Mittwoch, 25. September 2013

Kann ein Trainer die Lösung und gleichzeitig das Problem sein?

Oder direkt gefragt: Ist Mirko Slomka ein guter und gleichzeitig ein schlechter Trainer?

Lasst uns erst mal die Grundlage klären: Hannover 96 hat Mirko Slomka verdammt viel zu verdanken. So viel, dass sie ihn eigentlich nicht mehr entlassen können. Und dabei rede ich nicht mal von den 2 Jahren, in denen er die Mannschaft nach Europa führte. Viel wichtiger: Mirko Slomka war der Trainer, der Hannover nach dem Suzid von Robert Enke wieder aufbaute und den Klassenerhalt (trotz einer Serie von 1 Punkt aus 12 Spielen direkt nach diesem dramatischen Ereignissen) sicherte. Das hätte sonst wohl nur Jörg Berger geschafft.
Aber weil die gesamte Situation so einzigartig war, wird wohl ewig unter gehen, wie großartig die Trainerleistung von Slomka in dieser Saison bewertet werden muss. Plus: man redet halt verdammt ungern darüber...

Um meine eigene Saisonvorschau zu zitieren: Mirko Slomka ist der ultimative "Gebt mir euren Müll, ich mache daraus eine funktionierende Mannschaft" Trainer. Aber Spieler wirklich weiter zu entwickeln, ist nach wie vor nicht seine ganz gro0e Stärke.

Machen wir es doch einfach mal an den 3 großen Stürmern unter Slomka fest: Didier Ya Konan, Mo Abdellauoe und Mame Diouf schlugen alle wie Volltreffer in der Liga ein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass alle 3 zusammen 3,3 Millionen Euro Ablöse gekostet haben. Und wenn alle 3 jeweils ihr Anfangsniveau gehalten hätten... oder sich vielleicht sogar noch verbessert hätten...

Stattdessen sieht es so aus, als würden die 3,5 Millionen die der VfB Stuttgart für Abdellaoue bezahlt hat, das einzige Geld bleiben wird, was Hannover mit den 3 Stürmern verdienen kann... Das Problem ist aber: Mame Diouf (der immerhin Interesse von den größeren Vereinen geweckt hat) wird wohl auf Jahre der Beste Spieler, den Hannover je verpflichten konnte, bleiben. Wenn Hannover aber wirklich den nächsten Schritt machen und die Europa League aus eigener Stärke erreichen will, müssen sie gute Spieler wie Diouf selber ausbilden... und dann teuer weiterverkaufen.

Borussia Mönchengladbach lebt heute noch von den Verkäufen von Marco Reus und Dante. Und selbst dass der ursprüngliche Reus Ersatz (Luuk de Jong) nicht so wirklich eingeschlagen ist, kann den Verein kaum noch aufhalten.

Aber das andere Problem an Mirko Slomka: er ist genau genommen auch zu gut, um in wirkliche (Abstiegs-)Probleme zu kommen... und entlassen zu werden... gleichzeitig scheint niemand wirkliches Interesse daran zu haben, Slomka aus seinen Vertrag abzulösen... Die beiden werden sich also so schnell nicht mehr los werden... Es sei denn Slomka übernimmt nach der WM die deutsche Nationalmannschaft (was vielleicht seine wahre Berufung sein könnte... dort muss man schließlich nur den extrem hochwertigen Müll verwalten und keine Spieler selbst entwickeln...). Und damit wird Hannover wohl ewig auf dem derzeitigen Niveau feststecken (und ja, die sind gerade 4., aber das auch nur, weil sie in 4 von 6 Spielen Heimrecht genießen durften). Was, wenn man bedenkt, wo Hannover her kommt, vielleicht auch gar nicht so schlecht ist... Gerade der Rivale aus Braunschweig beweist doch gerade, wie schwierig es ist, sich nach Jahren der Abstinenz wieder in der Bundesliga zu etablieren. Und Hannover ist jetzt seit 10 Jahren dabei... Wieviele andere Mannschaften können das von sich behaupten?

Aber, das wirklich interessante: Andreas Müller, der ja in Hoffenheim die Trainingsgruppe II zusammengestellt hat und auch sonst nicht besonders viel Durchblick bewiesen hat, hat ausgerechnet das als erster erkannt. Er entließ den Erfolgstrainer als Tabellenzweiter auf Schalke weil, laut Wikipedia, nicht mehr erkennbar war, "dass die Mannschaft sich sportlich weiterentwickeln könnte." Und vor genau demselben Problem steht gerade Hannover 96...

Am Ende ist Mirko Slomka in der richtigen Situation ein guter Trainer. Bei einem relativ finanzstarken Verein wie Hannover kann er konstant sehr solide Arbeit abliefern. Aber wie ein Christian Streich jedes Jahr neue Jugendspieler einbauen, könnte er nicht.

1 Kommentar:

  1. Es ist die ewige Frage: "Wieviel Anteil hat ein Trainer am Erfolg der Mannschaft?". Bei Mirko Slomka lässt sich nur soviel feststellen: Hannover 96 spielte nur mit Ihm erfolgreich. Davor lief es eingentlich nicht. Selbt in der nicht so guten Saison 2012/2013 die Hannover im Mittelfeld abschloss lief es anfangs sehr gut. Bis sich hierausstellte, dass der Kader verletzungsanfälling und insgesamt zu alt ist. Kaum ein Problem, was man dem Trainer anlasten kann.

    Ob Herr Slomka Spieler weiterentwickeln kann? Ich glaube ja. Spieler wie Hoffmann, Sané und Sakai wurden als junge Spieler verpflichtet und in die Mannschaft eingebaut. Das waren a.h.S. keine fertigen Bundesligaspieler sondern haben sich mit dem Sprung zu Hannover und in Hannover klar verbessert. Hoffmanns Position als Einwechselspieler derzeit ist in seinem jungen alter und bei der starken Konkurenz keine Rückstufung.

    Bleibt noch das Problem das Hannover 96 keine Jugendspieler in die 1. Mannschaft eingebaut hat. Hier finde ich den Vergleich mit Freiburg und Gladbach unfair. Beide Vereine haben schon seit Jahren in Ihrem Konzept stehen mit jungen Spielern zu arbeiten. Hannover 96 baut zurzeit erst an seinem Jungenkonzept inkl. Nachwuchsleistungszentrum herum. Folglich kann meines erachtens auch die Qualität des Nachwuchs noch nicht so hoch sein. In 2-3 Jahren kann man hier den Maßstab an den anderen Vereinen anlegen. Dann bin ich gerne bereit mein Urteil zu revidieren.

    Abschlißend glaube ich nicht, dass Herr Slomka an der fehlenden Weiterentwicklung von Spielern schuld ist. Dann müssten sich die Spieler bei Stuttgart (wo übrigens die halbe Hannover B-Mannschaft untergekommen ist) oder den anderen Vereinen bei denen sie heute spielen glänzend entwickeln. Dem ist n.h.S. nicht so. Mir fällt keiner ein der nach Mirko Slomka durchgestartet ist.

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