Samstag, 7. Januar 2017

Nagelsmann ist seienr Zeit vorraus

Und diesem Blog trotzdem hinterher. Aber hey, man kann ja nicht alles können...

Also ja, Julian Nagelsmann ist der erste Trainer, der offen ausspricht, dass es mit den taktischen Fouls nicht so weiter gehen kann... dass diese viel härter bestraft werden müssen. Nur geht er dann dummer Weise in die völlig falsche Richtung und fordert... Zeitstrafen!!! Ja!!! Lasst uns das an sich so simple Regelwerk unnötig kompliziert machen!!!

Das wichtigste Zitat ist doch:
"Es bringt mir doch nichts, wenn ein gegnerischer Spieler nach dem achten taktischen Foul die Gelbe Karte sieht und irgendwann mal ein Spiel aussetzen muss."

Der entscheidende Denkfehler ist doch aber, dass erst das 8. taktische Foul die Gelbe Karte nach sich zieht. Man müsste die Schiedsrichter einfach mal dazu anhalten jedes taktische Foul auch entsprechend zu ahnden. Klar, dann ist man ganz schnell bei 8 Gelben Karten pro Spiel... aber die Akteure auf dem Feld werden sich ja auch anpassen. Das sind schließlich Profis. Und wenn sie wissen, dass es für das unterbrechen des Konters auch tief in der gegnerischen Hälfte Gelb gibt, dann lassen die das auch relativ schnell...

Und hätte ein Nagelsmann wirklich mehr davon, wenn er nach 8 taktischen Fouls  (also 8 unterbrochenen Angriffsmöglichkeiten) ein Mal für 5 Minuten eine Überzahl bekommt? So wertvoll sind 5 Minuten Überzahl einfach nicht, die kriegt man dann meistens ordentlich verteidigt... also wenn man sich vorher drauf einstellen kann, dass man dies muss, entwickelt man dafür garantiert einen Plan. Dann stellt man 5 Minuten lang das Angriffsspiel ein und verteidigt souverän... Die meisten Bundesligisten werden dies hinkriegen... einen Vorteil hat man also nur gegen... Werder Bremen...

Dass die taktischen Fouls mehr und mehr zum Problem werden, wurde hier nebenbei 2012 hier bereits ausführlich erörtert. Weil das Streichen jeglicher Vorstrafen für die Halbfinalspiele (nach dem Motto: Hauptsache die Besten können auf jeden Fall spielen) dazu geführt hat, dass es in einem EM Halbfinale 8 Verwarnungen gab. Jeweils im wesentlichen für das, was man als taktisches Foul ahndet.

Dieses Jahr war die EM so schon grottig genug, da musste man nicht unbedingt auf solche Kleinigkeiten achten um Probleme zu entdecken. Auch wenn 11 Gelbe Karten in 2 Halbfinalen nach einer üblen Treterei klingen... aber 8 von denen gab es ja für taktische Fouls...

Und ja, es wird jetzt niemand nochmal die Spiele der grausamen EM angucken, nur um diese These zu widerlegen...

Das Problem ist offensichtlich: Das unterbrechen des Spielflusses wird nicht annähernd hart genug bestraft. Viel zu oft kommt man vollkommen konsequenzfrei an sein Ziel: Den Gegenangriff unterbinden.

Der Grund liegt aber halt einfach daran, dass die Schiedsrichter all diese taktischen Fouls durchgehen lassen. Sie haben das rechtliche Mittel, diese zu bestrafen. Auch wenn die DFL dafür vielleicht noch mal eine grundlegende Schulung. Und wenn sich die Profis hinterher darüber beschweren, dass man ja nicht für jede Kleinigkeit Gelb zeigen muss... Und darüber heulen, dass man ja gar nicht mehr "körperlich" zu Werke gehen darf... dann zeigt man den Spielern sauber geführte, intensive Zweikämpfe im eigenen Abwehrdrittel und sagt ihnen: "Das geht doch immer noch Einwandfrei..."

Und ja, dies würde dazu führen, dass es für jedes 2. Foul im Spiel Gelb gibt. Das Spiel ist halt mittlerweile extrem von Taktik geprägt... es sei denn, man guckt HSV - Werder... da stolpern halt 22 Leute planlos über den Rasen.
Aber wenn das Spiel extrem von Taktik geprägt ist, dann müssen es doch die Fouls zwangsweise auch sein.

Was mich ja am meisten ärgert, ist ja, wie wenig sich die Bundesligaprofis darüber Gedanken machen müssen, ob sie hier mal ein taktisches Foul einsetzen können oder nicht. Ein taktisches Foul als Ausnahmemittel um wirklich mal einen kritischen Gegenangriff taktisch clever zu unterbinden, ist ja legitim. Aber nach jedem Ballverlust ein kleines Foul einbauen, ist es halt nicht... die Bundesliga tendiert eher zu Letzterem.

Guckt euch einfach mal nen Bundesligaspiel an. Und dann zählt selber mit, wie oft ein Spieler einfach nur ein leichtes Foulspiel begeht, nur um den Spielfluss zu unterbrechen. Also wenn meine Regeländerung (was ja eher eine Regelumsetzung ist) durchgeführt wird, wird es 2 Wochen Verwarnungen hageln und danach haben sich die Profis drauf eingestellt und der Spielfluss wird zu einem reißenden Strom.
Wenn sich Nagelsmann durchsetzt... werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass Bundesligafußball nur noch in Ausnahmesituationen als 11 gegen 11 gespielt wird, weil ein Spiele pro Mannschaft im Schnitt gerade "intensive Anweisungen vom Trainer" bekommt...

Die einfache Lösung ist dieselbe wie immer: Einfach das vorhandene Regelwerk mit mehr Konsequenz durchsetzen. Da könnte man so viele Probleme einfach lösen...

Ich hab das ja in meinen ominösen Kreisligatagen selber mal erlebt. Also den einen Schiedsrichter, der fürs erste Mal "Ey, Schiri, das ist doch Gelb!" dem Spieler selber eine Verwarnung unter die Nase gehalten hat. Danach war 85 Minuten lang Ruhe auf dem Platz.
Genau so würde sich die Bundesliga entwickeln, wenn die Profis feststellen, dass es ab Sommer für die kleinen taktischen Foulchen ab sofort auch Gelb gibt.

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