Jetzt wo alle auf den Gertjan Verbeek-Zug aufgesprungen sind, muss ich ja wohl auch, oder? Bei der Überschrift? Ja, genau, bei der Überschrift.
Bundesligamanager sind eine fasziniernde Spezies. Vor allem trauen sie sich selbst relativ wenig zu. Die meisten von ihnen folgen einfach den Trends, die andere für sie vorlegen... Deswegen ging die Quoten-Japaner (hey, wenn der Kicker ungestraft nach "türkischen Blut" fragen darf, darf ich auch Quoten-Japaner einführen...) nach dem Erfolg von Shiniji Kagawa schlagartig nach oben... Schließlich wurde der für 350.00 Euro gekauft und für 17 Millionen weitergereicht... Von einer derartigen Gewinnmaximierung träumt natürlich jeder Manager... Auch wenn der einzige "Achtungserfolg" Shinji Okazaki bleiben könnte, für den der VfB Stuttgart beim Verkauf 1,5 Millionen mehr einnahm als bei seiner (ablösefreien) Verpflichtung... Und wenn Okazaki schon der zweiterfolgreichste Fall ist... wird es deutlich wie sinnvoll das Trittbrettfahren meistens ist...
Und nur um zu beweisen, dass selbst die großen Bayern auf solche "Trends" herreinfallen: Was macht eigentlich Takashi Usami?
Was hat das alles nun mit Trainern zu tun? Nun ja, alles. Der Trainer könnte schließlich der wichtigste Angestellte, den man als Manager so verpflichtet, sein... Schließlich suchen wir alle nur den nächsten... ja, wen eigentlich genau?
Jahrelang war es Gang und Gebe als Abstiegsanwärter reflexartig zu einem Feuerwehrmann zu greifen. So kam ein Peter Neururer auf heute unvorstellbare 13 Anstellungen als Cheftrainer im Profifußball. Wirklich gut war er allerdings nur bei einer einzigen... bezeichnender Weise genau bei dem Verein, der ihn dann später nochmals verpflichtete...
Jörger Berger kommt auf 11 Stationen in Deutschland... und genau genommen gehört auch Felix Magath mit seinen 9 Stationen auf diese Liste... von weniger Widerstandsfähigen leitenden Angestellten wie Fridel Rausch, Jürgen Röber, Klaus Augenthaler und Frank Pagelsdorf wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst Reden... genau so wenig von (noch) jüngeren Kandidaten wie Bruno Labbadia, Marco Kurz und Mike Büskens, die in diese Kategorie noch aufsteigen könnten...
Damals ging es für die Manager halt nicht, Ideen vom Fußballspielen zu entwickeln, sondern einfach nur die Klasse zu halten. Irgendwann kamen dann selbst die Manager auf die Idee, dass all diese Trainer nicht (so oft) entlassen wurden, weil sie so brilliant sind... Und fingen an sich mit Ideen und Konzepten zu befassen... da der Leitspruch der Deutschen zu diesem Thema aber "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen" lautet... musste man sich nach solchen Übungsleitern natürlich im Ausland umschauen...
Am sinnvollsten erschienen da die Holländer. Schließlich ist das vor einigen Jahren aufkommende 4-2-3-1 nur eine Form des 4-3-3... und wie man das zu coachen hat, lernt man als Holländer ja in der C-Jugend... Also ging der große Run auf die Huub Stevens (wobei der bei all seinen Jobs fast schon einen weiter oben auftauchen könnte), Martin Jols, Beert van Marwijks, Dick Advocaats und Louis van Gaals los. Von denen waren 2 wirklich erfolgreich... einer der beiden war menschlich wohl ein riesen Arschloch... der andere als Huub Stevens wohl der deutscheste aller holländischen (ich sag nur "Die 0 muss stehen") Trainer in der Geschichte des Fußballs...
Holländer allein lösen das Problem also nicht... dementsprechend muss man wohl weiterziehen... und wer steht sonst noch so für schönen, offensiven und ansehnlichen Offensivfußball? Die Schweizer. Oder halt Trainer, die in der Schweiz geprägt wurden... Ich wäre da selber nicht drauf gekommen, die Bundesligamanager dagegen schon... Schuld ist natürlich Lucien Favre, der halt die eigentlich wichtigste Qualfikation erfüllt. Aber auf den Erfolg von Favre in der Saison 2007/08 folgten postwenden Christian Gross, Hanspeter Latour, Marcel Koller und Thorsten Fink... alle mit dem Arbeitsnachweis in der Schweiz ja gute Arbeit geleistet zu haben... Geblieben ist so wirklich keiner von ihnen...
Und dann kam Jürgen Klopp... und als der Bundesliga bewusst wurde, dass der nicht nur in Mainz erfolgreich arbeiten kann... und das man auch als junger, deutscher Trainer eine Mannschaft und Spielphilosophie entwicklen kann... und dann wurde den Managern bewusst, dass man ja dank der Lizenzpflicht für die Jugendtrainer seinen Jürgen Klopp praktisch in den eigenen Reihen haben muss... sonst ist man ja eh am Arsch... und ob man das ist, kann man ja auch bei den Profis rauskriegen...
So suchte jeder Manager jetzt in seinen eigenen Reihen nach der vielleicht ja doch großen Lösung... oder wenn er dort nicht fündig wurde, so doch wenigstens nach dem nächsten neuen und unverbrauchten Gesicht. Doch für jeden Thomas Tuchel und Christian Streich gab es mindestens einen Michael Wiesinger, Krassimir Balakov, Marco Pezzaioli oder Michael Oenning. Und nur so nebenbei: Oenning ist auf dieser Liste der Trainer mit den meisten Bundesligaeinsätzen...
Und nachdem Martin Bader mit dem Trittbrettfahren im Fall Wiesinger nicht so sonderlich erfolgreich war... ging er 2 Schritte zurück um endlich wieder vorwärts zu kommen: Gertjan Verbeek ist alt (51), Holländer und wurde bereits 5 mal entlassen... alles gute Gründe, die gegen eine Verpflichtung sprechen... zumindest, wenn es nach dem Zeitgeist geht... und trifft damit anscheinend voll in Schwarze...
Weil Bader sich einfach mal mit den Kandidaten als Individuen und ihren Vorstellungen von Fußball auseinandergesetzt zu haben scheint... Und somit den wohl bestmöglichen Trainer für seine eigenen Situation gefunden zu haben scheint. Und wenn wir uns daran erinnern, wie schwer sich der 1.FC Nürnberg mit der Trainersuche tat... und wie viele Kandidaten schon fast verpflichtet waren...
So eine Sondierung ist anstrengend und kompliziert... weshalb es extrem unwahrscheinlich ist, dass die anderen Manager auf diesen Zug aufspringen werden... Die werden wieder einfach nur das öberflächliche Ergbenis sehen und hinterher auf den Zug aufspringen...
Denn am Ende beginnen diese Trends immer mit einem einzigen, extrem erfolgreichen Einzelfall... den alle dann zu kopieren versuchen... Und keiner ist in dieser Kategorie so "erfolgreich", wie der Hamburger SV...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen