Mittwoch, 3. Oktober 2012

Zum Tag der Deutschen Einheit

muss man sich natürlich erstmal eine Fußballlandkarte angucken... und dann... nun ja... sieht das mit der Einheit eher schlecht aus. Und mit weiteren Vereinen aus dem tiefen Westen wie Hoffenheim, Fürth und Augsburg, die nach oben streben... wird sich die Landkarte eher noch weiter verschieben. Denn auch in den Unteren Ligen rücken eher Mannschaften wie der 1.FC Heidenheim, Sandhausen, Regensburg und Aalen nach...

Nun will ich es gar nicht direkt auf die Strukturschwäche schieben... denn nur daran liegt es sicher nicht. Hansa Rostock hat nach der Wende 15 Jahre lang exzellente Arbeit abgeliefert und wurde dafür mit 10 Jahren Bundesliga belohnt. Seit ein paar Jahren machen sie in der Führungsetage einen Fehler nach dem anderen und jetzt... stehen sie im Mittelfeld der Dritten Liga und wieder mal vor der Pleite.
Dabei hatte Hansa einen entscheidenden Strukturvorteil: sie hatten schon eine ausgezeichnete Fußballschule, bevor das Standart im Lizenzverfahren wurde... Aber wenn deine erste Mannschaft nur noch an der Grenze zur Zweiten Liga rumgurkt... wechseln deine Talente (und A-Jugend-Meister) natürlich doch lieber woanders hin...
Ehrlich, wenn euch mal langweilig ist, googlet mal FSV Bentwisch und Sievershäger SV... Die Jugendabteilung der beiden Vereine bestanden im wesentlichen aus Jungs, die es in Rostock nicht geschafft haben... und der FSV Bentwisch spielten bis 2007 trotzdem in der (zeitweise höchstklassigen) A-Jugend Regionalliga... so gut war Müll aus Rostocks Jugendabteilung... (Die Geschichte, wie ich als 18 Jähriger in der Rostocker Kreisklasse gegen die Überreste der Rostocker Jugend in Bentwisch spielen durfte, erzähl ich euch ein andern mal... aber ja, ich komme aus der Region, da kennt man sich halt ein bischen besser aus...)
Während der Wechsel von Toni Kroos zu den Bayern wohl nicht zu verhindern war... hätte sein kleiner Bruder Felix zumindest seine ersten vernünftigen Profi-Schritte in Rostock machen können. Aber der ist mittlerweile in Bremen.

Es ist wenig überraschend, dass Hansa Rostock (eine Fahrstuhlmannschaft) und Energie Cottbus (eine Mannschaft, die nach der Wiedervereinigung in die Oberliga einsortiert wurde) die erfolgreichsten Nachwendeklubs stellen: die Traditionsvereine wie Dynamo Dresden zogen halt die falschen Interessenten an. Dank Präsident Rolf-Jürgen Otto fand sich Dynamo nach 3 Jahren mit 10 Millionen DM Schulden in der Regionalliga wieder... Und davon haben sie sich heute vielleicht wirklich mal erholt... (und nein, ich werde an der Stelle NICHT erwähnen, dass 10 Millionen im Vergleich zu dem Was Borussia Dortmund zur Jahrtausendwende aufgestaut hat, lächerlich wirken... oh, ok, ich habe es zumindest versucht...)
Aber die Vereine, bei denen ruhig und sachlich ohne die großen Kapitalisten gearbeitet wurde, waren am Ende die erfolgreichsten.

Aber das wirklich faszinierende: Wenn jetzt "Fans" aus dem tiefen Westen behaupten, Projekte wie RB Leipzig würden den Fußball Schaden machen (um jegliche Vorwürfe diesmal zu vermeiden, beziehe ich mich diesmal nur auf die Kopfzeile der Kicker Leserbriefe):
Erstens: Solche künstlichen Vereine hat es im Westen auch immer gegeben... ich nenne mal 1899 Hoffenheim, VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Bayer Uerdingen. Wo stünden bitte all diese Vereine ohne ihre Gönner und Mäzenen. (Genau, googlet mal KFC Uerdingen, dann kriegt ihr es raus...) Und wie konnte sich der 125 Jahre alte Hamburger SV nochmal seinen Rafael van der Vaart leisten? Genau, durch einen Fan Investor. Und wer hält 1860 München künstlich am Leben: genau, ein Scheich...
Und wenn man sich die oben angedeuteten in die 2. Liga nachrückenden Vereine anguckt, wird es eher schlimmer als besser. Anscheinend gibt es auf jedem 2. Dorf im Westen einen Dietmar Hopp...
Oh, und wo wir bei Bayer Leverkusen sind: Wieso dürfen die den Firmennamen im Namen tragen, während sich die anderen RasenBall Leipzig nennen dürfen? Natürlich war das bei Bayer Leverkusen halt schon immer so... aber genau genommen bei RB auch...

