Donnerstag, 23. Januar 2020

Die andere Seite des Haaland Paradoxons

Also um mal etwas weiter auszuholen und trotzdem nur Selbstreferenzen zu bringen: Erinnert sich irgendwer noch an diesen Rant aus dem Jahr 2018? Wo ich nach einem erneuten "Scheitern" der Bayern in der Champions League mich darüber auslasse, was diese jetzt machen müssen, damit sie international wieder wirklich konkurrenzfähig werden?

Wahrscheinlich nicht, deswegen hier die Zusammenfassung: Wenn die Bayern wieder eine Chance auf den einzigen wirklich spannenden Titel haben wollen, brauchen sie eine stärkere Liga, die sie auch fordert und die sie nicht im Vorbeigehen gewinnt. Und um dies zu erreichen, müssten die Bayern auf die "Kaderergänzungsmittel" aus der Bundesliga verzichten und selber wieder Talente auf gehobenen Bundesliganiveau auszubilden. Damit das allgemeine Niveau der Bundesliga wieder steigt, die Bayern mehr gefordert werden und dann nicht spontan überfordert wirken, wenn die wirklich guten Gegner zu Besuch kommen.

Die Bayern haben sich aber anscheinend dazu entschieden, dass sie dieses Problem lösen, in dem sie sich an das Niveau der Bundesliga anpassen... und hoffen, dass RB das für sie regelt.

Denn der damals schon angesprochene Lars Lukas Mai führt immer noch die eigene 2. Mannschaft an. 1 1/2 Jahre nachdem wir das erste Mal von diesem damals noch wirklich Jungen als herausragendes Talent gehört haben, hat er 2 Bundesligaspiele auf dem Buckel und wir können immer noch nicht abschätzen, wie brauchbar der wirklich ist.
Nun ist das bei einem 19 jährigen kein Problem. Es soll nur verdeutlichen, dass es bei der konzeptionellen Ausbildunbgs-Arbeit der Bayern kaum Fortschritte gibt.

Die eine Ausnahme ist Joshua Zirkzee. Und der ist ebenfalls ein Rätsel: Der hat jetzt genau so viele Bundesligatore wie Drittligatore erzielt... Obwohl er 7 Minuten Bundesligaerfahrung hat. Das zeigt vor allem eines: Robert Lewandowski und Co. ziehen so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass selbst in der Dritten Liga alleine überforderte Talente plötzlich genial aussehen.
Im nächsten Schritt könnte dies bedeuten, dass man die Rolle hinter Lewandowski auch einfach mal mit solchen eigenen Talenten auffüllen könnte. Denn sein wir ehrlich: Die 60 Millionen für einen Lewandowski-Ersatz, der auch in der Champions League diese Rolle ausfüllen könnte, werden die Bayern nicht in die Hand nehmen.
Wenn der beste Mittelstürmer der Welt ausfällt, haben die Bayern gerade international ein Problem. Aber ich behaupte mal: Das haben Barca und Juve, wenn Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo ausfallen auch. Real Madrid hat ja letzte Saison eindrucksvoll nachgewiesen, wie gut man solche Ausnahmeangreifer ersetzen kann.
Aber für die Liga reicht auch ein Talent oder eine Kombination aus den falschen 9en. Da könnte man sich echt mehr trauen.

Viel schlimmer ist aber die mangelnde Anpassung der eigenen Transferpolitik. Denn seit dem ich den Gedanken das erste Mal ausgesprochen habe, haben die Bayern 0 Talente an die Liga weiter verliehen. Und Marco Friedl endgültig verkauft.
Die "Wir bilden brauchbare Bundesligaspieler aus, selbst wenn die das bei uns nicht schaffen, helfen die der Liga" Akte ist immer noch verdammt leer.
Gleichzeitig wurden aber Jann Fiete Arp und Alexander Nübel verpflichtet, um sie bei sich auf die Bank zu setzen. Man zieht also weiterhin ausschließlich Talente raus aus dem Spielerpool der Konkurrenz.
Gerade wenn man jetzt bedenkt, dass beide Rollen anscheinend echt mit einem Talent aus dem eigenen Kader hätte besetzt werden können. Man hat ja auch Christian Früchtl, von dem man angeblich so viel hält... Aber Hauptsache die Talente spielen nicht bei der Konkurrenz.


