Montag, 30. Dezember 2024

So dumm ist nicht mal Didi Hamann

 Die Netzabdeckung in Deutschland, über die man sich sonst ja gerne beschwert, ist am Ende doch einfach zu gut. Denn wenn man 5 Stunden durch die eher öderen Gegenden des Landes Bahn fährt... muss man sich halt irgendwann gelangweilt durch die Kommentarspalten und Social Media klicken, um sich irgendwie zu beschäftigen. Und dabei trifft man dann aussagen, bei denen selbt Didi Hamann sich fremdschämen würde.

Einer dieser Kommentare kam dann von Chris Lugert und wurde auf ran.de veröffentlicht. Das ist ein Brett. Die wesentliche Logik: Weil Beyoncé eine Halbzeitshow in den USA liefert, die höhere Einschaltquoten als das Spiel selber produziert, müssen wir jetzt in der Bundesliga auch an Weihnachten spielen... Oder weil das in England seit Jahrzehnten erfolgreich funktioniert. Da müssen wir das auch kopieren.

Wisst ihr, was es in England und den USA auch gibt? Montagsspiele. Genau die Montagsspiele, deren Einführung an den Protesten der Fans gescheitert sind. Es gab da eine quasi öffentliche Abstimmung: Der deutsche Fan will diese totale Durchkommerzialisierung nicht. Deswegen pfeift er, wenn Helene Fischer beim DFB-Pokal Finale auftritt... obwohl die so erfolgreich ist, dass verdammt viele sie heimlich zu Hause hören und den Text zu Atemlos mitgrölen würden, wenn er im Club läuft...

Ein Bundesliga-Spieltag an Weihnachten könnte echt zum ultramativen Breakingpoint werden. Also dass alle Ultras der Bundesliga sich an diesem Tag vereinen und einen kollektiven Spieltagsabbruch provozieren. In jedem Stadion und aus jedem Block... außer bei den Bayern, die auf Grund der 3 Punkte Meister werden... mit 15 anstatt 12 Punkten Vorsprung. Und ja, ich traue den Ultras zu, dass sie das koordinieren und durchziehen. Einfach um sicherzustellen, dass es diese Ansetzung nur ein einziges Mal gibt.

Zumindest werden sie dafür sorgen, dass wir (und die ganze Welt) am Fernseher 30 Minuten lang den Helfern dabei zuschauen können, wie sie Tennisbälle vom Platz sammeln. Diese Extraminuten sollte man bei den Übertragungen definitiv einplanen. Obwohl das ja eher ein Pro-Argument ist, denn man könnte die "Rechte" an den Spielunterbrechungen ja an entsprechende Vermarkter verkaufen. This pyrotechnik break is brought to you by Stabilo. Because Bürotechnik ist kein Verbrechen!

Und ob das jetzt vernünftig oder verlogen ist, kann an der Stelle völlig egal sein. Denn das Deutschland an dieser Stelle einen besonderen Markt hat, ist am Ende Fluch und Segen zugleich. Einerseits behindert diese Fankulutur den grenzenlosen Wachstum, andererseits sorgt er auch für eine einzigartige Bindung und Stimmung, die man dann doch wieder ausbeuten kann. Fakt ist aber, dass diese besondere Stellung bedacht werden muss, wenn man irgendwelche Neuerungen einführen will. 

So absurd das klingt: Das ist noch nicht mal das Dümmste an diesem Beitrag. Denn danach schadroniert der Mann dann von den armen Weihnachtsmuffeln, die sich nicht aus den Weihnachtsfilmen machen, die man über diese Tage in den Rachen geschoben bekommt, auch wenn man gar nichts für dieses Fest überig hat. Wie furchtbar. Diesen armen Menschen muss geholfen werden, indem man Fußball anbietet. Also nicht nur Sport im Allgemeinen, denn davon gibt es ja genug, sondern explizit Bundesligafußball.

Aber der arme Tropf arbeitet ja auch beim linearen Fernsehen. Der muss halt das gucken, was kommt und wenn er gerade arbeiten muss, wenn sein Lieblingsfilm läuft, muss er ein Jahr warten, bis er den wieder sehen kann... Der Rest der Welt hat entweder Netflix... oder weiß, wie das Internet funktioniert. Und wenn man dann lieber alle Teile vom Hobbit und Lord Of The Rings im Extended Cut gucken will, als unterm Weihnachtsbaum zu sitzen... dann macht man das halt einfach. Wenn man alle Star Wars Teile gucken will, gibt es da halt ein Holiday Special, was es kompliziert macht. 

Nebenbei will ich an der Stelle auch mal, abseits der Proteste der Fans, auf ein komplett ignoriertes Problem hinweisen: Ein Bundesligaspielt ist auch ein riesiges wirtschaftliches Projekt. Das fängt bei der Polizei an, mit der ich noch am wenisten Mitleid habe... Die Secu im Stadion, die all die Tennisbälle mit dem Gesicht abfangen müssen. Die Leute hinter der Bar, die sich die Beleidigungen fürs überteuerte und alkoholfreie Bier anhören müssen... weil natürlich auch ein Hochsicherheitsspiel für die Internationale Einschaltquote an den Weihnachtstag gelegt werden muss. Die Leute am Merchstand, die dann die hässlichen Weihnachtssweaters verkaufen, die ihr alle trotzdem kauft. Die Extrabusse und Sonderzüge müssen auch gelenkt und betreut werden. Die Leute vor und vor allem hinter der Kamera, die uns die Bilder ins Wohnzimmer bringen. Das ist ein riesieger Apparat, der da jedes Wochenende am Arbeiten ist. Und die Arbeitszeiten sind halt entweder am Wochenende... oder unter der Woche Abends bis Nachts. Denn wenn ein Champions League Spiel ansteht, ist vor um 2 keiner von denen zu Hause. Jetzt sagt denen mal, dass sie auch noch am Heiligabend um 20 Uhr ein Spiel ins Stadion bringen sollen... weil das ein paar Millionen mehr für die Liga bringen dürfte. Und dann dürfen die alle auch noch zusätzliche Stunden schieben, weil das Ende durch die Proteste auf ungewisse Zeit verschoben wird.