Dann gibt es natürlich diejenigen, die behaupten, Tradition sei wichtig... ist sie bestimmt auch... aber Tradition hat gerade in Leipzig (ich studiere seit einer Weile dort, ich weiß wo von ich da rede) zu dieser beschissenen Situation geführt: Man hat mit Leipzig, Halle und wenn man den Rahmen (was spätestens in der Bundesliga passieren würde) etwas weiter zieht Dresden und Magdeburg einen riesigen Markt... der derzeit im Profifußball mit einer einzigen Zweitligamannschaft abgedeckt wird... Und alles, was die Tradition den Leipzigern gebracht hat, sind mehr Konkursverfahren (2) als Bundesligajahre (1). Und das, ohwohl ihnen 2006 ein WM Stadion einfach so hingestellt wurde... Dazu 2 völlig verfeindete Fanlager von links und rechts, die es irgendwelchen vernünftigen Investoren unmöglich machten, dort einzusteigen (und RedBull hat es versucht, wurde aber bei beiden Vereinen abgeblockt...)
Das einzige, was die Tradition seit der Wende hinbekommen hat: Der erste Deutsche Fußballmeister VfB Leipzig hat sich wieder in seinen mehr oder weniger von der Reichsbahn (der Ostdeutschen... immerhin...) aufoktruierten 1.FC Lok Leipig umbenannt... Yeah!!!

Und RB? Tut den Leipzigern richtig gut. Während die anderen Vereine nicht mal das Geld haben, ihre eigenen Stadien zu renovieren, steckt RB so viel Geld ins Leipziger Umfeld, dass selbst die Kreisklasse Vereine im Winter auf einen der entstehenden Kunstrasenplätze ausweichen konnten... (Und ja, selbst ich durfte schon auf den Plätzen spielen, auf denen die RB Profis oder die Jugend trainieren...) Zeitgleich entsteht eine Fußballschule, die diesen Namen auch verdient... damit ein Rene Adler nicht mehr in jüngsten Jahren nach Leverkusen auswandern muss, um ordentlich gefördert zu werden. (Und ja, ich habe auf dem Platz, auf dem Rene Adler seine ersten Schritte gemacht hat, schon gespielt... BEVOR er seine Karriere beim VfB Leipzig begann...)
Da kann ich jetzt nichts erkennen, was den Fußball in irgend einer Weise schadet... Lustiger Weise gab es zur Gründung von RB heftige Widerstände innerhalb von Leipzig (also wenn die Fans von Lok und Chemie nicht mit sich selbst beschäftigt waren.) Mittlerweile gibt es diese nur noch außerhalb der Stadt. Halt in den Gegenden, die sich von RB in irgendeiner Weise bedroht fühlen. Und wir Reden hier von einem Markt, der 15.000 Menschen zu einem trotslosen Oberligaderby ins Stadion bekommt. Nur deswegen investiert Red Bull ja in diesen Markt: Weil er unglaublich groß ist und nach Profifußball lechzst. Und sowohl die Spitzentalente als auch die Freizeitfußballer dürfen von diesem "Projekt" profitieren...

Nun macht RB garantiert nicht alles richtig. Schließlich holten sie von Timo Rost bis Nico Frommer so ziemlich alles, was nicht mehr nach Aufschwung aussieht... Und es muss ja auch Gründe geben, dass ausgerechnet Hallle vor ihnen in die dritte Liga aufgestiegen ist... Trotzdem bleibt RB die einzige Hoffnung in dieser Region auf zumindest guten Zweitliga Fußball... und zumindest den hat diese Region auch verdient.
Oh, und wo wir dabei sind: Der SSV Makranstädt (also für diejenigen, die es nicht wissen, der Verein, der damals seine Lizenz für RB Leipzig aufgegeben hat) ist mittlerweile als 2. in der Oberliga angekommen. Ja, nach 3 Jahren hat RB so viele Mannschaften nach oben gezogen, dass die Makranstädt ihre Lizenz zurückgeben konnten und der Verein jetzt besser da steht als vorher... und die Jugendmannschaften des Insolventen FC Sachsens haben sie nebenbei auch noch übernommen... Wem haben sie jetzt also nochmal geschadet? Ach ja DEM FUßBALL:...

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