Freitag, 23. August 2019

Um mal ein halbherziges Friedensangebot zu geben

Schließlich sollte man es sich nicht unbedingt komplett mit einer neuen und garantiert wachsenden Fangruppe verscherzen. Das ist nicht so produktiv.

Es ist ja auch nicht so, dass ich den Union Fans es nicht gönnen würde, dass sich ihre Herzensangelegenheit nach Jahren nach Jahren des Chaos endlich die Kurve zum seriösen und wachsenden Verein entwickelt hat.

Und der gebürtige Rostocker und Exil-Sachse ist wahrscheinlich einfach nur neidisch darauf, dass es da eine Fanbase im Osten Deutschlands gibt, die komplett unproblematisch ist. Also wenn Hansa Rostock Fans mit ignoranter Selbstwahrnehmung, aber sympathischer und kreativer Außenwirkung, kommen würden, wäre das ein extremer Fortschritt...

Aufgefallen ist mir das, als ich beim gründlichen Kicker lesen über die "Kulisse" gestolpert bin. Also das Kleingedruckte. Dort steht im Wesentlichen, dass die Alte Försterei eine Auslastung von 101% hatte: Es waren mehr Leute drin, als rein durften. Der Grund dafür: Eine Totenehrung der Besonderen Art für 455 verstorbene Fans, die den Bundesligaaufstieg nicht mehr miterleben durften. Deren hochgehaltene Porträts wurden dann als Zuschauer gezählt.

Eine Wunderbare Aktion. Sie zeigt eine tiefe Verbindung der Fans untereinander und zu ihrem Verein. Nach dem Motto "Eisern, bis über den Tot hinaus".
Und sie zeigt halt auch, wie groß die Sehnsucht nach der Bundesliga (als ultimatives Symbol für erfolgreichen Fußball) war. Es wird irgendwo Daten dazu geben, wie viele der 455 beim Stadionumbau Hand angelegt haben... oder beim Blutspende-Marathon teilgenommen haben. Die aber die Vollendung ihrer Vision konnten sie nicht mehr miterleben.

Eine einzigartige Aktion im Stadion, die durchaus auch verdeutlicht, dass Union eben doch ein wenig anders ist.
Aber... hier kommt das Problem: Geredet wurde über den Stimmungsboykott. Selbst in den Artikeln, in dem es um die Stimmung geht, geht der Teil fast unter. Anstatt über eine einzigartige Aktion, mit der man sich vom gemeinen Fan abheben könnte, zu berichten, geht alles um den 100. Stimmungsboykott gegen RB Leipzig berichtet. Und alle, die nie bei RB im Stadion waren, konnten ihr "Oder wie man in Leipzig sagt, ein Heimspiel" Meme bringen. Da sind wir dann wieder beim "War es das wirklich wert?"

Meiner Meinung nach gibt es ja nur einen sinnvollen Protest gegen "Dosenkonstrukte mit Dieselmotoren": Volle Hingabe und Bedingungslose Unterstützung für seinen "echten Verein". Unabhängig von der Ligazugehörigkeit, vom Gegner oder vom Ergebnis. Dann kann der Kommerz "unseren Fußball" auch nicht zerstören.

Und das faszinierende ist ja: Leipzig als Stadt beweist, dass dies wunderbar funktioniert. Die 2 1/2 Traditionsvereine (Lok Leipzig, Chemie und Roter Stern) geht es so gut wie nie zuvor. (Spoiler: Ich nehme mir gerade fest vor eine Serie zum Thema Tradition zu starten.) Keiner dieser Vereine hat irgendwie Schaden durch RB erlitten, eher im Gegenteil, gerade Lok und Chemie tut es gut, dass sie nicht mehr unbedingt nach oben müssen und daran pleite gehen. Und all diese Vereine überleben, weil es einen festen und treuen Kern gibt, der sie unterstützt und fördert.

Natürlich ist gerade eingangs viel auf RB geflucht worden. Aber irgendwann kam die Erkenntnis, dass es einem mehr bringt, wenn man den Fokus auf sich selbst und seine eigene Entwicklung legt.

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