Montag, 3. Juni 2019

Was für ein Grottenkick

Klar, nur gemessen an den Ansprüchen... die meisten Bundesligisten wären stolz darauf gewesen so ein Spiel abzuliefern... aber für ein Champions League Finale, war das ein richtiger Grottenkick.

Normaler Weise sollte dieses Spiel das letzte große Highlight sein. Und dafür braucht man halt auch ein Spiel, an das einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Dieser Eindruck muss ja noch nicht mal zwingend Positiv sein. Ein "Sergio Ramos im Rambo Modus entscheidet das Champions League Finale, in dem er Mo Salah verletzt und Loris Karius eine Gehirnerschütterung verpasst" Ausgang hat hinterher immer noch genügend Diskussionsgrundlagen um uns über den Sommer zu bringen. Auch wenn es natürlich schöner ist, wenn man da dann das Spiel des Jahres und Fußball in Perfektion gesehen hat.

Dieses mal... war Joel Matip der beste Mann auf dem Platz. Nichts gegen Matip, aber allein schon, dass der ablösefrei nach England gewechselt ist. Der Liga, wo man mit 30 Millionen Ablöse als Schnäppchen gilt. Matip hat sich, seit dem er Schalke verlassen hat, extrem weiter entwickelt. Bis zu dem Punkt, an dem er bei einem Champions League Sieger ein solider Rollenspieler sein kann. Aber wenn er wirklich Spieler des Spieles werden will, müssen einige wesentlich bessere Spieler weit unter ihren Möglichkeiten blieben.

Dass das ganze dann noch mit einem dummen Handelfmeter begonnen hat... wird jedem Fan erst Mal Flashbacks zur eigenen Saison eingebracht haben. Aber halt nicht die angenehmen Flashbacks, sondern mehr so die "Nicht schon wieder und nicht auch noch hier" Flashbacks...

Dann... hat Liverpool mit ihrer vielleicht besten Offensivreihe insgesamt 3 Mal aufs Tor geschossen. Zwangsweise ein Mal in der 2. und ein mal in der 87. Minute... da schlug der Ball jeweils auch ein. Dazwischen brachten sie anscheinend einen einzigen Ball aufs Tor. Und dazu den James Millner Schuss, der knapp am Tor vorbei ging. Das war aber zwischen der 2. und der 80. Minute der einzige Moment, wo ich kurz aufgeschreckt bin... den da hätte echt ein Tor fallen können.

Tottenham auf der anderen Seite... entschied sich dafür das 0:1 mit souveränen, aber total uninspirierten Ballstafetten zu verteidigen. Also gerade das Tottenham bis zur 80. Minute gewartet hat um mal in den dringend benötigten Angriffsmodus zu schalten. Und dann zeigten sie ja auch, dass sie Liverpool durchaus in Bedrängnis bringen könnten. Aber vorher hatten sie so viel Angst vor dem 0:2, dass sie sich nicht trauten anzugreifen, obwohl sie dringend ein Tor brauchten.
Explizit sei hier auf Heung-Min Sons Beurteilung im Kicker verwiesen, den der war der beste Offensivspieler der Londoner, weil er bis zum Ende kämpfte und sich häufig fest rannte. Das reichte um sich von seinen Kollegen positiv abzuheben...

Dass das 0:2 dann noch nicht mal heraus gespielt, sondern einfach nur eine grausam verteidigte Ecke war... macht das Bild dieses Finales einfach mal rund: Selbst Liverpools Tore (und damit die Hälfte ihrer 4 Torchancen) waren nicht das Ergebnis der eigenen Brillanz, sondern der Inkompetenz des Gegners...

Vergleichen wir das einfach mal mit dem DFB Pokal Finale. Also allein schon in der Ballannahme von Kingsley Coman zum entscheidenden 2:0 steckte mehr Esprit als in jeder Aktion des Champions League Finales. Alle Tore waren vom Schützen überragend gemacht. Und obwohl RB Leipzig deutlicher verloren hat, hatte man das Gefühl, dass die sich wenigstens gewehrt haben. Und das es eigentlich Wahnsinn war (oder Manuel Neuer halt), dass die Bayern bis zur 75. Minute kein Gegentor gefangen hatten.

Und so sehr hier sonst immer über das sinkende Niveau der Bundesliga geflucht wird: Dieses Finale war das bessere Spiel. Vielleicht sogar das beste Finalspiel der gesamten Europäischen Saison, aber da muss ich auf das Urteil von Rudi Völler vertrauen, das sollte man mit Vorsicht genießen... Aber das Pokalfinale hatte all das, was ich von einem Champions League Finale erwarte. Was sich irgendwie seltsam anfühlt.
Oder um Jürgen Klopp zu zitieren: "Ich habe schon mehr als ein Finale verloren, und wir hatten dabei besseren Fußball gespielt"... und klar, ich gönne den Klopp das. Ich hoffe aber, dass er daraus jetzt nicht den logischen Schluss zieht, dass er Scheiß-Fußball spielen lassen muss um zu gewinnen. Das ist immer noch José Mourinhos Job...

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