Und natürlich ist es schwierig, die genaue Zahl der "für die Bundesliga angestellten" zu beziffern. Denn wenn man im Arena Komplex in Leipzig angestellt ist, arbeit man viel bei den Bungesligaspielen, aber halt auch wenn Helen Fischer im Stadion spielt... oder bei Deichkind, wenn die nebenan spielen. Dieser Faktenfuchs kommt auf 110.000. Er ignoriert aber komplett die Fernsehproduktion, den Polizeieinsatz und dass die LVB Extrafahrten anbieten muss. Es würde mich überraschen, wenn weniger als 60.000 Menschen in Rahmen eines Bundesligawochenendes arbeiten müssen.

Es ist schon vernünftig, dass es an Weihnachten selber keinerlei Großevents gibt. Und selbst die kleineren Weihnachtskonzerte werden mittlerweile auf den 27. bis 29. Dezember gelegt. Es ist ja auch kein Zufall, dass die Weihnachtsmärkte am 23. und nicht erst am 27. schließen. Denn es könnte auch echt schwierig werden, genügend Menschen zu finden, die dann an diesen Tagen arbeiten wollen. Und die paar freien Tage haben die sich auch verdient. Gönnt denen das einfach mal.

Sonntag, 29. Dezember 2024

Nur bei den Romantikern

 Den Alternativen. Den Guten... wird Weihnachten, also zum Fest der Liebe, der Trainer entlassen. Natürlich. Am Ende sind die halt auch brutale Realisten.

Aber ganz ehrlich: Auf den zweiten Blick ergibt das nicht nur Sinn... es ist sogar das, was ich sonst immer fordere: Die Trainer nicht dann zu entlassen, wenn man in einer brenzligen Situation steckt, sondern sobald man merkt, dass die Zusammenarbeit nicht in die richtige Richtung geht und man mangelnde Fortschritte beanstanden muss. Zumindest wenn es nicht danach aussieht, als würde der Trainer langfristige Lösungen für diese Probleme präsentieren können.

Lasst uns an der Stelle eines festhalten: Union Berlin wäre auch mit Bo Svensson nicht abgestiegen. Und solange sie nicht Jürgen Klinsmann holen, werden sie es auch mit dem neuen Trainer nicht... Den Trainer als relativ junger Erstligist mit 7 Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang zu entlassen, scheint absurd.

Aber im ehemaligen Fachmagazin wurde gemutmaßt, dass Svensson "die verbleibenden zwei Hinrundenspiele gegen die in der Tabelle schlechter dastehenden Teams aus Augsburg und Heidenheim bekommt, um den Negativtrend zu stoppen." Aber... da drohen Union ja 2 Siege. Auch wenn gar nichts besser geworden ist. Dann muss man den Trainer plötzlich behalten, das kann ja nicht wirklich der Plan sein.

Also zumindest nicht, wenn sich die Vorstellungen vom Fußball nicht decken, was hier halt der Fall ist. Bo Svensson will aggressives und aufwändiges Pressing sehen... der Kader gibt aber nur die bestmögliche Imitation von Real Madrids absurder Spielphilosophie her. Das passt einfach nicht zusammen.

Dazu konnte Svensson schon in Mainz nicht wirklich nachweisen, dass er eine Mannschaft wirklich weiterentwickeln kann. Sie stabilisieren? Garantiert. Ihnen ein halbwegs stabiles, funktionales System aufzwingen? Auch. Aber sein erwartbares Limit hat er in Berlin auch erreicht. Und Union bleibt ein Verein, der nach Höherem strebt.

Das lässt sich ja auch daran festmachen, dass er keinen Platz für László Bénes findet. Das ist der kreativste Mittelfeldspieler, den die haben. Wenn es spielerische Fortschritte geben soll, was zwingend notwendig ist, damit es weiter nach oben gehen kann, muss Union Bénes integrieren. Und Svensson ist es nicht zuzutrauen, dass er diese Entwicklung anleiten kann.

Wobei man hier natürlich auch festhalten muss, dass das vielleicht auch ein Bénes Problem sein kann. Der scheitert ja nicht zum ersten Mal beim Versuch, sich in der Bundesliga durchzusetzen und war bisher nur in der 2. Liga wirklich gut. Vielleicht ist das die Mittelfeldversion eines Marius Ebbers Angreifers. Aber an der Stelle ist Bénes auch "nur" das offensichtliche Symptom und nicht das einzige Problem.

Vor allem fällt einem jetzt ein weiteres Problem auf: Die nächste Transferperiode steht an. Würden Bénes und Svensson vielleicht einen Wechsel des Spielers forcieren, wenn der Trainer im Amt bleibt? Unwahrscheinlich, weil der ja erst seit 6 Monaten da ist. Viel relevanter: Svensson würde jetzt auf die Einkäufe Einfluss nehmen. Die würden Spieler verpflichten, die in sein Spielsystem passen, obwohl man von diesem System nicht überzeugt ist. Oder man holt Spieler, die nicht zum Trainer passen, was auch ungeschickt ist. Und man hat dann einen Trainer, der 3 Spieler hat, die in sein System passen, die restlichen aber nicht weiter entwickeln kann, damit sie auch und damit das Ganze stabil funktioniert. Das kann auch keine Lösung sein.

Da ist die unromantische Lösung mit dem kalten, harten und etwas überraschenden Cut schon die Beste. Auch wenn dir die Journalisten dann mangelnde Langfristigkeit vorwerfen, zeigt es auch, dass der Verein gewillt ist, proaktiv zu handeln, anstatt nur zu reagieren. Das ist an sich etwas Gutes.

Oh und Steffen Baumgart ist gerade verfügbar... Auch wenn der dieselben Probleme mit der unpassenden Spielphilosophie und der mangelnden Weiterentwicklung mit sich bringt, wird Union dieser Traumkonstellation kaum aus dem Weg gehen können. Da kickt dann doch wieder die Romantik rein.

Montag, 23. Dezember 2024

Worst of des "Und dann gewinnen die einfach alle!"

 Also wirklich alle Sorgenkinder dieses Blogs. Inklusive der Bayern gegen eine gute Mannschaft am Freitag. Und Bayer Leverkusen als Tabellenzweiter, wo das doch die Position ist, die traditionell verkackt. Ihr könnt mir doch nicht mein sorgfältig aufgebautes Narrativ kaputt machen. Auch wenn dieses Wochenende die Spitze nur noch weiter zementiert: Die Bayern stehen deutlich auf Platz 1, Bayer Leverkusen auf Platz 2 hat aber auch schon ordentlich Abstand zum Rest der Liga. Und dann kommt das große Hauen und Stechen um die letzten beiden Champions League Plätze... mit zahllosen Kandidaten, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind nicht wirklich gut...

Viel krasser: Kiel, Bochum und St. Pauli haben am selben Spieltag ein Bundesligaspiel gewonnen... Wer das im Januar auf seinem Fußball-Bingo hatte, kann jetzt fett abkassieren. Jetzt sind das auf einmal nicht mehr die schlechtesten Tabellenletzten seit der Einführung der Drei Punkte Regel, sondern ganz normale Abstiegskandidaten... wie langweilig.

Gerade das Kiel plötzlich 5 Tore in einem Spiel erzielt... Das ist mehr als ein Viertel ihrer insgesamt erzielten Tore. Und löst in Augsburg eine gewisse Panik aus. Augsburg hat nebenbei nur eines der letzten 7 Bundesligaspiele gewonnen... und das gerade so gegen Bochum. Da ist es schon mutig, eine Jess Thorup im Januar "an der Wende versuchen" darf. 

Auch wenn es, was hier eingeschoben werden muss, sachlich vernünftig ist, denn Augsburg liegt 6 Punkte vor dem Relegationsrang und damit voll im Soll. Nur wurden sie auch von einer Mannschaft abgeschossen, die in den letzten Wochen hoffnungslos überfordert war. Beide Aussagen können gleichzeitig wahr sein...

St. Pauli bediente sich des Standardplots des Samstag Nachmittags: Der Gegner lies einfach nur so viele Chancen aus, dass sie quasi gewinnen mussten, obwohl sie eigentlich gar nicht wollten. Mainz gewann nach demselben Prinzip in Frankfurt. Beide Mannschaften können sachlich nicht erklären, wie sie diese 3 Punkte geholt haben... Aber sie haben die Punkte jetzt halt auf dem Konto.

Das ist halt das absurde am Fußball: Man kann als deutlich schlechtere Mannschaft trotzdem gewinnen. Also nicht immer, aber ein Mal pro Saison. Außer man ist Real Madrid, dann geht das immer.

Die eigentlich schlimmste Erkenntnis ist ja, dass Heidenheim mittlerweile genauso schlecht ist, wie Bochum und Kiel. Also sie haben gegen beide verloren. Und 9 der letzten 10 Bundesligaspiele. Nur gegen das ebenfalls nur dürftig abliefernde Hoffenheim gab es einen Punkt. Es fällt halt nur keinem auf, weil es halt auf dem Dorf passiert.

Dabei lässt sich der Einbruch in Heidenheim genau festhalten: Es begann nach dem ersten Gruppenspiel in der Conference League. Der im Sommer beachtliche Aderlass mit den Abgängen von Kleindienst und Beste lässt sich anscheinend nur kompensieren, wenn man nicht unter der Woche antreten muss. Da ist es schon sehr ungeschickt, dass man sich für die Bonusrunde qualifiziert hat. 

Jetzt bleibt die spannende Frage im Raum, ob man sich bis zum 21. Spieltag ein ordentliches Polster aufbauen kann, damit man sich ein Weiterkommen in Europa überhaupt leisten kann. Andererseits... stehen Union Berlin, Werder Bremen, St. Pauli und Augsburg in den nächsten 4 Spielen auf dem Plan. Das könnte also wirklich klappen.

Wobei man an der Stelle nochmal festhalten muss: Werder Bremen ist wirklich gut. Das habe ich nicht unbedingt kommen sehen. Aber Ole Werner sichert sich gerade sein Einkommen für die nächsten 6 Jahre... weil er wirklich ein guter Trainer ist. Er hat aus einem angehenden Marius Ebbers Angreifer einen Topscorer gemacht. Marvin Duksch ist bei 14 Torvorlagen im Jahr 2024. Mitchell Weiser macht im plötzlich nochmal Fortschritte, die es nicht vollkommen lächerlich erscheinen lassen, dass er mal zur Nationalmannschaft eingeladen werden könnte... aber er hat sich ja für Algerien entschieden. Jens Stage trifft plötzlich als zentraler Mittelfeldspieler konstant...

Das sind alles Entwicklungsschritte, die nicht unbedingt erwartbar waren. Also verglichen mit einem Romano Schmid, der noch relativ jung ist und bei dem man noch deutliche Fortschritte erwarten konnte. Der nächste Schritt ist es dann, diese Leistungen als Mannschaft konstant anzubieten. Aber Werder könnte echt auf einem richtig guten Weg sein. 

Montag, 16. Dezember 2024

Worst of des "Und dann pfeifen die kollektiv" Wochenendes

 Das ist ja wie beim Verfassungsschutz hier: Das sind alles bedauerliche Einzelfälle.

Gebt mir ein EINZELFALL! EINZELFALL!

Ernsthaft, was gerade um den Feuerzeugwurf von Berlin abgeht, ist absolut erbärmlich. Ich habe den Scheiß nebenbei Live bei Sky gesehen. Das einzige, was da entschuldbar ist, war die direkte Reaktion des Berliner Blocks, aus dem das Feuerzeug kam. Also dass die dann lautstarke Gesänge angestimmt haben, könnte man noch als deeskalierendes Ablenkungsmanöver werten. Und immerhin haben sie den Täter nicht vor Ort geschützt, sondern an die Ordner übergeben.

Aber alles, was danach kam. Das begann mit dem wilden Gestikulieren von Bo Svensson in Richtung Bochumer Bank... der damit quasi direkt den Vorwurf einer übertriebenen Reaktion in den Raum gebracht hat. Vielleicht sollte man dem einfach mal ein vergleichbares Feuerzeug aus 20 Metern an den Kopf werfen...
Und nur um das mal festzuhalten: Die Bochumer haben weitergespielt, um eine Eskalation im Stadion zu verhindern... und dann macht der Trainer des Tätervereins das exakte Gegenteil und eskaliert?

