Donnerstag, 28. Mai 2020

Das war sie also

Die größte internationale Werbeveranstaltung für die Bundesliga seit dem Champions League Finale 2013.
Die ganze Welt schaute auf das leere Stadion in Dortmund... und das Spiel war dann... faszinierend nüchtern.
Also es zeigte mit aller Deutlichkeit das Grundproblem der Dortmunder: Gegen den Rest sieht das überzeugend aus, aber bei den Bayern stößt man an seine Grenzen.

Und das war kein Einzelfall. Es war eher ein Fortschritt, weil man halt gegen Bayern in ordentlicher Form nur 0:1 verloren hat. Vor allem stieß man halt kollektiv an seine Grenzen. Von Roman Bürki im Tor bis Erlin Haaland in der Spitze. Die in den Vorwochen so überragenden Raphael Guerreiro, Thorgan Hazard und Julian Brandt belegten eindrucksvoll, warum sie (noch) nur bei der Borussia spielen. Und am Ende war Lucien Favre so verzweifelt, dass er Mario Götze brachte... was wie alles, was versucht wurde, wenig brachte.

In der Endabrechnung steht das Handspiel von Jerome Boateng als einziger wirklicher Schockmoment. Also das war der einzige Moment, bei dem ich dachte: Hier könnte jetzt ein Tor fallen.
Wirklich faszinierend war für mich ja die Reaktion der Bayern auf Guerreiros Torschuss in der 75. Minute. Bis dahin spielte sich die 2. Halbzeit im Wesentlichen in der Hälfte des Rekordmeisters ab. Und gerade um die 70. Minute herum wurde tatsächlich so was wie Druck aufgebaut. Aber sobald Dortmund dann auch nur ein Mal ziemlich ungefährlich aufs Tor schoss... zogen die Bayern kurz an, und verlegte das Geschehen in den letzten 10 Minuten einfach mal 10-15 Meter weiter weg vom eigenen Tor. Und plötzlich kam man selber zur Chance zum 0:2.
Da kann man sich noch so sehr einreden, dass die Gelbe Wand gefehlt hat. Dass die Fans die Dortmunder schon noch zu einer beeindruckenden Schlussoffensive angetrieben hätten.. so humorlos und sachlich, wie die Bayern das runter gespielt haben, bin ich nicht so überzeugt davon, dass bei dieser Schlussoffensive mehr passiert wäre.

Was einem natürlich zum eigentlichen Problem führt: Ist man damit jetzt zufrieden oder nicht? Denn wir kommen halt wie immer einfach an die natürlichen Grenzen eines von Favre trainierten Teams: Man ist gut genug, um sich für die Champions League zu qualifizieren (und dort sogar im Viertelfinale dabei zu sein), aber halt keine echte Bedrohung für den Rekordmeister und die Titelanwärter. Man spielt halt genau genommen nicht um Titel, sondern nur mit...
Aber das macht die Lage halt so verdammt schwierig. Denn man jammert halt immer noch auf Hohem Niveau, wenn man über Favre jammert. Man wird halt auch keinen Trainer finden, der definitiv besser ist. Dazu würden 16 andere Bundesligisten ihren Ehrenpräsidenten verkaufen um auf dieses Niveau zu kommen. Trotzdem bleibt irgendwie das Gefühl, dass man aus all den Hochbegabten mehr rausholen könnte...

Nebenbei wird einem halt auch irgendwie bewusst, dass Dortmund still und heimlich ein Torwart-Problem hat. Und das geben sie unbewusst ja auch zu. Also die Dortmunder behaupten ja schon länger, dass sie 2 gleichwertige Torhüter in ihren Reihen haben. Diese Saison hat "Ersatzmann Marwin Hitz" sogar den deutlich besseren Notenschnitt.
Genau genommen bedeutet das halt auch nur: Man hat 2 ordentliche Torhüter, aber keinen überragenden. Und damit muss man sich arrangieren.
Also nehmen wir mal das Unfaire Beispiel des direkten Konkurrenten aus München: Die werden nie behaupten, dass ihr Ersatzmann ja quasi genau so gut wie Manuel Neuer sein könnte. Sie haben halt auch einen der Besten weltweit... Aber überlegt mal selber kurz: Wenn sich Dortmund im Sommer Sven Ulreich holen würde... wäre der dann die Nummer eins in Dortmund? Auf jeden Fall würde es in den entscheidenden Momenten keinen Unterschied machen, ob Bürki oder Ulreich im Tor steht. Und das ist ein schlechtes Zeichen.

Genau genommen ist es vollkommen albern 2 gleichwertige Torhüter im Kader zu haben. Du willst ja eine Nummer 1 haben, die den Unterschied ausmachen kann... und das können in der Bundesliga weniger Torhüter, als man denkt. Und dann will man eine Notfallversicherung für eventuelle Verletzungen (oder ein zu entwickelndes Talent) in der Hinterhand haben... Auch wenn einem bewusst ist, dass diese Absicherung nur für die niedere Konkurrenz ausreichen wird.
Das Problem für die Dortmunder: Es gibt genau genommen höchstens 3 Torhüter in der Bundesliga, die wirklich einen Unterschied machen: Neuer, Sommer und Gulacsi. Und so einen Torhüter zu finden ist verdammt schwer. Lustiger Weise sind Bayern, Gladbach und Leipzig auch die Vereine, die nicht behaupten, dass sie wirklich gleichwertigen Ersatz auf der Bank haben... Gerade in Leipzig haben sie ja betont, dass sie Yvon Mvogo immer mal wieder gebracht haben, weil er dringend Spielpraxis braucht... nicht weil er genau so gut ist, wie ihre Nummer 1.

Praktisch steht man bei der Torhüterfrage vor denselben Problem wie beim Trainer: Gibt man sich mit dem Status Quo zufrieden? Oder geht man ins Risiko und sagt sich: 4. werden wir auch mit anderem Personal, aber mit dem ist vielleicht auch mehr drin?

Vor wir schon beim "Reicht uns das?" sind: warum stellen wir uns die Frage nicht auch bei den Schiedsrichtern?  Die Dienstags-Sportschau begann ja mit Dortmund - Bayern und darauf folgte Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach. Und bei beiden frage man sich mal wieder: Warum kriegen wir das einfach nicht hin?
Wobei man hier auch direkt mal Manuel Gräfe und Tobias Stieler aus der Schusslinie nehmen muss. Also sowohl Boatengs Handelfmeter, als auch das Foul von Christoph Kramer an Davy Klaassen kann man in Originalgeschwindigkeit verpassen. Aber genau an der Stelle muss doch der "Kölner Keller" eingreifen und den Schiedsrichter auf den vorhandenen Kontakt hinweisen... Oder darauf, dass Boateng deutlich den Arm ausfährt, was halt entweder grob fahrlässig war... oder aber bewusst passierte.
Aber anscheinend sahen die Videoassistenten in diesen Momenten nichts relevantes. Und das ist halt keine VAR-Frage... das ist eine Frage von Kompetenz. Unsere Schiedsrichter sind halt bei weitem nicht mehr so gut, wie sie mal waren. Vor allem in der Breite. Sobald dieses Problem gelöst worden ist, wird sich das Problem Videobeweis auch lösen...

Der ganz normaler Freiburger Wahnsinn: Die Freiburger haben ein Problem: Wenn sie gut spielen und die klar bessere Mannschaft sind, verlieren sie gegen Werder Bremen... wenn sie an die Wand gespielt werden, wie gegen Frankfurt und Leipzig, holen sie ein Unentschieden... vielleicht sollten sie mal versuchen den Gegner auf Augenhöhe zu begegnen, dann könnte es auch einen Sieg geben. Normal ist es jedenfalls nicht, dass die jeweils deutlich bessere Mannschaft 3 Spiele in Folge nicht gewinnt... Aber gut, für die Bundesliga reicht's auch so...

Die neue, große Heimschwäche: wo wir schon dabei sind: Für die Bundesliga reicht's; In Covid-19-Zeiten gibt es plötzlich... im Schnitt 2 Heimsiege pro Spieltag. Nicht mal, beim Re-Start gewann nur Dortmund im eigenen Stadion. Wenn man dann auf 12 Auswärtssiege an 3 Spieltagen kommt... Als erste Erkenntnis scheinen Geisterspiele in fremden Arenen einfacher zu sein... Oder es wird halt deutlich, dass es vielen Bundesligisten einfach an Qualität fehlt um ohne seine Fans im Rücken sein eigenes Spiel durchzudrücken. Gerade wenn man bedenkt, wie viel besser sich Leverkusen, Gladbach und Wolfsburg in der Fremde präsentierten...
Man könnte quasi behaupten: Die eine Mannschaft, die zu Hause genau so schlecht ist, wie auswärts... ist Schalke 04... die dürften auch gerade diejenigen sein, die sich heimlich über die Geisterspiele am meisten freuen, so bleibt ihnen der Spießrutenlauf nach enttäuschenden Vorstellungen erspart...

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