Was hat das ganze jetzt mit Erling Haaland zu tun? Nun ja... es gibt halt diesen einen Verein, der praktisch genau das macht, was ich mir von den Bayern erhofft habe. Die genau genommen seit Jahren für die Bundesliga ausbilden und somit die Konkurrenz der Bayern stärken. Aber dieser Verein ist ja das absolute Böse, deswegen darf man das nicht irgendwie anerkennen.

Und natürlich ist da auch das sogar ausgesprochene Problem der buchstäblichen "Vetternwirtschaft" zwischen Salzburg und Leipzig. Aber ich sag das mal so: Gerade das ist richtig gut für die Bayern. Denn die werden durch RB in den nächsten Jahren richtig gefordert werden. Das wird ja eher schlimmer als besser werden... selbst wenn nur noch 2 Spieler pro Jahr hin und hergeschoben werden, dürften das immer noch die besseren Spieler sein, die "bei RB bleiben".
Und die Ausbildungsbilanz von RB Salzburg ist grandios.

Dazu kommt halt, dass bei weitem nicht nur Leipzig von RB Salzburg profitiert. Martin Hinteregger war schon bei 2 Vereinen ein Schlüsselspieler. Marco Rose als Trainer und Stefan Lainer führten Borussia Mönchengladbach zur zwischenzeitlichen Tabellenführung.Valentino Lazaro war nicht so sonderlich lange in Berlin, wurde aber für 17 Millionen Euro weiterverkauft. Das prominentes Beispiel ist natürlich Haaland. Und für Wolfsburg holt sich nach Xaver Schlager mit Marin Pongaric bereits den 2. RB Spieler innerhalb einer Saison.
Dazu kommen noch die Beispiele wie Andre Ramalho, der sich bei Bayer Leverkusen nicht durchsetzen konnte und inzwischen wieder zurück in Österreich ist.

Anders ausgedrückt: Selbst wenn man die RB Internen Transfers raus rechnet, liefert RB Salzburg jedes Jahr mindestens einen brauchbaren Bundesligaspieler in der 10-15 Millionen Euro Ablösesumme Kategorie, die man sich als Bundesligist halt mittlerweile auch leisten kann. Das sind alles Spieler, die den Schritt in die Bundesliga als nächsten, wichtigen Schritt in ihrer Karriere ansehen, die aber (noch) nicht gut genug für die Bayern sind. Die damit aber das allgemeine Niveau der Bundesliga anheben.
Anders ausgedrückt: Salzburg liefert der Bundesliga jährlich genau die Spieler, die eigentlich der FC Bayern aus dem eigenen Jugendsystem in die Liga spülen sollten.
Da profitiert doch auf ein Mal sogar die ganze Liga von diesem verteufelten Konstrukt...

Und bevor jetzt jemand mit "aber das macht ja den österreichischen Fußball kaputt!" kommt. 1.) Wen interessiert das? Wenn Deutsche anfangen sich für Österreich zu interessieren, endet das meistens beschissen.
Aber vor allem stand Salzburg letztes Jahr im Halbfinale der Europa League. Man hat sich dieses Jahr endlich für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Und jetzt dürfte RB Salzburg zumindest ein Geheimfavorit auf den Europa League Titel sein. Anders ausgedrückt: Die erleben gerade die erfolgreichste Phase seit 1994...

Das ist ja, wo ich schon dabei bin, das Lieblings-Pseudoargument der RB Hater: Wartet mal ab, wenn sich RB einen Verein in England kauft, dann seid ihr nur noch ein Aus- und Weiterbildungsverein für die und niemand interessiert sich für das, was dann in Leipzig passiert!!!

Und ich so: Mag sein. Aber das Ausbildungsniveau für diesen imaginären Premiere League Verein wird so hoch sein, dass man in Leipzig immer noch regelmäßig die K.O. Phase der Champions League erreicht anstatt wie vorher Regionalliga-Fußball zu spielen.
Außerdem sind gerade alle Bundesligisten außer Bayern nur Ausbildungsvereine für die Premiere League... Dieses künstlich erstellte Bedrohungszenario ist also immer noch um Welten besser als das, was man vorher hatte...

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