Was die Union Fans dann auch sofort aufnahmen... denn die entschieden sich, den Nichtangriffspakt mit einem Pfeifkonzert zu begleiten. Damit solidarisieren die sich mit dem angeblichen Einzeltäter und nicht mit dem Opfer. Großartige Idee.
Eine angemessene und reife Reaktion wäre es gewesen, dieses Spiel stillschweigend zu begleiten. Aber von Fußballfans ein Mindestmaß an Anstand zu erwarten, ist halt übertrieben.

Deswegen sind die Kommentarspalten auch voll mit "Das war doch nur ein Schauspiel!" "Der ist doch nicht schlimm getroffen worden!" "Das war doch nichts!" Ähm... der ist am Kopf getroffen worden. Von einem ziemlich großen Feuerzeug, dass aus 20 Metern geworfen wurde. Macht das einfach mal in euerer Freizeit, und dann guckt, ob da noch mehr kaputtgeht...

Nebenbei ist es auch völlig egal, wie schlimm der Treffer wirklich war. Er wurde halt am Kopf getroffen. Damit sollten sich jegliche Debatten erledigt haben. Ganz ehrlich: Die DFL sollte einfach mal eine Regel einführen, dass ein Spiel automatisch mot 3:0 gewertet wird, wenn ein Spieler von einem aus dem Fanblock geworfenen Gegenstand am Kopf getroffen wurde. Anstatt dass man erst auf eine Platzwunde nach einem Golfball wartet.  

Und das ist auch der Moment, wo der Mythos des "Einzelnen" von dem Horst Heldt natürlich schwadroniert, zusammenbricht. Erstens gibt es verdamm viele, die diesen Vorfall verharmlosen und das ganze Stadion hat sich fürs Pfeifkonzert entschieden. 2. ist es halt auch nichts ungewöhnliches, dass Gegenstände in Richtung der gegnerischen Spieler geworfen werden. Bei einigen, polarisierenderen Spielern wäre es eher ungewöhnlich, wenn bei einem Eckball nichts in ihre Richtung geworfen werden würde. Deswegen gibt es extra Ordner mit Schirmen. Ja, das passiert so regelmäßig, dass die Ordner extra Schutzschirme parat haben.

Das ungewöhnliche ist hier nur der Kopftreffer. Abgesehen davon ist es ein ganz normaler Vorgang. Dass Gegenstände auf den Gegner geworfen werden, ist kaum noch eine Nachricht wert, so sehr haben wir uns daran gewöhnt. 

Im Großen und Ganzen ist es natürlich egal. Also außer bei der Frage, wer 18. wird. Da könnte Bochum jetzt am Grünen Tisch zu Holstein Kiel aufschließen... deren Leistung am Wochenende mit einem Die "Hoffnungen auf den Klassenerhalt schwinden" zusammengefasst wurden... Die sind SIEBZEHNTER und haben trotzdem jetzt schon keine realistische Chance mehr auf den Klassenerhalt. Nach 14 Spieltagen! Die Hinrunde ist noch nicht mal durch und trotzdem haben wir schon 2 Vereine, für die es hauptsächlich darum geht, nicht den Rekord von Tasmania Berlin zu knacken...

Falls es noch irgendwelche Beweise brauchte, dass die Schere in der Liga immer weiter auseinander geht. Dass der Tabellensiebzehnte nach 14 Spieltagen bereits 5 Punkte Rückstand aufs Rettende Ufer hatte, gab es zuletzt 2007/08. Weil das rettende Ufer damals noch Platz 15 war... 

Groteskerweise hat der FC Augsburg 2012/13 8 Punkte auf Platz 15 aufgeholt... aber die waren damals nach 14 Spieltagen Letzter. Damit steigen statistisch gesehen die Chancen der Kieler auf den Klassenerhalt, falls Bochum die 3 Punkte gutgeschrieben bekommt und damit an ihnen vorbeizieht.

Das andere Highlight der Konferenz war ja, wie Schimso und Bachi ein spannendes Meisterrennen herbeireden wollten... weil Leverkusen nach der Niederlage der Bayern in Mainz nur noch 4 Punkte Rückstand hat. Dabei ist sachlich gesehen nur geklärt worden, dass die Bayern nicht ohne Niederlage durch die Saison gehen werden.
Und natürlich ist Bayer jetzt zurück in der Spur. Aber am Ende werden ihnen die 4 Punkte, die sie gegen Kiel und Bochum liegen gelassen haben, fehlen. 

Um mal diese 4 Punkte ad absurdum zu führen: In der Zweiten Liga ist das der Abstand zwischen dem Tabellenführer und dem Zehnten. Und irgendwie ist Elversberg Tabellenführer.So sieht eine spannende Tabelle aus. Aber ganz sachlich ist es extrem unwahrscheinlich, dass die Bayern den derzeitigen Vorsprung noch aus der Hand geben werden. Nicht unmöglich, aber Journalisten sollen ja eigentlich die realistischen Szenarien darstellen, nicht irgendwelche absurden Ausnahmen herbeireden.

Da sind wir aber wieder an dem Punkt, dass die Kommentatoren im Fernsehen eben eher Verkäufer als Journalisten sind: Deren Existenz hängt halt ein wenig davon ab, dass wir weiterhin einschalten, und das ist wahrscheinlicher, wenn wir an ein spannendes Meisterrennen glauben...

Freitag, 13. Dezember 2024

Das Hamann Mysterium

 Kurz gesagt: Warum hat der Mann noch einen Job? Ganz einfach: Weil er verdammt gut in seinem Job ist.

Das klingt erstmal absurd. Denn kein anderer Experte wird so oft kritisiert, wie Didi Hamann. Von den Verantwortlichen der Bayern, die natürlich ihre Spieler schützen. Von anderen Experten, die ihm direkt widersprechen. Und unter jeder Kommentarspalte, wenn eine seiner Hot Takes wieder viral geht.

Um da mal selber ein Hot Take loszulassen: Seine Aussagen wirken auf mich oft wie KI Generiert. Der tippt vor der Live-Sendung bei ChatGPT die Frage ein "Wie kann ich zu diesem Spiel oder jenem Spieler was richtig krasses sagen, was alle triggert?" Und ChatGPT so: Harry Kane trifft in den wirklich wichtigen Spielen nicht.

Dass Kane in der K.O. Phase der Champions League auf 4 Tore kommt, ist da egal. Denn wirklich wichtig waren ja die Rückspiele gegen Dortmund und Leverkusen...

