Montag, 12. November 2018

Worst of des "Da muss er sich fallen lassen" Wochenendes

Lasst uns direkt mit dem eigentlich wichtigen Thema einsteigen. Dieser Vorfall, den der Kicker in seiner Printausgabe komplett ignoriert... Da wird zwar in der Bewertung des Schiedsrichters von Elfmeterentscheidungen gesprochen, aber die eigentlich entscheidende lassen sie komplett außen vor. Also die, die vom DAZN Kommentator als "Ehrenhaft, aber unprofessionell" beschrieben wird. Und die Domenico Tededsco auf der Internetseite unwidersprochen die "Da muss er sich fallen lassen" Anweisung bringt...
Aber der Schiedsrichter Benjamin Cortus kriegt gemeinsam mit Videoassisten Deniz Aytekin eine 2 und der Kicker hofft, dass man das Thema einfach ignorieren kann... Obwohl die Entscheidung genau genommen eine Katastrophe ist. Richtig gehört. Und das ist auch keine Übertreibung... Denn immer wenn man als Journalist dem "Da muss er sich fallen lassen, Fairness hin oder her." nichts entgegen setzen kann, ist irgendwas grundlegend falsch gelaufen...

Und der Kicker (plus zahlreiche andere Journalisten und Kommentatoren) weisen uns ja spätestens im Sommer bei jeder Gelegenheit darauf hin, wie schlimm die "Neymar-Einlagen" der Angreifer sind. Dass der Fußball dadurch unerträglich ist. Man kann sich den Scheiß halt kaum noch anschauen.

Jetzt kommt mit Breel Embolo ein Mal ein Spieler und macht alles, was die Journalisten und neutralen Fans von ihm verlangen... Da hebt einfach mal einer nicht ab und schreit wie am Spieß, sondern sucht selbst den Abschluss... Und dann wird er dafür nur bestraft...
Machen wir und nichts vor: Wenn er dramatisch fällt, wird auf jeden Fall über die Szene berichtet. Und dann klagt Tedesco nicht seinen Stürmer an, sondern den VAR an. Oder er kriegt, was am wahrscheinlichsten ist, den Elfmeter.

Man hätte in der Szene wirklich mal eine schöne Grundsatzentscheidung treffen können. Ein "Ihr müsst euch im Strafraum nicht theatralisch fallen lassen um den Elfer zu bekommen." Genau darauf hoffe ich ja irgendwie seit der Einführung des VARs. Aber dieses Wochenende hat diesen Ansatz halt für den Rest der Saison beerdigt. Denn jetzt haben wir bei Youtube den kommentierten Videobeweis, dass man sich eben doch theatralisch fallen lassen muss, wenn man einen Pfiff bekommen will. Und dann kann man den Spielern keinen Vorwurf machen, wenn sie genau das tun.
 
Oder man kommt als Medien halt zu dem Schluss, dass auch ein Faller von Embolo nicht zu einem Elfmeter geführt hätte, dann sollte man das aber in seinem Artikel zu den Schalker O-Tönen auch genau so ausdrücken. Dann sollte man die Szene auch in der Printausgabe kommentieren und deutlich sagen, dass man selbst (anders als Uwe Morawe) bei der Beurteilung der Szene zu dem Schluss kommt, dass der Kontakt einfach nicht für einen Elfmeter reicht... und auch nicht gereicht hätte, wenn sich der Angreifer hätte fallen lassen.

So... dürft ihr euch nicht wundern oder beschweren, wenn die Stürmer demnächst wieder leichtfertig und schnell den Bodenkontakt suchen. Anscheinend ist das von den Schiedsrichtern so gewollt. Und der Rest zieht den Schwanz ein anstatt sich eindeutig zu positionieren... Und damit wird diese Gelegenheit wieder verpasst.

Aber hey, wenigstens beim Rest der Liga gibt es entscheidende Fortschritte... So hat Manuel Neuer einen Ball gehalten! Wahnsinn! Und Thomas Müller hat eindrucksvoll nachgewiesen, dass er immer noch den Mitläufer geben kann! Großartig! Dass sind Leistungen, auf denen man als Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge aufbauen kann... "Benchmark-Basis" nennt man das auf Neudeutsch. Früher hätte man gesagt: Sie haben sich bemüht und das ist doch toll...

Ich bin mir ehrlicher Weise unsicher, was absurder ist... also dass die Bayern eine Niederlage in Dortmund als Schritt in die richtige Richtung feiern... oder dass wir als Land eine Niederlage in Frankreich genau so behandelt haben. Aber beides ist in den letzten 6 Wochen passiert... Wer das im Mai vorhergesagt hätte, denn hätten sie direkt in eine Irrenanstalt eingewiesen.

Nebenbei gab es eine weitere Folge von "Wie man's macht, macht man's verkehrt": Mats Hummels "provozierte berechtigtes Kopfschütteln", weil er mit einem leichten Schnupfen tatsächlich auflaufen wollte. Wie dämlich ist das denn bitte? Also die medizinische Abteilung gibt grünes Licht und der Profi will dann natürlich auflaufen. Das ist, gerade bei einem Spitzenspiel, etwas völlig normales... Und stellt euch mal vor, die Bayern verlieren während Hummels offiziell mit "Grippe ähnlichen Symptomen" beim Grog auf der Tribüne sitzt... damit er dort nicht friert. Dann fragen ihn doch alle, wie er seine Mannschaft so im Stich lassen konnte. Und warum er es nicht wenigstens versucht hat.
Ja, Hummels ist, wie einige anderen Bayern-Profis auch, gerade nicht wirklich gut in Form. Und ja, der Schnupfen wird ihm am Wochenende nicht unbedingt geholfen haben. Aber dass er in dem Moment spielen wollte, war nun echt nichts, was man ihm vorwerfen konnte...
Wenn man schon anfängt die Entscheidung zu hinterfragen, muss man bei Niko Kovac anfangen, der sich gegen die richtig gesunde Alternative entschieden hat.
Nebenbei... wurde Hummels beim Stand von 1:2 für die Bayern ausgewechselt. Er hatte also überhaupt nichts damit zu tun, dass ein Franck Ribery sich mittlerweile häufiger fest rennt als sich im Dribbling durchsetzt (was natürlich auch keine Frage des Alters ist)... Und auch damit, dass die Bayern danach kollektiv nennen wir es sehr naiv verteidigt haben und dadurch das 3:2 kassieren, kann man auch nicht auf Hummels schieben... Aber lasst uns über dessen Schnupfen diskutieren...

Der Aufstand im Keller: Kaum erwähne ich es... gewinnen all die abgeschlagenen Kellerkinder auf ein Mal... aber ganz ehrlich... das sollte man nicht zu hoch hängen. Gerade die Stuttgarter werden sich nach dem Wochenende fragen: Wieso sollten wir weitere Siege einfahren, wenn wir dadurch in der Tabelle auf Platz 18 zurückfallen...
Ich frage mich ja, warum dieses Statistische Detail eigentlich keiner ansprechen will: Der VfB Stuttgart ist doch wohl die erste Mannschaft in der Geschichte der Bundesliga, die den letzten Tabellenplatz mit einem Sieg erobern konnte. Also klar, das behaupte ich einfach mal, aber alles andere ist halt mathematisch so extrem unwahrscheinlich. Also allein schon die Konstellation mit 2 Mannschaften mit gleicher Punktzahl und (fast) gleichem Torverhältnis ist schon eine Seltenheit... Dass dann auch noch beide am selben Wochenende gewinnen... und eine so viel höher, dass die andere auf Platz 18 fällt... Da ist es doch glatt wahrscheinlicher, dass Deutschland bei einer WM in der Vorrunde ausscheidet...
An sonsten hat Stuttgart halt beim inoffiziellen 4. in der Abstiegsparty gewonnen. Optimisten sehen da die ersten Fortschritte unter Markus Weinzierl. Pessimisten sagen, dass es verdammt einfach ist gegen Nürnberg relativ gut auszusehen.
Und Hannover hat halt das Heimspiel im Nicht-Derby gegen den VfL Wolfsburg gewonnen... also einer Mannschaft, die seit 9 Spielen ungefähr so gut punktet, als würden sie Tabellenzweiter sein... Sprich: Sie haben ein einziges dieser 9 Spiele gewonnen... und das in Düsseldorf. Nur weil man als Hannover minimal besser war als diese Gurkentruppe, ist man noch lange nicht gut...
Und Düsseldorf hat halt eines dieser extrem zufälligen Ergebnisse eingefahren. Also da greift halt mal ein Schiedsrichter bei einem taktischen Foul in der ersten Halbzeit konsequent durch und dann spielt man nur noch gegen 10 Gegner. (Natürlich behaupten die Verteidiger dann gerne, dass es "in jedem Spiel 25 Gelbe Karten geben würde", wenn das Regelwerk immer korrekt angewendet werden würde, aber in Zeiten, in denen jeder Gegenangriff effektiv ungestraft unterbunden wird, wäre das vielleicht gar nichts schlimmes...)
Und dann ist der eingewechselte Verteidiger genau genommen noch nicht richtig fit und schon spielt man effektiv gegen 9 Gegner... (oder wie Pal Dardei es ausdrückte: "Wir haben die Niederlage ein bisschen eingewechselt.") Und dann setzt sich der frisch eingewechselte Joker Benito Raman auch noch gegen genau diesen eingewechselten Spieler durch. Das sind alles Konstruktionen, die Düsseldorf dringend benötigte, auf die sie sich aber nicht wirklich verlassen können.

Anders ausgedrückt: Beim im Kicker ja so beschriebenen "Aufstand im Keller" muss man sich schon fragen, ob man diese einzigartige Sternenkonstellation wirklich bedeutender einschätzt als die 10 Wochen davor... Oder direkt gesagt: Diese 3 Mannschaften werden nie wieder am selben Bundesligaspieltag punkten.
Das ist nen bisschen wie die Situation in Leverkusen: Die sind auf einem guten Weg, dass ihre eine Woche mit den 11 Toren gegen Gladbach und Bremen (aka die eine Woche im Jahr, in der Karim Bellarabi wie der Nationalspieler, den Jogi Löw irgendwann entdeckt hat, aussah) als größte Absurdität der Bundesligasaison wahrgenommen werden wird... Weil sich niemand mehr erklären kann, wie diese Gurkentruppe diese 2 Ergebnisse auf den Rasen gebracht hat. Und noch zehrt Heiko Herrlich davon... wie lange das noch hält? Ob er nochmal die Kurve kriegt? Das sind die spannenden Fragen in Leverkusen.

In Bremen sind derzeit wieder die Krisenzeiten ausgebrochen. Ganz eindeutig. Dabei weiß man noch nicht mal, was schlimmer ist... der Fakt, dass man die sicheren Punkte gegen einen Tabellenzweiten leichtfertig verschenkt hat... oder der Fakt, dass man jetzt im "gab es zuletzt unter Viktor Skripnik" Modus angekommen ist... Denn wenn sich Florian Kohfeldt jetzt, mit etwas Verzögerung, doch nur als der nächste Skripnik oder Nouri herausstellt... Der eigentliche Schlüssel zum Aufschwung in Bremen sollte doch der Fakt sein, dass er dies genau eben nicht ist...

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