Hey, bei Union Berlin dürfte ich eh unten durch sein.
Was für ein Schmierentheater! Da werden die armen Unioner für die Tat eines verwirrten Einzelnen bestraft. Und nicht nur die, auch Holstein Kiel, die jetzt vielleicht doch als Letzter und nicht als Vorletzter absteigen...
Ich sage jetzt mal was ganz Fieses: Hoffentlich fehlt Union am Ende 1 Punkt. Also damit Fans lernen, dass ihre absolut dämlichen Aktionen drastische Konsequenzen haben können. Absurde Geldstrafen, die zumindest in den tieferen Ligen richtig weh tun, scheinen da ja nicht zu helfen.
Und hoffentlich führt der DFB die grundlegende Regel ein, dass Spiele immer und bedingungslos abgebrochen werden, wenn ein Spieler von einem Gegenstand am Kopf getroffen wird. Dann braucht man vielleicht auch nicht mehr die Schirme bei Eckbällen des Gegners aufzuspannen... was nebenbei auch ein viel zu normales Bild ist.
Was mich an Zinglers Argumentation am meisten stört, ist diese Relativierung. Das ist ja leider völlig normal, da kann man nichts machen. Also passiert ja auch bei Konzerten und anderen Indoor Events...
Ähm... Ich darf mich, was Konzerte betrifft, als Experte bezeichnen... weil ich auf 180 im Jahr bin. Teilweise als Gast, teilweise auf der anderen Seite der Bar. Ich habe vom spießigen Orchester im Gewandhaus bis zur Punkband in einer versifften Kaschemme alles gesehen. Und ja, vor 10 Jahren gab es noch den Kult, BHs auf die Bühne zu werfen. Aber diesem Trend sind wir in Zeit fortschreitender Aufklärung irgendwie entwachsen. Also zumindest bei Die Ärzte passiert das nicht mehr. Und ja, hin und wieder werfen junge, meist weibliche Fans Liebesbriefe auf die Bühne. Wobei die meistens eher mit der Security reden, ob sie die ins Backstage legen können.
Aber dass Wurfgeschosse auf die Bühne geworfen werden... in Richtung Künstler*innen? Auf einem so schlechten Konzert war ich noch nicht. Also da muss die Band schon richtig verkacken und sehr schnell von der Bühne gehen, sonst sind Musikfans meistens nicht so unzufrieden, dass sie auf ihre Idole zielen.
Und ja, hin und wieder eskaliert so ein Moshpit und es wird ein Plastikbecher durch den Raum geworfen. Aber.. also das habe ich bisher wirklich nur mit Plastikbechern erlebt, die in der Euphorie hochgeschleudert wurden und leer wieder runterkamen. Oder idealerweise schon leer waren. Da kriegt man dann hin und wieder ein wenig Bier ab, das ist aber alles.
Gerade bei Moshpits gibt es in den letzten Jahren echt faszinierende Entwicklungen: Die nennen das mittlerweile verdammt häufig "Wall of Love", statt "Wall of Death". Und die Leute passen da echt aufeinander auf. Wenn da einer irgendwie zu Boden geht, hilft man den auf. Man baut eine Schutzwand um Menschen, die gerade ihre Schnürsenkel neu justieren müssen... oder eventuell irgendwas verloren haben. Sobald jemand seine Brille verloren haben könnte, wird der ganze Pit angehalten. Und am Ende halten verschiedene Leute Portemonnaies und Schuhe hoch, damit die zurück zu ihrem Besitzer kommen können. Das war im Jahr 2024 der ganz normale Umgang miteinander auf Konzerten.
Und da wird es dann für mich persönlich: Vergleiche uns zivilisierte, feiernde Menschen nicht mit deinem Scheiß-Pöbel. Wir haben ganz andere Probleme als ihr. Also hauptsächlich sexistische Übergriffe, die sich nie ganz eindämmen lassen. Aber dass jemand gefährliche Gegenstände absichtlich auf Menschen wirft, habe ich noch nie...
Ok, noch nie ist übertrieben. Ich war vor ungefähr 20 Jahren auf einem Anti-Nazi Konzert im Sonnenblumenhaus in Rostock. Also dem Sonnenblumenhaus. Ferris MC und DJ Stylewarz haben gespielt. Und irgendwann hat ein sich Neo-Nazi eine Stinkbombe in die Menge geworfen, um das Konzert zu sabotieren. Das war aber echt das einzige Mal, dass bewusst irgendetwas Ekliges oder Gefährliches in meine Richtung oder in Richtung der Künstler*innen geworfen wurde.