Sein neustes Beispiel: Jamal Musiala und Florian Wirtz passen einfach nicht zusammen. Das hat man ja im Sommer gesehen. Dass das 2 verdammt junge Spieler sind, die noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung sind, ignoriert er genau so, wie den Fakt, dass beide alle Positionen in der offensiven Dreierreihe spielen können.

Hier muss man auch einen technischen Aspekt einwerfen: Wie bei einer guten Verschwörungstheorie gibt es einen kleinen, wahren Kern. Also praktisches Beispiel: Die ganzen Studien zum Klimawandel sind doch bezahlt!!! Ja, es gab Studien, die von der Wirtschaft in Auftrag gegeben wurden, damit Ergebnisse herausgefunden werden, die denen passen. Und wenn die Ergebnisse nicht passen, werden sie geheim gehalten. Nur kommen diese Studien halt von Ölkonzernen und nicht von den Grünen. Ein weiteres bekanntes Beispiel sind großen Tabakfirmen, die ebenfalls jahrelang die Gefahr von Zigaretten verheimlichen wollten. Das, was jetzt "Den Grünen" vorgeworfen wird, ist halt durchaus auch mal passiert.

Zurück zu Hamann: Ja, Kane war im Rückspiel gegen Dortmund und Leverkusen schlecht. Ja, das Zusammenspiel von Musiala und Wirtz während der EM blieb hinter den Erwartungen zurück. Deswegen haben diese Aussagen einen gewissen Zusammenhang zur Wirklichkeit. Man muss sich halt nur auf 2 Wochen konzentrieren und die restlichen 50 ignorieren, dann passt das schon. Auch wenn eine sachliche Analyse eher ein "Selbst Musiala und Wirtz müssen sich einspielen, deswegen ist die Nations League zum Testen doch verdammt wichtig" wäre. Aber mit sachlichen Takes sorgt man nicht für Umsatz.

Jetzt macht Hamann vor allem eins: Er sorgt für Takes, die Viral gehen. Und genau das will Sky, denn dadurch kommt man ja ins Gespräch. Dabei gilt wieder: Es gibt keine schlechte Presse. Praktisches Beispiel: Rammstein sind dank der Vorwürfe gegen Lindemann mit all ihren Alben wieder in den Charts eingestiegen. Die haben davon profitiert, dass ihrem Liedsänger sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden.

Und Hamann ist der eine Experte, den jeder in diesem Land kennt. Der Mann wird ständig auf allen Plattformen zitiert. Einfach nur, weil seine Aussagen so krass sind, dass alle darauf reagieren. Dass die meisten mit "Was für ein Spinner" antworten, ist sowohl Sky, als auch der Welt egal. Sie haben es nicht nur geschafft, dass man auf ihre Artikel klickt, sondern auch noch, dass Leute kommentieren, was die Artikel weiter verbreitet. Für die ist Hamann ein Heiland.

Das ist nüchtern gesehen auch nichts Neues. Also ich habe mich schon vor Jahren aufgeregt, warum alle Netzer und Delling als Duo feiern, wenn die als Experten eigentlich furchtbar war. Also man hat da ganz selten etwas neues gelernt, während man denen zugehört hat. Aber die waren halt unterhaltsam, wenn sie gegeneinander gesitchelt haben... obwohl die privat richtig gut miteinander klar kamen... Aber die waren auch damals schon darauf angelegt, dass sie viral gehen, und nicht darauf aus, Fußball sachlich zu erklären. Nur war es damals halt schwerer, "viral zu gehen", wenn es die Videos nur verpixelt gab...

Neu ist nur der technische Aspekt, dass jeder Hamann Kommentar kommentiert wird. Hier noch eine lustige Episode aus den Sozialen Medien: Dort pusht Chip.de regelmäßig den Artikel, dass immer mehr Vegane Speisen in den Stadien angeboten werden. Die Leute, die selber vegan essen, nicken da kurz zustimmend und scrollen weiter. Deswegen sind dann 80 % der Kommentare negativ. Weil die Leute dann auch nicht verstehen, dass dies ein Zusatzangebot ist und die Wurst deswegen nicht aus dem Stadion verschwindet. Und dann fragt jemand ernsthaft "Wie oft wollt ihr diese Studie noch pushen?" Die sachliche Antwort: Solange ihr da draufklickt und damit interagiert, wird es immer wieder geschaltet und gepusht. Wenn das alle schulterzuckend mit einem "Ist halt so, wen interresiert's" zur Kenntnis nehmt, werden diese Posts auch irgendwann verschwinden.

Das würde auch bei Hamann helfen. An dem Tag, an dem Max Eberl jegliche Aussagen von Hamann einfach ignoriert. An dem wir alle einfach anerkennen, dass weghören die einzige Lösung ist. Und klar, mein kleiner und irrelevanter Beitrag hilft da jetzt kurzfristig auch nicht, denn ich interagiere jetzt ja auch mit Hamann. Deswegen habe ich dieses Thema das ganze Jahr vor mir hergeschoben und habe seinen Namen (ein Hoch auf die Suchfunktion) in den letzten 12 Monaten 2 Mal verwendet. So kommen wir nie in die Charts. Obwohl ich ja eigentlich der ursprüngliche Hamann-Hater bin, weil ich den mit Carsten Ramelow gleichgestellt habe... also als Spieler, der zur unfähigsten Generation aller deutsches Fußballer gehörte. An der Stelle ist es faszinierend, dass Hamann als Experte das komplette Gegenteil des Spielers ist, der allgemein eher eine Spaßbremse und ein absurder Bürokrat im Mittelfeld war, als jemand, der ins Risiko ging.

Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass dies eine bewusste Entscheidung von Hamann ist und er diese Rolle am Ende nur spielt. Der könnte einfach verstanden haben, dass man so am einfachsten Reaktionen hervorruft und dass sich niemand wirklich für sachliche und tiefgründige Analysen interessiert... für die er bei Sky auch einfach keine Zeit hätte. Der halt halt Stephen A. Smith und Skip Bayless studiert und verstanden. Das waren 2 Amerikanische Sportexperten, die für genau die krassen Takes bekannt sind, die Hamann jetzt auch verbreitet. Und die Millionen verdient haben, weil sie sich im amerikanischen Fernsehen angeschrien haben. Beide lagen eigentlich so oft daneben, dass sie von jeglicher Diskussion ausgeschlossen werden sollten. Stattdessen wurde Smith zum Gesicht von ESPN und Bayless zum Gesicht von Fox Sports. So funktionieren die Medien halt und genau das muss man verstehen.

Wenn man aber zumindest verstanden hat, dass Hamann auch nur seinen Job macht, fällt es einem einfacher, diese Aussagen mit einem milden Lächeln zur Kenntnis zu nehmen. Und wenn das alle irgendwann machen, wird das auch vorbei gehen.

Und wenn ihr bewusst was gegen Hamann machen wollt, dann klickt ihr einfach auf die Beiträge mit den tiefgründigen Analysen. Kommentiert dort, damit der Algorhytmus verwirrt ist. Hier ist ein Beispielvideo, in dem erklärt wird, wie eine an sich irrelevante Regeländerung das (Aufbau-)Spiel verändert hat. Ihr könnt da auch "Hamann ist ein Vollidiot" reinschreiben, denn es ist dem egal, was ihr schreibt.

Vor allem ist auch wichtig, dass Hamann nicht das Problem ist, sondern nur ein Sympthom für ein größeres Priblem: In unseren Medien geht es mehr darum, richtig und sachlich zu berichten, sondern möglichst krasse Schlagzeilen zu produzieren. Don't hate the player, hate the game.

Montag, 9. Dezember 2024

Worst of des "Auch die Eintracht legt nach" Wochenendes

 Die einzige Hoffnung darauf, dass die Meisterschaft nicht schon im März entschieden ist... leistet sich direkt ein Unentschieden im eigenen Stadion gegen die aktuell ultimative Graue Maus aus Augsburg. Mit freundlicher Unterstützung vom Nationaltorwart Kevin Trapp. Genau so macht man allen klar, dass man nicht am Rennen um die Meisterschaft teilnehmen will. Was kein Vorwurf ist, die Frankfurter haben realistisch gesehen ganz andere Ansprüche. Es ist eher ein Problem für Dortmund, Leipzig und Leverkusen, dass die nicht mal mit den Frankfurtern Schritt halten können.

An der Stelle müssen wir aber über eine viel wichtigeres Problem reden: Kopfverletzungen und ihre Verharmlosung. Denn ich sag das mal so: Jeder vernünftige Arzt wird dich mit Verdacht auf Gehirnerschütterung für ein paar Tage krank schreiben, wenn du nach einem Sturz kurz bewusstlos liegen bleibst. Oder wenn du nach einem Zusammenprall mit einem anderen Schädel eine heftige Platzwunde davonträgst. Einfach, das Gehirn das empfindlichste Organ ist. Und weil die zweite Erschütterung noch viel gefährlicher ist.

Hugo Ekitiké und Phillip Tietz spielten jeweils weiter und erzielten ein Tor. Was für Helden. In den Kommentaren wird so was dann immer mit "Da werden Erinnerungen an Dieter Hoeneß 82 wach." verharmlost... obwohl die Medizin seit 1982 extreme Fortschritte gemacht hat und wir alle wissen könnten, wie gefährlich es sein kann, sich in solchen Momenten kurz zu schütteln und weiterzuspielen.

Natürlich wurde bei allen 3 Spielern keine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Aber sie wurden ja auch nicht gründlich untersucht. Fahrlässig ist es trotzdem. Oder gerade deswegen. Absurderweise verweist Dino Topmöller auf einen Vorfall in Florenz... dass er seinen eigenen Spieler aber in solchen Situationen auch schützen könnte, fällt ihm nicht ein. 

Und ja, wir müssen an der Stelle auch über die Schiedsrichter reden. Also gar nicht so sehr über Bastian Dankert. Der muss sich zwangsweise von Ekiteké wegdrehen und den Ball im Blick behalten. Und die traurige Wahrheit ist halt auch, dass zu viele Stürmer nach Zweikämpfen liegen bleiben, obwohl sie nichts haben. Und die Fans pfeifen auch unabhängig davon, ob da jetzt wirklich was passiert ist.
Die Frage ist eher: Was macht der Assistent den in dem Moment? Der muss doch sehen, wie die Mit- und Gegenspieler reagieren und das da gerade wirklich was im argen ist. Der sollte eingreifen und das Spiel unterbrechen. Im Zweifelsfall hinter dem Rücken des Schiedsrichters das Spiel unterbrechen und die Ärtze aufs Spielfeld rufen. Um die Konsequenzen kann er sich hinterher kümmern. Den Schiedsrichter anfunken, falls das technisch mittlerweile möglich ist. Aber wenn all das keine Option ist, sollte er zumindest mit der Fahne wedeln, um Dankerts Aufmerksamkeit zu erlagen. Und der... popelt sich in der Nase?

Dass Niels Nkounkou dann auch noch Gelb sieht, ist die Kirsche auf der Torte der Schiedsrichter-Inkompetenz. Das muss man Dankert wirklich vorwerfen, er sollte wenigstens die Größe haben und seinen Fehler einsehen, indem er die Verwarnung sofort zurücknimmt. Was er technisch gesehen kann, solange das Spiel nicht fortgesetzt wird.

Zum Glück blieb diese Gelbe Karte ohne größere Konsequenzen. Technisch gesehen hätter Dankert Nkounkou, weil der den Schiedsrichter anfasst, auch Rot zeigen können, ich erwähne es nur. Und eine falsche Reaktion sorgt nicht dafür, dass die neue Regel schlecht ist. 

Was mich zu meinem Lieblingskommentar der Woche bringt: "Schiedsrichter Tobias Welz macht ernst mit der Regel, dass nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter sprechen darf." 5 Gelbe Karten für Union Berlin in einer Minute. Stark. Respekt. Ich hoffe, es ist den Unionern wenigstens ein bisschen peinlich, dass sie sich derart über eine offensichtliche Schwalbe aufregen. Wo wir schon dabei sind: Frederik Rönnow bekam schon zur Pause eine Verwarnung, weil er sich, Zitat Kicker-Ticker, "über irgendwas bei Tobias Welz beschwert hat." Man hätte als Union also ahnen können, dass Welz diese Regel anwendet. 6 Gelbe Karten für Schwalben und Meckern dürften ein trauriger Bundesligarekord sein... Was für ein sympathischer Verein...

