Donnerstag, 24. Juli 2025

Das war besser, als erwartet.

 Also was die Deutsche Mannschaft so abgeliefert hat. Wo ich ja sonst immer der überkritische Zyniker bin, muss ich das auch einfach mal anerkennen. Am besten verdeutlicht man die allgemeine Leistungssteigerung an Franziska Kett: Zu Beginn des Turniers konnte sie sich nicht gegen Sarai Linder durchsetzen. Das ist, wenn man sich daran erinnert, wie leicht die Schwedinnen über die linke Seite durchbrachen, nicht das beste Vorbereitungs-Zeugnis ist. Verletzungen und Sperren spülten sie dann in die Startelf. Das machte sie auch gut, aber gegen Spanien sah es dann doch so aus, als müsste sie Lehrgeld zahlen. Aber sie biss sich regelrecht in die Zweikämpfe und damit auch ins Spiel.

Das sind genau die Geschichten, für die ich solche Turniere liebe. Und Kett wird das persönlich extrem weiterhelfen, dass jetzt alle wissen, dass sie auf diesem Niveau mithalten kann. 

Nebenbei war es doch der Spielverlauf, den ich vorhergesagt habe: Spanien spielte ruhig und dominant, bis die Deutschen irgendwann den entscheidenden Fehler machen, weil sie Kraft doch nachließ. Nur erzielten sie das Tor 50 Minuten später als erwartet. Dass ausgerechnet Ann-Katrin Berger diesen Fehler begeht, ist absurd. Aber eines muss man der Frau lassen: Die hat Eier. Sich direkt danach vor ein Mikro zu stellen und den Fehler anzunehmen, bracht verdammt viel Charakter. Und sie sagt auch direkt, dass es dann egal ist, wie viele Bälle man vorher abgewehrt hat. Beeindruckend.

Und wer jetzt all die deutschen Chancen als Argument gegen meine Prognose nimmt: Cata Coll musste in der 63. Minute ihre erste Parade des laufenden Turniers zeigen. (Ja, die war in der Vorrunde noch krank...) Klara Bühl hatte vorher eine große Chance, schießt aber vorbei. Wenn man Weltklasse sein will, muss man den machen. Der zweite Abschluss in Halbzeit 1 kam aber aus einer Abseitsposition. Was den Kommentator nicht davon abhielt, das auch als Torchance aufzuzählen, um sich die Statistik schönzureden.

Aber ja: Deutschland hätte das Spiel in der Schlussphase gewinnen können. Sie haben eine richtig starke Leistung angeboten. Man hätte aber nur durch einen Lucky Punch gewonnen. Dass dies im Fußball immer möglich ist, macht den Sport so faszinierend. 

Im anderen Halbfinale gewann dann Bayer Leverkusen. Ja, die spielen heimlich mit, tragen aber England-Trikots. Wir reden von der 2024er-Version der Werkself. Wobei selbst die nicht dieses absurde Selbstverständnis haben. Die Engländerinnen wissen, dass sie die deutlich fittere Mannschaft sind. Sie können das Tempo weiterhin hochhalten, wenn die Gegnerinnen deutlich nachlassen. Das wurde gegen Italien noch deutlicher, als bisher. Und sie bringen dann in der 77. Minute mit Chloe Kelly eine frische Unterschiedspielerin. England hat genau deswegen schon 5 Tore ab der 80. Minute erzielt. Nur so als Vergleich: Deutschland oder Italien kommen insgesamt auf 6 Tore.

Haben sie sich dieses Mal wirklich bis zur allerletzten Minute Zeit gelassen? Definitiv. Für mich war aber definitiv eher die Frage, "wann" die treffen, nicht "ob".

Und auch der Elfmeter, über den sich die Italienerinnen so aufregen, obwohl sie ihn in der gegnerischen Hälfte vehement gefordert hätten: Das war primär das Resultat der extremen Müdigkeit, als ein Fehler der Schiedsrichterin. Dass nach dem logischen Fehlschuss 2 Engländerinnen zum Ball stürmen, während die Italiener einfach nicht mehr hinterherkommen, ist auch bezeichnend.

Das führt jetzt zu einer wirklich interessanten Ansetzung. Das sind definitiv die beiden besten Mannschaften des Turniers. Die eine Mannschaft spielt den Gegner mit einer stoischen Ruhe müde. Die andere kämpft den Gegner kaputt. Beide treffen jetzt auf ein Team, gegen den dieser Ansatz logisch nicht funktionieren kann. Die offene Frage ist, ob sich physische oder technische Überlegenheit durchsetzen kann. Ich würde ja den besseren Jokern den Zuschlag geben, aber auch da haben beide Mannschaften starke Optionen.

Aber was diesem Turnier noch fehlt, ist ein Selma Paralluelo Treffer. Die macht in der Schlussphase das entscheidende Tor.

Dienstag, 22. Juli 2025

16 Teams ist das perfekte Teilnehmerfeld

Beim Verfolgen der Viertelfinale wurde mir eines bewusst: ein Turnier mit 16 hat die perfekte Größe. Denn auch wenn ich mich hinter der Maske des Zynismus verstecke, liebe ich es halt, guten und relevanten Fußball zu sehen. Aber gerade in letzter Zeit wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich keinen Nerv mehr für belanglosen Fußball habe.