Dass gefährliche Gegenstände in Richtung der Protagonisten oder gegnerische Fans geworfen werden, ist ein reines Sportproblem. Das ist ja auch logisch: Kaum jemand geht auf ein Konzert, weil er die Künstler*innen hasst. Aber den gegnerischen Torwart, der es aus deiner Perspektive mit dem Zeitspiel übertreibt, weil er genau dasselbe macht, was du bei deinem Torwart feiern würdest? Den hasst man dann irgendwie schon. Den Angreifer, der sich schon wieder so leicht fallen lässt, auch. Den technisch hochbegabte, aber viel zu lässigen Flügelflitzer, den man in den eigenen Reihen vergöttern würde. Den Scheiß-Neger.
Sobald diese Personen ein gegnerisches Trikot trägt, entwickelt man einen gewissen Hass auf sie, auch wenn man sie für dieselben Aktionen im eigenen Trikot feiern würde. Und diese negativen Emotionen, die es auf Konzerten nur ganz selten, im Stadion aber jede Woche gibt, führen dann dazu, dass Leute Gegenstände auf Spieler werfen.
Nebenbei würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass das ein reines Fußballproblem ist. So asozial sind nur wir. Beim Eishockey gibt es die Plastikscheibe ja, damit die Fans nicht vom Puck getroffen werden, und nicht, damit die nichts auf die Eisfläche werfen. Ich habe gerade mal "Spielabbruch und Basketball" gegoogled... und medizinische Notfälle oder technische Probleme gefunden.
Und ja, es gab den "Malice in the Palace" in der NBA. Aber das war vor 20 Jahren. Und das hat zu extremen Verschärfungen der Regeln geführt. Aber es mussten keine Fangnetze eingeführt werden, um Ähnliches zu verhindern.
Nebenbei ist es auch nicht so, dass sich Fangruppen nicht auch in anderen Sportarten hassen und prügeln würden. Hier habt ihr einen Artikel zu einer Massenschlägerei vor dem Final Four Turnier im Basketball. Aber... also achtet mal bei den Highlights aus der Basketball-Bundesliga auf die Plätze hinter dem Korb. Und dann vergleicht das mal mit diesem Bild von der an sich völlig harmlosen Spielvereinigung Elversberg. Oder... dieses "Positivbeispiel" für einen Gästeblock aus Frankfurt. Was seht ihr da demonstrativ zwischen den Fans und dem Tor? Riesige Fangnetze... die es bei Union noch nicht gab, aber jetzt als erste Reaktion wohl geben wird.
Es ist so absurd normal, dass Fans aus den Gästeblock Gegenstände auf das Feld werfen, dass das "Positivbeispiel" mit einem Schutznetz für die Spieler kommt. Wenn es diese Probleme auch beim Basketball oder beim Konzerten geben würde, wären auch da einzelne Bereiche mit solchen Netzen abgesperrt.
Random Sad Fact: Ich saß bei meinem ersten Konzert von Die Ärzte in Dresden direkt neben dem Gästeblock im Stadion. Der ist komplett mit Plexiglas abgeschirmt... weil... die mit Toten Hosen Fans gerechnet haben? Nein, weil man als Gästefan bei Dynamo sonst mit Gegenständen beworfen wird. Das ist da so normal, dass die einzige Chance dies zu verhindern, ein gläserner Käfig war.
Und jetzt, das macht es ja so schlimm, will der Zingerle so tun, als wenn das überall normal wäre. Ein ganz klares NEIN! Es ist zumindest in Deutschland ein Fußball-Fan-Problem.
Natürlich ist es Scheiße, dass jetzt die Tabelle durch diese Idioten beeinflusst wird. Aber die Schuld dafür ist immer noch und ausschließlich bei diesen Idioten zu suchen und nicht beim DFB Sportgericht. Das jetzt noch zu verharmlosen und seinem Verein in die Opferrolle zu drängen, ist das Dümmste, was man als Verantwortlicher machen kann.
Und man kann ja auch sagen, dass man es Scheiße findet, dass die Tabelle dadurch jetzt beeinflusst wird. Man kann aber auch Verantwortung für seine Fans übernehmen, indem man diese Strafe akzeptiert, obwohl man sie Scheiße findet. Nur um sich eindeutig auf "So was darf einfach nicht mehr passieren" Seite zu stehen.
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