Im Keller gab es derweil einen großen Gewinner: Hoffenheim. Weil sie als einzige der letzten 5 nicht verloren haben. Herzlichen Glückwunsch, so baut man sich ein beruhigendes Punktepolster.
Den Heidenheimern ist dagegen aufgefallen, dass ihr Polster fast aufgebraucht ist, weil sie in den letzten 8 Spielen einen einzigen Punkt geholt haben... und unter anderem gegen Holstein Kiel verloren haben. Aber hier ist das völlig bekloppte: Auf die direkten Abstiegsplätze haben sie immer noch 5 Punkte Vorsprung. FÜNF! Obwohl sie seit dem Sieg am 5. Spieltag EINEN EINZIGEN Punkt geholt haben. Das sollte praktisch unmöglich sein.

Aber... Kiel hat halt auch nur gegen Heidenheim gewonnen und sonst nix geholt. Also nur um nochmal festzuhalten, wie unmöglich es ist, auf die letzten beiden Plätze abzustürzen.
In der Bochum-Zusammenfassung fiel nebenbei der Satz, dass noch keine Mannschaft, die nur 2 Punkte in den ersten 12 Spielen geholt hat, hinterher die Klasse halten konnte. Falls noch irgendjemand irgendwelche Hinweise brauchte, wie hoffnungslos die Lage im Keller ist.

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Und die Bayern legen nach

 Falls noch irgendjemand daran gezweifelt hat, dass die Bayern dieses Jahr nicht oben stehen, weil sie wirklich gut sind...

Mein persönliches Highlight war ja die Frage in der Sportschau, was ein "Prime-Manuel Neuer" gemacht hätte. Das beste Zitat: "Kurz kommen WM 2014 Vibes auf." Hey, darauf hinzuweisen, dass Neuer im Finale vom Platz fliegen müsste, ist meine Aufgabe!!! Eure Aufgabe ist es, ihn dafür mit sinnlosen Wichsvorlagen zu feiern. Also falls ihr das damals im Rausch verpasst habt: Das Einsteigen in der 57. Minute damals war wesentlich heftiger, als die Aktion gestern... Da nimmt er eine Verletzung des Spielers billigend in Kauf... ich sag's ja nur...

Anyhow, Neuer flog gestern wirklich vom Platz und deswegen... hat Max Eberl jetzt eine Ausrede. Vielleicht sollte Uli Hoeneß den mal zur Seite nehmen und ihn darauf hinweisen, dass er nicht mehr in Gladbach oder Leipzig angestellt ist. Die Zeit nach Ausreden zu suchen, ist für ihn vorbei, jetzt muss er Titel holen. Also mehrere. Und die erste Chance ist schon wieder weg. 

Was nebenbei auch nur ein Teil des Problems ist. Denn wenn man "nur" gegen Leverkusen in Unterzahl verloren hätte, würde es die Debatte, auf die Eberl dann extrem dünnhäutig reagiert, gar nicht geben. Dann hätte man sich auf die gute Leistung trotz Unterzahl berufen können.

Aber die Bilanz der Bayern gegen die Großen ist allgemein... ausbaufähig. In der Liga gab es Unentschieden gegen Leverkusen, Frankfurt und Dortmund. Dass Duell mit RB Leipzig steht noch aus. Da wird einem dann wieder bewusst, dass die Bayern einen extremen Vorsprung haben, obwohl sie die direkte Konkurrenz nicht schlagen konnten. 

Dazu kommt ein Sieg gegen Paris St. Germain in Überzahl. Und ein Paris, dass sich nach dem Abgang von Kylian Mbappé im Umbruch befindet. Die sind gerade 25. in der neuen Tabelle. Das ist zwar ein großer Name, aber genau genommen kein internationales Spitzenteam. Da ist de facto Aston Villa gerade besser... und gegen die hat man verloren. Genau so wie gegen ein wieder erstarktes Barcelona

Wenn man sich die 4 Spiele gegen die Top 5 in der Bundesliga und die 5 Spiele in der Champions League anguckt, fällt einem auf, dass Platz 13 in der europäischen Zwischentabelle schon ganz angemessen ist. Und klar, man hat noch 3 leichtere Gruppenspiele gegen Donezk, Rotterdam und Bratislava vor der Brust, man muss diese 3 Spiele aber auch zwingend gewinnen, um unter den besten 8 zu landen. Und in diesen Spielen kann man den derzeitigen Status eher kaschieren, als ihn überzeugend zu widerlegen.

Dieser Status lautet: Die Bayern sind nicht besser, als vor 12 Monaten. Im Gegenteil, man hat 2 Punkte weniger auf dem Konto. Der Rest der Liga ist nur deutlich schwächer. Was halt faszinierend ist, weil Vincent Kompany gefeiert wird, als hätte er einen riesigen Umsturz vollbracht. Dabei liefert er nicht mal auf dem Niveau von Tuchel, der ja diese Mannschaft ins Halbfinale der Champions League geführt hat und nur einen Neuer-Patzer vom Finale entfernt war...

Es ist schon faszinierend, wie dieselben Bayern, die bei Tuchel alles schlecht geredet haben, jetzt bei Kompany alles rosig sehen. Und wie dünnhäutig Eberl reagiert, wenn die Leistungen kritisch hinterfragt werden. 

Dass ist ja auch der Grund, warum mich die aktuelle Situation in der Liga so frustriert. Wenn die Bayern an der Spitze einsam ihre Kreise ziehen würden, weil sie überragend spielen, wäre das ja was anderes. Aber sie sind da so isoliert, weil die anderen einfach nicht gut sind. Also nicht konstant gut sind, denn sie lassen ja das Potenzial hier und da aufblitzen.

Montag, 2. Dezember 2024

Zeit für nen Winterschlaf

 Denn sein wir ehrlich... in der Bundesliga wird bis Ende April wenig relevantes passieren. Klingt hart, ist aber so.

Ich würde ja gerne Uli Hoeneß für seine Arroganz abstrafen... aber er hat halt vollkommen recht: Die Meisterschaft ist quasi durch. Das liegt nur bedingt an den überragenden Bayern, denn die würden ja auch international marschieren, wenn sie wirklich so gut wären... aber:

Bei Bayer Leverkusen schlägt das Pendel dieses Jahr wieder in die "normale" Richtung aus. In den Momenten, in denen sie letzte Saison all die Siege eingefahren haben, pennen sie dieses Jahr konsequent. Gegen RB Leipzig, Werder Bremen und dem VfL Bochum kassierte man bereits Treffer in der Schlussviertelstunde. Das sind 5 Punkte, die am Ende definitiv fehlen werden. Absehen davon, dass eine Mannschaft, die gegen Kiel UND Bochum nicht gewinnt, auch nicht Meister wird.

Borussia Dortmund sortiert seine Führungsspieler neu. Man hat dieses Wochenende gemerkt, dass es keinen Unterschied macht, ob die Kapitäne an Bord sind, oder nicht.

RB Leipzig bricht gerade komplett ein. Da gucken sogar die Hater mal hin, schließlich gibt es was zu lachen, wenn die in Back2Back "El Plasticos" 9 Gegentore kassieren. Das beste an deren Defensivleistung ist ja, dass sie sich konsequent von jeglischer Homophobie distanziert haben. Beim Stand vorn 1:4 kann man sich das auch leisten, selbst wenn man einen Behrens dann treffen lassen muss.

Der Aderlass beim VfB Stuttgart ist offensichtlich doch einfach zu krass. Gerade in der Defensive fällt halt jetzt auf, dass die Stabilität nicht von Alexander Nübel kam, sondern er von den guten Verteidigern profitierte. 

Eintracht Frankfurt ist definitiv die positivste Überraschung der Saison. Das ist aber auch ein Problem, weil die auch weit weg davon sind, wirklich um den Titel zu spielen.

Hier ist das grundlegende Problem an den "Spitzenmannschaften": Alle 4 haben die Qualität die Bayern über 90 Minuten zu nerven. Leverkusen, Frankfurt und Dortmund haben bereits gegen den designierten Meister gepunktet. Aber allen fehlt die Konstanz und die nötige Ernsthaftigkeit um die Bayern über die gesamte Saison zu nerven. 

Und ich will da auch gar nicht zu pessimistisch sein: Alle 4 haben theoretisch das Niveau, um sich für die Champions League zu qualifizieren. Oder RB und die Borussia mangelt es an der Qualität, um sich deutlich von Frankfurt zu distanzieren. Die Frage, ob eine junge Frankfurter Mannschaft das derzeitige Level halten, oder doch minimal einbrechen wird, werden wir aber erst im April feststellen. Dasselbe gilt für die Frage, ob Marco Rose oder ein neuer Trainer die Probleme in Leipzig lösen kann. Oder ob sich in Dortmund neue Führungskräfte etablieren.

Im Keller sieht es, wie immer, auch nicht besser aus. Bochum und Kiel sind halt nur sehr bedingt bundesligatauglich. Das macht ja die Punktverluste von Leverkusen so frustrierend. Beide Mannschaften kommen zusammen auf einen Sieg und 7 Punkte in 24 Spielen. Und die haben schon gegeneinander gespielt, es kann also durchaus sein, dass es bei diesem einen Sieg bleibt. Das ist ungefähr auf dem Niveau von Greuther Fürth und Arminia Bielefeld aus der Saison 2021/22. Die stiegen am Ende beide kläglich ab. Dabei hatte Bielefeld zum gleichen Zeitpunkt schon 9 Punkte auf dem Konto... Also alleine mehr, als diese beiden Spezialisten zusammen.

Dem unwesentlich besser spielenden 1.FC St. Pauli könnten also 12 Punkte aus den 4 Spielen gegen Kiel und Bochum reichen, um sich zumindest die Relegation zu sichern.

Dazwischen hat es sich der 1.FC Heidenheim "gemütlich" gemacht. Hoffenheim scheint alles zu versuchen, um abzusteigen... was dann wenigstens Häme hervorrufen würde. Aber die Konkurrenz dürfte zu schwach sein.
Gerade die Häme ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Denn sein wir mal ganz ehrlich: Der gemeine Fußballfan wird einen Abstieg von Bochum, Kiel, St. Pauli oder Heidenheim eher schulternzuckend zur Kenntnis nehmen, als dass er sich wirklich in den Abstiegskampf hineinsteigert.
Und das soll jetzt keine Beleidigung sein. Das sind Vereine, die sich mit überragender Arbeit diese für sie miese Situation verdient haben. Aber es sind auch Vereine, die abgesehen von ihrer kleinen Fanbase relativ wenige Emotionen auslösen.
Was bei St. Pauli irgendwie überrascht, weil es ja schon der Alternativverein für alle unentschlossenen Fans ist. Dieses "Wenn es bei meinem Verein gerade nicht läuft, kann ich ja mal gucken, wie Pauli sich im Aufstiegskampf anstellt" ist für alle Fußballfans diesseits vom Hamburger SV eine veritable Option. Aber all diesen Fans ist halt auch irgendwie bewusst, dass dieser Verein spielerisch und wirtschaftlich einfach in die 2. Liga gehört. Es gibt einfach Gründe, warum St. Pauli zuletzt 1996 den Klassenerhalt in der Bundesliga feiern durfte.

Und dass sie jetzt mit minimalen Leistungen eine realisitsche Chance auf diesen Klassenerhalt haben, verdeutlicht am Ende allen, wie krass der Aderlass gerade wieder ist. Wie sehr Köln, Schalke und Hertha der Liga fehlen. Selbst der HSV... Da ist einfach richtig viel Qualität und Potenzial verloren gegangen und es wird jedes Jahr deutlicher, dass dies nicht kompensiert werden kann.

Also gerade am HSV kann ich das Problem ja gerade sehr schön verdeutlichen: Ich gucke gefühlt häufiger auf die Tabelle der 2. Liga, weil ich wissen will, ob und wie der HSV die Mission Aufstieg dieses Jahr verkackt. Dann fällt mir auf, dass die Tabelle da verdammt eng ist. Und dann stelle ich ernüchtert fest, dass am Ende, so wie es derzeit im deutschen Fußball läuft, Sandhausen und Paderborn aufsteigen. Aber ein Blick auf die Tabelle löst bei mir Emotionen aus... während ich bei der Bundesliga nur denke "Fragt mich im April nochmal."