Dienstag, 12. März 2019

Ist es am Ende egal, wie man im Oktober spielt?

Also gucken wir uns mal völlig random die Tabelle vom 13. Spieltag und die damit verbundenen Storylines an: Damals war Borussia Dortmund auf dem Weg zur souveränen Meisterschaft. Die Bayern mussten eigentlich gerade froh sein, dass sie zurück auf die Champions League Plätze geklettert sind, was Niko Kovac definitiv den Job gerettet haben dürfte. Nur ganz wenige Trainer überleben beim Rekordmeister 2 Spieltage in Folge auf einem Platz, der nicht die Qualifikation für die Gruppenphase sichert. Das ist genau der Moment, an dem die Bayern normalerweise aktiv werden. Und ja, Kovac hatte damit auch offiziell Glück, dass der 4. Platz mittlerweile einen direkten Startplatz garantiert. Niemand kann abschätzen, wie die Uli Hoeneß reagiert hätte, wenn man zwischenzeitlich relevanten Rückstand auf das Minimalziel aufgebaut hätte...

Hinter den Dortmundern hatte sich eigentlich die andere Borussia eingenistet. Und die fühlten sich da zwischenzeitlich so wohl, dass sie sich mit der Meister-Frage beschäftigen sollten. Das war damals schon absurd, ist aber passiert.

Ebenfalls in dieser Phase manövrierte Bayer Leverkusen sich in die Position, in der es eigentlich egal sein sollte, wie sie jetzt weiterspielen, weil weder nach oben, noch nach unten, etwas geht. Sie entschieden sich, im Gegensatz zu den Schalkern, die an sich in der selben Position waren, für einen Trainerwechsel. Jetzt... könnten sie auf ein Mal Gladbach noch abfangen, was zum Jahreswechsel illusorisch erschien.

Am ganz anderen Ende der Tabelle spielte gerade die Fortuna aus Düsseldorf, abgesehen von einem absurden Punkt gegen die Bayern, wie ein designierter Absteiger. Sie standen noch hinter den Nürnbergern, die als einziges Kellerkind ihre Form anscheinend konstant halten können. Davor sah es so aus, als könnte es echt ein Rennen um die anderen beiden (theoretischen) Abstiegsplätze geben.

Jetzt... Sind die Bayern Tabellenführer und Düsseldorf ist so gut wie gerettet. Wer darauf Ende November gewettet hätte, wäre jetzt sicherlich reich.

Noch viel faszinierender ist es ja, wenn man sich das große, also internationale Bild anguckt. Wenn man sich gefragt hat, wer nach der Gruppenphase die Titelfavoriten auf den Champions League Titel waren... fielen ziemlich schnell Juventus Turin wegen Cristiano Ronaldo, Paris St.Germain wegen Neymar, Liverpool wegen Salah und Barca wegen Messi. Und weil diese 4 Kandidaten ihre Liga souverän anführten. Aber jetzt im März... Paris ist schon ausgeschieden. Turin steht vor einer echt schweren Aufgabe. Barca spielt nur noch gegen Real Madrid wirklich souverän, da muss man sich schon fragen, ob das die eigene Stärke oder die Schwäche der Liga ist, die sie zur Meisterschaft tragen... und Liverpool hat nicht nur seinen Vorsprung auf Manchester City verspielt, sondern irgendwie auch seinen klaren Favoritenstatus gegen die Bayern...

Gerade das Verhältnis zwischen Bayern und Liverpool macht es deutlich, wie extrem die Formkurven sein können. Und wie krass sich die Schwankungen auswirken.
Und gerade die Bayern haben, wenn wir das Objektiv noch weiter stellen, jetzt auf Ein Mal auf Grund ihres schwachen Oktobers einen riesigen Vorteil. Denn Jahrelang war ja das Hauptproblem der Bayern, dass sie sich in der Liga langweilen und deswegen die Spannung verlieren. Die Liga gewinnt man halt im Vorbeigehen, aber man schafft es nicht, die Sinne so zu scharf zu halten, dass man auch die Champions League gewinnen kann.
Dieses Jahr ist man dazu gezwungen jede Woche ordentliche Leistungen abzuliefern. Gerade das Spiel gegen Wolfsburg ist da ein gutes Beispiel: Bisher waren die Bayern noch nicht zu solchen Demontagen in der Lage. Aber die Bayern hatten in diesem Spiel auch diese gewisse Geilheit und Wolfsburg 6:0 abzuschießen... vor allem, weil sie ja davon ausgingen, dass ein 4:0 nicht für die Tabellenführung reichen könnte, ein 6:0 aber schon. Und mit dieser Spannung geht man jetzt ins Achtelfinale.
Ob das dann wirklich reicht, ist eine andere Frage. Aber es hat den Bayern in der Vorbereitung auf diese Schlüsselspiel jedenfalls nicht geschadet, dass sie vorher schon auf Betriebstemperatur arbeiten mussten.

Da fällt mir spontan auf, dass ich dieses Thema eigentlich schon 2014 angeschnitten habe. Damals habe ich die Theorie aufgestellt, dass die Bayern ihre WM Helden in den ersten Wochen der Saison pausieren (und ein vernünftiges Aufbautraining nach einer angemessenen Pause absolvieren) lassen sollten, damit sie dann in der entscheidenden Phase der Saison frisch und frei im Kopf sind. Was sie seit diesem 5 Jahre alten Beitrag irgendwie immer nicht waren. Damals habe ich es auf die Zusatzbelastung WM geschoben. Aber vielleicht sollten die Bayern das einfach allgemein so halten: Wir lassen unsere erste Garnitur erst auflaufen, wenn die Konkurrenz 6 Punkte Vorsprung hat, damit wir dann nicht völlig unterfordert in den März gehen müssen... Oder sie verstoßen in jedem nicht Turnier Jahr genau so gegen die Lizenzbedingungen, dass ihnen 6 Punkte abgezogen werden... Irgendwie muss man sich ja eine Konkurrenz erschaffen... Und nachdem man dann die ersten beiden Auswärtsspiele dank einiger dummer Eigentore verloren hat, fängt man an seriös zu spielen...

Und ob man seine Saisonziele erreicht oder nicht, wird ja eh frühestens im März entschieden. Da sollte man halt seinen gesamten Saisonplan darauf auslegen, dass man im Frühjahr gut in Form ist und nicht im Oktober....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen