Montag, 12. August 2019

Die Pessimistische Saisonvorschau: Die Meisterschaft ist doch schon entschieden.

Bayern wird's wieder werden. Wenn auch sicherlich nicht mit einem riesigen Vorsprung. Aber am Ende wird es wieder reichen.

Das Problem der Bayern: Diese Ausgangslage hat relativ wenig mit ihrer eigenen Stärke zu tun. Obwohl man auch das mal relativieren muss:

Arjen Robben und Franck Ribery, also die beiden Abgänge in der Offensive, haben letzte Saison praktisch schon keine Rolle mehr gespielt. Also die kamen zusammen auf 10 Tore und 3 Vorlagen... Gefühlt die Hälfte davon beim Schützenfestival gegen Frankfurt, als beide eingewechselt worden sind, nachdem das Spiel entschieden war.

Und der Mats Hummels Transfer, den alle so kritisch sehen... Also kann es sein, dass wir vielleicht doch alle heimlich Rassisten sind? Also um das mal festzuhalten: Die Bayern haben sich 2 amtierende Weltmeister geholt. Einer von denen kommt sogar von einem der eigentliche Konkurrenten im Kampf um den wirklich wichtigen Titel. Aber irgendwie kommt bei uns halt "Das sind doch nur Franzosen, die können doch eh nicht verteidigen" an.

Ernsthaft: Wenn die Bayern 2015 Benedikt Höwedes und Shkodran Mustafi geholt hätten, wäre ein übelster Hype ausgebrochen. Weil das halt richtige Weltmeister sind. Dabei sind beide im direkten Vergleich nicht besser als Lucas Hernandez und Benjamin Pavard.

Natürlich hätten die Bayern lieber Jerome Boateng als Hummels abgegeben. Aber sie haben sich in der Abwehr trotzdem nicht verschlechtert.

Und in der Offensive... nun ja da zeigt sich halt das eigentliche Problem der Bayern. Denn einen Spieler zu bekommen, der die Offensive wirklich besser macht, ist verdammt kompliziert und teuer. Und wenn man dann am Ende bei Ivan Perisic landet, gucken alle erst Mal nur enttäuscht, weil sie irgendwie mehr erwartet haben. Aber dass die Bayern noch einen Offensivspieler holen würden, stand ja immer fest.
Aber natürlich haben sich die Bayern auch ein wenig selbst ins Knie geschossen, weil einer der senilen, alten Herren ein "Wenn sie wüssten, was wir schon alles sicher haben!" Denn die Antwort auf diese Aussage lautet offensichtlich: Nicht viel.

Aber trotzdem bleibt halt festzuhalten: Für die Bundesliga wird es, gerade in der Breite, am Ende reichen. Da finde ich ja, um mal wieder über meinen Lieblingsspieler zu philosophieren, die "Thomas Müller ist halt kein Rechtsaußen, wenn der da spielen muss, ist der verschenkt!" These nach dem Supercup faszinierend.
Denn ich sag das mal so: Thomas Müller hat in der Nationalmannschaft jahrelang in einer offensiven Dreierreihe mit Lukas Podolksi und Mesut Özil gespielt. Da war Poldi links und Özil zentral. Da bleibt dann für Müller... Anders ausgedrückt: Der ist in der Rolle Weltmeister geworden... Und 4 Jahre davor WM Torschützenkönig... Aber er kann das halt nicht spielen. Liegt ihm einfach nicht.
Die für Stammleser nicht mehr ganz neue Wahrheit ist: Wenn du Müller gegen die gehobene Klasse, die Dortmund halt wieder darstellen will, in die Startelf stellst, dann hast du ein Problem. Er ist halt mittlerweile den einen Schritt ungeschickter als früher. Aber anstatt als Bayern-Fan zuzugeben, dass Müller einfach etwas von seiner Klasse eingebüßt hat, ignoriert man lieber die Biographie des Spielers und behauptet: Der war halt nie nen Flügelspieler, der muss als schwimmender Stürmer um einen Lewandowski spielen, dann ist der gut...
Aber: Gegen alles, was nicht Dortmund und Leipzig ist, wird ein Müller in seiner aktuellen Form trotzdem reichen. Es ist ja nicht so, dass er alles komplett verlernt hat. Damit müssen die Bayern nur darauf hoffen, das Kingsley Coman und Serge Gnabry in 4 Saisonspielen fit und in Form sind um Meister zu werden.

Kommen wir damit endlich zu den eigentlichen Gründen, warum die Bayern Meister werden. Denn die liegen halt gar nicht bei ihnen, sondern sitzen bei der Konkurrenz auf der Bank.
Und Julian Nagelsmann ist definitiv ein guter Trainer. Aber seine Spielidee ist halt auch nicht so ganz einfach. In Hoffenheim brauchten die Neuzugänge oft ein Halbes Jahr um wirklich anzukommen. Aber wenn der Schritt dann gemacht wurde, sieht selbst der in Bremen gescheiterte Belfodil wie ein brauchbarer Bundesliga-Stürmer aus. Das Problem: Nagelsmann hat dieses Jahr 20 Neuzugänge. Es müssen in diesem Jahr alle erst Mal lernen, was der Trainer eigentlich genau von seinen Spielern will. Und das wird offensichtlich Zeit brauchen. Zeit der junge Trainer bekommen wird, die aber Punkte kosten wird.
Dazu kommt erschwerend hinzu, dass Nagelsmann die Doppelbelastung bisher eher suboptimal gelöst hat. Jetzt darf er seinen Spielern das neue System eintrichtern, während er nebenbei (Da auch RB die letzte Europacup Saison komplett in den Sand gesetzt haben, werden sie in Lostopf 4 landen) in einer Todesgruppe in der Champions League antreten muss. In der Rückrunde könnte man dann durchstarten, aber der Abstand dürfte dann schon zu groß sein.

Und das Dortmunder Problem heißt halt Lucien Favre. Ebenfalls ein genialer Trainer, aber halt eher ein Zauderer als ein Zauberer im Saisonendspurt. Nur mal so als theoretische Frage: Glaubt irgendjemand, dass sich ein Jürgen Klopp einen 9 Punkte Vorsprung in der Bundesliga hätte nehmen lassen? (Und klar, in England ist ihm das gerade mit 7 Punkten passiert, aber die Liga ist um einiges besser... und er hat da ein einziges Saisonspiel verloren...)
Ein Klopp hätte den unbedingten Willen die Meisterschaft zu holen vor gelebt und auf seine Mannschaft übertragen. Favre hat seine eigenen Zweifel auf die Mannschaft übertragen, was diese dann angenommen hat.
Und Favre ist halt auch kein Junger Trainer mehr, bei dem man sich denkt "Der lernt das schon noch". Wir reden von einem Problem, dass er hat, seit dem wir ihn kennen. Und kennen gelernt haben wir ihn 2007 in Berlin. Und dort baute Favre eine Mannschaft, die, was für die Hertha schon herausragend ist, um den Einzug in die Champions League mitspielte... Der aber im Schlussspurt doch die Luft ausging. Oder die letzte Überzeugung fehlte, dass man den Sprung in die Champions League wirklich schaffen kann.
Auch Borussia Mönchengladbach führte er relativ schnell auf Platz 4, was damals die Zulassung zur Qualifikationsrunde ermöglichte... wo man dann souverän gegen Dynamo Kiew ausschied. Wieder stand Favre kurz davor historisches zu erreichen, konnte aber die letzten Meter nicht gehen.
Die einzige Ausnahme, wo er es dann wirklich geschafft hat auch die letzten Meter zu gehen, war die Saison 2014/15, wo man im Schlussspurt ein Schlüsselspiel gegen Leverkusen für sich entscheiden konnte. Das wirkt aber auch wie das einzige Mal in seiner Karriere, in der dies gelang.

Auch was man danach aus Nizza gehört hat, war nice. Er baute wie immer ein Überraschungsteam, welches in diesem Fall sogar lange um die Meisterschaft mitspielt... aber wie immer ging der Mannschaft am Ende die Luft aus und die Saison wurde relativ enttäuschend beendet. Und im 2. Jahr verspielte er, wie gefühlt immer, die Qualifikation für die Champions League (dieses Mal immerhin gegen den SSC Neapel, das kann passieren) und am letzten Spieltag den Einzug in die Europa League. Und wie immer trennte sich Favre dann vom Verein und nicht anders herum.

Favre ist halt verdammt gut darin, Mannschaften zu entwickeln, aber er schafft es nie diese Mannschaften dann auch ins erreichbar scheinende Ziel zu bringen. Dadurch prägen relativ enttäuschende Saisonfinale seine Karriere.

Und dementsprechend entspannt können sich die Bayern zurück lehnen, wenn sie in der Hinrunde mal wieder einige Punkte hinter den Dortmundern liegen wird. Favre wird das für sie schon richten. Und wenn man sich Favres zögerliche Aussagen um den Supercup anguckt, ist er schon wieder auf einem guten Weg.

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