Hier muss jetzt erstmal ein schizophrener Disclaimer rein, denn mir ist bewusst, dass man bei der Herren-WM nicht auf 16 Teilnehmer zurückgehen kann. Dafür ist der Sport viel zu groß. Und es geht ja, wie ich an anderen Stellen immer betone, nicht darum, das bestmögliche Turnier für uns Europäer zu erschaffen, sondern die globale Entwicklung zu feiern. 
Aber dass fast die Hälfte aller Verbände zur Herren-EM müssen, wird das Turnier auf ewig negativ beeinträchtigen.

Das erste Positive ist der Fakt, dass man nicht sein gesamtes Leben auf den Kopf stellen muss, um das Turnier zu verfolgen. Man musste erst 18 Uhr einschalten und war um 23 Uhr fertig. Wenn man wirklich mal verhindert ist, braucht man nach der Schicht oder nach dem Konzert nur eine Stunde, um alles Relevante zu erfahren. Und ab dem Viertelfinale gibt es nur noch ein Spiel pro Tag, welches abgesehen vom obligatorischen "Wir schalten ins deutsche Lager" komplett im Fokus steht.

Nächstes Jahr werden wir in der Gruppenphase 4 Spiele am Tag auf dem Menü haben. Da wird es von 17 bis 6 Uhr nur Fußball geben. Die werden Doppelschichten beim Public Viewing planen müssen. Selbst mein 21-jähriges Ich, welches 2006 quasi alle Spiele live verfolgt hat, würde da an seine Grenzen kommen.

Dann gab es mit Wales nur eine einzige Mannschaft, die man, bei allem Respekt, als Kanonenfutter bezeichnen kann. Alle anderen Mannschaften waren vor dem Turnier relativ dicht beieinander, auch wenn die Niederlande so zerstritten war, dass man das nur erahnen konnte. Und die Spanierinnen sind halt zu gut, von daher gab es nach ganz oben doch einen beachtlichen Skill-Gap.

Deswegen gab es richtige Hammergruppen. Und weil nur die ersten 2 in jeder Gruppe weiterkommen, gab es auch kein großes Taktieren. Deswegen gab es während des gesamten Turniers nur 2 Unentschieden und noch kein einziges 0:0. Beide Statistiken werden nächsten Sommer am 3. Tag eingestellt sein.

Wo ich gestern auf Kicker.de geflucht habe: Das Re-Live von Portugal - Italien ist beim ZDF nicht mehr auffindbar. Fehlercode 404... Das ist schade, weil man genau diesen Effekt in dieser Schlussphase wunderbar nachvollziehen konnte: Portugal erzielte spät den Ausgleich. Bei einem Turnier mit 24 Teilnehmern würden sich jetzt beide mit diesem Ergebnis arrangieren. Denn Italien wäre mit 4 Punkten als bester Gruppenvierter quasi sicher weiter. Es gibt theoretische Szenarien, in denen man mit 4 Punkten ausscheidet, aber das passiert nur, wenn alle 4 Mannschaften auf diese 4 Punkte kommen. Und auch Portugal wäre mit einem Sieg gegen bereits ausgeschiedene Belgierinnen genauso sicher weiter.

Stattdessen spielten beide Mannschaften in der Nachspielzeit voll auf Sieg. Italien war sich bewusst, dass sie noch ein Spiel gegen die Spanierinnen verlieren werden. Portugal wollte sich nicht darauf verlassen, dass Spanien sich im letzten Gruppenspiel mit einem humanen Sieg zufriedengibt, anstatt aufs 3:0 zu gehen. 
Während man bei den Männern taktiert hätte, führte die extreme Intensität zu einem Platzverweis und 3 klaren Chancen in der Schlussphase.

Ein weiteres positives Beispiel waren die extremen Emotionen nach dem Schweizer Ausgleich. Und das auf BEIDEN Seiten. Die einen feiern das Weiterkommen, die anderen müssen nach Hause fahren. In einem System mit den besten Gruppendritten kommen beide weiter.
Nicht nur das. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die Schweizerinnen bei einer knappen Niederlage mit 3 Punkten und +0 Toren die besten Gruppendritten gewesen wären. Die 4 besten Gruppendritten kamen bei der EM im letzten Sommer weiter.

Hier muss man nochmal festhalten, dass man im aktuellen System bei den Männern mit 3 Unentschieden quasi garantiert weiterkommt. Slowenien hat das vorgemacht, während die Ukraine mit 4 Punkten ausgeschieden ist. Portugal kam 2016, ohne nach 90 Minuten ein einziges Spiel zu gewinnen, bis ins Finale. Bei der WM 1990 war es die Niederlande, die ohne Sieg ins Achtelfinale einzogen, um dort unseren Rudi zu bespucken. Nur um zu verdeutlichen, dass dies kein absurder Sonderfall ist. Seit der Einführung der 3 Punkte Regel in 3 von 4 Turnieren mit den besten Gruppendritten ist dieses Szenario eingetreten. Das ist viel zu häufig.

Es geht also, weil man sich nicht ohne Sieg durchmogeln kann, gleich richtig zur Sache. Und weil es "nur" 16 Teilnehmer gibt, kommt es schon am ersten Spieltag zu richtig geilen Ansetzungen. Nächsten Sommer gibt es dagegen 16 Gruppen. Damit ist ausgeschlossen, dass die 15 besten Mannschaften sich in der Gruppe aus dem Weg gehen. Die USA und Mexiko sind gerade Teil dieser Top-15, ich habe also bedacht, dass es 3 Gastgeberländer gibt. Das Best-Case-Szenario wäre ein Duell zwischen Uruguay in Spanien. 

