Dienstag, 6. November 2018

Das Problem ist nicht der VAR

Heute in der beliebtesten Serie: Warum funktioniert der Video Assistent Referee bei uns einfach nicht? Und könnte das an uns liegen?
Es vergeht ja quasi kein Bundesligawochenende ohne Diskussionen über diese Neuerung. Diese Woche kam Bruno Labbadia zum "Da brauchen wir keinen Videoschiedsrichter". Ein Punkt, den jede Woche jemand anderes erreicht.

Und ja, die Fälle in Wolfsburg und auf Schalke zeigen uns auch nur, dass der VAR nicht verhindert, dass Fehler passieren. Das ist anders nicht zu erklären. Und so viel zur "Der Videoassistent wird die Diskussionen um Elfmeter eindämmen"...

Was aber nicht mehr so leicht erklärt werden kann, sind die Situationen und München und in Gladbach: Hier haben wir 2 Handspiele im Strafraum. Bei dem einen gibt es direkt Elfmeter. Bei dem anderen wird der VAR bemüht und auf Eckball entschieden...
Und hier ist das faszinierende: Der Kicker gibt an, dass beide Schiedsrichter richtig entschieden haben. Also bei den Düsseldorfern heißt es "Bei Ayhans Handspiel Elfmeter zu geben, war laut der seit Saisonbeginn geltenden Regelauslegung korrekt." Bei dem Freiburgern war es dagegen korrekt "das Handspiel von Gulde nicht als strafwürdig anzusehen."Wartet was?

Vielleicht sollten sich die Kicker-Redakteure das Foto in ihrer eigenen Printausgabe nochmal genau ansehen und sich in Erinnerung rufen, dass nicht Ayhans ausgestreckte, sondern die angelegte Hand angeschossen wurde... das ist jetzt spontan die einzige Erklärung, wie der Kicker zu diesem Schluss kommen kann... außer man geht schon wieder in die "Warum dürfen Ahnungslose hauptberuflich über Fußball schreiben" Richtung, die ich heute mal vermeiden wollte.

Bei Gulde springt der Ball dagegen gegen die ausgestreckte Hand. Aus derselben Entfernung und in wesentlich geringerer Geschwindigkeit... Also wenn einer der beiden Verteidiger eine theoretische Chance gehabt hätte den Arm aus dem Weg zu nehmen, dann wäre das definitiv der Freiburger gewesen.

Wir haben also 2 deckungsgleiche Aktionen am selben Wochenende. Und selbst unsere Journalisten kommen nach der Sichtung des Bildmaterials und der Interpretation derselben Regel zu unterschiedlichen Schlüssen. Und in genau dem Moment finden wir das eigentliche Problem, dass der VAR nicht lösen kann:
Wenn 2 Leute 2 identische Szenen analysieren und zu unterschiedlichen Regelauslegungen kommen können, dann ist die Regel Scheiße.

Denn genau genommen haben Regeln eine Aufgabe: Dass identische Szenen gleich bewertet werden. Also einfachstes Beispiel: Wenn ich als Feldspieler die Suarez mache und ein Tor mit der Hand verhindere, kriege ich dafür Rot. In der 3. Kreisklasse und im WM Halbfinale. Wenn ich aber aus kurzer Distanz angeschossen werde, gibt es, unabhängig von der eigentlichen Entscheidung des Schiedsrichters 3 Optionen: Klare Fehlentscheidung, die widerlegt wird, richtige Entscheidung, die bestätigt wird und keine klare Fehlentscheidung, deswegen kein Fall für den VAR. Welche Option bei welcher Interpretation des Schiedsrichters angewendet wird, wird gefühlt ausgewürfelt. Und das ja in beide Richtungen. Also es gibt Handspiele, wo der Schiedsrichter auf Weiterspielen entscheidet und der VAR mit "Das war ne klare Fehlentscheidung" eingreift. Und es gibt Elfmeter, die zurück genommen werden...

Dieselbe Debatte hatten wir nebenbei vor einem Jahr, als Schalke (gegen die Bayern) einen Handelfmeter verursacht und ein paar Wochen später für dieselbe Aktion nach eingreifen des VARs einen Eckball bekommt. Und das ist, gerade beim Handspiel, der eigentliche Diskurs, den wir führen müssen: Wie schaffen wir es eine Regel zu formulieren, die konstant angewendet werden kann?

Mein Vorschlag steht da auch schon länger als es den VAR gibt: Gebt für beide Handspiele einfach einen indirekten Freistoß, dass ist eine faire Bestrafung in einem Spiel, dass halt per Namen mit dem Fuß und nicht mit der Hand gespielt werden muss. Wann immer jemand einen Ball unabsichtlich an die Hand bekommt, gibt es diesen indirekten Freistoß. Das ist einfach und nachvollziehbar für jeden.

Aber wir regen uns ja lieber über den VAR auf, anstatt die eigentlichen Diskurse, die dessen Probleme lösen könnten, zu beheben... Und ja, die Handspiele im Strafraum sind die "Mutter aller Probleme": Wenn man dafür endlich mal eine brauchbare Regel finden würde, könnte man viele Ungerechtigkeiten und Diskussionsgrundlagen lösen... Aber solange wir da keine Grundlage finden, werden wir auch noch über den VAR schimpfen...

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