Freitag, 9. Dezember 2022

Kurzer Blick auf die Viertelfinale

 Und dann stellt man fest: Spanien und Japan sind ja auch schon raus. Also falls sich irgendjemand einreden wollte, dass man ja in einer richtig guten Gruppe mit der Überraschungsmannschaft und dem Titelfavoriten ausgeschieden ist.

Damit ist die "deutsche" Gruppe die einzige, die im Viertelfinale einfach nicht vertreten ist. Man ist also nicht nur ausgeschieden, man ist an der nach den Leistungen schlechtesten Gruppe ausgeschieden. Nun ist das natürlich nicht so einfach zu pauschalisieren, schließlich hat es auch etwas mit "Losglück" zu tun, dann Spanien die absolute Übermannschaft aus Marokko als Gegner bekam. Oh, warte, das haben die sich quasi selber ausgesucht. 

Aber hier ist die wirkliche statistische Absurdität: Das ist gar keine Ausnahme. 2021 spielte man in einer "Todesgruppe" mit Portugal, Frankreich und Ungarn. Und stand ja auch nach 80 Minuten auf Platz 4 lag, weil Puskas Erben in Führung lagen. Und von dieser ja ach so starken Gruppe qualifizierte sich niemand fürs Viertelfinale. Deutschland schied immerhin gegen den späteren Finalisten England aus. Portugal schied gegen die doch gar nicht so goldene und nie ein Finale erreichende Generation aus Belgien aus. Und Frankreich verspielte eine sichere Führung gegen die Schweiz.

Aber selbst bei der Uraufführung dieses Klassikers der Neuzeit... Scheiterte Mexiko wie eigentlich immer im Achtelfinale. Still und heimlich sind die Mexikaner doch froh, dass sie diesen Fluch dieses Jahr besiegt haben, indem sie schon in der Vorrunde ausgeschieden sind. Schweden kam tatsächlich als einziger Gruppengegner der Deutschen ins Viertelfinale, war da aber gegen England chancenlos.

Das ist natürlich alles völlig willkürlich und ziemlich nichts sagend. Aber es relativiert die Leistungen der Deutschen halt weiter: Man ist bei den letzten 3 Turnieren nur auf eine wirklich erfolgreiche Mannschaft getroffen, die im weiteren Turnierverlauf auch etwas gerissen hat. Gegen diese Mannschaft hatte man praktisch nur eine Chance und die hatte Thomas Müller der im Nationalmannschaftstrikot seit Jahren aus Prinzip nicht mehr aufs Tor schießt. All die anderen Gegner, an denen man hauptsächlich gescheitert ist, waren auch einfach nicht wirklich gut. 

Diese Perspektive muss man auch nochmal bemühen, um das ach so tolle Spiel gegen Spanien richtig einzuordnen. Wo alle sich einreden wollten, dass man gegen die Spanier ja richtig gut mitgehalten hat. Die hat man ja richtig unter Druck gesetzt. Man hatte am Ende deutlich mehr und die besseren Abschlüsse. Toll, all das kann Marokko, natürlich mit einer anderen Spielanlage, auch von sich behaupten. 

Und klar, Deutschland war in allen 3 Gruppenspielen die bessere Mannschaft. Dass die sich da nicht durchsetzen, ist schon ein wenig unglücklich. Obwohl man hier festhalten muss: Wenn Können im Wesentlichen die Wiederholung von Glück ist, dann ist das permanente Wiederholen von Pech halt Unfähigkeit. 

Das wirkliche Problem ist aber: Selbst wenn man sich gegen diese im Großen und Ganzen auch enttäuschenden Gegner durchgesetzt hätte, wäre das kein Freifahrtschein für den Rest des Turniers gewesen. Das soll auch nur verdeutlichen, wie weit weg von der "Weltspitze" man gerade ist.

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