Aber selbst wenn es dieses "Hammer-Los" gibt, ist der Rest des Teilnehmerfeldes so schwach, dass selbst der Verlierer mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit die K.O. Phase erreichen wird. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass selbst Deutschland dies schaffen wird. Diese Gruppenphase zieht sich nebenbei über 15 Tage... Da bekommt man doch richtig Bock, jede Nacht 8 Stunden vorm Fernseher zu hängen.

Und in dieser K.O. Phase setzt sich dieses Problem dann fort. In dem aktuellen Turnier gab es schon in der ersten Runde nur gute und enge Spiele. Bei der WM im nächsten Jahr werden wir im Sechzehntelfinale quasi nur David gegen Goliath sehen. Und natürlich ist dann so eine Sensation immer eine faszinierende Geschichte. Im Wesentlichen lassen sich diese Spiele aber auf "der Außenseiter verbarrikadiert sich erfolgreich am eigenen 16er und dem Favoriten fällt nichts ein" runterbrechen. Also Spanien gegen Marokko halt. Für die Freunde des guten Fußballs ist das nichts. Dass der Außenseiter wie Italien gerade in Führung geht, weil sie überraschend gut mitspielen und hoch pressen, ist quasi ausgeschlossen. 

Die Fussball-WM nächsten Sommer hat 104 Spiele im Plan stehen. Von denen werden, falls die Achtelfinale günstig fallen und es da 6 spannende Ansetzungen gibt, 13 relevante Spiele geben... Bei der aktuellen EM gibt es 31 Spiele, dafür gab es schon am ersten Spieltag relevante Klassiker wie Frankreich - England oder Deutschland - Schweden.

Damit steht quasi jetzt schon fest, dass wir diesen Sommer das bessere Turnier verpasst haben und uns nächstes Jahr das schlechtere Turnier schönsaufen werden. Aber wenigstens gibt es dann richtigen Fußball.

Sonntag, 20. Juli 2025

Worst of der wirklich faszinierenden Viertelfinale

 Das war ziemlich gut.

Also außer Kathrin Hendrich, die fürs Haare ziehen einen Platzverweis bekommen hat. Das wurde als Tätlichkeit gewertet. Solange Knowles approves. Aber die Deutschen hatten das mit der Unterzahl ja trainiert. Also unter Wettbewerbsbedingungen...

Die Französinnen hatten anscheinend den Anstand, darauf zu warten, dass die Open-Air-Konzerte beendet waren, bevor sie richtig aufs Tempo drückten. Pünktlich um 10 fingen die dann an, das deutsche Tor ins Visier zunehmen. Und dann haben sie nicht mitbekommen, dass das 2:1 vom VAR kassiert wurde und sie nach 5 starken Minuten wieder in den Verwaltungsmodus schalteten. 

Nebenbei muss an der Stelle auch noch erwähnt werden, dass Deutschland doch eine dritte Weltklassespielerin hat. Denn was Ann-Katrin Berger so alles rausgefischt hat, war beeindruckend. Auch wenn es bei der Parade des Turniers die eigene Spielerin war, die sie zur Großtat zwang. Mit einer anderen Torhüterin scheidet man hier aus.

Am Ende reichte das zum Weiterkommen im Elfmeterschießen, obwohl Christian Wück alles versucht hat, um das zu sabotieren. Also um mal die Absurdität vorzuführen: Deutschland spielte, inklusive Nachspielzeiten, 125 Minuten lang in Unterzahl. Dass die das so gut verteidigt haben, ist eine absurde Leistung. Aber Wück gönnte sich trotzdem den Luxus, Linda Dallmann und Sara Däbritz erst in der 120. Minute zu bringen. Exklusiv fürs Elfmeterschießen.

Gerade bei Däbritz ist das völlig absurd. Die Frau war mal zumindest mal Weltklasse, bevor sie durch schwere Verletzungen gestoppt wurde. Die Frau war beim letzten Europameister-Titel zumindest dabei. Dann hat sie eine olympische Goldmedaille zu Hause. Sie hat zuletzt für Olympique Lyon gespielt und wechselt jetzt zu Real Madrid. Und klar, sie war da zuletzt nicht unbedingt Stammkraft, aber das ist ein Niveau, welches Jule Brandt erst noch nachweisen muss. Dann traut ein Wück dieser Superveteranin nicht mal zu, das Spiel für 15 Minuten zu stabilisieren. Und das obwohl eine Elisa Sneß für 2 kämpfen musste. Natürlich landete der erste Ballkontakt von Däbritz an der Latte. 
Wie viele in allerletzter Sekunde Eingewechselte müssen eigentlich noch verschießen, bis die Trainer endlich merken, dass dies fahrlässig ist? Nur so als Vergleich: Frankreich brachte die letzten frischen Kräfte in der 112. Minute.

Nun kann man natürlich behaupten, dass 50 % doch eine gute Erfolgsquote ist... Und Dallmann hat ja getroffen. Das liegt aber nur an der absurden Geschichte, dass bei dieser EM die gestern vorgeschlagenen Coca-Cola Eckbälle durch Coca-Cola Elfmeter ersetzt werden müssten. Die absurd schlechte Elfmeterbilanz dieses Turniers rechtfertigt aber Wücks Entscheidungen nicht wirklich. Aber wie das im deutschen Fußball so üblich ist, werden schlechte Trainerentscheidungen durch überragende Torhüter ausgeglichen. 

Random Fun Fact: Die restlichen Viertelfinale sind schon nicht mehr auf der Startseite von Kicker.de vertreten. Nicht nur das, auch auf der Unterseite "Frauen-EM" finde ich sie nicht. Ich muss auf 2 Links klicken, um eine Seite zu finden, auf der ich die Spiele aufrufen kann... Aber Spanien - Deutschland aus dem Jahr 1966 finde ich sofort. Ich muss mal dringend zu Sportschau.de wechseln... Anyhow.

Spanien gegen Schweiz war das langweiligste Viertelfinale. Das hatte 2 Gründe: Zum einen gingen die Schweizerinnen ihren Gegenspielerinnen auf die Socken und auf die Nerven. Das ist also tatsächlich machbar. Vor allem, und das ist eher beängstigend, verteidigten dir Spanierinnen mit einer ganz neuen Seriosität. In der Vorrunde konnte man denen durchaus Arroganz vorwerfen. Aber gegen die Schweiz haben sie etwas von der offensiven Brillianz aufgegeben, um hinten gar nichts zuzulassen.

Cata Coll musste nur ein einziges Mal eingreifen. Aber bei dem Schuss stand Alayah Pilgrim vorher, wie sie das meistens tat, im Abseits. Ansonsten hatten die Schweizerinnen nur Verzweiflungsversuche aus 30 Metern von Sydney Schertenleib im Notizblock. 

Dabei war die "Die kassieren 2 Tore, kommen aber trotzdem weiter" Prognose von Kathrin Lehmann gar nicht so verkehrt. Also das erwähne ich primär, weil jetzt ja die ersten männlichen Kommentare jegliche Expertise absprechen. Die Leistungen der Vorrunde geben diesen Spielverlauf her. Dass die Spanierinnen einfach so den Hebel umlegen, war nicht zu erwarten. Deswegen gebe ich hier jetzt meine eigene Prognose ab: Spanien kassiert kein Gegentor mehr, trifft aber selbst erst ab der 60. Minute. Die sind in den Vincente del Bosque Modus gewechselt und spielen die Gegnerinnen in aller Ruhe müde, um dann irgendwann zuzuschlagen. Was, wenn man taktisch und technisch auf dem Niveau der Spanierinnen ist, eine effektive und sichere Variante ist, um Spiele und Turniere zu gewinnen.

Schweden - England war ein Instant Classic. Zunächst muss man festhalten, dass die Schwedinnen nicht nur DIE Traditionsmannschaft sind und die erste Frauen-EM gewannen, sondern sie sind auch immer noch richtig gut. Sie wurden halt nur ein wenig zu oft "nur" Zweiter oder Dritter. Bei der EM standen sie seit dem Titelgewinn 8 Mal im Halbfinale. Dazu kommen 4 Halbfinalteilnahmen bei einer WM und 2 olympische Silbermedaillen. Da würden die englischen Männer irgendwas von "30 years of hurt" heulen. Aber die Fans der Schwedinnen ertragen das einfach...
England ist dagegen die aufstrebende Supermacht. Die Professionalisierung der Liga geht in rasanten Schritten voran. Die Ausbildung ist nicht ganz auf Barca Niveau, aber es werden in der Breite mehr Topspielerinnen ausgebildet. Es wird kein Turnier mehr geben, bei dem die nicht zum Favoritinnenkreis gehören.

Und diese beiden Großmächte lieferten sich dann eine epische Schlacht. Schweden ging früh mit 2:0 in Führung und verteidigte diese beherzt und diszipliniert. England wurde aber immer dominanter. Und am Ende drehten die englischen Joker, vor allem Chloe Kelly, das Spiel, während die ebenfalls eingewechselte Smilla Holmberg bei beiden Gegentoren ein wenig überfordert war. Und ja, das ist die 18-jährige, die gegen Deutschland noch so extrem stark ausgesehen hat.

In der Verlängerung war das Spiel dann eher zerfahren, aber es wurde von extrem intensiven Zweikämpfen geprägt. Die Torhüterin Hannah Hampton beendete das Spiel mit einer blutigen Nase. Dass Lauren James nach all den Tritten immer wieder aufgestanden ist, beweist nur, wie hart frau im Nehmen ist... Und sie war nicht die einzige, die heftig einstecken musste, beide Mannschaften haben hart ausgeteilt, aber wenig gejammert. Beide Mannschaften gingen weit über das vernünftige Belastungslevel hinaus, was, neben der extremen Drucksituation, erklärt, warum das Elfmeterschießen eher grotesk war. 

Bei Norwegen - Italien waren die Emotionen praktisch durch den Fernseher greifbar. Ada Hegerberg verschoss zunächst ihren zweiten Elfmeter, erzielte direkt danach den Ausgleich. Aber dem Außenseiter aus Italien gelang in letzter Minute durch die fast schon ausgewechselte Cristina Girelli der Siegtreffer. Und wie die Spielerinnen und das Stadion dann eskalierten, war ganz großes Kino.

Vor allem gab es kein Geplänkel mehr, sondern in jedem Spiel ging es heftig zur Sache. Spanien war die einzige Mannschaft, die wirklich dominieren und das Spiel frühzeitig entscheiden konnte. Frühzeitig heißt hier auch nur in der 71. Minute. Aber die Chauvinisten werden alles auf die Elfmeter reduzieren und einfach behaupten, dass die Frauen krass unfähig sind, anstatt das an sich großartige Turnier zu genießen. Aber das ist ja deren Verlust... 

Freitag, 18. Juli 2025

Nebenbei haben die eine der besten Regeländerungen der Neuzeit eingeführt.

 Es ist gar nicht alles schlecht. Nur 95 % der Dinge, die die Fifa so macht, dient der Profitmaximierung. Und jetzt haben sie sogar etwas Positives bewirkt. Wie konnte Gianni Infantino das zulassen?

Aber jetzt wird wirklich etwas gegen die Spielverzögerung unternommen, denn wenn der Torhüter den Ball zu lange in der Hand hält, wird das sanktioniert. Und das nicht nur mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern mit einer Standardsituation tief in der eigenen Hälfte: Einem Eckball. Das sind genau die Momente, die man in einer Schlussphase unbedingt vermeiden will.

Es wird also jeder Torhüter den Ball ins Spiel bringen, sobald der Schiedsrichter runterzählt. Geile Idee.

Wobei die natürlich nicht radikal genug ist: Viel geiler wäre es, wenn man für jegliches Zeitspiel einen Eckball für den Gegner gibt. Egal, wo diese Unsportlichkeit begangen wird. Das wäre mal ein Ansatz, der das Spiel positiv verändern würde.

Denn eines muss man an der Stelle nochmal festhalten: Zeitspiel ist immer effektiv. Man unterbricht den Rhythmus des Gegners und gibt seiner eigenen Verteidigung die Gelegenheit, durchzuschnaufen. Die Zeit wird nie komplett nachgespielt. Und wenn ein Spieler dafür verwarnt wird, ist das nur noch besser, weil es weitere 10 Sekunden dauert, bis das erfasst wurde.

Und wenn ein Spieler sich durch das Zeitspiel direkt eine Sperre einhandelt, passiert nur in 3 Szenarien:
1. Man hat das Achtelfinalhinspiel souverän gewonnen und will unbelastet ins Viertelfinale gehen. Das ist vor allem in der Champions League relevant.
2. Man spielt am nächsten Wochenende beim FC Bayern und hat die Niederlage eh einkalkuliert. Das ist das Bundesliga-Szenario.
3. Man hat nächste Woche ein Familientreffen... was noch schlimmer ist. Die Kreisklasse-Variante.

Dass Spieler unbeabsichtigt eine Sperre kassieren, ist quasi ausgeschlossen. Das machte die Aktion Gregore bei der Klub-WM so absurd.

Noch viel absurder wird es in einem Viertelfinale bei einer WM der EM. Da wird man dann für die restlichen 5 bis 10 Minuten verwarnt. Dass man direkt danach noch eine Verwarnung bekommt, ist so gut wie ausgeschlossen. Und direkt nach dem Abpfiff wird die Verwarnung wieder gestrichen, weil wir zu viel Angst davor haben, dass ein Star das Finale gesperrt verpassen könnte. Da kann man dann doch wirklich nicht mehr von einer Strafe reden. Und im Halbfinale kann man dann wieder zu diesem Mittel greifen.

Schritt 1 wäre es da, dass man die Karten für Zeitspiel und Unsportlichkeiten einfach doch behält. Oder dass Verwarnungen nicht komplett nach dem Viertelfinale, sondern nach 2 Spielen, gestrichen werden. Dann würde man im Finale gesperrt fehlen, wenn man im Viertel- und Halbfinale verwarnt wird, aber eben nicht, wenn man aus dem 1. oder 2. Spieltag eine Verwarnung mitbringt.

Aber unabhängig von solchen doch recht komplizierten Lösungen wäre es auch schon extrem hilfreich, wenn die auf Zeit spielende Mannschaft sofort eine spürbare Bestrafung bekommt. Denn das ist ja auch ein Vergehen, für das man sich am Ende kollektiv entscheidet. Ein Eckball wäre hier auch das perfekte Strafmaß: drastisch genug, dass man der Aufforderung den Ball zu spielen sofort nachkommt. Aber nicht so drastisch, dass man gar keine Chance hat, die folgende Situation zu verteidigen.

Genau so würde man das Zeitspiel effektiv unterbinden. Und wenn jetzt irgendwelche Regel-Nerds ankommen und behaupten, dass man ja nicht einfach willkürlich Eckbälle verteilen kann, sondern die nur in einer sehr spezifischen Situation angewendet werden... nun ja. Die Fifa hat ja gerade bewiesen, dass sie das einfach anpassen kann, wenn das gewollt ist.

Und an der Stelle sollte das gewollt sein, weil es das Spiel objektiv verbessern würde. Aber das ist halt leider nicht der Fokus der Fifa. Deswegen hier jetzt die wirkliche Lösung: Für jegliches Zeitspiel gibt es eine Coca-Cola-Ecke. Das ist an und für sich auch nur ein Eckball, nur wird er von der Marke präsentiert und während die Mannschaften sich im Strafraum sammeln, was ja aufgrund des Zeitspiel-Szenarios etwas dauern wird, kann ein entsprechender Spot gezeigt werden.

Montag, 14. Juli 2025

Worst of der "Mathhias Sammer hat Rech" Vorrunde

 Also zumindest der Überschrift nach zu urteilen. Praktisch im Prinzip. Denn auch wenn ich Matthias Sammer für einen der fähigsten, kritischen Köpfe halte, will ich mir deswegen jetzt kein Abo holen... und so weit, dass man denen 50 Cent für einen Einzelartikel geben kann, sind die noch nicht.

Außerdem wird Sammer da kaum an den Frauenfußball gedacht haben, auch wenn die gerade ein Paradebeispiel fürs Schönreden abliefern.

Da war Klara Bühl (zumindest glaube ich, dass das ihre Reaktion war) nach dem Spiel dann "stolz" drauf, dass man gegen die Schwedinnen in Halbzeit 2 nur ein Gegentor gefangen hat. Schließlich war man in Unterzahl. Dass die Schwedinnen ihre Stars auswechselten und bei eigenem Ballbesitz in den Schonmodus geschaltet haben, wird ignoriert.

Christian Wück sah seine Mannschaft bis zum Platzverweis von Nora Nderlage auf Augenhöhe. Hier ist das Problem: mit dem Handspiel verhinderte Carlotta Wamser, wie Nderlage im bürgerlichen Leben genannt werden will, das sichere 3:1. Man liegt da quasi schon deutlich zurück. Wenn man jetzt beim Stand von 1:1 einen unglücklichen und fragwürdigen Platzverweis bekommt... Aber man hat zum 3. Mal innerhalb von 20 Minuten richtig beschissen verteidigt.

Apropos beschissen verteidigt: Wück sieht ein glückliches 1:2, weil der Schussversuch ja nur aus Tor geht, weil eine Deutsche beim Klärungsversuch angeschossen wird... Aber ganz ehrlich: wie Smilia Holmberg da an Bühl und Sarai Linder vorbeizieht, ist beängstigend einfach. Und da gibt es eine einfache Regel: wenn man erst im Strafraum versucht, wenigstens Widerstand zu leisten, fängt man sich regelmäßig Gegentore ein. Und das hat dann mehr mit der eigenen Unfähigkeit, als mit "Pech" zu tun.

Wahr ist: Die ersten 20 Minuten waren stark. Aber man hat sich in den entscheidenden Umschaltmomenten viel zu eng an das Lehrbuch Jogi Löws gehalten, obwohl wir seit 8 Jahren wissen, wie naiv das ist. Um es freundlich auszudrücken. Vor allem fand man nach dem Ausgleich nie zum eigenen Spiel zurück. Und sich jetzt auf die ersten 20 Minuten zu konzentrieren, wenn ein Großteil des Spiels Scheiße war, kann nicht der Ansatz sein. Hoffentlich analysieren sie das unter den kritischen Augen Rihannas gründlicher.

Lasst uns da mal ein praktisches Beispiel fürs Verklären von Mittelmaß zur Weltklasse anbringen: Dem Narrativ, dass Elisa Senß eine Lena Oberdorf vergessen lässt. Die Lücke sei "sportlich geschlossen", weil die Frankfurterin in 9 von 10 Länderspielen mitgewirkt hat. 

Und das geht jetzt nicht gegen Senß. Die hat bisher ein ordentliches Turnier abgeliefert. Aber eben auch nicht mehr. Und Lena Oberdorf ist eine der 2 verbliebenen Spielerinnen mit deutschem Pass, die wirklich Weltklasse verkörpern. Die andere ist die ebenfalls verletzte Giulia Gwinn. Der Rest der Mannschaft ist gut, aber nicht überragend. Wir reden uns aber trotzdem ein, dass wir um den Titel mitspielen, obwohl andere deutlich bessere Spielerinnen haben. Weil ja "das System" so gut und so wichtig ist. Dieses System hat beim ersten echten Stresstest einen klassischen Bluescreen produziert.

Eine Lea Schüller lässt schon in der Bundesliga zu viele Chancen liegen. Einer Liga, die international mehr und mehr den Anschluss verliert. In der Champions League kommt sie fast schon logischerweise auf 0 Treffer in 7 Spielen. Aber gut, da wird sie ja meistens auch nur eingewechselt.

Eine Jule Brand lässt immer wieder wunderbares Potenzial aufblitzen, muss aber aufpassen, dass sie nicht zum weiblichen Julian Brandt wird. Der Vergleich drängt sich nicht nur wegen des Namens auf. Und sie muss trotz ihrer 63 Länderspiele noch lernen, wie man konstant und seriös nach hinten mitarbeitet... Hoffentlich hilft ihr der Wechsel zu Olympique Lyon, aber da wird sie erstmal ihre Schwächen aufarbeiten müssen.

Nebenbei zeigt uns diese Entwicklung wahrscheinlich auch ein elementares Problem: Wer Weltklasse werden will, muss die Bundesliga verlassen. Und das so schnell wie möglich. Das ist keine gute Grundlage für langfristiges Wachstum. 

Und es kommt ja zumindest kurzfristig nichts nach. Also während woanders mit Vicky, Schertenleib, Beney, Wandeler und Gaupset 20-Jährige in die Startelf drängen, ist Wamser als 21-jähriges "Küken" eher die Notlösung. Selbst die steinalten Schwedinnen haben mit Holmberg eine 18-jährige, die zumindest gut genug ist, um Deutschland abzuschießen... 

Frankreich hat die Legende Wendie Renard durch Alice Sombath, Melween N'dongala, Thiniba Samoura und Lou Bogaert ersetzt, die alle höchstens 21 sind. Sonbath und Samoura bildeten in den letzten beiden Spielen die Innenverteidigung. Die anderen wurden regelmäßig eingewechselt.

In Deutschland guckt eine 20-jährige Franziska Kett nur zu, wie eine 32-jährige Kathrin Henrich eingewechselt wird...  Nur um zu verdeutlichen, dass die Dinge nur bedingt besser werden, falls es dieses eine Mal noch gegen Frankreich reicht. Und auch wenn Frankreich uns jetzt einreden will, dass unsere Mannschaft favorisiert ist, weil die vor 12 Jahren regelmäßig Titel gewonnen haben, sieht es in der Gegenwart so aus, dass ein Weiterkommen eine ordentliche Überraschung wäre.

Aber anstatt den Finger in die Wunde zu legen, wird uns überall eingeredet, dass das ja schon irgendwie werden wird. Denn jetzt, wo die Aufmerksamkeit gerade vorhanden ist, schon die Missstände anzusprechen, wäre doch völlig übertrieben. Das kann man doch dann machen, wenn keiner mehr hinguckt, da tut es dann nicht so weh. 

Das macht es dann in 2 Jahren auch wieder leichter, sich einzureden, dass man ja zur Elite gehört. Nur um dann wieder überrascht zu gucken, wenn man mit dem Halbfinale nichts zu tun hat... 

Montag, 7. Juli 2025

Ein doppeltes Worst of

 Quasi das Gegenteil von einem Doppel-Wumms...

 Fangen wir mit den Impressionen zur Frauen-EM an. Und da muss man festhalten: Die Auslosung ist echt... ungünstig. Denn die Gruppe A ist sichtbar schwächer als der Rest.

Die jungen Schweizerinnen sind noch 2 Jahre von einer wirklich relevanten Rolle entfernt. Und die alten Schweizerinnen sind einfach nicht so gut. Das Potenzial blitzt immer wieder auf, aber das 1:0 gestern fiel, auch wenn in dem Moment stark umgeschaltet wurde, eher aus dem Nichts. Erst danach kamen die Damen richtig ins Rollen.

Finnland ist hauptsächlich froh, dass sie überhaupt mitspielen dürfen. Island stellt eine Spielerin auf, die buchstäblich nur bei Einwürfen positiv auffällt. Aber ich habe noch keine einzige gelungene Aktion mit dem Ball am Fuß von Jonsdottir gesehen und ich habe beide Spiele live gesehen.

Norwegen ist die absolute Arschlochmannschaft. Das Real Madrid dieses Turniers. Die machen nicht mehr als nötig und wissen selbst nicht genau, wie sie die Gegnerinnen zu den Eigentoren zwingen. Wo die garantiert als Gruppensiegerin feststehen, würde es mich nicht überraschen, wenn die am 3. Spieltag gar nicht antreten und die 0:3 Niederlage akzeptieren.

Keine dieser Mannschaften wird sachlich gesehen etwas mit dem Halbfinale zu tun haben. Was absurd ist, denn in Gruppe D spielen mit England, Frankreich und den Niederlanden 3 Mannschaften mit berechtigten hohen Ansprüchen. Deutschland und Schweden muss man auch zu den Titelfavoritinnen zählen. Dänemark wäre in Gruppe A ebenfalls der klare Favorit. Diese Mannschaften verteilen sich nicht nur auf 2 Gruppen, sondern treffen im Viertelfinale aufeinander... 

Dazu kommt ja, dass die Gruppe A die exponierteste Stelle hat. Denn man durfte nicht nur den Auftakt geben, sondern auch die beste Sendezeit am Sonntagabend für sich beanspruchen. Und dann kommen die sexistischen Arschlöcher und behaupten, dass das Niveau ja grausam sein muss, weil sie Island gegen Finnland gesehen haben. Das reicht ja auch, um das gesamte Turnier zu beurteilen... Genau.

Allen, die das behaupten, sollte man die Highlights von Spanien - Portugal an den Kopf werfen. Und natürlich sind die Portugiesinnen überfordert. Aber man kann dort wunderbar erkennen, auf welchem Niveau und mit was für einem Tempo die Damen agieren können.

Und natürlich ist nicht jedes Spiel der Gruppenphase hochwertig. Am Ende hoffen einige Mannschaften auch einfach, dass sie nach 2 Spieltagen irgendwie auf 2 Punkte kommen... Und Norwegen liegt trotz dieser Einstellung irgendwie bei 6. Aber das ist doch bei jedem beliebigen Männerturnier genauso. Nur dass da dann niemand die Kommentarspalten mit "das kann sich ja keiner angucken" Kommentaren voll jammert. Aber die behaupten alle trotzdem, dass das ja kein Sexismus sei...

Nebenbei müssen wir mal über Edina Alves Batista reden. Der Gastschiedsrichterin aus Brasilien. Und dass die in Südamerika mindestens eine Schiedsrichterin haben, die so gut ist, dass "wir Europäer" die unbedingt bei diesem Turnier haben wollen, ist ein gutes Zeichen für die Entwicklung des Sportes. Aber es ist ein eher schlechtes für den DFB, dass bei den 12 besten Schiedsrichterinnen Europas anscheinend keine einzige Deutsche dabei ist. Und das ist ja keine Ausnahme, sondern ein Trend, denn schon bei der letzten EM wurde nur ein einziges Spiel von Riem Hussein gepfiffen.

5 Jahre nach dem Karriereende von Bibiana Steinhaus-Webb scheint man auch bei den Schiedsrichtersinnen den Anschluss zu verlieren. Genauso wie bei den Vereinen, die International auch nur noch die 2. Geige spielen... und wie genau genommen und als logische Konsequenz auch in der Nationalmannschaft, die ihren letzten von beeindruckenden 8 EM Titeln vor 12 Jahren holte...  Während hier also seit Jahren während der Turniere ein Hype herbeigeredet wird, wurde in den anderen Ländern richtig investiert. Und diese Länder haben "uns" eiskalt überholt.

 

Auf der anderen Seite der Kommerzialisierung ist es nebenbei absurd, wie viel Fußball in den USA gespielt wird: Klub-WM, Gold Cup Finale und MLS.  Warum sollte man die nationale Liga auch pausieren lassen, nur weil die Nationalmannschaft im eigenen Land spielt...

Am Ende geht es aber doch um zu viel Geld, deswegen muss Jamal Musiala in die Startelf. Zum ersten Mal seit dem 4.4. gegen St. Pauli. Obwohl man in der Gruppenphase einen deutlichen "lasst den mal lieber pausieren" Warnschuss bekommen hat. Aber jetzt kann man die Schuld ja bei Donnaruma suchen, anstatt sich zu fragen, wie sehr der mangelnde Rhythmus und die fehlende Fitness sich auf diese Situation ausgewirkt haben könnte.

Klingt übertrieben? Vielleicht. Aber seit mal ehrlich: wenn Musiala sich bei einem Nations League oder Confederations Cup Spiel verletzt hätte, würde Karl-Heinz Rummenigge auf die Barrikaden gehen und eine Abschaffung dieser sinnlosen Wettbewerbe fordern... Da aber dieses Mal das Geld auf dem Konto der Bayern landet, hört man da nichts.

Den großartigsten Beitrag lieferte dann aber Georg Holzner ab. Der rechnet wie immer erst nach dem Ausscheiden vor, wie bescheiden die internationale Bilanz der Bayern gerade ist. Er weist darauf hin, dass man wirklich nur Bratislava und Celtic geschlagen hat. Was man vorher natürlich lieber verschwiegen hat, weil man sich und seinen Lesern die Chancen schön schreiben musste.

Wirklich absurd wird es dann, wenn Holzner Vincent Kompany vorwirft, dass er ja den Gruppensieg leichtfertig weg rotiert hat... ähm... dem ist bewusst, dass man als Gruppensieger gegen Chelsea gespielt hätte? Dem wieder erstarkten Tabellenvierten aus England. Eine Mannschaft, die deutlich besser ist als Celtic oder Bratislava... Also nur um zu verdeutlichen, dass die beim Kicker wirklich die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches haben. Aber zum Glück verstecken die mittlerweile das Meiste hinter einer Paywall, da fällt mir nicht mehr so häufig auf, wie unfähig die sind.

Donnerstag, 3. Juli 2025

Worst of des "endlich wieder Fußball" EM Auftaktes

 Es braucht ja nicht viel. 22 Spielerinnen und ein Ball. Und dann legt man den Fokus auf das Spiel, auch wenn es nur das Äquivalent von Schottland - Ungarn ist.

Und ja, das "Nicht Auftaktspiel" zwischen Island und Finnland war nicht gut. Das waren 2 Mannschaften, die diszipliniert verteidigen, aber keine Ahnung hatten, wie sie selbst in den gegnerischen Strafraum kommen wollen. Die einzige ernstzunehmende Variante der Isländerinnen waren weite Einwürfe von Jonsdottir, mit denen die finnische Verteidigung so gar nicht zurechtkam.

Aber der Fokus der Übertragung lag fast ausschließlich auf dem Rasen. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, wenn man sich die Klub-WM anguckt. Dort wird viel zu oft zu den korrupten Arschlöchern auf der Ehrentribüne gesprungen. Menschen wie David Beckham, die mehr Geld besitzen, als sie ausgeben können, aber sich trotzdem an die Scheichs aus Qatar verkauft haben. Und natürlich auf Gianni Infantino als Oberbösewicht.

Das ist ja mittlerweile der Standard. Aber neu sind die ständigen Werbeeinblendungen. Wir haben echt den "diese Auswechslung wird ihnen präsentiert von" Kipppunkt erreicht. Aber teilweise werden sogar im laufenden Spiel extra Werbung eingeblendet. Während Lionel Messi das erste Mal aufs Tempo drückt, zieht das Produktionsteam die emotionale Bremse...

Bei der Frauen-EM gab es in ruhigen Momenten die Hinweise auf die Sportschau App und auf die tolle Doku und ansonsten 96 Minuten lang nur Fußball. Da merkt man erst, was man vermisst hat.

Diese Doku ist nebenbei weird. Also es geht um die "neue Generation". Und dann nennt man direkt Giulia Gwinn und Jule Brand. Über die hat man das letzte Mal schon eine Doku gemacht...

Gwinn war 2019 das erste Mal dabei. Sie ist mittlerweile die Kapitänin. Brand spielt ihr 4. großes Turnier. Und beide haben schon über 60 Länderspiele auf dem Buckel. Das sind keine neuen, aufstrebenden Stars, sondern die etabliertesten Gesichter dieser Mannschaft.

Anyhow, das wirkliche Auftaktspiel war doch auf einem ganz anderen Level. Die Schweiz hatte gerade in Halbzeit 1 genau den Plan, den man im frühen Spiel vermisst hat. Sie kombinierten sich immer wieder in aussichtsreiche Abschlusspositionen. Leider verpasste man es das 2. Tor nachzulegen und nach 50 Minuten ging ihnen schon die Luft aus. Das anfangs super präzise Aufbauspiel wurde von Minute zu Minute ungenauer. So konnte Norwegen ihre körperliche Dominanz in 2 schnelle Tore umwandeln, ohne aber wirklich zu überzeugen.

Das faszinierende daran sind die angeblichen Beschwerden über das zu harte Training der lebenden Legende Pia Sundhage. Anscheinend braucht man aber ein anderes Fitness-Level, wenn man auf diesem Niveau mithalten will.