ist, Kai Havertz von der Bank bringen. Letztens wollte der Kicker uns noch einreden, dass Havertz eines der absoluten Ausnahmetalente Weltweit ist. Und da gibt es sogar gute Argumente für, schließlich hat der selbst unter dem in Sachen Talent-Entwicklung eher unfähigen Heiko Herrlich den nächsten Schritt gemacht... als Einziger von all den Rohdiamanten, die in Herrlichs Hände gegeben worden sind.
Kurz ausgedrückt: Ja, es fehlt immer noch ein klassischer Knipser, aber das spielerische Potenzial der Offensive ist immer noch absurd.
Und das Zentrale Mittelfeld sieht auch ohne einen Toni Kroos mehr als ordentlich aus. Dazu kommt eine Defensive, in der man es sich leisten kann einen Emre Can, seinerseits Leistungsträger bei einem Champions League Viertelfinalisten, gar nicht zu berücksichtigen. Was, weil es nur ein Türke ist, der seit langem im Ausland spielt, niemanden auffällt... Also in der Druckausgabe des Kickers findet man kein Wort zu der Personalie und auf deren Homepage muss man gezielt danach suchen, weil es ja keinen Zusammenhang zwischen Can und der Nationalmannschaft gibt... Also um das explizit festzuhalten: Dass Wout Weghorst für das Deutschlandspiel nach nominiert wurde, erfahre ich unter Kicker.de/Nationalelf/Startseite.html... dass ein weiterer recht renommierter Nationalspieler sich über den Nationaltrainer und seinem Umgang mit ihm aufregt, finde ich dort nicht... hmm...

Aber ja, selbst nach der Ausbootung der 3 Weltmeister hat Jogi Löw immer noch einen Kader, aus dem man bis 2020 einen Titelkandidaten basteln könnte, wenn man ein fähiger Trainer wäre. Irgendwie ist aber allen bewusst, dass wir keinen fähigen Trainer haben...
und nach Meinung dieses Blogges mit Löw niemals hatten... die Vorgänger von Löw waren nebenbenbei... Jürgen Klinsmann, Rudi Völler, Erich Ribbeck und Berti Vogts... die kommen zusammen auf eine erfolgreiche Station im Vereinsfußball seit der Wiedervereinigung. Aber das das Konzept mit dem Ahnungslosen ja 1990 mit Franz Beckenbauer so gut geklappt hat, ziehen wir das seit dem konstant durch... Man will sich gar nicht vorstellen, wie viele Titel Deutschland seit 1990 geholt hätte, wenn man ordentliche Trainer verpflichtet hätte...
Und ja, der "Wir werden auf Jahre unschlagbar sein", aber dann kam Berti Vogts, wäre ein Meme geworden, wenn es 1992 schon Memes gegeben hätte. Es kann aber halt mittlerweile auf "Aber dann kamen 5 Trainer, die eigentlich nichts auf dem Posten verloren haben" erweitert werden...

Aber ja: Wir gehen irgendwie alle davon aus, dass Löw das bis 2020 nicht hinbiegen wird. Auch wenn wir das vor der EM vergessen haben werden, ist das unsere Erwartungshaltung Stand jetzt. Aber es traut sich dann keiner den eigentlich logischen Schritt zu gehen: Wenn der Trainer nicht in der Lage ist aus dieser Auswahl einen Titelkandidaten zu basteln, muss er entlassen werden...

Und nur mal um festzuhalten, wie inkompetent sich Löw derzeit gibt: er hat es echt geschafft ein "Das hat in der Nations League gut funktioniert" rauszuhauen... Und keiner der anwesenden Journalisten traut es sich ihn darauf hinzuweisen, dass es so gut funktioniert hat, wie derzeit in Hannover alles "gut funktioniert"... und das man abgestiegen ist.
Und klar, es geht dabei nur um eine Personalie. Aber trotzdem bleibt festzuhalten: Entweder Jogi Löw ist sich wirklich nicht bewusst, wie episch und historisch sein doppeltes Versagen in WM und Nations League war, oder er ignoriert es bewusst.

Vielleicht sollte mal irgendjemand einen anderen Satz von Löw von derselben Pressekonferenz auf ihn anwenden: "Die Spieler, die 2014 Weltmeister wurden, haben auch davon profitiert, dass wir vorher Fehler verziehen haben." Gerade profitiert keiner so sehr davon, dass ihm Fehler verziehen werden, weil er es trotz aller Bemühungen (hust, Mustafi, hust) nicht geschafft hat den Weltmeistertitel 2014 zu verhindern.
Aber hey, als jemand, der gerne Deutschland bei Turnieren scheitern sieht, will ich mich da gar nicht beschweren. Eher im Gegenteil: Herr Grindel, wäre das nicht mal der Ideale Zeitpunkt für eine Vertragsverlängerung mit Löw? Wann, wenn nicht jetzt?

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