Dienstag, 10. August 2021

Eine Individuelle Saisonvorschau 2021/22: Max Kruse

 Versuchen wir mal was Neues. Anstatt sich auf die Teams zu stürzen und sich zu fragen, wie die gemeinsam abschneiden, konzentrieren wir uns lieber auf einzelne Spieler, die die Saison prägen und im Positiven oder Negativen entscheiden werden. Ob ich da wirklich für jeden einen finde, werden wir sehen. 

Und natürlich ist es an sich albern. Also bei 11 "Stammspielern" ein Individuum herauszusuchen, das derart heraussticht, ist eigentlich arrogant. Vor allem bei 34 Spieltagen (plus internationalem Wettbewerb), die praktisch dazu führen, dass man 20 Spieler braucht. Trotzdem könnte schon bei Union Berlin deutlich werden, dass man am Ende doch an dem einen Star hängt.

Natürlich hat Berlin seinen Kader weitestgehend zusammengehalten und sogar verstärkt. Man ist halt kein normaler Aufsteiger, der reihenweise Leistungsträger nach einem oder 2 starken Jahren abgeben muss, sondern ein durch einen Investor gestärkter Verein. Verratet das nur nicht deren Fans. Dass Union in der Krise im Wochenrhythmus neue Transferrekorde brach, liegt ausschließlich an der serösen Arbeit, die in dem Verein gemacht wurde.

Trotzdem bleibt der entscheidende Spieler Max Kruse

Also Max Kruse dürfte der am meisten unterschätze deutsche Spieler seit Stefan Beinlich sein. Das liegt einerseits an Kruse selbst. Also 8 Vereine in 13 Jahren sind schon verdammt viel. Da bleibt man bei keinem Verein als Legende in Erinnerung. Es war halt schon so, dass ein junger Kruse immer auf das nächstbeste Pferd springen wollte, anstatt seine Karriere in Ruhe aufzubauen. Allein schon, dass er den SC Freiburg nach einem Jahr wieder verlassen hat...

Dürfte vor allem sein eigentliches Problem ausgelöst haben: Dass Jogi Löw ihn nie wirklich Beachtung schenkte. Wie kann man denn so doof sein und Freiburg verlassen, bevor man Nationalspieler wird? Wie kurzsichtig kann man agieren. Aber gerade, wenn man bedenkt, dass es Deutschland unter Löw in den letzten Jahren chronisch an Mittelstürmern und Charakteren, die vorneweg marschieren, fehlte... ist es schon dreist auf einen Spieler wie Kruse zu verzichten, weil der zu gerne Pokern geht. Aber der Erfolg gibt Löw ja recht... oh warte...

Und eines bleibt festzuhalten: Kruse hat bisher, wenn er Bock hatte, jede Mannschaft, für die er gespielt hat, deutlich besser gemacht. Und abgesehen von Wolfsburg hatte er immer Bock. Sein persönliches Meisterwerk war es ja, dass er Florian Kohfeldt wie einen brillanten Offensivtrainer aussehen ließ. Einfach nur, weil er sich für einen Verein, der in der Champions League spielt, bewerben wollte. Frank Baumann glaubt bis heute, dass das am Trainer und nicht am Spieler lag...

Jetzt hat Kruse auch bei Union auf beeindruckende Weise nachgewiesen, dass er einer der besten deutschen Offensivspieler ist. Dass er auch Unions Spiel auf die nächste Ebene heben kann. Nur dürften damit auch die Ansprüche gestiegen sein... 

Genau da könnten auch die Probleme auftauchen. Denn ein nie 100 prozentig austrainierte Max Kruse ist mittlerweile 33. Was passiert also in Berlin, wenn Kruse keine 11 Tore in 22 Spielen mehr erzielt, sondern nur noch 5? 3 davon nach Elfmetern? Wenn er nicht mehr die Unioner mitzieht, sondern die ihn durchschleppen müssen? Was wie immer niemanden sofort auffallen wird. 

Wenn Union dann auf ein Mal nur noch auf Platz 11-14 steht? Wenn man zumindest halbwegs droht unten reinzurutschen? 

Solange Kruse dir seine 15+x Scorerpunkte garantiert, ist es quasi ausgeschlossen, dass Union wirklich unten reinrutscht. Aber wenn Kruse einbricht, was passiert dann bei diesem Verein, für den es seit was... 15 Jahren konstant nur bergauf geht? 

Hier ist eine völlig absurde Statistik: Seit der Saison 2005/06 (der einzigen Oberligasaison seit dem Ende der DDR...) gab es ganze 2 Jahre, in denen Union schlechter abschloss, als in der Vorsaison: 2013/14 wurde man "nur" 9., nachdem man vorher 2 Mal 7. wurde. Und 2017/18 fiel man vom 4. auf den 8. Platz zurück...

Und nur um mal zu verdeutlichen, wie Union bisher reagiert hat, wenn es nicht mehr schnell genug vorwärtsging: Jens Keller wurde in der 2017/18er Saison entlassen, als er 3 Punkte hinter dem Relegationsrang lag... 

Was wird also in Berlin passieren, wenn man nach 29. Spieltagen nur 2 Punkte vor dem Relegationsrang liegt? Was bei einem alternden Kruse und der Zusatzbelastung Europacup nicht auszuschließen ist. 

Wird Urs Fischer dann genügend Kredit besitzen, damit er in Ruhe weiterarbeiten kann? Wird er die Autorität haben um einen nachlassenden Kruse auf die Bank zu setzen? Wie würde ein Kruse auf eine derartige Degradierung reagieren? 

Solange Kruse liefert, können sich die Union Fans entspannt zurücklehnen und sagen: Damit beschäftigen wir uns nächstes Jahr.

1 Kommentar:

  1. Endlich sagts mal einer! Kruse ist mir ja alles andere als sympatisch, aber Kohfeldt wie einen Trainer aussehen zu lassen der zu Höherem berufen ist, ist wohl eine der größten Leistungen der jüngeren Bundesligageschichte!

    AntwortenLöschen